Kommentare zu: Das vergessene Wunderteam https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/ Lange Texte. Über den Fußball. Mon, 11 Mar 2019 00:09:32 +0000 hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.4.2 Von: Edwin Anton, 76855 Annweiler https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9133 Mon, 11 Mar 2019 00:09:32 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9133 Mit großem Interesse habe ich heute am 10.3.2019 die “Wundergeschichte” der Freunde von damals gelesen. Toll die schönen Bilder! Die hätten auch von uns stammen können, wir sahen genauso aus, die gleichen Frisuren, die gleichen Klamotten usw. Wir – das waren Jungs vom Pfälzer Wald und der Reblandschaft am Rhein. Diesem Fluß konnte man nichts anhaben. Er kam aus der schönen Schweiz und mündete in der flachen Niederlande (gemeint ist Holland) in die Nordsee. Und das tut er heute noch. Erinnert wurden wir auch stets an das Saarland, das in der Nähe von ca. 50 km an die Pfalz angrenzt oder auch das herrliche Elsaß mit ca. 30 km nach Wissembourg bzw. 90 km nach Straßbourg. – Nun eine Erinnerung zu Ihrem Beitrag aus Magdeburg: Wir, Pfälzer Jungs, aus 1938 stammend, noch “Friedensware” also, wie ihr lieben Leute aus Sachsen-Anhalt, spielten Fußball auf der Dorfstraße, die heutige B 10, auf Pflastersteinen, die später einem Teerbelag wichen. Eine “Spezialität” war unser Tor – meistens gab es nur ein Tor pro Spiel – linker Pfosten war ein dicker Lindenbaum, der rechte bestand aus irgend einem Gegenstand, vielleicht einem Schulranzen oder einer Tasche. Ein Novum zu heute: es gab nur einen Torsteher/in, weil im Notfall ein Mädchen diesen Job bekam, die oder der sollte alles halten, was 2 gegnerische Mannschafen à mindestens 2 Mann draufknallten, wobei der Fußball bedeutend kleiner war als die heutigen “Superbälle”. Ein ausgedienter Tennisball reichte aus. Man mußte eben besser zielen. Außerdem litt das zweckentfremdete Schuhwerk, was erst daheim zu Problemen führte. Ein so genanntes Fußballspiel wurde beim Erkennen eines ankommenden Autos unterbrochen, das ab und zu durchs Dorf fuhr, meist kam das Milchauto mit einem Holzvergaser. Aber die kannten schon unsere Spielplätze und fuhren sehr vorsichtig, damit die Ware Milch in bestem Zustand ihr Ziel errichte. Spielende brachte war, wenn eine siegreiche Mannschaft 10 Tore erreichte, oder meist eine Mutter uns für eine wichtigere Arbeit brauchte, was natürlich auch zu unserem Leidwesen vorkam. Mangels einer Uhr hatten die Spiele an und für sich eine unbegrenzte Dauer. Abendspiele begannen meistens so ab 19 Uhr im Sonner. Allerdings mußte bei denen entschieden mehr aufgepaßt werden, wenn Fahrradkolonnen von oft 20 Leuten – Frauen und Männer – mit ihren Kriegsmodellen angerauscht kamen. Sie bremsten nicht ab, weil sie eine “Formation” bildeten, sondern rasten durchs Dorf – ja vielleicht ohne Rücksicht auf Verluste! Aber, warum so schnell? Verstehen Sie, die hatten alle nach getaner Arbeit von oft 10 oder mehr Stunden in einer der vielen Schuhfabriken in einem entfernten großen Dorf Hunger und Durst und wollten heim. Schließlich gab es dort ja auch noch was zu tun, nicht nur in den 36 Schuhfabriken, die in Hauenstein mal existierten. Da es viele “Schuhfabrikler-Kolonnen” gab, waren unsere Fußballspiele auch häufiger unterbrochen. Dafür dauerten diese “Gegen-Abend-Spiele”
eine Geringigkeit länger. Sie wurden beendet, wenn es finster wurde, und man den Ball nicht mehr richtig sehen konnte. Manchmal war man auch müde. Es gab damals noch nicht diese tollen, energiespendenden “Drinks” wie heute. Leitungswasser oder vielleicht sogar Milch daheim waren zeitgemäße Getränke, wobei man die Milch auch in der Pfalz “Magermilch” nannte. Die Mutter oder Mama hatte sie nämlich vorher schon “bearbeitet”. Wohl dem, der im Stall seinerzeit noch eine “Nachkriegskuh” beheimaten konnte oder gute Nachbarn hatte. Anfangs hatten wir sogar 2 solcher Tiere. Ich weiß noch, wie sie hießen: das eine war die “Liß” und die andere die “Scheck”! Verwechseln Sie bitte das nicht mit den später aufkommenden “Schecks”. Die sind und waren wohl immer aus Papier und bedruckt, ich glaube, man nennt sie heute “cheques” ist französisch, mußte ich ab 1948 in der Oberschule auch lernen. Nun zum Schluß noch etwas zum Fußballspielen: auch wir im Südwesten Deutschlands nannten diesen Sport “Fußball – kicken. ” Und da wir uns damals auch schon mit unseren Fußball-Helden identifizieren wollten, haben wir von Spiel zu Spiel deren Namen “übernommen”. Wir waren z.B. der “Fritz Walter vom Betze”, gemeint war vom 1. FCK – Kaiserslautern oder der “Langlotz vom VfR Mannheim.” Das waren bekannte Namen der damaligen Zeit. – Und wir denken auch als 81-jährige noch gern an unsere Jugendzeit zurück, mit all den positiven und auch negativen Dingen, mit denen wir leben mußten. – Negativ und positiv empfanden wir auch das Geschehen vor 45 Jahren, als wir bei einem Familienbesuch in der damaligen DDR in einer sächsischen Schusterwerkstatt, das onuminöse Fußball-Match zwischen DDR und BRD in Hamburg mit einem kleinen Koffer-Radio verfolgten. Die DDR gewann 1 : 0, die BRD wurde später Weltmeister. Unsere Wahrnehmungen waren unterschiedlich, aber nicht trennend. Wie dankbar können wir sein , daß unsere Enkel/innen inzwischen in Weimar und Leipzig studieren konnten, und wir durch viele Besuche und anderes dazubeitragen konnten, daß Deutschland wieder beisammen ist, so wie es sich gehört.
Das empfinden meine Frau und ich als “gesamtdeutsches Paar” seit 1995. Der Tod einer Ehepartnerin hat uns in diesem Fall vereint. So Gott will, feiern wir im nächsten Jahr mit über 80 Jahren Silberhochzeit. – Anmerkung: was Sie mit meinem Kommentar machen, überlasse ich Ihnen gern selbst. Es hat mir jedenfalls Spaß gemacht, auch mal etwas von hier bzw. von Ihnen sagt man auch “von drüben” zu berichten. Ich wünsche Ihnen bzw. den Sachsen-Anhaltinern eine gute Zeit. Und noch zum Schluß einen Ratschlag: “Ärgern Sie sich über manches Ungute – vielleicht auch über Dinge des Westens – Sie sind aber nicht dazu verpflichtet”! Und das war es. Ich sage es mir immer wieder selbst.
Ich habe bei Ihnen noch nie etwas geschrieben, außer dem obigen Kommentar.

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Von: Edwin Anton, 76855 Annweiler https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9132 Mon, 11 Mar 2019 00:07:26 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9132 Mit großem Interesse habe ich heute am 10.3.2019 die “Wundergeschichte” der Freunde von damals gelesen. Toll die schönen Bilder! Die hätten auch von uns stammen können, wir sahen genauso aus, die gleichen Frisuren, die gleichen Klamotten usw. Wir – das waren Jungs vom Pfälzer Wald und der Reblandschaft am Rhein. Diesem Fluß konnte man nichts anhaben. Er kam aus der schönen Schweiz und mündete in der flachen Niederlande (gemeint ist Holland) in die Nordsee. Und das tut er heute noch. Erinnert wurden wir auch stets an das Saarland, das in der Nähe von ca. 50 km an die Pfalz angrenzt oder auch das herrliche Elsaß mit ca. 30 km nach Wissembourg bzw. 90 km nach Straßbourg. – Nun eine Erinnerung zu Ihrem Beitrag aus Magdeburg: Wir, Pfälzer Jungs, aus 1938 stammend, noch “Friedensware” also, wie ihr lieben Leute aus Sachsen-Anhalt, spielten Fußball auf der Dorfstraße, die heutige B 10, auf Pflastersteinen, die später einem Teerbelag wichen. Eine “Spezialität” war unser Tor – meistens gab es nur ein Tor pro Spiel – linker Pfosten war ein dicker Lindenbaum, der rechte bestand aus irgend einem Gegenstand, vielleicht einem Schulranzen oder einer Tasche. Ein Novum zu heute: es gab nur einen Torsteher/in, weil im Notfall ein Mädchen diesen Job bekam, die oder der sollte alles halten, was 2 gegnerische Mannschafen à mindestens 2 Mann draufknallten, wobei der Fußball bedeutend kleiner war als die heutigen “Superbälle”. Ein ausgedienter Tennisball reichte aus. Man mußte eben besser zielen. Außerdem litt das zweckentfremdete Schuhwerk, was erst daheim zu Problemen führte. Ein so genanntes Fußballspiel wurde beim Erkennen eines ankommenden Autos unterbrochen, das ab und zu durchs Dorf fuhr, meist kam das Milchauto mit einem Holzvergaser. Aber die kannten schon unsere Spielplätze und fuhren sehr vorsichtig, damit die Ware Milch in bestem Zustand ihr Ziel errichte. Spielende brachte war, wenn eine siegreiche Mannschaft 10 Tore erreichte, oder meist eine Mutter uns für eine wichtigere Arbeit brauchte, was natürlich auch zu unserem Leidwesen vorkam. Mangels einer Uhr hatten die Spiele an und für sich eine unbegrenzte Dauer. Abendspiele begannen meistens so ab 19 Uhr im Sonner. Allerdings mußte bei denen entschieden mehr aufgepaßt werden, wenn Fahrradkolonnen von oft 20 Leuten – Frauen und Männer – mit ihren Kriegsmodellen angerauscht kamen. Sie bremsten nicht ab, weil sie eine “Formation” bildeten, sondern rasten durchs Dorf – ja vielleicht ohne Rücksicht auf Verluste! Aber, warum so schnell? Verstehen Sie, die hatten alle nach getaner Arbeit von oft 10 oder mehr Stunden in einer der vielen Schuhfabriken in einem entfernten großen Dorf Hunger und Durst und wollten heim. Schließlich gab es dort ja auch noch was zu tun, nicht nur in den 36 Schuhfabriken, die in Hauenstein mal existierten. Da es viele “Schuhfabrikler-Kolonnen” gab, waren unsere Fußballspiele auch häufiger unterbrochen. Dafür dauerten diese “Gegen-Abend-Spiele”
eine Geringigkeit länger. Sie wurden beendet, wenn es finster wurde, und man den Ball nicht mehr richtig sehen konnte. Manchmal war man auch müde. Es gab damals noch nicht diese tollen, energiespendenden “Drinks” wie heute. Leitungswasser oder vielleicht sogar Milch daheim waren zeitgemäße Getränke, wobei man die Milch auch in der Pfalz “Magermilch” nannte. Die Mutter oder Mama hatte sie nämlich vorher schon “bearbeitet”. Wohl dem, der im Stall seinerzeit noch eine “Nachkriegskuh” beheimaten konnte oder gute Nachbarn hatte. Anfangs hatten wir sogar 2 solcher Tiere. Ich weiß noch, wie sie hießen: das eine war die “Liß” und die andere die “Scheck”! Verwechseln Sie bitte das nicht mit den später aufkommenden “Schecks”. Die sind und waren wohl immer aus Papier und bedruckt, ich glaube, man nennt sie heute “cheques” ist französisch, mußte ich ab 1948 in der Oberschule auch lernen. Nun zum Schluß noch etwas zum Fußballspielen: auch wir im Südwesten Deutschlands nannten diesen Sport “Fußball – kicken. ” Und da wir uns damals auch schon mit unseren Fußball-Helden identifizieren wollten, haben wir von Spiel zu Spiel deren Namen “übernommen”. Wir waren z.B. der “Fritz Walter vom Betze”, gemeint war vom 1. FCK – Kaiserslautern oder der “Langlotz vom VfR Mannheim.” Das waren bekannte Namen der damaligen Zeit. – Und wir denken auch als 81-jährige noch gern an unsere Jugendzeit zurück, mit all den positiven und auch negativen Dingen, mit denen wir leben mußten. – Negativ und positiv empfanden wir auch das Geschehen vor 45 Jahren, als wir bei einem Familienbesuch in der damaligen DDR in einer sächsischen Schusterwerkstatt, das onuminöse Fußball-Match zwischen DDR und BRD in Hamburg mit einem kleinen Koffer-Radio verfolgten. Die DDR gewann 1 : 0, die BRD wurde später Weltmeister. Unsere Wahrnehmungen waren unterschiedlich, aber nicht trennend. Wie dankbar können wir sein , daß unsere Enkel/innen inzwischen in Weimar und Leipzig studieren konnten, und wir durch viele Besuche und anderes dazubeitragen konnten, daß Deutschland wieder beisammen ist, so wie es sich gehört.
Das empfinden meine Frau und ich als “gesamtdeutsches Paar” seit 1995. Der Tod einer Ehepartnerin hat uns in diesem Fall vereint. So Gott will, feiern wir im nächsten Jahr mit über 80 Jahren Silberhochzeit. – Anmerkung: was Sie mit meinem Kommentar machen, überlasse ich Ihnen gern selbst. Es hat mir jedenfalls Spaß gemacht, auch mal etwas von hier bzw. von Ihnen sagt man auch “von drüben” zu berichten. Ich wünsche Ihnen bzw. den Sachsen-Anhaltinern eine gute Zeit. Und noch zum Schluß einen Ratschlag: “Ärgern Sie sich über manches Ungute – vielleicht auch über Dinge des Westens – Sie sind aber nicht dazu verpflichtet”! Und das war es. Ich sage es mir immer wieder selbst.

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Von: Jörg https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9125 Sun, 10 Mar 2019 12:22:06 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9125 @ Uri
Sei mir bitte nicht böse Uri, aber warum muss immer einer, in dem Fall jetzt Du, die netten Geschichten zu Tode sezieren??
Mensch lass es den Leuten doch mal etwas aus ener Zeit zu erzählen die wir nur noch vom Hörensagen und Opas Erinnerungen kennen… ist doch ok… auch wenn die Schuldfrage nie geklärt wird, ist es schön erzählt. Und man erkennt, wer mit Wenig glücklicher war, als viele mit Viel in der heutigen modernen ach so tollen Zeit.

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Von: Olivia Poppey https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9119 Sat, 09 Mar 2019 12:45:42 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9119 Wunderschöne Geschichte, ehrlich und auch durchaus kritisch. Nicht wie diese oftmals verallgemeinerte Lobhudelei von Spitzensportlern wie z.B. Kati Witt.
Vielen Dank dafür

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Von: Uri https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9118 Sat, 09 Mar 2019 12:14:28 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9118 Wieso Wunderteam?
Hab ehrlich gesagt was Anderes erwartet, als ich die Überschrift gelesen hab.
Ansich eine schöne Geschichte, aber wenn man mal realistisch ist, sind da sicher keine großen Fußballer verloren gegangen. Dieses Denken im Konjunktiv nimmt immer den positivsten Verlauf der möglich ist an.
Eigentlich die beste Sache am DDR Sportsystem, nämlich dass man die Einzelsportarten stärker gefördert hat, sollte man hier nicht in ein schlechtes Licht rücken.
Davon profitiert der von einer extrem einseitigen Sportkultur geprägte deutsche Sport noch heute.

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Von: Kai.S https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9115 Fri, 08 Mar 2019 20:28:42 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9115 Ja, auch ich finde, dass das eine tolle Geschichte ist. Vielen Dank dafür ! Sie erinnert mich an meine Kindheit in den 70 er Jahren, im Westen Deutschlands und am Harzrand aufgewachsen haben auch wir Straßenmannschaften gehabt, teils auch aus Mitschülern bestehend, und uns fußballerisch mit anderen Straßenkickern auf der grünen Wiese gemessen.
Und auch wenn es vielleicht wirklich nur oberflächlich mit der hier festgehaltnen Geschichte vergleichbar ist: Es war Kindheit, es war Jugend, es war toll: es waren unsere besten Zeiten.
Kai S.

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Von: Jean-Didier Meyerdirks https://120minuten.github.io/das-vergessene-wunderteam/#comment-9114 Fri, 08 Mar 2019 12:42:54 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3454#comment-9114 Eine wunderschöne Geschichte. Toll, dass daran doch noch erinnert wird und diese Geschichte somit im Internet weiterlebt.

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