Episode 1: “Fußball als komplexer Sport” mit Lukas Tank

 

In der allerersten Folge des 120minuten-Podcasts (keine Angst, er geht nur ungefähr eine handelsübliche Halbzeit) sprechen wir mit Lukas Tank über seinen Text “Fußball als komplexer Sport”. Lukas findet Ihr auf Twitter als @SergiXaviniesta, sein Blog “football arguments” erreicht Ihr unter https://footballarguments.wordpress.com/.

Wir freuen uns auf Euer Feedback zur Premierenfolge und selbstverständlich auch über weitere Kommentare zum Thema “Fußball und Komplexität” auf Facebook, Twitter oder direkt unter Lukas’ Beitrag auf 120minuten.github.io!

3 Kommentare

  1. Erstmal vielen Dank für die interessante Debatte und den schönen Podcast.
    Besonders interessant fand ich auch im Text die Schach-Analogie, zumal ich selbst jahrelang Turnierschach gespielt habe.
    Schach ist zunächstmal wesentlich undynamischer als Fußball, da sich die Figuren nur mit einem bestimmten Radius fortbewegen können und sie schlicht nicht lebendig sind. Es gibt sicherlich im Mikrotaktischen große Ähnlichkeiten zwischen Fußball und Schach, z.B. die Bedeutung des Zentrums als spielentscheidende Zone. Das zu untersuchen bedarf jedoch einer relativ kleinteiligen Arbeit. Interessanter finde ich die makrotaktischen Zusammenhänge. Beim Schach sitzt jeder Spieler mit der gleichen Anzahl von Figuren und Möglichkeiten diese zu bewegen vor dem Brett, das Spiel beginnt bei 0, ebenso wie der Fußball. Doch bereits in den ersten Sekunden des Spiels verändert sich dies. Mit dem ersten Zug geht zu einem gewissen Teil die Offenlegung der Strategie einher(s. Offene, Halboffene und geschlossene Eröffnungen) Ebenso kann man in den ersten Momenten des Fußballspiels bereits erahnen, ob der Gegner sehr aggressiv presst oder sich eher passiv an den eigenen Strafraum zurückzieht. Nun gibt es den berechtigen Einwand, dass ein Fußballspiel aufgrund von individueller Klasse nicht bei 0 anfängt, sondern Bayern München gegen Darmstadt 98 kein Spiel mit gleichen Voraussetzungen ist. Das mag richtig sein, aber die Grundidee des Spiels, 11 gegen 11, ist die gleiche, wie beim Schach.
    Nun wird im Schachspiel genauso zwischen Strategie und Taktik unterschieden, wie im Fußball. Und das macht auch den Begriff “Rasenschach” so interessant. Dieser Begriff wird häufig für vermeintlich “takisch geprägte” Spiele verwendet, die in den allermeisten Fällen weder taktisch hochwertig sind, noch irgendetwas mit Schach zu tun haben. Sie sind schlicht langweilig. Wenn man sich aber mal ein ganzes Spiel in der Aufsicht ansieht, dann wird man schnell auf den Gedanken kommen, dass es sich hier um ein Schachspiel mit lebenden Menschen handeln könnte. Die Bewegungen, die Abstimmungen zwischen den Mannschaftsteilen oder auch die Synergien zwischen einzelnen Spielern.
    Auch im Schach gibt es ähnliche philosophische Diskurse (Tarrasch vs. Nimzowitsch und seine Hypermoderne Schachschule), wie im Fußball (z.B. Guardiola vs. Mourinho)
    Die größte Diskrepanz zwischen Schach und Fußball dürfte die Art und Weise sein, wie es gespielt wird.
    Ein Schachspieler hat die Möglichkeit zwischen seinen Zügen nachzudenken und sie so auszuführen. Er ist allein. Der Fußballtrainer hingegen muss elf Menschen hin- und herschieben und kann sich niemals zu 100% darauf verlassen, dass sie genau das tun werden, was er sich vorstellt. Schach ist also ein wesentlich kühlerer Sport.
    Man kann also feststellen, dass Schach und Fußball sich sowohl im Makro- als auch im Mikrotaktischen durchaus ähnlich sind. Aber als “Rasenschach” würde ich Fußball dennoch nicht bezeichnen, denn dafür überwiegen die Unterschiede doch zu sehr.

  2. Franz Jürgens

    Nein, das würde ich denn dann auch nicht, Fußball ist letztendlich kein Schach, aber kann dennoch viel, alleine was ein Spieler alles im Kopf haben muss, aber auch in den Augen und augenwinkeln, das ist eine immense Leistung denke ich. Auch die Komplexität dessen wenn mal mit Tippspielen anfängt wie ich zuerst, oder dann doch eben sich mal einliest, alleine die Termini auf Wettbasis.com die ich die Tage entdeckt habe, kannte nich noch nicht alle – selbst als Sportwetten Begeisterter! Es spielt vieles zusammen, was man erkennen kann und was es eben aber auch so spannend als Sport macht!

  3. Vielen Dank für den sehr spannenden Podcast!
    Ich bin neben dem Fussball auch ein grosser Basketballfan. Darum würde ich euch gerne ein paar Sätze zum Vergleich mit anderen Sportarten schreiben:
    1. Ich denke die These, das Fussball komplexer (so wie ihr es annährungsweise definiert habt) ist Basketball ist völlig unbestritten. Das sieht man schon alleine daran, dass man ein Basketball-Spiel relativ adäquat festhalten kann. Mit einfachen sequentiellen Anreihungen von Geschehnissen., wie fehlvesuch 2P von Spieler X von Team Z – Rebound Spieler Y von Team U (vgl. Dean Olivers Basketball on Paper)
    2. Ja, im Basketball gibt es schon seit einiger Zeit eine neue Schule von statistischen Auswertungen, sogenannte “advanced stats”. Dabei werden unter anderem auch Effizienzüberlegungen (Wurfquoten) miteinbezogen. Mit dem Technologischen Fortschritt gibt es nun auch relativ gute Daten darüber welcher Spieler wo auf dem Platz steht.
    3. Da die Plays im Basketball gut kategorisieren und es anbieter gibt von ebensolchen Datenbanken kann, können enorme Videodaten-Mengen ausgewertet werden. Ich kann zB sagen, zeige mir alle Pick’n’Roll Angriffe vom Ersatz-PG der anderen Mannschaft und daraus schliessen obe er besser ist, wenn man gegen das Pick’n’Roll absinkt oder aggressiv drauf geht.
    4. Es gibt ne Menge Leute, welche sehr hochstehnde Analysen im Bereich Basketball machen. Besonders lobenswert finde ich Zach Lowe (Espn). Auch in Deutschland gibt es einige gute Basketball Journalisten, wie Dre Voigt. Dies hat überigens einen sehr empfehlenswerten (!) Podcast mit Tobias Escher aufgenommen (Hier der Link dazu: http://3meter5.de/?p=4197). Dabei geht es gerade darum die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Basketball und Fussball zu durchleuchten.

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