Oliver Wurm – Mein Fußballmedienmenu XIII

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Immer wenn ein großes Turnier ansteht, trumpft auch Oliver Wurm groß auf. Der Journalist und Medienunternehmer aus Hamburg legte beinahe im Alleingang, ohne einen Verlag im Rücken, im Vorfeld der WM 2014 ein Magazin zu den deutschen WM-Triumphen auf. Mit aufwändigen Fotostrecken und hochkarätigen Interviews. Und mit Erfolg. Seitdem erschien eine ganze Reihe von Magazinen – zu finden auf seiner Website Fußballgold, zuletzt die Ausgabe “72809616” pünktlich zur EM. Wir freuen uns, das Interview mit Bernard Dietz aus dem EM-Magazin hier veröffentlichen zu dürfen.

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Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest Du regelmäßig?

Regelmäßig tatsächlich keine. Ich bin ein Spontan-Käufer. Mich fängt man am Büdchen über den Titel und die angerissenen Themen. So komme ich im Jahr auf fünf bis sieben Ausgaben von 11Freunde, zwei Dutzend Sportbild, einige Kicker-Ausgaben und – wenn auch selten – ein paar Ausgaben internationaler Magazine. Dazu gibt’s noch mal ein ähnliches Bouquet an Tageszeitungen und Magazin-Klassikern von Spiegel und Stern bis GQ, wenn diese mit Fußball-Geschichten oder längeren Interviews punkten.

Für welchen Text, den Du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst Du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

Ein toller Text aus der jüngsten Vergangenheit ist der von Philipp Köster über seine Berufung zum Aushilfstrainer bei der E-Jugend seines Sohnes.

Und ich würde es nicht machen, wenn ich nicht wirklich total überzeugt davon wäre: Aber das Gespräch, dass der Kollege Hermann Kewitz für mein EM-Heft 72809616 mit dem 1980er-EM-Kapitän Bernard Dietz in dessen Fußballkeller in Bockum-Hövel geführt hat, hat in mir schon beim ersten Lesen eine längst verloren geglaubte Fußballstimmung geweckt. So authentisch, so klar in den Aussagen und so wunderbar emotional – wer vor diesem Interview noch kein Dietz’-Fan war, ist es spätestens danach:

Mit freundlicher Genehmigung von Oliver Wurm. Hier gibt’s alle fünf bislang erschienenen Fußballgold-Magazine in der Print- und auch in einer PDF Version: www.fussballgold.de

Wo und wie stößt Du auf lesenswerte Texte?

Ich beziehe den kostenpflichtigen Newsletter „Fußball500“. Jeden Morgen um Punkt 9 Uhr liefern die Kollegen eine tagesaktuelle Auswahl an Links zu den besten und wichtigsten Fußball-Texten. Ein super Link-Mix aus Lesegeschichten, nachrichtlichen Texten und spannendem Stoff aus den diversen Fußball-Geschäftsfeldern. Dazu habe ich über die Jahre eine fein austarierte Kollegen-Schar, denen ich bei Twitter folge und mit denen ich bei Facebook diskutiere. Über diesen Weg verpasst man gefühlt kein wichtiges Fußball-Thema mehr. Leider spült es einem natürlich auch viele unwichtige Themen in die Timeline. Und, jaja: Ich spüle den anderen mindestens ebenso viel Quatsch auf ihre Seiten. Aber das ist ja ein Teil der Social-Media-Welt, kein Problem. Man ist da inzwischen ja durchaus trainiert und kann gut und schnell filtern.

Ich folge 1220 Twitter-Accounts, nehme aber gefühlt nur drei Dutzend in meiner Timeline wirklich wahr. Das aber ist ein toller Mix aus Newsfeed, Meinung und klassischer Twitter-Nöhlerei. Wenn ich lange nicht mehr geschmunzelt habe, gehe ich auf die Seite des Kollegen @Peter_Ahrens. Das ist Florett. @BurningBush78 ebenso. Ab und an gönne ich mir aber auch das kompromisslose Fallbeil-Urteil von @sparschaeler.

Wenn ich denke, es läuft doch alles super im Sport und bei den Funktionären, gucke ich bei @JensWeinreich vorbei und bin wieder auf dem Boden der Realität. Ich folge auffallend vielen Frauen, die zu Fußball-Themen twittern, fällt mir immer wieder auf. Und das sehr gerne.

@santapauli1980 und @rune4 sind die ersten beiden Accounts, denen ich nach meinem Start bei Twitter gefolgt bin. Von @shadiego_tv über @honigstein bis @MickyBeisenherz und @OliFritsch lese ich natürlich sehr viel von Leuten, die ich auch im echten Leben treffe.. Aber es gibt darüber hinaus auch viele Liebgewonnene, die könnten im Taxi neben mir sitzen, und ich würde sie erst erkennen, wenn sie zum Beispiel sagen: „Hallo, ich übrigens der @petersauge.“ Aber das ist ja super!

Wie liest Du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist Du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Nach wie vor lese ich am liebsten auf haptisch tollem Papier. Aber nirgends konsumiere ich mehr Lesestoff als auf dem Smartphone.

Welches Fußballbuch kannst Du besonders empfehlen?

Auch wenn die Antwort hier sicher langweilt, aber: Alles von Ronnie Reng. Dazu: „Der vierte Stern“ von Raphael Honigstein. Und die Gerd-Müller-Biographie von Patrick Strasser und Udo Muras.

Welche Netzformate (Podcasts, Hangouts etc.) verfolgst du regelmäßig?

Ich bin eher der klassische YouTube-Junkie. Wenn ich dort – wie zuletzt geschehen – aus Recherchegründen zum Beispiel einen Tor-Kommentar von Rolf Kramer suche, bleibe ich hängen und klicke mich über Stunden durch die WM 1986. Ich habe dort einmal „ZDF-Torwand“ eingegeben. Nie wieder. Ich habe sicher 50 Filmchen gesehen. Von Beckenbauers Weißbierglas-Treffer bis Pelé, von Netzers Fünferpack bis Ribérys Gewaltschuss. Großartig!

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Nein. Ich bin zu den Heimspielen im Volksparkstadion. Da schaue ich dann im Presseraum zwischen Abpfiff und PK die Zusammenfassungen auf Sky. Das reicht mir. Ich bin auch allgemein kein Fan von Zusammenfassungen. Auch nicht von der Konferenz auf Sky. „Ein Spiel dauert 90 Minuten“ – das gilt bei mir auch im Fernsehsessel. Egal ob Bundesliga oder Champions League.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Die amerikanische Esquire. Die Kollegen sind wahre Meister im Erzählen von Geschichten.


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Kategorie Blog

Endreas Müller heißt in Wirklichkeit ganz anders und beschäftigt sich schon länger mit Fußball im Allgemeinen und dem Bloggen im Besonderen. Vor einiger Zeit stellte er sich gemeinsam mit Christoph Wagner die Frage, warum es eigentlich in der deutschen Blogosphäre noch keine Plattform für lange Fußballtexte gibt – die Idee von ‚120minuten’ war geboren.

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