Alex Feuerherdt – Mein Fußball-Medien-Menü III

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Alex Feuerherdt ist freier Lektor und Publizist und in Fußballkreisen vor allem bekannt für sein Mitwirken am Schiedsrichter-Podcast »Collinas Erben«, zu dem es inzwischen auch eine Kolumne bei n-tv gibt. Neben seinem Faible für den Fußball im Allgemeinen und die Schiedsrichterei im Besonderen publiziert er regelmäßig zu politischen Themen.

Alex’ vielfältiges Schaffen könnt ihr bei Twitter oder auf seinem persönlichen Blog »Lizas Welt« verfolgen.

Seine letzten Buchveröffentlichungen:

Alex Feuerherdt - Foto: privat

Alex Feuerherdt – Foto: privat

Welche Fußballmagazine, Zeitschriften und Blogs liest du regelmäßig?

Seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich den »Kicker« im Abo. Manche nennen ihn langweilig, spröde oder berechenbar, aber für mich ist er etwas, das mich begleitet, seit ich begonnen habe, mich für Fußball zu interessieren. Er steht ein bisschen für Kontinuität in meinem unsteten Leben. Wenn er an einem Montag oder Donnerstag mal nicht im Briefkasten liegt, weil die Zustellung nicht funktioniert hat, fehlt mir etwas, und sei es nur die Gewohnheit der Lektüre.

Das Abonnement der »11 Freunde« läuft nach vielen Jahren gerade aus, dafür lese ich nun regelmäßig den »Ballesterer« und das »Transparent‐Magazin«. Außerdem beziehe ich die »Schiedsrichter‐Zeitung« des DFB, schon weil sie für mich als verantwortlichen Aus‐ und Fortbilder der Kölner Referees unverzichtbar ist. Lange Zeit war sie ein sturzlangweiliges Verlautbarungsorgan, inzwischen enthält sie auch journalistisch gute und lesenswerte Texte.

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

»Im Namen des Volkes« von Daniel Raecke, eine glänzende Kritik an der WM-Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehens. Niemand hat besser dargelegt, wie sehr diese Berichterstattung noch immer von nationalistischen Klischees trieft, wie schlecht vorbereitet manche Kommentatoren sind und wie wenig sie sich mit den taktischen und strategischen Aspekten des modernen Fußballspiels beschäftigen.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Zunächst einmal in den genannten Fußballmagazinen – und dann natürlich im Netz. Hier finde ich vor allem die tägliche »#Link11« von »Fokus Fußball«, die es inzwischen glücklicherweise wieder gibt, absolut unverzichtbar. Das ist nicht »nur« eine tägliche Presseschau, das ist eine oft grandios kommentierte Zusammenstellung guter Beiträge. Zu meinen täglich besuchten Seiten gehören auch »Mia san Rot« – der aus meiner Sicht beste und ambitionierteste Blog über meinen Lieblingsverein FC Bayern mit fachlich exzellenten Spielanalysen – und natürlich »Spielverlagerung«. Diese Nerds haben mir die Beschäftigung mit dem Thema Taktik überhaupt erst schmackhaft gemacht. Ansonsten helfen mir insbesondere Twitter und Mailinglisten dabei, auf gute Texte über Fußball zu stoßen.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Vor allem am großen Bildschirm, weil ich vor dem einen nicht geringen Teil meines Tages verbringe. Und als gelernter Buchhändler bin ich natürlich ausgesprochen bibliophil, was auch bedeutet, auf Print niemals verzichten zu wollen.

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

»Davidstern und Lederball«, 2003 erschienen, ist gleichermaßen ein Pionier- und ein Standardwerk. In ihm geht es um die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball: um die vergessenen Wurzeln, um Verbände wie Makkabi und den Sportbund Schild, um die jüdischen Vereine, um die Verheerungen des Antisemitismus, um den Fußball in Israel und natürlich um herausragende Persönlichkeiten wie Walther Bensemann, Julius Hirsch und Gottfried Fuchs, Hugo Meisl und Béla Guttmann. Ich habe das Buch inzwischen mehrmals gelesen und greife auch für Vorträge immer wieder darauf zurück.

Welche Fußball-Podcasts verfolgst du regelmäßig?

Bis Klaas Reese auf die Idee mit »Collinas Erben« kam, hatte ich mit Podcasts überhaupt nichts am Hut. Inzwischen sieht das anders aus, und ich freue mich über neue Folgen beispielsweise von »Mia san Rot«, »Textilvergehen«, »Fehlpass« und »Bockcast«. Diese vier höre ich einigermaßen regelmäßig, andere zumindest gelegentlich.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Immer weniger, um ehrlich zu sein. Das liegt noch nicht mal an der »Sportschau« selbst, sondern vor allem daran, dass es dank »Sky Go« und dem Internet die Möglichkeit gibt, Spielberichte oder sogar ganze Partien zeitsouverän anzuschauen. Die Zeiten, in denen ich meine Tagesplanung für den Samstag auch danach ausgerichtet habe, wann die »Sportschau« läuft, sind einfach vorbei. Mittlerweile schalte ich sie eigentlich nur noch ein, wenn ich zu der Zeit nichts anderes vorhabe und noch keine Spielberichte gesehen habe.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Es hat ja immer ein kleines »G’schmäckle«, Medien zu empfehlen, für die man selbst tätig ist. Aber die »Jungle World« und »Konkret« habe ich schon mit Gewinn gelesen, als ich noch nicht für sie geschrieben habe. Was Blogs betrifft, die sich nicht mit Fußball befassen, schaue ich bei »Spirit of Entebbe«, »Letters from Rungholt« und »Tapfer im Nirgendwo« besonders gern vorbei.


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Kategorie Blog

Endreas Müller heißt in Wirklichkeit ganz anders und beschäftigt sich schon länger mit Fußball im Allgemeinen und dem Bloggen im Besonderen. Vor einiger Zeit stellte er sich gemeinsam mit Christoph Wagner die Frage, warum es eigentlich in der deutschen Blogosphäre noch keine Plattform für lange Fußballtexte gibt – die Idee von ‚120minuten’ war geboren.

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