Marco Bertram – Mein Fußball-Medien-Menü X

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An Marco Bertram führt kein Weg vorbei, wenn es um den ostdeutschen Fußball geht. Als Autor und Fotograf begleitet er die sportliche und fankulturelle Entwicklung seit Jahren und fühlt sich eher der Regionalliga verbunden als der Bundesliga. Er ist Chefredakteur bei turus.net. und veröffentlicht regelmäßig Fußballliteratur – eine seiner jüngsten Publikationen ist die BFC Dynamo-Fußballfibel.

Marco Bertram

Marco Bertram

Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest Du regelmäßig?

Da ich quasi jeden Tag selber fleißig in die Tasten haue (Berichte für unser Onlinemagazin turus.net und in Arbeit befindliche Fußballbücher), bleibt leider nicht so viel Zeit, wie ich es mir wünsche. Aber klar, ich lese so viel es geht. Recherche sowie der Blick über den Tellerrand gehören ja schließlich dazu. Zumal Hobby und Beruf bei mir im Prinzip eins sind. Ganz wichtig ist für mich der regelmäßige Blick in „Blickfang Ultrà“ und „45 Grad“. Habe ich eine längere Bahnfahrt vor mir, kaufe ich auch mal „11 Freunde“, auch wenn mir diese Zeitschrift vor einigen Jahren noch besser gefallen hat. Ansonsten lese ich durchaus das eine oder andere Fanzine. „Republikflucht“ ist mein Favorit. Sehr gern schaue ich auch in den „Daggl“ und den „Der kleine Zeitvertreib“.

Für welchen Text, den Du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst Du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

Konkret ein Text fällt mir nicht ein. Die letzte Ausgabe des „Blickfang Ultrà“ ist wieder gut gelungen. Und ja, von mir ist ein ausführlicher Rückblick auf die bisherige Drittligasaison drin. „DDR-Oberliga 2.0“. Der Titel verrät es, im Fokus befinden sich die acht Nordost-Vertreter. Absolut lesenswert ist das recht neue Magazin „Zeitspiel“, herausgegeben von Hardy Grüne und Frank Willig. Die 7,80 Euro für eine Einzelausgabe mögen auf den ersten Blick abschrecken, doch das Heft ist absolut sein Geld wert!

Wo und wie stößt Du auf lesenswerte Texte?

Ganz klar über das Internet. Jeden Tag stöbere ich im Netz und stoße auf den einen oder anderen lesenswerten Bericht. Was gut ist, wird zeitgleich in unserem Forum verlinkt. Somit ist das ein Abwasch.

Wie liest Du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist Du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Selbstverständlich liebe ich Print. Wie gesagt, ich lese gern Zeitschriften, Bücher und Fanzines. Vor allem, wenn ich auf Reisen bin. Allerdings lese ich im Alltag meist online. Also auf dem Bildschirm. Genauer gesagt auf dem Laptop. Mal im Café, mal am Küchentisch, mal im Bett. Ich habe meinen festen Arbeitsplatz (Schreibtisch) aufgelöst. Je nach Situation möchte ich flexibel arbeiten, recherchieren oder einfach nur stöbern. Ausdrucken tue ich eher selten. Wenn von mir mal irgendwo in anderen Magazinen oder Zeitungen was online ging, drucke ich das als Beleg oder für Freunde aus. Das ist aber irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Print ist Print. Online ist Online.

Welches Fußballbuch kannst Du besonders empfehlen?

Soll ich die Möglichkeit gleich mal nutzen und Eigenwerbung betreiben? 😉 Meine drei bisherigen Fußballbücher – „Zwischen den Welten“, „Fackeln – Konflikte – Emotionen“ und „BFC Dynamo Fußballfibel“ – kann ich mit bestem Gewissen empfehlen. Die Rezensionen fielen bislang wirklich überaus gut aus. Wer sich für Fankultur bzw. Fußball abseits des Mainstreams interessiert, der dürfte Gefallen an meinen Werken haben. Aber klar, ein paar Tipps habe ich noch: Sämtliche drei Bände von „Schwarzer Hals, Gelbe Zähne“ von Veit Pätzug sind wirklich lesenswert. Auch „Stadionpartisanen“, herausgegeben von Frank Willmann, ist ein klasse Buch. Fasziniert hatte mich das Buch „Abstiegsspiel“ des Magdeburgers Jente Knibbiche, auch wenn es vor allem um Spielsucht und nur am Rande um Fußball geht.

Welche Fußball-Podcasts verfolgst du regelmäßig?

Bei dieser Frage fühle ich mich wie ein alter Sack, der nicht mehr mit der Zeit geht. Wirklich krass, ich arbeite und lebe jeden Tag für den Fußball (und auch für den Radsport), aber bei dieser Frage musste ich erst einmal im Netz schauen, was es für Fußball-Podcasts gibt. Und okay, da sehe ich gleich, dass es in der 3. Liga und der Regionalliga (also mein Betätigungsfeld) kaum Podcasts gibt. Ich habe die Liste mal durchgeschaut – und ich muss gestehen: Regelmäßig verfolge ich keinen. Klar, hin und wieder stoße ich auf „Textilvergehen“ oder „1953.tv“, aber das war’s dann auch schon.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Nein, wirklich nicht. Aus und vorbei. Fernsehen besteht für mich sowieso nur noch aus KIKA (wegen des Söhnchens) und aus guten Dokus bei ZDF info und arte am späten Abend. Fußballsendungen im Fernsehen gehören bei mir der Geschichte an. Früher in den 90ern hing ich immer vor der Röhre, wenn „Anpfiff“, „ran“, „ranissimo“, „Laola“, „Sportschau“ oder „Aktuelles Sportstudio“ liefen. Im Zuge der Kommerzialisierung ließ mein generelles Interesse an Champions League und 1. Bundesliga deutlich nach. Da ich jedoch nicht nur die Bolzplätze der Verbandsligen besuchen möchte, sind für mich die 3. Liga und die Regionalligen die perfekte Option. Vor allem was das Fangeschehen angeht. Und was das Fernsehen betrifft: Dem MDR bin ich wirklich dankbar für die Spielberichte, die online in der Mediathek wohlsortiert einsehbar sind.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Ein täglicher Blick bei „Spiegel Online“ ist für mich ein Muss, auch wenn ich mich die letzten Jahre mitunter sehr über die Berichterstattung zu den Konflikten in Syrien und der Ostukraine geärgert hatte. Immer wieder bleibe ich online auch bei der „ZEIT“ hängen. Ansonsten bin ich vor allem abends der Typ, der gern mal die Tiefen des Netzes durchstreift. Manchmal lasse ich mich treiben und schaue, was andere (auch im Ausland) geteilt oder empfohlen haben. Oft stoße ich auf Berichte und Videos bei „RT Deutsch“. Manchmal schaue ich auch bei „TV Globo“, was in Brasilien passiert. Aus familiären Gründen verbringe ich pro Jahr rund zwei Monate in Polen, in dieser Zeit gibt es dann für mich nur polnisches Fernsehen. Empfehlungen zu geben, ist schwierig. Meine wichtigste Empfehlung: Immer Augen und Ohren offenhalten und das eine oder andere ernsthaft hinterfragen…


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Kategorie Blog

Endreas Müller heißt in Wirklichkeit ganz anders und beschäftigt sich schon länger mit Fußball im Allgemeinen und dem Bloggen im Besonderen. Vor einiger Zeit stellte er sich gemeinsam mit Christoph Wagner die Frage, warum es eigentlich in der deutschen Blogosphäre noch keine Plattform für lange Fußballtexte gibt – die Idee von ‚120minuten’ war geboren.

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