Fankultur – 120minuten https://120minuten.github.io Lange Texte. Über den Fußball. Wed, 20 Mar 2019 17:14:01 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.4.2 73012590 Der europäisierte Fußballfan? https://120minuten.github.io/der-europaeisierte-fussballfan/ https://120minuten.github.io/der-europaeisierte-fussballfan/#comments Wed, 20 Mar 2019 08:00:49 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5801 Weiterlesen]]> Die Europäisierung des Fußballs und ihre Auswirkungen auf Fans

Clubfußball hat seit seiner Entstehung immer wieder Ländergrenzen überwunden. Seit den 1890er Jahren gab es regelmäßige Turniere und Freundschaftsspiele zwischen Clubs verschiedener europäischer Länder. Seit 1927 wurde der „Mitropa-Cup“ als einer der ersten  internationalen Club-Wettbewerbe ausgespielt. Das Turnier zentral- und osteuropäischer Vereinsteams ist erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1992 verschwunden. Später kamen weitere Wettbewerbe hinzu – bis zum heutigen System aus Champions League und Europa League. Soweit ist das Phänomen der Europäisierung im Fußball nichts Neues – in den vergangenen 30 Jahren hat sich jedoch die Geschwindigkeit und Intensität, mit der sich der Vereinsfußball europäisiert hat, massiv erhöht. Grund genug, sich genauer anzuschauen, wie diese rapide Veränderung konkret aussieht und wie sie die Fußballfans beeinflusst.

Von Regina Weber, DFG-Projekt “EUFoot”

„Es gibt nicht viele Dinge, für die Eltern und pubertierende Kinder sich gemeinsam begeistern können. Der Fußball ist so eine Sache. Er spendiert uns ein Wir-Gefühl, das sonst nicht mehr zu haben ist.“[1] Fußball verbindet, über Altersgrenzen, über soziale Grenzen hinweg. Das Bonmot vom Fußball als „letztem Lagerfeuer“, an dem Menschen zusammenkommen, wurde so häufig verwendet, das kein Urheber mehr auszumachen ist. Dahinter steht die Idee, dass mit Fußball Zugehörigkeit und Gemeinschaft ausgedrückt wird, aber auch die Abgrenzung gegen den Gegner, das „Wir“ und das „die anderen“ – kurz: Fußball schafft Identität.

Die identitätsstiftende Rolle von Fußball kommt üblicherweise ins Spiel, wenn es um Nationalmannschaften geht. Zahlreiche Anekdoten über identitätsstiftende Spiele sind allgegenwärtig: Der „offizielle“ Fußballkrieg zwischen Honduras und El Salvador 1969, in Deutschland das „Wunder von Bern“ (1954), in Polen das „siegreiche Unentschieden“ gegen die UdSSR bei der Weltmeisterschaft 1982, nur ein Jahr nach dem aus Moskau verordneten Kriegsrecht in Polen. Neuere Forschung widmet sich den Spielen zwischen England und Deutschland und kommt zu dem Schluss, dass die (impliziten) Bezüge zum zweiten Weltkrieg bei diesem Duell nach wie vor eine große Rolle in der medialen Berichterstattung spielen, auch wenn die entsprechende Kriegsrhetorik nachlässt.[2]

Andere bekannte Fußballstories weisen hingegen darauf hin, dass Identitätsbildung von Fußballfans nicht nur über Nationalmannschaften funktioniert: Geschichten über bürgerkriegsähnliche Zustände am Rande des Spiels Dinamo Zagreb gegen Roter Stern Belgrad 1990, die – laut Narrativ – den Zerfall Jugoslawiens mit einläuteten oder über die besondere Rolle, die einzelne Vereine für eine Region einnehmen (am berühmtesten FC Barcelona oder Athletic Bilbao). Diese Beispiele zeigen, dass es die Dynamiken um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten (imaginierten) Kollektiv auch im Clubfußball gibt. Gerade hier haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Wettbewerbe, Spielermärkte und Strukturen massiv verändert und europäisiert.[3]

Auch wenn es manchmal so wirkt, als wäre die Überschreitung nationaler Grenzen im Clubfußball eine Entwicklung der 1990er und folgenden Jahre, war der Fußball quasi seit seiner „Geburt“ europäisch. Philippe Vonnard, Grégory Quin und Nicolas Bancel haben unter dem Titel „Building Europe with the ball“[4] Geschichten der Europäisierung des Clubfußballs von 1905 bis 1995 zusammengetragen. Bereits rund 90 Jahre vor der Gründung der Champions League hat es europäische Club-Wettbewerbe gegeben. Warum sollte man also über Europäisierung im Fußball und ihre möglichen Auswirkungen auf die Fans sprechen? Weil die Entwicklungen der vergangenen zwanzig bis dreißig Jahre in ihrer Geschwindigkeit und Intensität alles Vorherige in den Schatten stellen und „Europa“ im Fußball mittlerweile enorm präsent ist, sowohl als spielerisches Ziel vieler Vereine als auch als Bezugsraum für Medienberichterstattung, bei Vereinsverantwortlichen und für die Spieler. Diese Entwicklungen sollten an den Fans nicht spurlos vorbei gegangen sein.

Europäisierung des Fußballs

Zunächst wäre zu klären, was „Europäisierung“ eigentlich bedeutet. In der Politikwissenschaft versteht man darunter in der Regel die inländische Veränderung von Politik (inklusive ihrer Akteure, Institutionen und Instrumente), verursacht durch europäische Integration und deren Dynamik.[5] Übertragen auf den Fußball meint Europäisierung also jede Form der Veränderung in den nationalen (und niedrigeren) Ligen und ihrer Akteuren (Vereine, Spieler, Medien und Fans), die auf europäische Entwicklungen zurückzuführen sind. Europäische Entwicklungen können dabei bedeuten: Gesetze oder Verordnungen der EU, die sich auf den Fußball auswirken (zum Beispiel die berühmte Bosman-Entscheidung des EuGH), Entscheidungen der UEFA über den Spielbetrieb von Champions League und Europa League oder die Zusammenarbeit von Vereinen über Liga- und Landesgrenzen hinweg. Die „geheimen“ Schubladenpläne für eine europäische SuperLeague, die einige Top-Vereine geplant haben, stellt demnach auch eine Form der Europäisierung dar.

Die  Beispiele deuten bereits an, dass Europäisierung kein reiner Top-down-Prozess ist, sondern sowohl Entwicklungen „von unten“, also aus den einzelnen Ligen oder Vereinen, als auch Entwicklungen „von oben“, also Entscheidungen von UEFA oder EU-Institutionen, umfasst.[6] Oftmals bedingen sich auch beide gegenseitig. Wie aber sah die Europäisierung im Clubfußball in den vergangenen 25 Jahren aus?

Spielermärkte post Bosman

Die als „Bosman-Urteil“ bekannt gewordene Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) gilt oft als Ausgangspunkt der Europäisierung im Fußball. Es ist wahrscheinlich der bekannteste Fall von Regulierung durch die Europäische Union im Fußball. Das EuGH-Urteil aus dem Jahr 1995 änderte zwei Regelungen des Fußballtransfersystems: Das traditionelle Transfersystem, nachdem auch für vertragslose Spieler eine Ablösesumme zu zahlen war, wurde ebenso für ungültig erklärt wie die Beschränkung der Anzahl an ausländischen Spieler aus EU-Ländern in einer Mannschaft. Beide Praktiken von Vereinen wurden als Verstoß gegen das Recht auf Freizügigkeit nach Artikel 48 des Vertrags von Rom eingestuft, da sie EU-Bürger diskriminierten. In der Folge haben die nationalen Fußballverbände ihre Transferregeln und Spielbeschränkungen neu gestaltet. Die Entscheidung hat klargestellt, dass auch Sportverbände die Freizügigkeitsrechte der EU einhalten müssen. Die Auswirkungen auf die Spielermärkte der europäischen Ligen waren enorm. Das Urteil beförderte eine massive Europäisierung (und Internationalisierung) der Spielermärkte.

Das Gericht ließ jedoch gleichzeitig zu, dass Einschränkungen der Freizügigkeit gerechtfertigt sein können, um höhere Ziele, wie das Wettbewerbsgleichgewicht im Sport, aufrechtzuerhalten. In der Folge änderten die nationalen Fußballverbände ihre Regelungen, allerdings auf sehr unterschiedliche Arten. In Ländern wie Deutschland gibt es keine Unterscheidung zwischen EU-Ausländern und Nicht-EU-Ausländern, während in Österreich finanzielle Anreize für den Einsatz von österreichischen Spielern hart an der Grenze des nach dem Urteil festgelegten gesetzlichen Rahmens sind. Zusätzlich gelten staatliche Regelungen zu Arbeitserlaubnissen, die wiederum für Spieler aus der EU anders sind als für Spieler aus dem Rest der Welt.[7] In der Folge (und natürlich auch durch die unterschiedliche Attraktivität der einzelnen Ligen) entwickelten sich die Spielermärkte innerhalb der EU sehr unterschiedlich.

Fernsehübertragungen

Die Übertragungsrechte von Fußballspielen haben zwischen 2000 und 2005 ebenfalls mehrere Auseinandersetzungen zwischen einigen Fußballverbänden (DFB und englischer FA, aber auch der UEFA) und der Europäischen Union verursacht. Während die Europäische Kommission die zentrale Vermarktung der Übertragungsrechte für die wichtigsten Fußballveranstaltungen (d.h. Bundesliga-, Premier League und Champions-League-Spiele) als Einschränkung des Wettbewerbs und damit als Verstoß gegen EU-Recht betrachtete, plädierten viele Vereine für ein zentrales Marketing. Trotz heterogener Interessen zwischen den Vereinen – einige Spitzenclubs bevorzugen ein dezentrales Marketing, um ihren finanziellen Nutzen zu maximieren – konnten sie ihre Interessen koordinieren. Durch entsprechende Lobbyarbeit auf europäischer Ebene, insbesondere durch die UEFA, kam es zu einem Kompromiss mit der EU-Kommission, der die Fußballübertragung teilweise vom direkten Wettbewerb freistellt, gleichzeitig aber die Anzahl der Anbieter, die zentral vermarktete Rechte kaufen, erhöht. In der Folge konkurrierten verschiedene Anbieter um die Ausstrahlung von Fußballrechten, mit dem Ergebnis, dass die als wertvoll geltenden Fußballspiele (vor allem die Spiele der ersten Ligen) auf mehrere Anbieter verteilt sind und sich neue Anbieter (z.B. DAZN) etablierten, die nicht nur die inländische Liga, sondern auch Spiele ausländischer Ligen ausstrahlen.

Europäische Koordination von Clubinteressen

Während die Geschichte der internationalen und regionalen Fußballverbände bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreicht, ist die grenzüberschreitende Koordination einzelner Vereine eine relativ neue Entwicklung. Fußballverbände wie die FIFA und die UEFA werden als Dachverbände der nationalen Fußballverbände gebildet. Dies gibt den Clubs nur einen indirekten Einfluss auf die UEFA, da der nationale Verband in der Regel die divergierenden Interessen aller seiner Mitglieder ausgleichen muss und darüber hinaus eigene Interessen vertritt. Dies führte zur intensiven Zusammenarbeit verschiedener “Top-Clubs” aus mehreren europäischen Ländern, zuerst bekannt geworden unter dem Begriff G14. Ihr Hauptziel war es, ihre Position als “Marktführer” im europäischen Fußball zu nutzen, um Druck auf UEFA und FIFA auszuüben. Konflikte gab es u.a. um Entschädigungen von Nationalspielern, aber vor allem ging es darum, das europäische Vereinswettbewerbssystem, vor allem die Champions League, zugunsten der Spitzenvereine zu reformieren. Im Jahr 2008 wurden die G14 aufgelöst, aber die transnationale Clubkoordination bleibt intakt – in der inzwischen größeren und umfassenderen European Club Association (ECA), die trotz ihrer ca. 200 Mitglieder immer noch vorwiegend Top-Clubs vertritt. Nicht zuletzt die mit Football Leaks bekannt gewordenen Absprachen zwischen einigen wenigen Top-Clubs zeigen, dass es zwischen Clubs und Verbänden Spannungen gibt und die Interessen der Clubs weniger durch nationale Zugehörigkeit als durch eine ähnliche Position im europäischen Fußballmarkt geprägt werden.

Europäische Ligen (Champions League und Europa League)

Die Entwicklung der europäischen Club-Wettbewerbe von einem Cup zu einem De-facto-Ligasystem der Champions League und der Europa League ist das für Fans sichtbarste und zugänglichste Zeichen von Europäisierung im Fußball. Die Champions League wurde 1992 als Ersatz für den European Cup eingeführt. Die stärksten nationalen Ligen Europas können bis zu fünf Mannschaften für den Wettbewerb stellen, mit der Europa League entsteht eine quasi-2. Liga, sowohl für die zweite Reihe der nationalen Ligen als auch für die schwächeren Vereine der großen Ligen. In den letzten Jahren wurde die Anzahl an europäischen Pflichtspielen in den beiden Wettbewerben systematisch ausgeweitet, um mehr Vereine aus kleineren Ligen teilnehmen zu lassen. Diese Ausdehnung geht mit der neuen „Europa League 2“ kontinuierlich weiter. Die Champions League kann dabei einerseits als “Motor, der Europa enger zusammen bringt” bezeichnet werden, aber diese Zuschreibung birgt auch immer die Gefahr, selber zum ideologisch aufgeladenen Mythos zu werden.[8]

Eine positive Sichtweise auf diese Entwicklung unterstreicht die vereinigende Rolle einer europaweiten De-facto-Fußballliga. Ein transnationales Medienereignis mit einer europäisierten Zuschauerschaft könnte dazu beitragen, grenzüberschreitende Erfahrungen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen. Spiele wie Viertelfinale, Halbfinale und Finale der Champions League ziehen Zuschauer weit über die Heimatländer der teilnehmenden Mannschaften hinaus an. In diesem Sinne hat der britische Fußballforscher Anthony King die Champions League schon 2000 als Motor für Europa bezeichnet: “Die wachsenden Verbindungen zwischen großen europäischen Vereinen und ihre immer häufigeren Begegnungen auf dem Platz, die von Millionen von Menschen in ganz Europa im Fernsehen verfolgt werden, sind ein wichtiger Faktor für die europäische Integration”.[9] Dies sollte sich natürlich auf die Unterstützer auswirken.

Gleichzeitig hat der Club-Wettbewerb handfeste Nachteile: Die Champions League wirkt sich massiv nachteilig auf den Wettbewerb in den nationalen Ligen aus, einschließlich der Chancen, die europäische Liga zu erreichen, ohne dabei im nächsten Jahr angesichts der berüchtigten „Doppelbelastung“ gleich komplett baden zu gehen. Die hohe Hürde, hier mitzuspielen, führt zu finanziellen Problemen in Vereinen und trägt zu einer wachsenden Spaltung bei. Auf der einen Seite eine kleine Gruppe mächtiger und leistungsfähiger Elite-Clubs, meist aus einigen wenigen (westeuropäischen) Ligen und einer wachsenden Anzahl von kleineren Ligen, in denen die nationalen Wettbewerbe durch den Einfluss der europäischen Super-Liga massiv beeinflusst werden.

Auswirkungen auf Fußballfans

Die kurze Übersicht über vier relevante Entwicklungen im Fußball zeigt, dass wesentliche Strukturen des Fußballs europäisch beeinflusst werden. Dies wird verursacht durch nationale Verbände, durch die europäische Ebene (EU, UEFA) und durch grenzüberschreitendes Handeln von einzelnen Vereinen, insbesondere durch die Top-Clubs, die ihre Interessen grenzüberschreitend organisieren. Die Ergebnisse der skizzierten Europäisierungsdynamiken lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Bosman-Urteile und ihre Folgen beschleunigten die Entwicklung einer zunehmenden Europäisierung (bzw. Internationalisierung) der Spielermärkte. Eine internationale Mannschaft ist in den meisten Vereinen die Regel, und es gibt viele Indikatoren dafür, dass dies Fußballfans nicht daran hindert, sich mit “ihrer” Mannschaft zu identifizieren. Die Entwicklung der Champions League (und der Europa League) zu einer de facto europäischen Liga (die eng mit der gemeinsamen Einfluss der europäischen Top-Vereine verbunden ist) beeinflusst Fußballfans: Sie erleben einen regelmäßigen Wettbewerb zwischen Vereinen aus anderen Ländern und Clubs ihrer Liga (d.h. entweder ihrer Vereine oder deren Konkurrenten). Dies deutet darauf hin, dass die Europäisierung nicht nur die Fußballstrukturen, sondern auch das Fan-Sein beeinflusst.

Während die oben skizzierten Entwicklungen mittlerweile recht gut bekannt sind, wissen wir wenig bis gar nichts darüber, wie sich diese Veränderungen auf Fußballfans auswirken. Man kann aber davon ausgehen, dass die Veränderung im Fußball auch die Wahrnehmung der Fans verändert. Aus anderen Bereichen (z.B. Erasmus-Studierendenaustausch, binationale Ehen, Auslandsaufenthalte aus beruflichen Gründen) wissen wir, dass der Kontakt und regelmäßige Austausch innerhalb Europas das eigene Selbstverständnis beeinflusst und zu stärkeren Zugehörigkeitsgefühlen zu Europa führt. Daher stellt sich unweigerlich die Frage, ob das im Bereich des Fußballs auch so ist.

In den vergangenen Jahren haben sich bereits einige Fanforscher/innen mit diese Fragen beschäftigt. Dabei hat sich gezeigt, dass es Fußballfans durchaus prägt, wenn sie regelmäßig „mit Europa“ konfrontiert werden. Gerade die regelmäßigen Kontakte von Fans, die ihrem Verein zu Spielen ins europäische Ausland folgen, zu anderen Fans führen zu einem größeren Interesse an Fußball anderer Ligen. Fans haben über das Internet umfangreiche Möglichkeiten, Informationen über andere Ligen zu bekommen. Wenn, wie mittlerweile z.B. bei kicker.de üblich, über viele andere europäische Ligen berichtet wird, spielt auch die Sprachbarriere keine Rolle mehr. Darüber hinaus haben Befragungen unter Fußballfans in verschiedenen europäischen Ländern gezeigt, dass das Interesse an Champions League und Europa League hoch ist – unabhängig von der Teilnahme des eigenen Vereins. Viele Fußballfans sind davon überzeugt, dass Fußball einen Beitrag zur europäischen Zusammenarbeit leistet.[10]

Allerdings hat diese Entwicklung auch eine Kehrseite. Es ist zu vermuten, dass die genannten positiven Auswirkungen nur auf einen kleinen Teil der Fans zutreffen werden. Das Reisen in europäische Städte ist schon allein aus finanziellen Gründen nur für wenige Fans möglich, ganz zu schweigen vom zeitlichen Aufwand und den Anstoßzeiten mitten in der Woche bei langwierigen Fluganreisen. Die positiven Auswirkungen von direktem Kontakt stellen sich sicher nicht ein, wenn es sich um Kontakte wie beim Europa-League-Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Lazio Rom im Dezember 2018 handelt. Daher gehört zu der Geschichte des europäischen Fußballs auch die Veränderung der Fanszenen: Der europäisierte Spitzenfußball wird sicher nur einen kleinen Teil der jeweiligen Fans direkt erreichen. Wie er sich auf die breite Masse der Fans auswirkt bleibt abzuwarten.

Projekt EUFoot

Regina Weber ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt: Der Identitätseffekt europäisierter Lebenswelten: Europäisch werden durch Fußball? (EUFoot). Das Projekt ist an der Universität Mainz und der Hochschule Rhein-Waal angesiedelt. Es untersucht die Auswirkungen der Europäisierung im Fußball auf die Identität von Fußballfans anhand verschiedener Vereine aus der Premier League, der deutschen Bundesliga, der österreichischen Bundesliga und der Ligue 1.

Weitere Informationen: www.eufoot.de sowie www.twitter.com/eu_foot

>>Aktuell führt EUFoot eine Umfrage unter Fußballfans durch und verlost unter allen Teilnehmern eine Dankeschön – hier geht es zur Umfrage>>

Fußnoten:

[1] Menskens, Sabine; Fußball-WM als letztes Lagerfeuer der Nation, https://www.welt.de/debatte/kommentare/article130141326/Fussball-WM-als-letztes-Lagerfeuer-der-Nation.html

[2] Die veränderte, weniger kriegerische Wahrnehmung zeigt sich, wenn man die Beschreibungen der EM 1996 und der WM 2010 vergleicht: Maguire, Joseph; Poulton, Emma; Possamai, Catherine (1999): Weltkrieg III?: Media Coverage of England Versus Germany in Euro 96. In: Journal of Sport and Social Issues 23 (4), S. 439–454 und Kioussis, George N. (2018): Remember the Teutons: English coverage of Germany at the 2010 World Cup. In: Soccer & Society 19 (2), S. 288–300.

[3] Ich benutze den Begriff „Europäisierung“ in diesem Text, auch wenn manche Entwicklungen über Europa hinausgehen und gerade bzgl. Spielermärkten einige europäische Kategorien (wie z.B. EU, EWR) nur eine geringe Rolle spielen. Allerdings wären für den Begriff „Internationalisierung“ auch die Entwicklungen in Asien, Afrika und Amerika zu berücksichtigen, die hier nicht Thema sind. Die meisten hier skizzierten Entwicklungen sind von EU-Institutionen oder europäischen Organisationen wie der UEFA beeinflusst und auch die Spielermärkte werden nach wie vor vorwiegend von europäischen Spielern dominiert.

[4] Vonnard, P., Quin, G., & Bancel, N. (Eds.). (2016). Building Europe with the Ball. Bern, Schweiz: Peter Lang UK.

[5] Zum Weiterlesen: Radaelli, Claudio M. (2000): Whither Europeanization? Concept Stretching and Substantive Change. In: SSRN Journal, online: https://ssrn.com/abstract=302761. Bezogen auf Fußball und Fanidentität: Niemann, Arne; Brand, Alexander (2013): Europeanisation from below? Football Spectatorship, Mediatisation and European Identity. UACES 43rd Annual Conference. Online verfügbar unter https://www.uaces.org/documents/papers/1301/niemann.pdf.

[6] Die Dynamiken sind ausführlich beschrieben in: Brand, Alexander; Niemann, Arne; Spitaler, Georg (2013): The Two-Track Europeanization of Football: EU-Level Pressures, Transnational Dynamics and Their Repercussions within Different National Contexts. In: International Journal of Sport Policy and Politics 5 (1), S. 95–112. https://internationale.politik.uni-mainz.de/files/2013/02/Brand-Niemann-Spitaler-2013-Two-track-Europeanisation-of-Football.pdf

[7] Ein Beispiel ist Großbritannien, wo die Arbeitserlaubnis für Profifußballer aus nicht-EU-Ländern davon abhängig ist, ob sie in der Vergangenheit bereits internationale Spiele für ihre Heimat bestritten haben. Die Menge der erforderlichen Spiele hängt wiederum vom FIFA-Ranking des Landes ab. Ausführlich: https://www.inbrief.co.uk/football-law/footballer-work-permits/

[8] Zur Champions League als Mythos ausführlich: https://international.politics.uni-mainz.de/mpiep-no-17/

[9] King, Anthony (2000): Football fandom and post-national identity in the New Europe. In: Br J Sociology 51 (3), S. 419–442.

[10] Zum Beispiel Untersuchungen im Rahmen des FREE project: https://cordis.europa.eu/project/rcn/102047/reporting/en

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Episode 24: “Wenn Trauer und Fußball aufeinandertreffen” https://120minuten.github.io/episode-24-wenn-trauer-und-fussball-aufeinandertreffen/ https://120minuten.github.io/episode-24-wenn-trauer-und-fussball-aufeinandertreffen/#respond Tue, 19 Feb 2019 20:47:53 +0000  

In Ausgabe 24 des 120minuten-Podcasts spricht Alex Schnarr aus der Redaktion mit Carmen Mayer vom Projekt “Trauer und Fußball” und seiner Kollegin Mara Pfeiffer über die Frage, welchen Beitrag der Fußball zur Bearbeitung von Verlust und Trauer leisten kann. Grundlage des Gesprächs ist Carmens Text mit dem Titel “Wenn Trauer und Fußball aufeinandertreffen”, der am 13. Februar 2019 auf 120minuten.github.io erschienen ist.

Zunächst geht es um die Frage, warum es wichtig ist, Trauer im öffentlichen Raum zuzulassen. Dann widmet sich die Gesprächsrunde verschiedenen Trauerritualen beim Fußball, wie z.B. dem Trauerflor und der Schweigeminute, bevor der Blick in die Praxis geht: Wie erleben Fans diese Thematik? Inwiefern ist gerade der Fußball prädestiniert für die angesprochenen Rituale und ihre dahinter liegende Bedeutung? Warum kann es unterstützend sein, z.B. eine Beerdigung in Fanfarben zu gestalten? Neben diesen und weiteren Fragen werden abschließend fankulturelle Phänomene betrachtet und geht der Blick außerdem in den Frauenfußball.

Das erwähnte Sportgespräch mit Martina Voss-Tecklenburg findet Ihr im Deutschlandfunk.

Wie immer freuen wir uns auf Euer Feedback zur aktuellen Folge und natürlich auch über eine angeregte Diskussion zum Thema auf Facebook, Twitter oder direkt unter dem Text.

Alle bisher erschienenen Folgen des 120minuten-Podcasts findet Ihr in unserer Episodenliste.

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Mittendrin – Fußballfans in Deutschland – Kurzrezension https://120minuten.github.io/mittendrin-fussballfans-in-deutschland-kurzrezension/ https://120minuten.github.io/mittendrin-fussballfans-in-deutschland-kurzrezension/#comments Tue, 22 May 2018 06:33:21 +0000 https://120minuten.github.io/?p=4710 Weiterlesen]]> Der Fußballfan, das unbekannte Wesen. Wer ein Fußballspiel im Stadion besucht, der hat mitunter mit Vorurteilen und Pauschalisierungen zu kämpfen. Dabei ist das Publikum in einem Stadion vor allem eines – divers. Die Fans eines Vereins sind keine homogene Gruppe. Verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Motiven und Individuen mit ganz eigenen Einstellungen sind die Puzzelteile aus denen sich das zusammensetzt, was man als Außenstehender und aus der Entfernung als die Fans eines Vereins identifiziert, weil sie die gleichen Farben tragen.

“Mittendrin – Fußballfans in Deutschland” versucht dieses Bild nicht aufzubrechen, indem über die Fans sondern mit ihnen gesprochen wird. Anhänger ganz unterschiedlicher Vereine erzählen wie sie fußballerisch sozialisiert wurden und warum sie überhaupt ins Stadion gehen.

“Ich sag nicht, ich geh zum Fußball, ick geh zu Hertha. Das ist ein eklatanter Unterschied! Das hat mit Fußball überhaupt nix zu tun!”

Benno, 53, Berlin

Was Benno da sagt, hört sich zunächst nach Sarkasmus an – es ist aber ganz und gar wörtlich gemeint. Die Interviewten bringen immer wieder zum Ausdruck, dass es weit mehr als das sportliche Geschehen auf dem Platz ist, was sie Woche um Woche ins Stadion zieht.

Die Fans bekommen in Mittendrin Raum sich mitzuteilen. Jeder Person werden etwa 4-8 Seiten Fließtext gewidmet, die stimmungsvoll und großformatig bebildert sind.

Die Befragten können meist auf ein wechselhaftes Fanleben zurückblicken und sind in ihrem Fandasein sehr verschieden. Da ist der ehemalige Berliner Punk, der zur Hertha geht seit er laufen kann oder der Sechzger, der sich selbst als “Ewiggestriger” bezeichnet. Sie erzählen unverblümt wie sie zu ihrem Verein gekommen sind, wie sie ihre Fanszene, ihren Verein und die Fankultur in ihrer Region wahrnehmen.

Die Ausführungen der Befragten haben teils ihre Längen, wenn sie um diese und jene Rivalität oder dem Leser unbekannte Gruppierungen herummäandern. Dafür sind die Aussagen immer offen und ehrlich, die Protagonisten verstecken sich selten hinter Plattitüden.

Die Texte würde ich als Protokolle des Fandaseins bezeichnen: die Formulierungen sind daher nicht immer geschliffen oder reflektiert, aber eben authentisch. Mittendrin erklärt nicht sondern lässt Fans zu Wort kommen und sie ihre Sicht der Dinge erläutern.

Die einzelnen Texte werden aufgelockert durch eine ganze Reihe von eingeschobenen Interviews mit Wissenschaftlern, Fanarbeitern und Funktionären.

Wer sich mit Fankultur auseinandersetzt oder wissen möchte, was Menschen dazu bewegt viel Zeit und Geld für den Fußball zu opfern, dem sei dieses von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebene Buch wirklich ans Herz gelegt. Wer auf der Suche nach unterhaltsamen Anekdoten und witzigen Begebenheiten von der letzten Auswärtsfahrt ist, für den ist Mittendrin wohl etwas zu nüchtern und sachlich.

Infos zum Buch

Anne Hahn, Frank Willmann: Mittendrin – Fußballfans in Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2018.

ISBN: 978-3-8389-7169-8
264 Seiten

Das Werk kann für 4,50€ bei der bpb bestellt werden.
Uns wurde freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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Hokori – Ein Blick auf die japanische Fußball-Fankultur https://120minuten.github.io/hokori-ein-blick-auf-die-japanische-fussball-fankultur/ https://120minuten.github.io/hokori-ein-blick-auf-die-japanische-fussball-fankultur/#respond Fri, 09 Mar 2018 08:00:56 +0000 https://120minuten.github.io/?p=4272 Weiterlesen]]> Anhänger der Nationalmannschaft, die nach einem WM-Spiel den eigenen Block aufräumen. Weit reisende Gästefans, die vom Gegner mit lokalen Speisen begrüßt werden. Positive Stimmung auch dann, wenn die eigene Mannschaft mitten in einer Niederlagenserie steckt. Ganz vereinzelt allerdings auch: rassistische Banner, Vandalismus und die Nebenwirkungen des “modernen Fußballs”, von denen selbstverständlich auch Japan nicht verschont bleibt. Ein Blick auf die Fußball-Fankultur im Land der aufgehenden Sonne.

von Tobias (@ConDrei, Datenscout Japan transfermarkt.de, Admin @jleagueDE)

Foto: Benjamin Rabe

Rauchschwaden fluten das Stadion. Man hört Knallkörper, die in der Nähe des Auswärtsblocks explodieren. Der Torwart des Gast-Teams wirft eine Bengalfackel vom Rasen und versucht, die vermummten Anhänger zur Räson zu bringen. Das Spiel muss letztendlich unterbrochen werden, weitere Fackeln fliegen in den Innenraum der Arena. Szenen, die in einigen europäischen Ligen zum Standard gehören und nicht nach jedermanns Geschmack sind. Über Fußball-Fankultur werden wissenschaftliche Abhandlungen verfasst, Politik, Gesellschaft und übertragende Sender diskutieren (über) die „richtige“ Fankultur, die man im Stadion sehen möchte. Die ausgefeilten Fan-Choreographien bringen zwar die Bilder, die gerne übertragen werden, die negativen Auswüchse aber machen den Stadionbesuch manchmal nervenaufreibender als das eigentliche Geschehen auf dem Platz.

Während der Weltmeisterschaft in Brasilien machten aber auch Bilder von ganz anderen Fans die Runde: die der japanischen Nationalmannschaft „Samurai Blue“. Manch ein Fan tendiert nach der Niederlage des eigenen Teams dazu, seinen Bierbecher achtlos in Richtung Platz zu werfen. Doch auf diesen Fotos sah man, wie Fans ihren Block nach der 2:1-Niederlage gegen die Elfenbeinküste komplett aufräumten. Wie passt das zusammen? Was führt dazu, dass japanische Fans mehr machen als nur ihre eigenen Emotionen kathartisch auszuleben?

Als ich 2008 zum ersten Mal ins Land der aufgehenden Sonne reiste, war mir Fankultur insgesamt eher fremd. Zu unnötig und wenig feinfühlig sind mir manche im Stadion üblichen Gebaren, die man als Beiwerk zwar tolerieren kann, aber nicht unbedingt unterstützen muss. Dank einer Gastfamilie hatte ich damals jedoch genug Zeit, um mir Osaka in Ruhe anzuschauen und der Besuch eines Fußballspiels war nur eine weitere Möglichkeit – im positiven Sinne – etwas Zeit totzuschlagen.

Am 13. September empfing der in Suita ansässige und spätere AFC Champions-League-Sieger Gamba Osaka den späteren Meister Nagoya Grampus. Die frühere Heimspielstätte Gambas, das EXPO ´70 Commemorative Stadium, hat nicht nur einen sehr ausladenden Namen, sondern stammt in der Tat noch aus dem Jahr 1970, als die Stadt Osaka unter dem Motto „Fortschritt und Harmonie für die Menschheit“ zur Weltausstellung in die nördlich vom Zentrum gelegene Stadt einlud. Das Spiel selbst ist schnell zusammengefasst, Nagoya Grampus holte als Tabellenführer nach einem Tor in der 10. Minute drei weitere Punkte für seine spätere Meisterschaft und Gamba, selbst Achter der Tabelle, konnte sich weiter auf die international erfolgreichere Saison konzentrieren. Was es mir aber bei meinem Besuch angetan hatte, war das Drumherum des Spiels.

Für umgerechnet 20 € Ticketpreis erhielt ich nicht nur Entertainment für den gesamten Nachmittag, bereits die Anreise war ein friedliches und respektvolles Miteinander beider Fanlager: Es gab keine Trennung zwischen Heim- und Gästefans und nur wenige Polizisten, die kaum mehr tun mussten, als den Anhängern der Auswärtsmannschaft den Weg zu weisen. Am Stadion angekommen, wirkte das Gelände mehr wie ein Treffpunkt für Familien und Freunde, als eine hitzige Ligapartie zweier konkurrierender Fanlager. Stattdessen gab es auf der einen Seite Mitmach-Aktionen für Kinder, Musiker, die ihre Mannschaftslieder zum Besten gaben, andererseits aber auch Ultras, die mit Fan-Utensilien in der Schlange standen und nur auf den Einlass warteten.

Nachdem der Zugang zur Spielstätte gewährt wurde, konnte man beobachten, wie die Heimfans damit begannen, ihre Fankurve zu schmücken. Die schwarz-blaue Farbgebung des Vereins erinnert nicht nur unweigerlich an Inter Mailand, auch die Namen der Ultra-Gruppen und Bannertexte waren italienisch angehaucht. Wie ich später herausfand, war dies kein Zufall: Mit Gründung der professionellen Liga im Jahr 1992 wurden die ehemaligen Werksmannschaften aus ihren Mutterkonzernen ausgegliedert. Das frühere Werksteam eines japanischen Elektronik-Konzerns gab sich den italienischen Beinamen „Gamba“, womit nicht nur das italienische Wort für Bein gemeint ist, sondern auch eine Kurzform des japanischen Verbes gambaru, zu Deutsch „entschlossen kämpfen“. Alle Teams, die an der Liga teilnehmen wollten, durchliefen diesen Prozess und so kommen Mannschaftsnamen wie Verdy Kawasaki, Kashima Antlers oder Yokohama Flügels zustande, die für den europäischen Fan zunächst zwar kurios klingen, hinter denen aber teils umfangreiche Geschichten stecken. Der Beiname des in Hiroshima ansässigen Vereins Sanfrecce bezieht sich beispielsweise auf eine Sage aus dem japanischen Mittelalter, bei den Urawa Red Diamonds, die sich bei der Farbwahl an Manchester United orientierten, deutet der Vereinsname sogar direkt auf den früheren Mutterkonzern hin. Während der Capo die Fans noch umfangreich instruierte, trugen vier Schulmannschaften unter dem Applaus der Zuschauer ihre Schulmeisterschaft aus. Statt eines Stadionbesuchs bekam der Zuschauer ein Familienfest mit einem Fußballspiel als krönendem Abschluss zu sehen. In den folgenden Jahren besuchte ich einige japanische Stadien und jeder Besuch hatte seinen ganz eigenen Charme.

Ein Weltmeister in Duisburg

Benjamin Rabe ist Doktorand am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen (kurz In-East). Der 28-jährige ist nicht nur aktiver Fan seines Heimatvereins VfL Wolfsburg, sondern erhielt über einen befreundeten Doktoranden Kontakt zur Fangruppe Taiyou Komuten des japanischen Erstligisten Kashiwa Reysol. Während seines Besuchs in Japan 2016 wurde Rabe selbst Mitglied der Gruppe und besuchte während seiner Aufenthalte im Land der aufgehenden Sonne über 40 Spiele. Seine Erfahrungen und Bilder wurden in einer Foto-Ausstellung unter dem Titel „Hokori – Fußball. Fan. Kultur. in Japan“ in den Hallen des In-East für die Öffentlichkeit ausgestellt. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung lud Rabe den Weltmeister von 1990, Pierre Littbarski, ein, der 1993 als einer der ersten deutschen Spieler in die neu gegründete Profiliga Japans wechselte. In der einstündigen Podiumsdiskussion berichteten beide über ihre Erfahrungen in Japan, sei es als aktiver Spieler oder als aktiver Fan moderner Zeiten.

Die Frage, weshalb japanische Fans das WM-Stadion in Brasilien aufräumten, statt es vermüllt zu hinterlassen, ist einfach erklärt. Wer einmal in Japan gewesen ist, weiß, dass die Städte auch sehr ordentlich gehalten werden, da Japaner ihren Müll zuhause entsorgen. Benjamin Rabe berichtete an diesem Abend, dass es den Fans ein Anliegen ist, ein positives Bild zu präsentieren – ein Aspekt, der tief in der japanischen Kultur verankert ist. Statt das eigene Team nach einer Niederlagen-Serie auszupfeifen, werden die Spieler unterstützt und wieder aufgebaut. Aktive Fans seiner Fangruppe Taiyou Komuten verzichten beim Stadionbesuch bewusst auf den Konsum alkoholischer Getränke, um sich selbst jederzeit unter Kontrolle zu haben und komplett auf die Unterstützung der Mannschaft konzentrieren zu können. Littbarski und Rabe hoben das enge Miteinander zwischen Verein und Fans hervor. Während Littbarski damals nach erfolgreichen Spielen noch mit den Fans durch die Kneipen zog, berichtete Rabe, dass Reysol den Fangruppen so gut wie die komplette Öffentlichkeitsarbeit des Vereins überlässt. Werbeaktionen für das nächste Heimspiel, Rekrutierung neuer Mitglieder, sogar das Stadion wurde durch die Fans renoviert.

Insbesondere hob Rabe einen Reysol-Fan hervor, der als Miyacho (Chefchen) bekannt ist. Miyacho fällt im Fanblock Reysols regelmäßig durch kreative Aktionen auf. Meist mit einem Augenzwinkern, aber mit kreativen Verkleidungen, hält er mal eine Ansprache im Stile Obamas oder trägt eine Plastik der Lieblingsspeise eines Spielers durchs Stadion. Miyacho macht am Spieltag im Block Stimmung, steht dabei aber auch im direkten Kontakt mit den Spielern, die es in dem kleinen Stadion nicht weit zu den Fans haben. In seinen Ausführungen erklärte Rabe, dass Miyacho jemand sei, der das Positive am Fan-Dasein verinnerlicht hat. Er fährt friedlich, aber provokativ mit seinem Reysol-Mobil durch die Straßen des nahe gelegenen Tokios, verteilt mit anderen Flyer in der Stadt und Kinder, die am Spieltag in der Fankurve stehen, ermutigt er aktiv, mit ihren Idolen vor dem Spiel ein paar Worte zu wechseln.

Fankultur heißt in Japan aber auch, Gänsehaut-Momente zu erzeugen. Der 90 Minuten stattfindende Dauersupport wirkt auf einen Außenstehenden nicht immer so leidenschaftlich und bissig geführt, wie der Wettbewerb der Fan-Lager in europäischen Stadien, doch die Vorsänger bei Kashiwa Reysol mussten sich beispielsweise über viele Jahre beweisen und entwickelten ein Gespür dafür, welcher Gesang angestimmt werden muss, um die eigene Mannschaft nach vorne zu peitschen. Für ihren lautstarken Support berühmt-berüchtigt sind die Fans des Zweitligisten Matsumoto Yamaga. Der Verein aus Matsumoto südlich der Präfekturhauptstadt Nagano bringt seit Jahren mehr Zuschauer ins Stadion als manch etablierter Erstligist und es dürfte auch nur eine Frage der Zeit sein, bis die Mannschaft dort landet, wo ihre Fans bereits hingehören. Yamagas Fans sind bei jedem Spiel, zuhause oder auswärts, lautstark unterwegs und das oben gezeigte Video ist lediglich die Mannschaftspräsentation zur Saison 2018. Treff- und Sammelpunkt der Fans ist das Café Kissa Yamaga mit angeschlossenem Fan-Shop und Vereinsmuseum. Dort gibt es auch, der Vereinsfarbe entsprechend, einen grüngefärbten Biermix zu trinken.

Littbarski kritisierte an jenem Abend in Duisburg die stetig fortschreitende Entwicklung des modernen Fußballs, der ihn immer weiter von den Fans entfernt. Die Nähe zu den Fans müsse sich der Fußball bewahren, was der japanische Fußballverband einige Jahre nach der Ligagründung lernen musste. Seit der Etablierung des Fußballs in Japan kämpft er um die Gunst der Zuschauer im Schatten des Volkssports Baseball. Erst in den vergangenen Jahren lässt sich eine Tendenz erkennen, dass der Fußball in Japan beliebter werden könnte. Zuletzt wurde 2017 in einer Umfrage unter Erstklässlern erhoben, dass etwa jeder 25. Junge Baseball-Profi werden möchte, aber fast jeder zehnte Junge Profifußballer.

Spieler wie Shinji Kagawa, aber auch die Begeisterung der jungen Generation für den Fußballsport sind die Früchte einer großangelegten Marketing-Kampagne, die mit Einführung des Wettbewerbs 1992 landesweit startete. In den ersten Spielzeiten wurden landesweit Partien in neutralen Stadien ausgetragen. Highlight-Spiele und die Finalrunden fanden im National Stadium in Tokio mit teils über 50.000 Zuschauern statt. Ausländische Stars wie Weltmeister Pierre Littbarski sollten nicht nur das Niveau das Fußballs heben, sondern auch für das nötige Interesse an der Liga sorgen – eine Situation, wie man sie aus den vergangenen Jahren in China kennt – und in der nationalen Amateurliga Japan Football League entstanden immer mehr Vereine mit professionellen Ambitionen. Doch die wirtschaftliche Stagnation Japans sorgte auch im Fußball für weniger Einnahmen durch große Sponsoren. Mit dem fehlenden Geld verließen die aus- und teilweise inländischen Stars die Liga und das Interesse, insbesondere sichtbar bei den Zuschauerzahlen, flaute ab.

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, war es für die Teams unerlässlich, sich aktiv in ihrer Region zu präsentieren. Statt weniger nationaler Sponsoren sollte durch das Akquirieren lokaler Geldgeber der Ligabetrieb der Vereine gesichert und die eigene Region direkt eingebunden werden. Teil dieser Entwicklung sieht man in so ziemlich jeder Stadt, die einen Fußballverein beherbergt. So säumen Fahnen und Getränkeautomaten im Vereinsdesign größeren Einkaufsstraßen, lokale Geschäfte bieten Rabatte an Spieltagen an und Testspiele finden in der Umgebung statt. Teilweise dürfen selbst Gästefans beim Aufwärmen vom Rasen aus ihren Spielern zuschauen, Heimfans kleinerer Vereine begrüßen weit gereiste Gästefans auch gerne mit lokalen Spezialitäten. Erst die Einbindung der Vereine in die Gemeinschaft sorgte dafür, dass mein Stadionbesuch im Jahr 2008 so aussah, wie oben beschrieben. Lokale Unternehmen, die im Stadionumfeld mit diversen Aktionen warben und insgesamt einen familienfreundlichen Festival-Charakter bei einem Fußballspiel vermittelten.

Die andere Seite der japanischen Fußball-Kultur

Doch Japans Fankultur hat auch raue Seiten. Ähnlich wie in den europäischen Ligen etablieren sich in Japan, neben den üblichen regionalen Derbys, Duelle mit einer gewissen Brisanz. Nachdem die Urawa Red Diamonds – der umsatzstärkste Club der Liga – über die Jahre sowohl den Trainer als auch etliche Spieler Sanfrecces direkt oder über Umwege verpflichteten, entwickelte sich unter Fans der Liga der hämische Spitzname “Sanfreds” (Urashima). Bei einigen Fans aus Hiroshima äußerte sich der Unmut über den empfundenen Ausverkauf beim Ligapokalfinale 2014 in Vandalismus, da das Spiel im Heimstadion der Urawa Reds ausgetragen wurde.

Die Anhänger der Reds sind jedoch selbst kein unbeschriebenes Blatt. Über die Jahre wurden einige Strafen gegen den Verein ausgesprochen, da Fans wiederholt in Ausschreitungen verwickelt waren. Unter anderem wurde eine TV-Crew von Fans attackiert und mehrfach wurden rassistische Pöbeleien von den Rängen festgestellt und geahndet. Dies mündete in dem bis dato letzten Skandal 2014, als aktive Fans unter der Fankurve ein Banner mit dem Hinweis „Japanese Only“ aufhängten. Neben einem Geisterspiel wurde durch den Verband die bislang höchste Strafe von 300 Millionen Yen (etwa 2,3 Millionen Euro) ausgesprochen, da das Banner als weitere rassistische Verfehlung der Fans interpretiert werden konnte. Der Hintergrund des Banners: Ultras der Reds wollten in ihrer Kurve keine Touristen haben, die sich während des Spiels nicht komplett dem Support verschreiben – wählten dafür allerdings eine sehr unglückliche Formulierung. Die Strafe fiel nicht zuletzt deswegen so hoch aus, weil der Sicherheitsdienst das Banner nicht umgehend entfernte und der Image-Schaden von der Liga als sehr hoch empfunden wurde.

Mangelnde Umsichtigkeit der Fans begünstigte in der Geschichte der J. League wiederholt problematische Vorfälle. Über Jahre trat die Ultra-Gruppierung Sledgehammer Boys von Gamba Osaka mit den Initialen SH in Runenform auf. Diese erinnern in ihrer Form stark an das Zeichen der Schutzstaffel, fielen aber erst im April 2017 bei einem Lokalderby gegen Cerezo Osaka ausländischen Stadiongästen auf. In der Folge wurden über 60 Mitglieder der Gruppe temporär gesperrt und dem Fahnenschwenker der Gruppe dauerhaft der Zutritt zum Stadion verwehrt. Auch wenn man hier keine politische Agitation unterstellen sollte, ist Rassismus in Einzelfällen das wohl am häufigsten auftretende Problem. Bananenwürfe und Affenlaute in Richtung dunkelhäutiger und ausländischer Spieler gipfelten 2011 in einem Banner, das Fans von Júbilo Iwata im Derby gegen Shimizu S-Pulse zeigten. In diesem wurde der iranisch-stämmige Trainer von S-Pulse aufgrund seiner Herkunft mit dem iranischen Atom-Programm in Verbindung gebracht, was Ausschreitungen zwischen beiden Fan-Lagern zur Folge hatte.

Das Nihondaira Stadium, Heimstätte von Shimizu S-Pulse (Foto: Barry Valder (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons)

Trotz dieser Vorfälle, die, auch das muss man ganz deutlich sagen, absolute Ausnahmen und Einzelfälle darstellen, sind die Stadien in Japan so sicher wie das Land selbst und ich selbst bin bei meinen Besuchen mitunter herzlich aufgenommen worden. Wer es nach Japan schafft, sollte sich eine Stadionbesuch nicht nehmen lassen, sei es bei Shimizu S-Pulse, das von der Haupttribüne aus den Blick auf den Berg Fuji ermöglicht, das gutbesuchte WM-Stadion in Saitama oder das enge Hitachidai von Kashiwa Reysol. Neben den kreativen Choreografien, die sich vor denen großer europäischer Teams nicht verstecken müssen, bespaßen mitunter eine Hand voll Maskottchen die Fans beider Lager. Sei es die gesamte Maskottchen-Familie eines Vereins oder die schräge Orangen-Crew vom Ehime FC, bestehend aus Oranjay, Mikan-chan und Iyo Kahn, ein plumpes Wortspiel bestehend aus der lokal angebauten Citrusfrucht iyokan und dem weltbekannten deutschen Torhüter.

Wer Lust auf ein paar Impressionen bekommen hat, die Ausstellung „Hokori – Fußball. Fan. Kultur. in Japan“ ist noch bis zum 31. März 2018 in der 7. Etage des LE-Gebäude der Universität Duisburg-Essen, Forsthausweg 2, 47057 Duisburg werktags von 9 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die J. League Saison 2018 begann am Freitag, den 22. Februar 2018 und wird bei DAZN wöchentlich mit deutschem Kommentar übertragen. Wir kommentieren das Liga-Geschehen unter unseren Social Media-Kanälen @jleagueDE.

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https://120minuten.github.io/hokori-ein-blick-auf-die-japanische-fussball-fankultur/feed/ 0 4272
Über das Spiel zum Kampf https://120minuten.github.io/ueber-das-spiel-zum-kampf/ Fri, 12 Jan 2018 19:01:55 +0000 https://120minuten.github.io/?p=4172 Weiterlesen]]> Wie geschieht es, dass Ultras in rechte Gruppen abrutschen? 11Freunde hat drei Aussteiger befragt. Die Gründe sind mannigfaltig:

Für einen war es die Musik, für den anderen war es das Gefühl gehört und verstanden zu werden.

Dabei sticht eines heraus: Rechte Gruppierungen besetzen die Themen der Ultras und ziehen so allmählich die Jugendlichen in ihren Bann. Sehr gutes Lesestück von Ron Ulrich.

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4172
Darf man mit Nazis in der Kurve stehen? https://120minuten.github.io/darf-man-mit-nazis-in-der-kurve-stehen/ Sat, 23 Dec 2017 19:01:55 +0000 https://120minuten.github.io/?p=4080 Weiterlesen]]> “Darf man mit Nazis in der Kurve stehen?” – Dieser auf den ersten Blick einfachen, bei näherem Hinsehen allerdings recht komplexen Frage, widmen sich Maik vom St. Pauli-Fanzine “Übersteiger” und Daniel von “Pressschlag” in einem lesenswerten Debattenbeitrag.

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Die gefährliche Kriminalisierung minderjähriger Ultras https://120minuten.github.io/die-gefaehrliche-kriminalisierung-minderjaehriger-ultras/ Sun, 02 Jul 2017 23:00:00 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3473 Weiterlesen]]> Als Präventionsmaßnahme bezeichnet die Polizei so genannte Gefährderanschreiben. Die Eltern minderjähriger Fußballfans, die Ultragruppen angehören, werden angeschrieben und es wird suggeriert, dass sich der eigene Nachwuchs in einem kriminellen Milieu bewegt. Eine Praxis, die vielerorts auf Unverständnis stößt. Interessante Recherche vom Transparent Magazin.

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3473
Bekämpft der DFB die Meinungsfreiheit? https://120minuten.github.io/bekaempft-der-dfb-die-meinungsfreiheit/ https://120minuten.github.io/bekaempft-der-dfb-die-meinungsfreiheit/#comments Wed, 17 May 2017 07:00:32 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3361 Weiterlesen]]> Gesänge, Blockfahnen, Spruchbänder und Doppelhalter – seit jeher gehören diese und noch einige weitere Utensilien fest zur Fankultur in deutschen Stadien. Meist kreativ, manchmal daneben, häufig lustig, eigentlich immer auf den Punkt, mitunter aber auch recht deutlich unter der Gürtellinie, werden sie nicht nur als Stilmittel zur Unterstützung der eigenen Mannschaft, sondern auch als Ausdrucksform der aktiven Fanszene gegenüber sportlichen Gegnern, dem eigenen Verein oder dem Deutschen Fußball-Bund genutzt. Immer häufiger werden allerdings die Medienberichte davon bestimmt, dass der DFB eben diese Form der Meinungsäußerung mit Geldstrafen sanktioniert. Von “Schmähgesängen” ist dann die Rede, oder von Diffamierung und unsportlichem Verhalten, sodass sich dem geneigten Beobachter durchaus die Frage aufdrängen kann, wie es eigentlich so bestellt ist mit der Meinungsfreiheit im Stadion. Ein Debattenbeitrag.

(Hinweis: Ergänzend zum Text finden sich am Ende der Seite Auszüge aus der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes sowie ein Interview mit Dr. Andreas Hüttl, einem Anwalt für Strafrecht aus Hannover)

Autor: Lennart Birth, 120minuten

“Fans im Visier” / SurfGuard via Flickr | CC-BY-NC-SA 2.0

Der Besuch eines Fußballspiels gehört für tausende Deutsche zu einem normalen Wochenende dazu. Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten pilgern regelmäßig in die Stadien; soziale Disparitäten, Sorgen und Nöte sind für die Dauer des Spiels vergessen, der Fußball als Volkssport Nummer eins verbindet uns nachhaltig. Der gemeine Fan fährt zu Heimspielen, lässt sich mit der Familie auf der Gegengerade nieder und verbindet den Besuch im Stadion vielleicht noch mit einem gemeinsamen Mittagessen an der Bratwurstbude. Der „Allesfahrer“ ist jedes Wochenende auf Achse, reist quer durch die Republik seiner Mannschaft und den eigenen Farben hinterher. Er scheut weder Strecke noch Wetter und versucht, so viele Spiele wie möglich live in einer glänzenden Arena oder einem kultigen und zugigen Stadion mitzuerleben. Der betagte Fan schwelgt derweil in Erinnerungen und nimmt kein Blatt vor den Mund, er hat viel erlebt und weiß viel zu erzählen. Und zuletzt der Ultra, er lebt und liebt seinen Verein und investiert Stunden an ehrenamtlicher Arbeit, um den Verein und die Fanszene voranzubringen. Auch er scheut es nicht, den Mund aufzumachen und teilt gegen Gegner, Vorstände, andere Fans oder die Verbände aus.

Auf den ersten Blick könnten die Charaktere, die hier grob gezeichnet wurden, unterschiedlicher nicht sein, wenn man mal von dem offensichtlichen Aspekt absieht, dass es sich bei jeder der stereotypisierten Persönlichkeiten um einen Fußballfan handelt. Eine bedeutende Sache sollte man in der Betrachtung dieser Menschen jedoch nicht außer Acht lassen, zwei große Gemeinsamkeiten weisen alle auf, auch wenn diese im ersten Moment nicht sofort ersichtlich scheinen:

  1. Eine Stimme, im Sinne der Möglichkeit und Fähigkeit, sich verbal im Stadion zu äußern und zu kritisieren, zu loben oder zu appellieren und sich somit lautstark oder leise in das Geschehen neben dem Fußballplatz einzumischen und mit anderen Stadionbesuchern zu interagieren und zu kommunizieren.
  2. Eine freie Meinung, die laut Artikel fünf unseres Grundgesetzes jedem zusteht und die man jederzeit kundtun kann, ohne Konsequenzen für Leib und Leben fürchten zu müssen.

Artikel 5 (1) GG: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten […]“

Der Stadionbesucher oder auch die Stadionbesucherin, egal, welcher der oben angeführten Kategorien nun angehörig, hat das Recht, rund um das Geschehen auf dem Platz die eigene Meinung zu äußern und diese verbal oder schriftlich, zum Beispiel in Form eines Banners oder Spruchbandes, zu kommunizieren. In der Theorie hat er oder sie keine Konsequenzen zu befürchten; das Gesagte, Gerufene oder Geschimpfte bleibt nach Abpfiff im sich leerenden Rund zurück. Die üble Beleidigung, die vor wenigen Minuten noch Gegenspieler oder Schiedsrichter zugerufen wurde, ist schnell vergessen.

Und in der Praxis? Da ist das alles nicht ganz so einfach, denn das Recht eines jeden Fans auf freie Meinungsäußerung besteht zwar faktisch, nur leider nicht, ohne dass diese von einer Instanz kontrolliert und eingeschränkt wird. Die Rede ist vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), der in den letzten Jahren zu wachsender Besorgnis von Fans, Fangruppen und Fanhilfen systematisch damit begonnen hat, ebenjenes eigentlich unveräußerliche Grundrecht im Stadion massiv einzuschränken. Der Trend geht hin zur absoluten Kontrolle, zur Abschaffung des Meinungspluralismus rund um den Ballsport und zu einem Fußballereignis, in dem aneckende Kritik immer mehr an Einfluss zu verlieren droht.

„Ein düsteres Bild“, mag sich der Leser dieser Zeilen jetzt denken und dabei den Verdacht äußern, der Autor nähere sich der Problematik auf einer einseitigen und sturen Ebene mit einer festgesetzten Haltung, die weder von Vernunft noch Verstand beeinflussbar ist. Doch so ist es nicht, ich versuche, mich dem Thema so differenziert wie möglich zu nähern und dabei eine kontroverse Debatte anzustoßen, die Fans und Funktionäre gleichermaßen anregen soll, das Geschehen in den deutschen Stadien kritisch zu hinterfragen und hinter die Kulissen zu schauen. Die Frage, die sich durch diesen Debattenbeitrag ziehen soll: Wie ist es um unsere Meinungsfreiheit im Stadion bestellt?

Beginnen sollte man etwas theoretisch, denn erst einmal sollte sich der Leser im Klaren darüber sein, was denn unter einer Meinungsäußerung rund um ein Spiel zu verstehen ist und welche Akteure dabei eine wichtige Rolle spielen. Es gibt eine Vielzahl an Wegen, seine Haltung zu einem bestimmten Thema, ob nun sportlich, gesellschaftlich oder politisch, im Stadion kundzutun.

Die wohl offensichtlichste dieser sich bietenden Möglichkeiten ist der Gesang.
In verschiedenen Liedern, Hymnen oder anderen fußballspezifischen Textmelodien können einzelne Fans oder ganze Fangruppen ein lautstarkes Sprachrohr nutzen, um ihre Meinung mit den anderen Besuchern im Stadion, Spielern, aber auch den Menschen an den Fernsehern zu teilen. Der wohl üblichste Fangesang ist dieser, in dem die eigene Mannschaft vorangetrieben und motiviert wird, um einen positiven Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen. Er ist durch keinerlei Zensur gekennzeichnet und soll deswegen einmal außen vor gelassen werden. Problematischer wird es, wenn der verbale Ausdruck dazu genutzt wird, andere zu beleidigen oder zu attackieren. Gegenspieler oder gegnerische Fans, jeder bekommt im Stadion wohl mal sein Fett weg und manche dieser Schmähgesänge sind einfach nur trauriges Indiz dafür, wie ignorant und intolerant einige Fußballfans teilweise auftreten. Klar ist, dass insbesondere geschmacklose Schmähgesänge, in denen gezielt Minderheiten diffamiert werden („Jude“, „Zigeuner“), nichts auf den Traversen unserer Fußballstadien zu suchen haben, denn mit unserer Meinungsfreiheit sind diese Hassbotschaften garantiert nicht vereinbar. Regelmäßig werden jedoch auch Gesänge im Stadion durch den Deutschen Fußball-Bund bestraft, die fälschlich in diese Kategorie eingeordnet werden. Hierbei verbietet sich jedoch nicht, die Verbandsurteile kritisch zu hinterfragen: Begriffe wie „Arschloch“ oder „blinde Sau“ fallen keinesfalls in das Subgenre Schmähkritik und sind wohl in Anbetracht der oft erhitzten Gemüter auf Platz und Rang irgendwie verständlich und entschuldbar. Trotzdem werden sie immer wieder mit vorher genannten Schmähungen gleichgesetzt. Ist dies sinnvoll? Nein, denn es muss klar zwischen offenem Antisemitismus, offener Islamfeindlichkeit oder jeder anderen Form der rassistischen Äußerung und den anderen Gesängen unterschieden werden. Diese mögen teilweise sicherlich den einen oder anderen verbal provozieren, sind jedoch keinesfalls mit Hasstexten gleichzusetzen. Für solche Liedtext-Einordnungen ist Weitsicht notwendig, die leider nicht immer vom Deutschen Fußball-Bund an den Tag gelegt wird.

Der 1. FC Köln, bekannt für seine lautstarken und kreativen Fans, musste 2017 diese leidliche Erfahrung machen. Die kritische Auseinandersetzung mit Dietmar Hopp, Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim, sorgte bei dem Verein aus Sinsheim für Entrüstung, eine DFB-Strafe droht. Die Kölner Fans haben schon eine Weile vorher die Konsequenzen „beleidigender Gesänge“ erfahren müssen und befürchten nun, dass sich die Sanktionierung dieser Fälle in Zukunft häufen wird. Damals ließ die Reaktion aus dem DFB-Hauptquartier nicht lange auf sich warten, ein Vorfall wurde zusammen mit anderen Vergehen satt bestraft, eine Rechnung in Höhe von 34.000€ flatterte in den Kölner Briefkasten. Auffällig dabei ist, wie fehlende Transparenz von Seiten des DFB dafür sorgt, dass man keine genauen Aussagen dazu treffen kann, mit welchem Anteil am gesamten Strafgeld „beleidigenden Gesänge“ zu Buche schlagen. Dass der DFB enormen Druck auf die Vereine auszuüben scheint, die sich lieber von den eigenen Fans distanzieren, um etwaige Strafen abzumildern, anstatt sich ebenfalls kritisch mit Problemen auseinanderzusetzen, ist auch ein erheblicher Faktor für das sorgenvolle Stirnrunzeln bei den Anhängern des Clubs vom Rhein. Mittlerweile fordert der Verein sogar, dass sich Verantwortliche für Choreografien melden müssen und bei DFB-Strafen die Haftung übernehmen.

„Wie solche Urteile zustande kommen, lässt sich dabei nur erahnen. Es gibt weder eine transparente Definition, welche konkreten Tatbestände zu einer Sanktionierung führen noch wonach sich die Höhe der Strafe bemisst. Dass die Akzeptanz eines solchen Urteils dazu dient, einer Verurteilung in anderen Sachverhalten zu entgehen, kann nur noch als Klüngelei bezeichnet werden. Wäre die Tatsache allein, dass beleidigende Gesänge oder Spruchbänder durch eine Instanz wie den DFB bestraft werden, nicht schon absurd genug, spätestens der Prozess der Sanktionierung ist inakzeptabel. Es werden in diesem Zusammenhang weder gefährliche oder sachbeschädigende Aktionen, sondern Inhalte sanktioniert. In anderen Fällen wurden Vereine bereits für Doppelhalter („Scheiss Red Bull“ [Chemnitzer FC, Anmerkung der Redaktion]) oder Spruchbänder („Alles aus Frankfurt ist scheiße“) ihrer Fans zu Strafen verurteilt. Der DFB versucht auf diese Weise, die Meinungsfreiheit der Zuschauer im Stadien massiv einzuschränken. […] Diesen Versuchen der Zensur muss entschieden entgegen getreten werden. Deutlich zeigt sich auch, dass es bei den Urteilen schon lange nicht mehr um die Sicherheit in den Stadien geht.“

Südkurve Köln e.V. in einer Stellungnahme

 

Auch andere Vereine wurden schon für das vage definierte Vergehen des „beleidigenden Gesanges“ zur Kasse gebeten. Oft werden die Gesänge im gleichen Zusammenhang mit anderen Vorfällen sanktioniert. Eine DFB-Strafe zum Thema Meinungsäußerung summiert sich somit meistens mit weiteren Vergehen, wie der Nutzung von Pyrotechnik – Fans und Medien ist es folglich kaum möglich, den Durchblick zu behalten, was genau mit wie viel Euro bestraft wurde.

Zudem stimmten Hannoveraner Zuschauer mehrmals beleidigende Gesänge an.“

DFB, Pressemitteilung zur Verhängung von 48.000€ Strafgeld für Hannover 96

Darüber hinaus skandierten Dortmunder Zuschauer während des Bundesligaspiels bei der TSG 1899 Hoffenheim am 16. Dezember 2016 mehrmals Schmähgesänge.“

DFB, Pressemitteilung zur Verhängung von 100.000€ Strafgeld und der Sperrung der Südtribüne für Borussia Dortmund

 

Eine weitere Kategorie des Gesanges ist besonders in der Ultrabewegung sehr beliebt und erfreut sich einer regelmäßigen Verwendung: gesungene Kritik gegenüber den meist verhassten Fußballverbänden und ihren Funktionären. „Schweine-DFB“ oder auch „Schieber“ hallt es regelmäßig durch die Kurven der Republik, kritisiert werden Strafen gegenüber dem Verein oder auch strittige Entscheidungen des vom Verband eingesetzten Schiedsrichtergespanns. Wie ist mit solcher verbalen Kritik umzugehen? Sie fällt eindeutig in den Bereich der Meinungsfreiheit, sofern auf eine konstruktive Art und Weise geäußert, und ist meist nicht gegen einzelne Personen, sondern eher das große Ganze, also den Verband und seinen Funktionärsapparat gerichtet und kann somit in der Regel nicht als Angriff auf einzelne Personen verstanden werden. Trotzdem lässt es sich hier in Deutschland insbesondere der DFB nicht nehmen, kritische Töne gegen die eigene Institution zu sanktionieren und dabei das Recht der freien Meinungsäußerung einzuschränken.

Anti-DFB-Aufkleber: Kritik oder Schmähung?

Würde man dieses fragwürdige Rechtssystem auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen, würden wohl bei vielen Journalisten hohe Abmahnungen wegen angeblicher Diffamierung der Staatsgewalten in die Postkästen flattern, denn Kritik wäre unerwünscht. In einer Demokratie unvorstellbar, im Fußball für Fans und Vereine jedoch traurige Realität. Womit wir schon beim nächsten Punkt angelangt wären, denn Kritik wird im Stadion nicht nur verbal geäußert, sondern häufig auch in schriftlicher Form geübt. Besonders Banner und Spruchbänder sind ein beliebtes Mittel, um sich gegenüber gegnerischen Vereinen, Fans oder den Verbänden zu positionieren. Darüber hinaus nutzen viele Fanszenen den schriftlichen Weg, um Kritik in einem konstruktiven und sachlichen Maß anzubringen und versuchen dabei, Debatten über bestimmte Probleme anzustoßen.

Ein gutes Beispiel liefert der 1. FC Magdeburg. Nach einer hohen Strafe von 40.000€ für verschiedene Vergehen reagierten Teile der Fanszene des Drittligisten und zeigten am 13.02.2016 eine Reihe von Spruchbändern, die das Strafmaß und den Umgang des DFB mit Fanszenen kritisierten.

Magdeburger Fans kritisieren den DFB: “Summe: 40 000 € – Verwendungszweck: Sommermärchen 2006 / DFB – wenn Korrupte über andere urteilen! / DFB-Sportgericht – ein Fall für die Justiz“
Bild: @olliMD

Die Fans legten dabei den Finger in eine Wunde. Der DFB stand zum damaligen Zeitpunkt selbst wegen der WM-Vergabe in der Kritik und hatte mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen. Trotzdem nahm es sich der Verband nicht, über Fans zu urteilen und sich trotz des eigenen Fehlverhaltens zum gerechten Richter und Wahrer der Sportlichkeit zu stilisieren, Ergebnis bekannt. Doch anstatt es dabei zu belassen und die durchaus berechtigte Kritik zu akzeptieren, konnte es der Verband nicht lassen und musste unbedingt nachtreten, um es in einer gewissen Sportmetaphorik auszudrücken. In einem weiteren Urteil (4.000€) prangerte der DFB die Banner an und sanktionierte die geübte Kritik.

„Vor dem Meisterschaftsspiel gegen den SC Fortuna Köln am 13. Februar 2016 wurden im Magdeburger Zuschauerblock drei Banner mit verunglimpfenden Aufschriften gezeigt.“

DFB, Pressemitteilung zur Verhängung von 4.000€ Strafe für den 1. FC Magdeburg

 

Der Duden definiert den Begriff „verunglimpfen“ als „schmähen, beleidigen; mit Worten herabsetzen; diffamieren, verächtlich machen“, aber ist dies in obigem Beispiel tatsächlich gegeben? Nein, denn die Banner sind nicht beleidigend, sondern kritisieren lediglich die Verbandsgerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2006, die unter dubiosen Umständen erfolgt sein soll. Offensichtlich versucht der Verband, medienwirksame Kritik an der eigenen Institution zu bestrafen und einzuschränken. Ein Bruch mit der Meinungsfreiheit?

„[…] Mit welchem Recht will der DFB oder die DFL einem Klub untersagen, sich politisch zu äußern? Mit welchem Recht kann jemand sagen: Hier im Stadion dürfen bestimmte Plakate nicht aufgehängt werden? Es ist offensichtlich, dass dies nur aus Eigenschutz geschieht, um die wirtschaftliche Ausbeutung nicht zu gefährden. […]“

Ewald Lienen (Trainer des FC St. Pauli) gegenüber der FAZ

 

Im Frühjahr 2017 sorgte das Aufeinandertreffen von Borussia Dortmund und RasenBallsport Leipzig, einem Verein, der in wenigen Jahren dank Red Bull-Millionen in die Bundesliga katapultiert wurde, im Dortmunder „Signal Iduna Park“ für reichlich Gesprächs- und Zündstoff. Nachdem schon zahlreiche Fanszenen Kritik am Verein aus der Messestadt geübt hatten, trieben Dortmunder Anhänger auf der Südtribüne die Auseinandersetzung auf ein neues Niveau. Dutzende Spruchbänder dienten den Fans und Verfechtern des Traditionsfußballs dazu, ihre Kritik am Konstrukt aus Sachsen zu kanalisieren. Der Verband reagierte: neben einer hohen Geldstrafe von 100.000€ sperrte der Deutsche Fußball-Bund die Südtribüne für das folgende Ligaheimspiel und sprach somit eine Kollektivstrafe aus. Ein Urteil, das zeigt, wie sehr die Meinungsfreiheit im Stadion in Gefahr ist. In Anbetracht durchaus makabrer Statements (zum Beispiel „Burnout Ralle: Häng dich auf“) mag eine solche Konsequenz erst einmal plausibel und gerechtfertigt erscheinen und ja, einige der gezeigten Spruchbänder gingen eindeutig zu weit. Trotzdem möchte ich darauf verweisen, dass der DFB auch in diesem augenscheinlich klaren Fall die falschen Schlüsse gezogen hat. Statt es bei der Geldstrafe für Borussia Dortmund zu belassen, beschloss der Fußball-Bund, alle Fans, die auf der Südtribüne ihre Mannschaft unterstützten, unter Generalverdacht zu stellen. Ergebnis: die größte Stehplatztribüne Europas wurde in der Ligapartie gegen den VfL Wolfsburg geschlossen und somit eine Kollektivstrafe verhängt. Ein falsches Zeichen, das auch unbeteiligte Fans und harmlose Plakate zu Unrecht bestrafte (zum Beispiel „Geboren auf Vorstadtwiesen mit nem Traum, nicht aus Geldgier in nem Vorstandsraum“). Wieder also ein Schritt in die falsche Richtung und ein Akt der Verzweiflung ob der Machtlosigkeit gegenüber den kritischen Stimmen aus den Fanblöcken der Republik.

“Eine derartige Verunglimpfung und Diffamierung von einzelnen Personen und Vereinen durch Transparente und Schmähgesänge ist nicht hinnehmbar und muss konsequent sanktioniert werden. Dasselbe gilt auch für den Einsatz von Pyrotechnik. In beiden Punkten gab es gravierendes Fehlverhalten von Teilen der Dortmunder Zuschauer, das ein massiveres Eingreifen der DFB-Organe erfordert.”

Dr. Anton Nachreiner, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses (Quelle: Focus Online)

 

Der Aussage von Seiten des DFB könnte man nun folgendes Zitat entgegen halten und dabei die freundliche Bitte anfügen, der Verband möchte doch erst einmal vor der eigenen Tür kehren, wie es so schön heißt, bevor derlei Pauschalverurteilungen getätigt werden.

„Ein Verband, der weder ein Interesse daran hat seine eigenen Verwicklungen in Schwarz- und Schmiergeldaffären aufzudecken, den Vorwürfen von Wettbetrug und Doping systematisch nachzugehen und ein mafiöses System wie das der FIFA mitträgt und unterstützt, schwingt sich zum Kläger und Richter über Fans und Vereine in Personalunion auf. Diesem Gebaren muss endlich Einhalt geboten sein. Das willkürliche Vorgehen der Verbandsfunktionäre schädigt diesen Sport nachhaltig.“

Südkurve Köln e.V. in einer Stellungnahme

 

Auch Braunschweiger Fans wurden für ein Transparent verurteilt, in dem sie RB Leipzig kritisierten. 3.000€ Strafe, die wohl auch bei der Polizei Braunschweig mit zufriedenem Nicken zur Kenntnis genommen wurden. „Scheiss Bullen“, so argumentierte man bei der Staatsgewalt zuvor, sei schließlich an die Beamten gerichtet; auch dass die Farbgebung des Banners eher an den Verein aus Leipzig erinnerte, wollte man nicht einsehen. Inwiefern diese verhältnismäßig harmlose Aussage nun Grenzen der Meinungsfreiheit überschritt, ist unklar und wird wohl auch immer unklar bleiben.

„Scheiss Bullen“ plakatierten BTSV-Fans gegen Aue
Bild: Braunschweig1895.de

Beispiele wie diese lassen sich schier endlos fortsetzen und zeigen: der DFB bemüht sich, aus dem Ereignis Fußballspiel ein bestmöglich zu vermarktendes Produkt zu schaffen. Alles, was dem sauberen Image des Volkssports schaden könnte, soll aus den Stadien verbannt werden. Schmähgesänge und Kritik am Verband oder seinen Entscheidungen gehören ebenso dazu, wie politische Statements von Fans. Weiterhin ist man in der Frankfurter Zentrale darum bemüht, die Kontrolle über die Stadionbesucher zu behalten, welche Missstände häufig in einem öffentlichkeitswirksamen Maß anzuprangern wissen. Nun stellt sich die Frage, inwieweit die Reaktionen der Verbandsfunktionäre noch mit unserem Grundgesetz und dem darin verankerten Recht auf Meinungsfreiheit vereinbar sind. Ist es wirklich gerecht, den Vereinen Unsummen an Geld dafür abzuknöpfen, dass einige Fans den Mut besessen haben, den DFB anzuprangern? Ist es wirklich gerechtfertigt, für Beleidigungen Einzelner Kollektivstrafen auszusprechen? Oder steckt dahinter einfach der ökonomische Gedanke einer zuverlässigen und nie versiegenden Geldquelle? Die letzte Frage muss der Leser wohl für sich selbst beantworten.

Was bleibt, ist die Sorge, dass diese Kontrolle und Einschränkungen in den kommenden Jahren weiter wachsen und die freie Meinungsäußerung im Stadion stetig eingeengt werden wird. Ein Erfolgsrezept gegen diese Entwicklungen ist schwer zu liefern, doch eines sollten Fans aller Vereine tun: weitermachen. Weiter kritisieren, weiter anecken und weiter den Finger in die Wunde legen. Denn nur so bleibt uns der Meinungspluralismus im Stadion auf Dauer erhalten. Und das ist etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Rechtliche Grundlagen der Verbandsjustiz

„Verbandsgerichtsbarkeit ist die den Verbänden eingeräumte Möglichkeit, Verstöße ihrer Mitglieder oder Vertragspartner gegen Verbandsrecht zu ahnden und über verbandsinterne Streitigkeiten zu entscheiden. Sie beruht auf der Selbstverwaltungsautonomie der Vereine und Verbände.“ –DFB

Auszüge aus der Rechts- und Verfahrensordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

§ 9a Verantwortung der Vereine

  1.  Vereine und Tochtergesellschaften sind für das Verhalten ihrer Spieler, Offiziellen, Mitarbeiter, Erfüllungsgehilfen, Mitglieder, Anhänger, Zuschauer und weiterer Personen, die im Auftrag des Vereins eine Funktion während des Spiels ausüben, verantwortlich.
  2. Der gastgebende Verein und der Gastverein bzw. ihre Tochtergesellschaften haften im Stadionbereich vor, während und nach dem Spiel für Zwischenfälle jeglicher Art.

§ 34 Verwendung der Geldstrafen

Die verhängten Geldstrafen werden für gemeinnützige Zwecke des DFB oder seiner Mitgliedsverbände verwendet.

§ 37 Kosten

  1. Die Kosten eines Verfahrens trägt in der Regel die bestrafte oder unterliegende Partei.

Der DFB hat als Verband das Recht, über die Vereine (Mitglieder der Mitgliedsverbände) zu urteilen und Strafen zu verhängen. Zwei Rechtsinstanzen (Sportgericht und Bundesgericht) werden im Falle von Verstößen gegen das Verbandsrecht eingesetzt, der sogenannte DFB-Kontrollausschuss übernimmt eine staatsanwaltschaftliche Funktion. Ein neutrales Schiedsgericht kann die Rechtmäßigkeit von Verbandsentscheidungen überprüfen. Zwar können die Vereine gegen Urteile Berufung einlegen, jedoch ist dies immer mit juristischem Aufwand und finanziellen Aufwendungen verbunden. Kurzum: für die Vereine ist es manchmal billiger, Strafen zu akzeptieren, als sie vor dem Bundesgericht des DFB anzufechten.

Durch die sogenannte „verschuldensunabhängige Haftung“ (fixiert in § 9 der Rechts- und Verfahrensordnung) werden Vereine vom DFB zur Kasse gebeten und haften somit für das Verhalten der eigenen Anhänger und Stadionbesucher. Das heißt im Klartext, dass eine Meinungsäußerung von Fans im Stadion dazu führen kann, dass der DFB den betreffenden Verein mit einer Geldstrafe oder anderen Sanktion konfrontiert, auch wenn dieser wenig bis keinen Einfluss auf Äußerungen der Stadionbesucher hat. Diese Regelung wird umso problematischer, wenn Vereine entscheiden, die Strafen auf einzelne „Täter“ umzulegen und sich somit selbst zu entlasten. Ein Urteil des Bundesgerichtshof (BGH) eröffnet Vereinen seit 2016 diese Möglichkeit der Strafumwälzung. Mittlerweile wird diese immer häufiger genutzt, viele Clubs wollen durch Regressforderungen an überführte Täter die eigenen Verluste durch Strafen des Verbandes kompensieren oder sogar egalisieren. Immense Strafsummen des DFB werden dabei auf Einzeltäter abgerollt und leider die mangelnde Verhältnismäßigkeit völlig außer Acht gelassen.

„Der DFB hat keinen transparenten Sanktionskatalog. Wäre man gemein, könnte man sagen, er würfelt die [Strafen] aus. Das Strafmaß des DFB reicht von wenigen hundert Euro bis zu hohen fünfstelligen Beträgen.“ – Matthias Düllberg (Fachanwalt für Strafrecht) gegenüber ZEIT Online

Interview mit Dr. Andreas Hüttl, Anwalt für Fanrecht

Dr. Andreas Hüttl, Bild: @Dr_Huettl

Lennart Birth (LB): Herr Dr. Hüttl, als Strafverteidiger in Hannover befassen Sie sich unter anderem mit Fanrecht und unterstützen Fußballfans in rechtlichen Fragen. Hatten Sie je einen Fall, in dem ein Fan beziehungsweise eine Fanhilfe gegen den Deutschen Fußball-Bund vorgegangen ist, weil es unterschiedliche Auffassungen von Meinungsfreiheit im Stadion gab?

Dr. Andreas Hüttl (AH): Ein direktes Vorgehen eines Fans gegen den DFB im eigentlichen Sinne kann es gar nicht geben. Die Vereine, oder besser die Spielbetriebsveranstalter, unterwerfen sich im Lizensierungsverfahren der Sportgerichtsbarkeit des DFB. Die DFB-Urteile treffen daher zunächst alleine die Spielbetriebsveranstalter. Der DFB kann durch die Sportgerichtsbarkeit nur Sanktionen gegen diese verhängen. Die Spielbetriebsveranstalter können dann versuchen, die Strafen (evtl. wegen beleidigenden Tapeten oder nun neu, wegen beleidigenden Gesängen (sogenannten Schmähgesängen)) an die „Verursacher“, also die Fans, weiterzuleiten. Ich hatte aber bereits Verfahren zwischen Fans und Spielbetriebsveranstaltern, in denen es um die Genehmigung von Choreografien ging und man auch unterschiedlicher Meinung war, ob der Inhalt der Choreos noch von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, oder eben ehrverletzenden Charakter hat. Auch Stadionverbote wegen solcher Streitigkeiten habe ich bereits bearbeitet.

LB: Wie beurteilen Sie, dass der DFB verbandsrechtlich Schritte gegen Fußballvereine und deren Fans einleiten kann, die durch Ihre Meinungsäußerung im Stadion Kritik am Verband geäußert haben? Sind hohe Geldstrafen für vermeintliche Verunglimpfung des DFB oder beleidigende Gesänge wirklich gerechtfertigt?

AH: Dass der DFB im Zuge der Sportgerichtsbarkeit eine „eigene Justiz“ aufgebaut hat und nutzt, ist im Grundsatz nicht zu kritisieren. Man stelle sich vor, dass sämtliche Streitigkeiten (z.B. wie lang die Sperre für eine rote Karte sein soll) vor den ordentlichen Gerichten ausgetragen würden. Das wäre natürlich unsinnig. Die Sportgerichtsbarkeit ist Ausfluss der grundgesetzlich verankerten Vereinigungsfreiheit. Das heißt, jeder Verein kann sich seine Regeln selbst schaffen und nach eigenem Gutdünken richten. Wer sich dem nicht unterwerfen will, muss ja nicht mitmachen. Kritisch wird es jedoch, wenn die dort ausgesprochen Strafen an Dritte, die Fans/Verursacher weitergereicht werden dürfen. Wie gesagt, gegen die Fans selbst hat der DFB keine Möglichkeit, denn so weit reicht seine Strafgewalt nicht. Man kann zwar manchmal diesen Eindruck bekommen, zum Beispiel, wenn es heißt, die Sperrung der Südtribüne in Dortmund sei ausgesprochen worden, weil etwas vor dem Stadion passiert sei, das ist aber einfach eine falsche Darstellung in den Medien. Und natürlich sind solch hohe Strafen wegen „Verunglimpfung“ nicht gerechtfertigt. Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Bahnhof von Magdeburg und halten ein Transparent „Scheiß DFB“ oder „DFB – Mafia“ in die Höhe. Wenn es da überhaupt ein Verfahren wegen Beleidigung geben würde, wäre es eine Strafe von nicht mal 500,- €. Nun halten Sie dieses Transparent im Stadion und sollen auf einmal 10.000,- € dafür als Strafe zahlen. Absurd.

LB: Wie beurteilen Sie gegen Fans ausgesprochene Kollektivstrafen in Anbetracht der häufig geringen Täterzahl? Sehen Sie Tendenzen, dass in den letzten Jahren Kollektivstrafen (Zuschauerteilausschlüsse, Geisterspiele) vermehrt vom DFB ausgesprochen wurden?

AH: Die Tendenz, die Repressionsschraube immer fester und schneller zu drehen, ist offensichtlich. Natürlich kann man feststellen, dass die Strafen immer höher und umfassender werden. Auch, dass die Anlässe für Strafen immer niederschwelliger angesetzt werden. Was gestern noch toleriert wurde, wird heute bestraft. Was gestern noch 1.000,- € gekostet hat, bringt heute eine Blocksperre. Dass dann die weitaus erheblichere Anzahl von Fans, die keine Verfehlung begangen haben (wie die ca. 29.600 friedlichen Zuschauer auf der Südtribüne in Dortmund) für den Unsinn einiger mitbestraft werden, kann nur für Kopfschütteln sorgen.

LB: Wo sehen Sie eine Grenze der freien Meinungsäußerung im Stadion? Wie weit dürfen Kritik und Schmähungen Ihrer Ansicht nach gehen, um noch unter den Deckmantel der Meinungsfreiheit zu fallen?

AH: Wir müssen zunächst realisieren, dass es sich bei einem Fußballspiel um eine hoch emotionale Angelegenheit handelt. Das ist so und wird von den Verbänden und Spielbetriebsveranstaltern ja auch so initiiert und gewollt. Gleichwohl ist sicher nicht alles zu tolerieren, was man sich als Beleidigung vorstellen kann. Grundsätzlich ist die Meinungsfreiheit ein herausragendes Gut in unserer Rechtsordnung. Diese findet ihre Schranken alleine in den Rechten anderer. Der Schutz geht also sehr weit. Im Zusammenhang mit Fußball sei auf das kürzlich ergangene Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu „ACAB“ hingewiesen. Dies sei freie Meinungsäußerung, wurde geurteilt. Und dann gibt es immer noch das sogenannte „sozialadäquate Verhalten“. Was heißt das? Nun ja, wenn bei Altweiberfastnacht eine Dame meinen Schlips abschneidet, ist das eigentlich ein Raub mit Waffen, Mindeststrafe drei Jahre. Das wird natürlich nicht so verfolgt, weil es ein „sozialadäquates Verhalten“ ist, als etwas, was die Rechtsordnung toleriert. Oder das „Stehlen“ eines Maibaumes. Eindeutig ein Diebstahl, aber eben auch „sozialadäquates Verhalten“, also nicht zu bestrafen. Wie ist es nun, wenn im Stadion von Hannover 96 „Tod und Hass dem BTSV“ gesungen wird oder auf einem Banner steht? Ich meine, das muss man tolerieren. Das „sozialadäquate Verhalten“ ist aber eben auslegungsbedürftig. Es kommt darauf an, welches Handeln ein Richter darunter fasst.

LB: Fanvertreter kritisieren häufig, dass die Strafen willkürlich seien, Ihr Kollege Matthias Düllberg sprach gegenüber der ZEIT sogar von ausgewürfelten Strafen. Wie schätzen Sie die Transparenz des DFB im Zusammenhang mit der Höhe von Strafgeldern für Vereine ein, deren Fans durch ein Fehlverhalten aufgefallen sind?

AH: Es gibt keine Transparenz bei den Strafen. Auswürfeln trifft es ganz gut.

LB: Artikel 5 (1) GG: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten […]“ Wieso darf der Deutsche Fußball-Bund trotz Artikel 5 unseres Grundgesetzes Strafen für kritische Äußerungen oder unsportliche Beleidigungen verhängen, sehen Sie einen Konflikt mit der deutschen Rechtsprechung?

AH: Der DFB kann nach seinem Strafsystem alles bestrafen, was er für sanktionswürdig hält. Problematisch wird es erst dann, wenn diese Strafen weitergegeben werden können. Dass dies grundsätzlich so möglich ist, hat der Bundesgerichtshof erst kürzlich in dem Kölner Fall bejaht. Ob dieses Urteil entsprechend ausgefallen wäre, wenn es nicht um einen Böllerwurf mit tatsächlich Verletzten, sondern um einen Schmähgesang gegangen wäre, kann man bezweifeln.

LB: Welche Möglichkeiten können Vereine nutzen, die aufgrund von Äußerungen ihrer Fans während des Spiels Strafen durch den DFB erhalten haben? Wäre es möglich, Prozesse aus der Verbandsgerichtsbarkeit auszulagern und vor einem ordentlichen Gericht auszutragen?

AH: Nach den Verfahren „Pechstein“ und „SV Wilhelmshaven“ muss man wohl anerkennen, dass auch nach Abschluss der Sportgerichtsverfahren in den dortigen Instanzen, der Weg zu den ordentlichen Gerichten gegeben ist. Ich bezweifele aber, dass es alsbald dazu kommen wird. Keiner will der Erste sein, der dies so durchführt. Die „Rache des DFB“ würde sicher zu einem Ausschluss führen.

LB: Was können Fans und Vereine in Zukunft tun, um Strafen des DFB für Kritik vorzubeugen?

AH: Ins Stadion gehen, hinsetzen, nichts sagen. Entschuldigen Sie meinen Sarkasmus.

Herzlichen Dank für das Gespräch! 

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Bildrechte

Sämtliche Rechte an den Fotografien liegen bei den angeführten Bildrechteinhabern.
Die Verwendung der im Text eingebauten Bilder geschah mit ausdrücklicher Genehmigung der betreffenden Personen bzw. Institutionen, wofür wir uns herzlich bedanken möchten!

Beitragsbild: “Fans im Visier” / SurfGuard via Flickr | CC-BY-NC-SA 2.0

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