Ralf Rangnick und Oliver Mintzlaff sind zwei der wichtigsten Figuren bei RB Leipzig. Im Interview mit der FAZ sprechen sie über ihre Vorstellungen zur Zukunft des Fußballs. Das europäische Modell sehen sie nicht als gescheitert, aber auch Grenzen des Wachstums. Ein Einblick in Denkstrukturen derer, die in Leipzig die Fäden ziehen.
Alle Artikel von Endreas Müller
Klaas Reese – Mein Fußballmedienmenu XIV
Klaas arbeitet für die Sportredaktion des Deutschlandfunks und fasst für »11 Freunde« jeden Spieltag der Bundesliga in der Kolumne »GIF mich die Kirsche« pointiert zusammen. Dazu war er über Jahre Fußballperlentaucher für »Fokus Fussball«, ist Teil des Schiedsrichter-Podcasts »Collinas Erben« und schreibt unregelmäßig in seinem Blog »Reeses Sportkultur«.
Ihr könnt Klaas auf Twitter und Instagram folgen.
Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest Du regelmäßig?
Die einzige Fußballzeitschrift, die ich aktuell im Abo beziehe, ist das Zeitspiel. Ich mag die unaufgeregte Herangehensweise und die Akribie mit der die Macher sich an ihre Artikel machen – und ich bewundere auch ein wenig ihren Mut, dass sie sich getraut haben, ein eigenes Magazin mit den Themen Zeitgeschichte, Weltfußball und Fußballreisen herauszugeben.
Natürlich lese ich auch kicker und 11 Freunde regelmäßig. Dazu nutze ich allerdings meinen Zugang als Kurator bei Blendle.
Wenn ich vor Flügen oder Zugfahrten mal im Presseladen am Bahnhof lande, dann greife ich gern zu Ballesterer, zum Transparent Mag, Zwölf und in Zukunft sicher öfter mal zum noch recht frischen Socrates, das mir wie die anderen drei Magazine auch gut gefällt.
Für welchen Text, den Du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst Du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?
Als Fan eines Zweitligavereins haben mir ein paar Texte zum Unterhaus gut gefallen: Zum Beispiel Daniel Roßbachs Text über Union Berlin unter Jens Keller bei spielverlagerung. Und den »Klischeeabgleich« zur 2.Liga und die Zweitligahipster Elf von Niemals Allein! möchte ich empfehlen.
Fabian Held hat bei Zeit Online über den Beruf Fußballtrainer geschrieben, der Privilegien bereithält, aber auch Entbehrungen fordert und ungerecht sein kann.
»Als Sebastian Deisler die Zeit stehen ließ« von Steffen Meyer (Mia San Rot) erzählt die Geschichte des größten deutschen Talents der 00er Jahre. Leider ohne Happy End.
In der aktuellen 11 Freunde sind ein paar Texte, die mir sehr gut gefallen haben. Vor allem die Titelstory »Märtyrer aus der Kurve« (Blendle-Link) von Christoph Biermann, der über die Geschichte der Ultras während des Arabischen Frühlings in Ägypten schreibt, und der Selbstversuch von Ilja Behnisch, der mit Poncho im weißen T beim Heimspiel der Bayern saß (Blendle-Link), sind ganz hervorragend geschrieben.
Wo und wie stößt Du auf lesenswerte Texte?
Mittlerweile sind das viele verschiedene Wege. Zum Einen habe ich einen proppevollen RSS-Reader, der mir das Neuste aus den Blogs liefert. Leider wurde das in den letzten Monaten immer weniger, aber ich bin ganz zuversichtlich, dass wir 2017 eine Renaissance der Blogs erleben. Dann werden hoffentlich wieder mehr Leute einfach über ihren Lieblingssport schreiben, ohne dabei irgendwelche Monetarisierungsstrategien zu verfolgen.
Dazu nutze ich gern Twitter. Das heißt, ich lasse, wenn ich am Rechner sitze eigentlich immer Tweetdeck nebenher laufen und da werden dann durch meine Timeline oder durch verschiedene Listen, die ich mir zusammengestellt habe, die interessantesten Texte reingespült. Dazu nutze ich Nuzzel und Refind, die dabei helfen, gute Texte zu finden mit Hilfe der eigenen Social Media Kontakte.
Ab und zu kommt natürlich auch beim lauteren Nachbarn von Twitter, Facebook, ein guter Link zum Vorschein, aber ich muss sagen, dass das eher selten ist. Da werde ich deutlich öfter beim Stöbern in SZ, FAZ, Tagesspiegel, Zeit, Spiegel und Co. auf Blendle fündig.
Wie liest Du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist Du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?
Mittlerweile findet der alltägliche Medienkonsum fast nur noch am Bildschirm statt. Aber wenn ich die Wahl habe zwischen gedruckter SZ und Zeit oder dem Lesen am Bildschirm, dann lieber auf Papier. Ich lese auch Bücher bisher zu 100% in gedruckter Form. Ist schließlich augenschonend und man braucht nicht immer die Akkuladeanzeige im Blick zu haben.
Welches Fußballbuch kannst Du besonders empfehlen?
»Es war einmal ein Stadion – Verschwundene Kultstätten des Fußballs« von Werner Skrentny find ich toll. Der Autor widmet sich unter anderem längst vergessenen Stadien wie der Glück-Auf-Kampfbahn in Herne oder dem Zerzabelshof in Nürnberg. Mit Fotos und Anekdoten wird hier das Vergessen verhindert.
Und wer sich selbst und/oder seinen fußballverrückten Kids eine Freude machen möchte, der sollte sich »Das goldene Buch des deutschen Fußballs« von Hardy Grüne und Dietrich Schulze-Marmeling gönnen.
Welche Fußball-Podcasts verfolgst du regelmäßig?
Ich höre jede Folge vom Textilvergehen und vom Millernton. Auch wenn ich die meisten Union- oder St.Pauli-Spiele gar nicht schaue, mag ich die Menschen, die sich da über Fußball und das Drumherum bei ihrem Lieblingsverein unterhalten so gern (hören), dass ich keine Folge verpasse.
Ähnliches gilt unter anderem für den Eintracht Frankfurt Podcast, drei90 und den Bockcast – allerdings schaffe ich es da leider zeitlich nicht, jede Episode zu hören. Ebenfalls empfehlen möchte ich den Gut Sport Podcast, der – abseits eines aus meiner Sicht etwas langweiligen Tippspiels – sehr hörenswert über Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen sprechen.
Auch die Rasenfunk-Schlusskonferenz höre ich sehr regelmäßig – auch wenn es da etwas von den Gästen abhängt, ob ich die ganze Sendung höre oder nur den Part, in dem sich der Gast zu dem Verein äußert, den sie oder er am Besten kennt.
Dazu sollte man natürlich die Podcasts von Deutschlandfunk Sport und Football Weekly abonnieren. Klar.
Wer noch mehr Empfehlungen haben möchte, dem sei ein Tribünengespräch ans Herz gelegt, bei dem Max, Maik und ich gut drei Stunden nur über Fußballpodcasts gesprochen haben.
Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?
Das ist ziemlich unterschiedlich. Ich habe kein Wochenendritual mehr, in dem der Fußball im Mittelpunkt steht, sondern versuche mich da weniger abhängig vom Fußballterminkalender zu machen. Deshalb gucke ich schon manches Mal die »Sportschau« und versuche dann als Anhänger der »Sportschau Ultra«-Bewegung keine Informationen zu den Spielen oder den Ergebnissen zu bekommen, damit ich dann eine Art Sportschau-Erlebnis der 80er und 90er habe. Ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit sich den frühen Samstagabend etwas spannender zu machen. Hinterher dann Badewanne und dann im Bademantel auf YouTube alte »Wetten, dass…?« Folgen gucken…
Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?
Ich möchte gern den Newsletter Correct!v empfehlen. Das »gemeinnützige Recherchezentrum« weist regelmäßig auf wirklich beachtenswerte Stücke hin. Zum Beispiel auf eine Recherche zu den Menschen, die an den Fluchtbewegungen in Niger, Italien, Türkei und Deutschland verdienen (“The 21st Century Goldrush”, Huffington Post) oder auf eine Serie zu den Medien der Neuen Rechten (“Futter für AfD-Wähler”, Correct!v).
Der Deutschlandfunk hatte Ende letzten, Anfang diesen Jahres eine starke Serie in seiner ohnehin fast immer sehr empfehlenswerten Reihe »Hintergrund«. Unter dem Überbegriff »Die verunsicherte Gesellschaft« untersuchten mehrere Autoren wichtige Aspekte öffentlicher Debatten des letzten Jahres. Der 1.Teil zeigt die medialen Probleme bei der Terrorberichterstattung, Teil 2 beleuchtet das Phänomen Populismus und Teil 3 berichtet über die Angst vieler Menschen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Der 4. Teil behandelt die europäische Krise, Teil 5 die Kölner Silvesternacht und Teil 6 erklärt den Erfolg von Autokraten wie Putin und Erdogan.
Richtig gut haben mir dann noch zwei Produktionen bei 4000 Hertz gefallen: Hannah Kessler stellt in ihrer Serie »Einschnitte« für 4000 Hertz Leonie und Kathrin vor. Leonie erklärt, warum sie sich ein Leben ohne Rollstuhl nicht mehr vorstellen kann und Kathrin hat eine 30 Zentimeter lange Narbe auf dem Bauch, die sie jeden Tag an ein paar schlimme Tage in Italien erinnert. Beide Geschichten haben mich mit meinen eigenen Vorurteilen konfrontiert und sind dazu wirklich toll erzählt.
Und die beste Audioserie des letzten Jahres, »Der Anhalter«, sollten alle hören. Fünf Teile. Krasse Geschichte. Spannend erzählt.
In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.
Weiterlesen – unsere aktuellen Longreads:
Es war uns nicht einerlei
Liebe Leser*innen, im Dezember haben wir Euch an dieser Stelle darüber informiert, dass wir mit unserem Projekt sprichwörtlich in Klausur gehen. Am Wochenende haben wir uns in Wiesbaden zur Tagung… Weiterlesen
Württembergische Revolution
Im Jahr 1984 warfen die Amateure des SC Geislingen den großen Hamburger SV aus dem DFB-Pokal. 35 Jahre später gewann Deutschland das WM-Halbfinale gegen Brasilien mit 7:1. Was hat das… Weiterlesen
Die 60 wichtigsten Episoden der deutschen Fußballgeschichte, Teil 6
Fußball wird seit etwa 150 Jahren in Deutschland gespielt, das heißt, in den Grenzen des damaligen Kaiserreiches. Zunächst waren es vor allem englische Händler, Studierende und Touristen, die das ihnen… Weiterlesen
Alles neu
Wer sich dieser Tage hier umschaut, wird feststellen: es hat sich optisch Einiges getan. Wir haben 120minuten einen neuen Anstrich verpasst. Vor allem die Startseite soll nun besser repräsentieren, was wir alles machen: Zusätzlich zu unseren Longreads veröffentlichen wir inzwischen Medienmenüs, Rezensionen, Leseempfehlungen und haben im vergangenen Jahr unseren Podcast gestartet.
Alle diese Formate wollen wir beibehalten. Das neue Layout ist der Versuch, euch als Leser diese Inhalte näherzubringen und dennoch nicht mit visuellem Schnickschnack zu überfrachten. Wir finden, das ist uns ganz gut gelungen, sind aber natürlich dankbar für jede Anregung und auch für die eine oder andere helfende Hand, die sich bereit erklärt, bei Fragen zur technischen Umsetzung behilflich zu sein.
So viel zu den sichtbaren Veränderungen. Hinter den Kulissen hat sich noch mehr getan. Das Team hat sich vergrößert. Für unser im Dezember gestartetes Kalenderblatt haben wir Interessierte gefunden, die mitschreiben. Es wird also auch auf kalenderblatt.120minuten.github.io regelmäßig Beiträge geben und wir können Lennart und Ralle im 120minuten-Team willkommen heißen.
Und auch formal, haben wir 120minuten auf ein neues Fundament gestellt, damit aus einem reinen Hobbyprojekt in Zukunft mehr werden kann. Denn wir möchten mehr lesens- und hörenswerte Inhalte liefern. Wir planen neue Formate, und können schon jetzt vielfältige Themen und Texte von neuen Autoren versprechen. Wir sprühen vor Ideen. Seid gespannt.
Grüße aus der Redaktion von
Christoph, Alex und Endreas
Ihr habt Feedback zu unserer neuen Website oder möchtet uns technisch unter die Arme greifen – dann meldet euch einfach – via Twitter oder per E-Mail.
Als Sebastian Deisler die Zeit still stehen ließ
Anfang des Jahrtausends waren talentierte Nachwuchsspieler in Deutschland Mangelware. Sebastian Deisler war einer der wenigen, die herausstachen und musste sich Zeit seiner Karriere mit einer riesigen Erwartungshaltung auseinandersetzen. Hinzu kamen eine Reihe schwerer Verletzungen und eine Depression. Sebastian Deisler beendete seine Laufbahn frühzeitig, aber nicht ohne ein paar unvergessliche Fußballmomente geschaffen zu haben. Miasanrot porträtiert ihn.
Jetzt lesen!
Die Zukunft des Fußballs
Ist der Weltfußball kaputt? Riesen-WM, Bestechungsvorwürfe, zwielichtige Funktionäre. Wie soll das weitergehen? Michael Horeni hat den Philosophen Gunter Gebauer bei der FAZ zur Zukunft des Fußballs befragt. Der lässt kein gutes Haar an Funktionären und prognostiziert, wie sich der Einfluss Chinas auf den Fußball auswirken könnte.
Jetzt lesen!
Einen Blick in die Zukunft wagt auch der Spiegel und bemüht dafür die Vergangenheit. Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Magazins betrachtet Gerhard Pfeil große Sportskandale in der Retrospektive und kommt zu dem Schluss, dass viele der einstigen Helden, über ihre halbseidenen Machenschaften gestolpert sind und es in Zukunft wohl deutlich schwerer wird, einen Nimbus, wie ihn Franz Beckenbauer jahrzehntelang innehatte, aufrecht zu erhalten.
Jetzt lesen!
Vom Regen auf den Thron und zurück – Aljaksandr Hleb
Aljaksandr Hleb ist ein schlampiges Genie. Er hätte das Zeug zu einem der besten Fußballer des beginnenden Jahrtausends gehabt. Unbedachte Äußerungen, fehlender Ehrgeiz und ein paar unglückliche Fügungen führten dazu, dass der Weißrusse sein volles Potential nur selten ausschöpfte. Dennoch kann er auf eine Karriere zurückblicken, in der es ihn nach London zu Arsenal oder zum großen FC Barcelona verschlug. Und in seiner Heimat ist er so oder so einer der größten Fußballer aller Zeiten. Das Porträt bei scarico zeichnet das Bild einer Profilaufbahn mit Luft nach oben und eines altersweisen Aljaksandr Hleb.
Jetzt lesen!
Fußball in China : “Niederlagen werden nicht akzeptiert”
Wenn vom chinesischen Fußball die Rede ist, kommen einem derzeit zuerst die spektakulären Transfers und abstrus hohe Angebote in den Sinn, mit denen gute Fußballer nach Asien gelockt werden sollen. Aber auch in anderen Bereichen sind ausländische Könner am Werk. Die Zeit sprach mit Marco Pezzaiuoli, der in China an einer der größten Fußballschulen arbeitet. Im Interview werden der Entwicklungsstand des chinesischen Fußballs und die Strukturen in der Nachwuchsarbeit thematisiert.
Jetzt lesen!
Serie – Sport und Medien
Die wechselseitige Beziehung zwischen Medien und Sport wandelt sich ständig. Früher waren Sportjournalisten noch ganz nah dran an den Profifußballern, heute müssen viele Interviews vorab autorisiert werden und die Vereine kommunizieren lieber über die eigene Medienabteilung. Früher galt es für einen Bundesligaverein, die lokalen Journalisten in Schach zu halten, heute muss der internationale Markt bedient werden. In einer Serie thematisiert die Sportschau aktuelle und teils bedenkliche Entwicklungen im Sport- und insbesondere im Fußballjournalismus.
Zur Serie
“Fußballclubs sollten drei Prozent für Soziales geben”
Dietmar Hopp wird in der Öffentlichkeit meist als SAP-Milliardär und Mäzen der TSG Hoffenheim wahrgenommen. Immer wieder sieht er sich wegen seines Engagements im Fußball Anfeindungen ausgesetzt. Dabei hat Hopp auch eine Stiftung ins Leben gerufen, die z.B. Geld für soziale Projekte und Forschungsvorhaben locker macht. In einem ausführlichen Interview mit Ronny Blaschke bezieht Hopp Stellung zu den üblichen Vorurteilen und fordert mehr soziales Engagement von Bundesligavereinen.