René Martens – Mein Fußball-Medien-Menü I

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In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.

René Martens - Foto: Marit Hofmann

René Martens – Foto: Marit Hofmann

René Martens (@renemartens) ist freier Medienjournalist und Fußballbuchautor. Er wurde 2013 mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet (gemeinsam mit den Kollegen der Online-Medienkolumne Altpapier). Er wirkt regelmäßig in den Jurys und Vorjurys des Grimme-Preises mit. Seine letzte Buchveröffentlichung: „Das große St.-Pauli-Buch“ (Kinder- und Jugendbuch).

Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest du regelmäßig?

11Freunde und Der tödliche Pass habe ich abonniert. Ballesterer habe ich vor zwei, drei Jahren abbestellt, aber weniger aus inhaltlichen Gründen, sondern weil das mediale Zeitbudget es einfach nicht mehr hergab, das Heft zu lesen. The Blizzard habe ich nur einmal gekauft, obwohl die Ankündigungen zu den einzelnen Ausgaben oft genug ein Kaufanreiz sind. Auch hier gilt: Alles eine Zeitfrage. Nach Blogs wurde zwar nicht explizit gefragt, aber beim Thema Fußball und Finanzen sind die Texte von The Swiss Ramble in ihrer Detailtiefe nicht zu schlagen, und zwar über die Blogosphäre hinaus.

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

Für den Beitrag „Wilhelmshaven und Pyro auf Kufen“, erschienen am 21. Januar im Blog „Magischer FC“. Es geht um die Paralleljustiz des DFB und anderer Sportverbände – und die Frage, inwieweit diese, die oft im krassen Widerspruch steht zur normalen zivilen Rechtsprechung, langfristig noch Bestand haben kann.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Dank Twitter, Facebook, Flipboard, Tumblr, Instagram – ungefähr in dieser Wichtigkeitsrangfolge. Oder morgens beim Frühstück in der Süddeutschen Zeitung (Print-Abo), obwohl mir das Blatt immer dann, wenn es um das Thema Fußballfans geht, etwas neben der Spur zu sein scheint. Später am Tag stoße ich dann möglicherweise in der taz (regelmäßige Mittagstischlektüre) auf lesenswerte Texte.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Immer öfter auf dem Tablet, selten auf dem Smartphone. Am großen Bildschirm dann, wenn die Texte mit einem Thema zu tun habe, an dem ich gerade arbeite. Ansonsten: Internetausdrucker? Tendenziell nein. Printliebhaber? Ja (siehe teilweise die Antworten zu 1 und 3).

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

Vorweg geschickt: Das Buch ist im Verlag der Werkstatt erschienen, der auch Bücher von mir veröffentlicht. Es geht um Arthur Heinrichs „Als Jude im deutschen Fußball. Die drei Leben des Martin Abraham Stock“. Der porträtierte Stock war, nachdem er unter anderem die KZs Sachsenhausen und Bergen-Belsen überlebt hatte, der erste Jude im Vorstand des DFB. Außerdem trug er als Spielausschuss-Obmann des Hamburger Fußballverbandes wesentlich dazu bei, dass in der Stadt der Ligabetrieb im Gang kam. Die Geschichte war völlig unbekannt, bis das „Als Jude im deutschen Fußball“ im vergangenen Herbst erschienen ist. Das Buch ist unglaublich materialreich, der umfangreiche Anmerkungsapparat dürfte beinahe jedem, der selbst mal ein Fußballbuch geschrieben hat, Respekt einflößen.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Nein. Sporadisch das Sportstudio. Wobei man hinzufügen muss: Ich bin in erster Linie Stadiongänger (Altona 93, FC St. Pauli). Fernsehfußball spielt (nur noch) eine untergeordnete Rolle. Fußball im TV schaue ich nur manchmal unter der Woche, bei Live-Übertragungen im Free TV. Ein bisschen intensiver gucke ich nur dann, wenn es einen medienjournalistischen Anlass gibt (neue Formate oder Moderatoren, Sendungsjubiläen o.ä.)

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

http://logger.believermag.com, die Website des kanadischen Magazins The Believer, weil hier immer wieder Schriftstellern viel Raum gegeben wird, über ihre Arbeit zu reden. Und die Musikzeitschrift The Wire, weil ich hier immer Neuentdeckungen stoße, auf die woanders niemals stieße.

 


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Kategorie Blog

Endreas Müller heißt in Wirklichkeit ganz anders und beschäftigt sich schon länger mit Fußball im Allgemeinen und dem Bloggen im Besonderen. Vor einiger Zeit stellte er sich gemeinsam mit Christoph Wagner die Frage, warum es eigentlich in der deutschen Blogosphäre noch keine Plattform für lange Fußballtexte gibt – die Idee von ‚120minuten’ war geboren.

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