Rezension: Reds

Die Geschichte des FC Liverpool

Der FC Liverpool scheint die Mannschaft der Stunde in England zu sein. In der vergangenen Saison wurden die „Reds“ hinter Manchester City mit 97 Punkten in der Premier League die beste zweitplatzierte Mannschaft in der Geschichte des englischen Fußballs. Nur wenig später gewann die Mannschaft von Jürgen Klopp zum sechsten Mal die Champions League. Mit 24 Punkten aus acht Spielen ist man zudem ungeschlagen Tabellenführer. Einzig der Auftakt im Europapokal 19/20 wurde mit einer 2-0 Niederlage in Neapel vergeigt; man kann nicht alles haben.

Solch eine Momentaufnahme ist immer schön anzuschauen, doch wie sah es in der Geschichte dieses Vereins aus? Wer waren die Gründungsväter? Wie kommt der Name „Anfield“ zustande? Was war in Heyse passiert? Hillsborough? Auf diese und noch viel mehr Fragen gibt „Reds. Die Geschichte des FC Liverpool“ von Dietrich Schulze-Marmeling Auskunft. Der Autor ist kein Unbekannter, liegen doch von ihm bereits Werke zu Fußballinstitutionen wie Manchester United, Celtic und George Best vor.

In insgesamt sechs Kapiteln wird die Geschichte von der Gründung, die ersten Gehversuche, die ersten Erfolge, die Wiedergeburt unter Shankly, die Katastrophen, die Zeit seit der letzten Meisterschaft 1990 sowie die Zeit mit Klopp beleuchtet. Aufgelockert werden die Kapitel von insgesamt 19 Einwürfen von Gastautoren wie Uli Hesse, Hardy Grüne, Pit Wuhrer und Malte Oberschelp, die sich mit je einem Aspekt des FC Liverpool, z.B. dem Wappen der Vereins, der Musikszene der Stadt, der Geschichte der Vereinshymne „You’ll Never Walk Alone“ und noch viel mehr beschäftigen. Herausgekommen ist ein Buch, welches durchaus als Standardwerk bezeichnet werden kann.

Einzig das letzte Kapitel ist etwas dünn geraten, weil den meisten diese Ereignisse noch gut in Erinnerung sein werden; es handelt sich um die Ära Klopp, von Oktober 2015 bis zum Sieg in der Champions League 2019 und die Saison 2018/19 in der Premier League. Jedoch dieser kleine Schwachpunkt soll den geneigten Leser nicht davon abhalten, die vorhergehenden fünf Kapitel zu lesen. Sie sind lesenswert.

Der rote Faden durch dieses Buch ist die Beziehung der Stadt Liverpool mit dem Club, mit ihren Clubs, denn es gibt ja noch den FC Everton, welches ein ganz besonderes Verhältnis geworden ist im Zuge der De-Industrialisierung der 1980er Jahre und einer Regierung, die es auf die Abschaffung der Stadt abgesehen hatte. Insbesondere im Nachgang der Hillsborough-Katastrophe wurde deutlich, dass die Stadt hinter dem Verein steht; 30 Jahre später sind die Vorwürfe widerlegt aber noch längst nicht alle Wunden geheilt. Natürlich sind die Fans von Liverpool keine Heiligen; unter ihnen gab und gibt es Rassisten und Hooligans, die nichts weiter im Sinn hatten und haben, als Unruhe zu stiften. Das wird in diesem Werk nachdrücklich erwähnt, besonders auch im Zusammenhang mit Heysel 1985. Trotzdem erwähnt Schulze-Marmeling, dass es eine bittere Ironie ist, dass ausgerechnet die Fans des FC Liverpool so gebrandmarkt wurden, sie die die modernen Fangesänge erfunden haben und eher durch Wortwitz als Schlagkraft auffielen.

Ein durchweg lobens- und lesenswertes Buch zu einem der größten und populärsten Vereine im Weltfußball.

Infos zum Buch
Das Buch “Reds. Die Geschichte des FC Liverpool” ist im Werkstatt-Verlag erschienen. Der Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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