Ins Heft geschaut: ballesterer Nr. 144

„Werder Bremen – Warten auf das Wunder von der Weser“ – ballesterer, Ausgabe 144

Wer erinnert sich nicht an die magischen Nächte im Weserstadion? Wenn Johan Micoud oder Wynton Rufer und Co. eine nicht für möglich geglaubte Aufholjagd starteten? Ausgabe 144 des österreichischen Fußballkulturmagazins beschäftigt sich mit dem Warten auf die nächste unglaubliche grün-weiße Nacht. In leicht geänderter Struktur kommt das Heft daher und hat neben der Titelstory noch einiges mehr zu bieten.

15 Jahre ohne Meistertitel, zuletzt mehr Abstiegskampf als Europacup: Für Werder-Bremen-Fans der letzten 35 Jahre ist das durchaus eine ungewohnte Situation. Die Redaktion des ballesterer hat das zum Anlass genommen, auf die erfolgreichen Tage der Norddeutschen zurückzublicken. Auf insgesamt 16 Seiten kommen aber nicht nur Werder-Fans auf ihre Kosten. Es ist eine kleine Hommage an den Verein, sein besonderes Verhältnis zu den Fans und der Stadt.

In der Titelgeschichte beleuchtet Mareike Boysen, wie der Verein den chronischen Geldmangel von der Not zur Tugend machte und ab den 1980er Jahren immer erfolgreicher wurde. Denn der Verein verstand es damals wie kein zweiter, aus schwierigen Spielern mit großem Potenzial das Beste herauszuholen. An dieser Stelle sei an Ailton erinnert, der eigentlich nur in Bremen aufblühte. Gewann Otto Rehhagel mit Pragmatismus Titel um Titel, kam in der Ära von Thomas Schaaf und Klaus Allofs auch noch das schöne Spiel dazu. Während Schaaf in der Titelgeschichte „Chronisch bescheiden“ über die Identität des Klubs zu Wort kommt, spricht Allofs im vierseitigen und trotzdem kurzweiligen Interview über seine Spieler- und Managerzeit, über Geldsorgen, vermeintliche Problemspieler und eine Offensive ohne Alternative. „Lieber 3:3 als 0:0“ lautet der Titel des Gesprächs – wie passend.

Dass nun mit Florian Kohlfeldt ein Trainer an der Seitenlinie bei Werder Bremen steht, der auch für spektakulären Fußball spielen lässt, dürfte den einen oder anderen grün-weißen Fan von diesen guten alten Zeiten träumen lassen, wie im Heft richtig angemerkt wird.

Und was wäre eine Bremen-Geschichte ohne Willi Lemke? Nichts. Stimmt. Auch wenn die Zeit des SPD-Politikers beim Verein schon etwas zurückliegt, die Dauerfehde mit Uli Hoeneß in den 1980er- und 1990er-Jahren hat wohl jede*r noch vor Augen. Damals, als neben dem fußballerischen Konkurrenzkampf heftige politische Debatten entflammten – zwischen dem roten Willi und dem schwarzen Uli.

Apropos 1980er: Diego Maradonas Leben wurde verfilmt. Den Großteil des Dokumentarfilms mit faszinierenden Archivaufnahmen macht die Zeit in Neapel aus. Absolute Empfehlung für alle Fußball-Kulturellen – spätestens nach der Filmbesprechung im Heft.

Auch interessant ist der Blick nach Schweden. Dahin schaut nämlich Nicole Selmer, genauer gesagt in die Fankurven. Diese gelten dank gutem Kontakt zu Liga und Behörden als laut, lebendig und bunt. Doch das könnte sich ändern. Denn die Polizei scheint auf Konfrontationskurs mit unrealistischen Forderungen, so die stellvertretende Chefredakteurin.

Daneben gibt es natürlich noch weitere lesenswerte Geschichten, als da wären die persönliche Afrika-Cup Bilanz von Anthony Baffoe im Interview von Kurt Wachter. Der mittlerweile stellvertretende Generalsekretär des afrikanischen Verbands blickt sportlich und organisatorisch auf das Turnier in Ägypten und erklärt die Kriterien für eine erfolgreiche Bewerbung als Austragungsland.

Wo gibt’s das Ding!

Den ballesterer Nummer 144 findet ihr seit dem 16. August 2019 in Österreich im gut sortierten Zeitschriftenladen und kurze Zeit darauf in Deutschland im Bahnhofsbuchhandel. Wer nicht so lange warten will, kann das Heft auch bestellenOder gleich abonnieren.

Den ballesterer gibt es seit kurzer Zeit aber nicht nur zu lesen, sondern auch auf die Ohren. In Kooperation mit 120minuten erscheint zu jeder Ausgabe eine neue Podcast-Folge “ballesterer in 120minuten”. Es geht vielleicht nicht unbedingt über die volle Distanz der zwei Stunden, aber hörenswert ist es allemal. Denn die Autor*innen des Magazins, Expert*innen und Gäste vertiefen in diesem Gespräch das Titelthema. Der Podcast zu diesem Heft erscheint in Kürze. Alle bisher erschienenen Folgen könnt ihr hier nachhören.

(Transparenzhinweis: Der aktuelle „ballesterer“ wurde uns von der Chefredaktion unentgeltlich und vorab zur Besprechung zur Verfügung gestellt.)

Kategorie a Jerome Grad, Blog

Endreas Müller heißt in Wirklichkeit ganz anders und beschäftigt sich schon länger mit Fußball im Allgemeinen und dem Bloggen im Besonderen. Vor einiger Zeit stellte er sich gemeinsam mit Christoph Wagner die Frage, warum es eigentlich in der deutschen Blogosphäre noch keine Plattform für lange Fußballtexte gibt – die Idee von ‚120minuten’ war geboren.

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