Schlagwort: Fußball-Medien-Menü

Hardy Grüne – Mein Fußball-Medien-Menu V

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Befasst man sich mit der Geschichte des Fußballs so kommt man an Hardy Grüne nicht vorbei. Er hat an über 120 Fußballbüchern mitgearbeitet, eine Enzyklopädie des Weltfußballs und ein Standardwerk zum Fußball in Deutschland darunter. Neben der historischen Dimension des Fußballsports sind Fankultur und der Amateurbereich zwei weitere Themenfelder, denen sich Grüne immer wieder widmet.

Vor kurzem ist das von ihm herausgegebene Zeitspiel-Magazin an den Start gegangen, das sich insbesondere mit Fußball-Zeitgeschichte befasst und dabei den Amateurbereich nicht außer Acht lässt. Die Erstausgabe ist seit Juni erhältlich.

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Hardy Grüne (rechts) mit Frank Willig – die Herausgeber des neuen Zeitspiel-Magazins

Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest du regelmäßig?

Vor allem Monatsblätter wie „World Soccer“, „When Saturday Comes“, „Ballesterer“, „Zwölf“ oder das französische „So Foot“. Ich mag tiefgehende Reportagen, die in die Geschichten reingehen und sie von mehreren Seiten beleuchten. Das machen diese Magazine ausgezeichnet. Und durch sie bekomme ich auch mit, was in den Randbereichen des Fußballs weltweit passiert.

Als Tageszeitung beziehe ich die „Süddeutsche“, deren Sportteil ich zwar jeden Morgen noch immer als erstes lese, die mich aber in anderen Bereichen mehr überzeugt. Früher habe ich natürlich auch den „Kicker“ gelesen, mein Abo aber schon vor Jahren gekündigt. Mich ärgerte, dass zunehmend über den ganz großen Fußball berichtet wurde und die Amateurligen immer mehr hinten runterfielen. Als man anfing, für Spanien, Italien und England jeweils Doppelseiten über den letzten Spieltag zu bringen und gleichzeitig selbst die Ergebnisse und Tabellen der Oberligen verschwanden, habe ich mein Abo gekündigt. Als Fußball-Wochenzeitung lese ich seitdem den „Reviersport“ aus meiner alten Heimat Ruhrgebiet sowie die wirklich toll gemachten Regionalblätter „Fuwo“ (Berlin) und „Nordsport“ (Schleswig-Holstein).

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

Ich bin im Februar nach Kiew geflogen und habe mich da vorher im Netz nach Infos umgeschaut. Dabei bin ich auf Futbolgrad gestoßen und habe da einen ganzen Haufen sehr spannender und fundierter Hintergrundberichte zum Fußball in den früheren Sowjetrepubliken gefunden. Das ist ja eine schwierige Region für die eigene Recherche. Die Sprachprobleme, die kulturellen Unterschiede, die vieles für uns aus dem Westen schwer nachvollziehbar macht. Da helfen die Texte von futbolgrad.com, vor allem, weil die Autoren häufig in den Regionen leben und arbeiten. Auch These Football Times macht fantastische Hintergrundreportagen.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Häufig über die sozialen Netzwerke – also vor allem Facebook und Twitter. Dort einerseits durch die geposteten Texte, andererseits aber auch durch Empfehlungen. Insgesamt hat sich die Welt durch das Internet ja unglaublich geöffnet. Ich erinnere mich noch, wie in den frühen 1990er Jahren versuchte, an Insiderinformationen aus Albanien heranzukommen. Damals habe ich mühsam über Fax und Briefe Kontakte zu albanischen Journalisten bekommen, die leidlich Englisch sprachen und mich mit Infos versorgten. Das dauerte immer Wochen, bis da was hin und herging. Heute fühle ich mich manchmal überschwemmt von der puren Menge an guten Texten, bin aber gleichzeitig begeistert über die vielen Ansätze, Fußball endlich aus seiner reinen Sportdimension herauszugreifen und in sein gesellschaftliches und historisches Umfeld zu packen.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Grundsätzlich bin ich ein Printliebhaber. Meine eigenen Texte muss ich am Ende immer ausdrucken und dann ein letztes Mal mit der Hand korrigieren. Die lesen sich häufig völlig anders, wenn sie ausgedruckt sind. Texte aus dem Internet drucke ich nur sporadisch aus, wenn sie wirklich fundamental sind und ich das Gefühl habe, sie irgendwann einmal brauchen zu können. Ansonsten archiviere ich sie über Lesezeichen. Ich lese sowohl am Tablet als auch am großen Rechner. Smartphone finde ich zu anstrengend, vor allem bei längeren Texten.

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

Vor einigen Jahren hat ein Fan meines englischen Vereins Bristol Rovers ein Buch über seine Entwicklung als Fußballfan geschrieben. Das besondere war, dass er aus der Generation vor den „Firms“ und den Hooligans stammte. Er kam in den 1960er Jahren von den Mods und hat diesen ganzen Prozess der Vermischung aus Fußballfankultur und Musik sowie politischer Auflehnung gegen das Nachkriegsengland weit vor Thatcher miterlebt. Fußball und Ska, überzogener Nationalismus und dunkelhäutige Freunde mit Wurzeln in der Karibik. Später landete er kurz bei den Faschos der NF, merkte aber bald, dass seine Lebensphilosophien“England rules the wave“ und Ska-Musik gar nicht zusammenpassten. Er stieg dann bei den Faschos aus und bekannte sich zu seinen dunkelhäutigen Musikkumpeln.

Für mich ein Buch, das mir eine Ära der Fankultur beschrieb und verständlich machte, über die man sonst nie etwas liest. Das Buch heißt „Booted and suited“, der Autor Chris Brown. Es ist nur in England erschienen (ISBN 978-1-84454-746-3)

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Ja, aber nur, wenn ich Zeit habe. Die Sportschau ist schon lange kein Pflichttermin mehr. Ich gehe gerne zu meinem lokalen Handballverein. Der spielt Oberliga Niedersachsen und wirft seine Heimspiele Samstags um 18 Uhr an. Wenn ich zurückkomme, kann ich meistens noch den Abspann der Sportschau sehen. Ich vermisse das aber auch nicht, denn die hysterische Berichterstattung geht mir hin und wieder mächtig auf die Nerven. Ich wollte immer mal auszählen, wie häufig wohl das Wort „Wahnsinn“ in einer Sendung vorkommt. Auch die Sportschau macht in meinen Augen bei der völligen Überhöhung der Bundesliga mit. Das ist mir aber zu langweilig.

Klasse finde ich das WDR-Format „Sport inside“. Da darf dann auch mal was Kritisches gesagt werden. Bei der Sportschau geht das ja eigentlich gar nicht mehr.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Ich bin großer Anhänger von Deutschlandradio und Deutschlandradio Kultur. Die machen gute Sachen, das ist häufig Bildungsradio par excellence. Die einzige wöchentliche Pflichtveranstaltung für mich ist der sonntägliche „Weltspiegel“ auf ARD, den ich nur sehr ungerne verpasse. Der hat über Jahrzehnte mein Weltbild mitgeformt und mir zigfach geholfen, Länder und Gesellschaften besser zu verstehen – gerade auch auf meinen Kontinentdurchquerungen auf dem Fahrrad durch Afrika und Südamerika. Gerade weil der Weltspiegel oft in den profanen Lebensalltag der Menschen hineinblickt, durch den ich damals durchgeradelt bin.

Ansonsten verlasse ich häufig die Ebene der Websites und auch der Magazine und versuche mich in der guten alten Kneipendiskussion an der Meinungsbildung und auch an der Informationsgewinnung. Das macht mehr Spaß, als einsam vor dem Bildschirm zu hocken.


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Uli Hesse – Mein Fußball-Medien-Menu IV

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Uli Hesse ist freier Autor und Autor der bisher einzigen englischsprachigen Geschichte des deutschen Fußballs, Tor! The Story of German Football, erschienen 2013 bei WSC Books. Auf deutsch ist eine kleine Sammlung von Fakten und Anekdoten im Werkstatt-Verlag erhältlich. Uli schreibt zudem eine wöchentliche Kolumne auf ESPN FC, in der er seinen Lesern den deutschen Fußball näherbringt und vorstellt. Daneben ist er großer Ramones Fan und hat in der Sabotage Times mehrere Listen erstellt von Songs, die die Ramones erwähnen!

Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest du regelmäßig?

Wir sind vor etwas mehr als vier Jahren umgezogen, und zwar nicht bloß um die Ecke, sondern ans andere Ende des Landes. Einige Wochen vor dem Umzugstermin bin ich auf unseren Dachboden hochgestiegen, habe mir einen Hocker genommen, mich hingesetzt und umgesehen.

Was ich sah, waren zunächst mal die Kisten mit den Jahrgängen des “kicker”, recht komplett von 1969 bis eben 2011. Dann standen da haufenweise Stehordner mit allen Ausgaben des englischen “When Saturday Comes” von 1995 bis 2011. Hinten in einer der vielen Ecken des Dachbodens sah ich mehrere Kartons, darin befanden sich alle “FourFourTwo”-Hefte der vergangenen 15 Jahre. Weiter vorne standen Kisten mit der Aufschrift “11Freunde”. In ihnen lagerten zwar nicht alle Ausgaben dieser Zeitschrift (damals hatte ich gerade eine Phase, in der ich das Heft eher unregelmäßig las), aber doch eine beträchtliche Menge. Neben der Tür stapelten sich noch diverse Jahrgänge vom “RevierSport”, einer regionalen Sportzeitschrift aus Essen. Schließlich standen zu meinen Füßen mehrere Plastikkästen mit acht Jahrgängen “Champions”. (Das ist das offizielle UEFA-Magazin zur Champions League.)

Dazu kamen natürlich noch einige große Pappkartons mit all den losen, ungeordneten Zeitungen und Magazinen. Darunter sogar einige, die ich nicht einmal lesen konnte, zum Beispiel knapp 50 Hefte des in hebräischen Lettern gedruckten “Shem Hamisehak” aus Tel Aviv.

An diesem Tag traf ich eine Reihe von Entscheidungen. Die erste war, dass ich dieses ganze Zeug nicht 500 Kilometer quer durch Deutschland schleppen würde. In der Tat habe ich mich dann von allem getrennt, was nicht entweder sehr wertvoll oder für meine Arbeit absolut unabdingbar war. (Das betrifft vor allem den “kicker”, weil ich viele historische Texte schreibe.) Die zweite Entscheidung war, weniger Magazine und Zeitungen zu lesen. Man brauchte ja weder große Phantasie noch ein Psychologiestudium, um eine Analogie zwischen dem Dachboden und einem Gehirn herzustellen. Es gibt auch so etwas wie zu viel Input, zu viel Information.

Ich muss zugeben, dass ich diesen Vorsatz nicht komplett umsetzen konnte. Ich kaufe noch immer jede Ausgabe des “kicker” und kriege inzwischen auch wieder eine Menge Magazine zugeschickt. Aber ich freue mich jeden Morgen aufs Neue darüber, dass unsere Lokalzeitung nun die “Lübecker Nachrichten” sind. Deren Sportteil habe ich nämlich in wenigen Augenblicken überflogen, weil es meistens um Handball geht.

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

“When 772 Pitches Isn’t Enough” von Chris Jones. Der erschien schon im Juli 2013 in der Zeitschrift “ESPN The Magazine” und ist auch online verfügbar, aber ich habe ihn erst jetzt entdeckt. (Siehe dazu auch die Antwort auf die letzte Frage.) Man muss ein wenig Ahnung von Baseball haben, um alle Details zu verstehen. Aber auch wenn man das nicht hat, bekommt man einen faszinierenden Einblick in japanische (Sport-)Kultur und Tradition.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Zum einen ganz einfach durch die Magazine, für die ich schreibe. Wenn ich einen Artikel im “Blizzard” habe oder in einem der neueren ausländischen Hefte, an die man nicht so leicht rankommt, wie etwa “Rabona” und “8by8“, bekomme ich die entsprechende Ausgabe zugeschickt und finde darin immer etwas Interessantes. Zum anderen natürlich durch Facebook. Ich nehme ganz bewusst auch Freundschaftsanfragen von Lesern an, also von Leuten, die ich gar nicht kenne, weil die mich oft auf Dinge stoßen, die mir sonst verschlossen geblieben wären. Wenn jemandem meine Texte so gefallen, dass er mir eine Freundschaftsanfrage stellt, dann ist es zumindest nicht völlig unwahrscheinlich, dass er auch Texte von anderen Autoren teilt, die dann wiederum mir gefallen könnten.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Ich besitze kein Smartphone (mehr) und kein Tablet, ich lese fast alles an meinem MacBook. Zwar bin ich ein Printliebhaber, wie man vielleicht aus der ersten Antwort schon herauslesen konnte, aber wenn es um Texte im Internet geht, um Texte, die ich selbst schreibe, oder um Texte, die man mir per E-Mail schickt, muss ich nichts extra ausdrucken. Auch wenn ich von einem Verlag Druckfahnen bekomme, lese ich die am Rechner. Früher war das anders. Die lektorierte Fassung meines ersten Buches habe ich tatsächlich komplett ausgedruckt, um sie Korrektur zu lesen, weil ich dachte, es ginge nicht anders. Aber es geht anders.

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

Mein Lieblingsfußballbuch ist weiterhin “All Played Out” von Pete Davies. Die letzten fünf oder sechs Fußballbücher, die ich gelesen habe (zum Beispiel Marti Perarnaus Chronik der ersten Saison von Pep Guardiola in München), hatten alle direkt mit meiner Arbeit zu tun, mit einem eigenen Buchprojekt oder einem Artikel. Wenn ich Freizeit habe und mir aussuchen kann, was ich lese, greife ich fast immer zu Büchern über Musik.

Welche Fußball-Podcasts verfolgst du regelmäßig?

Keine. Ich bin ab und zu als Interview-Gast bei “Beyond The Pitch”, aber ich habe keinen Podcast abonniert und lade auch nur selten einen herunter.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Nein. Ich habe seit etwa 15 Jahren ein Premiere/Sky-Abo und meine Frau wird bestätigen, dass in unserem Wohnzimmer an praktisch jedem Wochentag ab 20 Uhr oder so ein Fußballspiel im Hintergrund läuft. An den Wochenenden ist es natürlich noch viel extremer, sofern ich nicht selbst im Stadion bin. Wir beide (ja, beide!) lassen den Samstag gerne noch mit dem “aktuellen sportstudio” ausklingen, aber die “Sportschau” habe ich schon ewig nicht mehr gesehen.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Es ist keine Website, kein Podcast und kein Magazin, aber das Jahrbuch “The Best American Sports Writing” ist bereichernd und inspirierend. Es wird seit 1991 von Glenn Stout herausgegeben. Natürlich ist das Niveau nicht in jedem Jahr gleich hoch, aber in jeder Ausgabe sind mindestens zwei Artikel, die zum Besten gehören, was je über Sport geschrieben worden ist.


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Alex Feuerherdt – Mein Fußball-Medien-Menü III

WINE & BEER

Alex Feuerherdt ist freier Lektor und Publizist und in Fußballkreisen vor allem bekannt für sein Mitwirken am Schiedsrichter-Podcast »Collinas Erben«, zu dem es inzwischen auch eine Kolumne bei n-tv gibt. Neben seinem Faible für den Fußball im Allgemeinen und die Schiedsrichterei im Besonderen publiziert er regelmäßig zu politischen Themen.

Alex’ vielfältiges Schaffen könnt ihr bei Twitter oder auf seinem persönlichen Blog »Lizas Welt« verfolgen.

Seine letzten Buchveröffentlichungen:

Alex Feuerherdt - Foto: privat

Alex Feuerherdt – Foto: privat

Welche Fußballmagazine, Zeitschriften und Blogs liest du regelmäßig?

Seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich den »Kicker« im Abo. Manche nennen ihn langweilig, spröde oder berechenbar, aber für mich ist er etwas, das mich begleitet, seit ich begonnen habe, mich für Fußball zu interessieren. Er steht ein bisschen für Kontinuität in meinem unsteten Leben. Wenn er an einem Montag oder Donnerstag mal nicht im Briefkasten liegt, weil die Zustellung nicht funktioniert hat, fehlt mir etwas, und sei es nur die Gewohnheit der Lektüre.

Das Abonnement der »11 Freunde« läuft nach vielen Jahren gerade aus, dafür lese ich nun regelmäßig den »Ballesterer« und das »Transparent‐Magazin«. Außerdem beziehe ich die »Schiedsrichter‐Zeitung« des DFB, schon weil sie für mich als verantwortlichen Aus‐ und Fortbilder der Kölner Referees unverzichtbar ist. Lange Zeit war sie ein sturzlangweiliges Verlautbarungsorgan, inzwischen enthält sie auch journalistisch gute und lesenswerte Texte.

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

»Im Namen des Volkes« von Daniel Raecke, eine glänzende Kritik an der WM-Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehens. Niemand hat besser dargelegt, wie sehr diese Berichterstattung noch immer von nationalistischen Klischees trieft, wie schlecht vorbereitet manche Kommentatoren sind und wie wenig sie sich mit den taktischen und strategischen Aspekten des modernen Fußballspiels beschäftigen.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Zunächst einmal in den genannten Fußballmagazinen – und dann natürlich im Netz. Hier finde ich vor allem die tägliche »#Link11« von »Fokus Fußball«, die es inzwischen glücklicherweise wieder gibt, absolut unverzichtbar. Das ist nicht »nur« eine tägliche Presseschau, das ist eine oft grandios kommentierte Zusammenstellung guter Beiträge. Zu meinen täglich besuchten Seiten gehören auch »Mia san Rot« – der aus meiner Sicht beste und ambitionierteste Blog über meinen Lieblingsverein FC Bayern mit fachlich exzellenten Spielanalysen – und natürlich »Spielverlagerung«. Diese Nerds haben mir die Beschäftigung mit dem Thema Taktik überhaupt erst schmackhaft gemacht. Ansonsten helfen mir insbesondere Twitter und Mailinglisten dabei, auf gute Texte über Fußball zu stoßen.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Vor allem am großen Bildschirm, weil ich vor dem einen nicht geringen Teil meines Tages verbringe. Und als gelernter Buchhändler bin ich natürlich ausgesprochen bibliophil, was auch bedeutet, auf Print niemals verzichten zu wollen.

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

»Davidstern und Lederball«, 2003 erschienen, ist gleichermaßen ein Pionier- und ein Standardwerk. In ihm geht es um die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball: um die vergessenen Wurzeln, um Verbände wie Makkabi und den Sportbund Schild, um die jüdischen Vereine, um die Verheerungen des Antisemitismus, um den Fußball in Israel und natürlich um herausragende Persönlichkeiten wie Walther Bensemann, Julius Hirsch und Gottfried Fuchs, Hugo Meisl und Béla Guttmann. Ich habe das Buch inzwischen mehrmals gelesen und greife auch für Vorträge immer wieder darauf zurück.

Welche Fußball-Podcasts verfolgst du regelmäßig?

Bis Klaas Reese auf die Idee mit »Collinas Erben« kam, hatte ich mit Podcasts überhaupt nichts am Hut. Inzwischen sieht das anders aus, und ich freue mich über neue Folgen beispielsweise von »Mia san Rot«, »Textilvergehen«, »Fehlpass« und »Bockcast«. Diese vier höre ich einigermaßen regelmäßig, andere zumindest gelegentlich.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Immer weniger, um ehrlich zu sein. Das liegt noch nicht mal an der »Sportschau« selbst, sondern vor allem daran, dass es dank »Sky Go« und dem Internet die Möglichkeit gibt, Spielberichte oder sogar ganze Partien zeitsouverän anzuschauen. Die Zeiten, in denen ich meine Tagesplanung für den Samstag auch danach ausgerichtet habe, wann die »Sportschau« läuft, sind einfach vorbei. Mittlerweile schalte ich sie eigentlich nur noch ein, wenn ich zu der Zeit nichts anderes vorhabe und noch keine Spielberichte gesehen habe.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Es hat ja immer ein kleines »G’schmäckle«, Medien zu empfehlen, für die man selbst tätig ist. Aber die »Jungle World« und »Konkret« habe ich schon mit Gewinn gelesen, als ich noch nicht für sie geschrieben habe. Was Blogs betrifft, die sich nicht mit Fußball befassen, schaue ich bei »Spirit of Entebbe«, »Letters from Rungholt« und »Tapfer im Nirgendwo« besonders gern vorbei.


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

Ron Ulrich – Mein Fußball-Medien-Menü II

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Ron Ulrich (@RonUlrich11) ist seit 2011 Redakteur beim Fußballmagazin 11FREUNDE. Zuvor arbeitete er unter anderem bei der Münsterschen Zeitung und dem Tagesspiegel.

Ron Ulrich, Foto: Kai Senf

Welche Fußballmagazine, Zeitschriften und Blogs liest du regelmäßig?

Eigentlich verfolge ich eher Tageszeitungen, in unserer Redaktion liefere ich mir täglich einen erbitterten Wettlauf mit Christoph Biermann um die Ausgabe der “Süddeutschen” und damit vor allem um den Sportteil. Außerdem machen die Kollegen vom “Tagesspiegel” ein super Blatt. Bei den Magazinen lese ich sehr gerne die langen Reportagen in der englischen “FourFourTwo”, auch Fanzines wie das “Schalke Unser”, “Fan geht vor” oder “StandAMF” haben tolle, humorvolle Artikel. Wenn es um historische Reportagen geht, graben der Guardian-Blog “The forgotten story of” und “In bed with Maradona” reihenweise unglaubliche Geschichten aus.

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

Ein Text aus den vergangenen Wochen fällt mir nicht ein, aber es gibt viele Texte, die man sowieso nicht häufig genug empfehlen kann. In Bezug auf investigativen Journalismus haben Oliver Fritsch von “Zeit Online” über VW und die Schiedsrichter und Rafael Buschmann vom “Spiegel” über Hooligans und Rechtsradikalismus wirklich beeindruckend gearbeitet. Mir als Pottler geht bei den Texten von “Trainer Baade” über das Ruhrgebiet auch immer das Herz auf, wie bei “Wir waren wie Saufbrüder”. Auch auf die Gefahr hin, dass man mir Klüngelei vorwirft, will ich doch die Texte meiner Kollegen noch erwähnen: Benni Kuhlhoffs Interview mit Henrik Larsson, Andreas Bocks Reise mit einem Groundhopper, Alex Raacks Interview mit Heiko Herrlich und Dirk Gieselmanns Text über Hillsborough.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Mehr und mehr über die sozialen Netzwerke, aber letztendlich auch durch den Kollegen- und Freundeskreis. Ich tausche da immer wieder Links und Zeitschriften mit Dirk Gieselmann und Johannes Ehrmann aus. Wir haben einen ähnlichen Geschmack. Das geht so weit, dass wir bei unseren Lieblingstexten bestimmte Passagen auswendig aufsagen können. Johannes rief mich einmal an, ohne sich mit Namen zu melden. Ich hörte nur: “Et müffelt.” Dann Pause. “Jetzt müffelt nix mehr.” Ich wusste, dass er damit ein altes “Spiegel”-Porträt über Adolf Sauerland zitierte, das ihn total faszinierte. Wer immer von der NSA unsere Telefonate abhört, tut mir echt leid.

Manchmal stoße ich aber auch aus purem Zufall auf Texte. In einem Forum von Liverpool postete jemand einmal einen “Blizzard”-Artikel über Alexandre Villaplane. Er war Kapitän der französischen WM-Elf 1930, kollaborierte später mit den Nazis und ließ Menschen hinrichten. Genauso wie mich diese Geschichte im Negativen berührte, so vermochte es eine andere im Positiven, auf die ich auch durch ein Forum aufmerksam wurde: Ein Dortmund-Fan mit schwerer Krankheit schildert seine Erlebnisse während des Spiels gegen Malaga.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Wir haben in unserer Redaktion eine Art “Bullshit-Bingo”, auf dem man die Macken der Redakteure abhaken kann. In einem Kästchen steht: “Ron kommt rein und druckt das Internet aus.” Mir wurde das bei der “Münsterschen Zeitung” eingebläut: Texte immer ausgedruckt und mit Stift in der Hand zu lesen bzw. zu redigieren. Ich glaube auch, dass das hilft. Also ich bin ein Internetausdrucker und Printliebhaber der schlimmsten Sorte.

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

Ich erzähle bestimmt nichts Neues, wenn ich sage, dass man jedes Buch von Ronald Reng blind kaufen kann. Es gibt noch ein Interview-Buch von Paul Kimmage mit dem Titel “Talk don’t run”, in dem aber nicht nur Fußballer, sondern auch andere Sportler zu Wort kommen. Die Lektüre lohnt sich. Außerdem glaube ich, dass jeder Fußball-Fan das Buch “Gentlemen, wir leben am Abgrund” von Thomas Pletzinger lieben wird. Darin begleitet er zwar ein Basketballteam (Alba Berlin), doch das Buch erzählt so viel darüber, was in einer Mannschaft und einem Verein vorgeht, dass die Sportart eigentlich egal ist.

Welche Fußball-Podcasts verfolgst du regelmäßig?

BBC Radio 5live mit Mark Chapman. Er moderiert auch die prestigeträchtige TV-Sendung “Match of the day” und hat die große Stärke, sowohl vollkommen ernst über Themen wie Taktik und Spielweisen sprechen zu können, als auch mit feinem Humor die Absurditäten der Fußball-Welt aufzugreifen. In jeder Aufzeichnung sind hochrangige Gäste zu Gast. Radiosendungen und Podcasts müssen in England einen anderen Stellenwert haben als hier. Seitdem ich im vergangenen Jahr über mehrere Monate den 1. FC Nürnberg begleitet habe, bin ich auch ein Fan des “Clubfans United”-Podcasts.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Ich muss ehrlich sein: Ich schaue die Spiele entweder im Stadion oder zuletzt häufiger in der Kneipe. Aus mir vollkommen unerfindlichen Gründen schaffe ich es dann nicht zur “Sportschau” nach Hause. Bei bestimmten Spielen, die geplante Interviewpartner oder Artikel betreffen, schaue ich in der Redaktion in die “sky”-Mediathek. Ich finde, dass der NDR-“Sportclub” am Sonntag dem “Sportstudio” den Rang abgelaufen hat, auch wenn es dort nur um die Vereine aus dem Norden geht. Aber die Berichte sind kreativer aufbereitet, die Gespräche mit den Studiogästen tiefgründiger.

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

Für die humoristische Zerstreuung: http://www.schleckysilberstein.com/ und http://docbrummer.tumblr.com/

Für die Musik: FluxFM und Konzerte in Berlin: My true intent is all for your delight

Podcast: der WDR2-Montalk

Magazin: auf jeden Fall das “DUMMY”-Magazin mit seinen großartigen Reportagen und Fotostrecken


In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.


 Weiterlesen – unsere aktuellen Longreads:

Es war uns nicht einerlei

Liebe Leser*innen, im Dezember haben wir Euch an dieser Stelle darüber informiert, dass wir mit unserem Projekt sprichwörtlich in Klausur gehen. Am Wochenende haben wir uns in Wiesbaden zur Tagung… Weiterlesen

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Württembergische Revolution

Im Jahr 1984 warfen die Amateure des SC Geislingen den großen Hamburger SV aus dem DFB-Pokal. 35 Jahre später gewann Deutschland das WM-Halbfinale gegen Brasilien mit 7:1. Was hat das… Weiterlesen

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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0

René Martens – Mein Fußball-Medien-Menü I

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In der Kategorie “Mein Fußball-Medien-Menü” fragen wir Fußballer und Fußballbegeisterte, Sportjournalisten und -autoren nach ihren persönlichen Lese-, Seh- und Hörgewohnheiten zum Thema Fußball. Die Idee dazu entstand unübersehbar in Anlehnung an Christoph Kochs Medien-Menü, das inzwischen bei den Krautreportern zu finden ist.

René Martens - Foto: Marit Hofmann

René Martens – Foto: Marit Hofmann

René Martens (@renemartens) ist freier Medienjournalist und Fußballbuchautor. Er wurde 2013 mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet (gemeinsam mit den Kollegen der Online-Medienkolumne Altpapier). Er wirkt regelmäßig in den Jurys und Vorjurys des Grimme-Preises mit. Seine letzte Buchveröffentlichung: „Das große St.-Pauli-Buch“ (Kinder- und Jugendbuch).

Welche Fußballmagazine/Zeitschriften liest du regelmäßig?

11Freunde und Der tödliche Pass habe ich abonniert. Ballesterer habe ich vor zwei, drei Jahren abbestellt, aber weniger aus inhaltlichen Gründen, sondern weil das mediale Zeitbudget es einfach nicht mehr hergab, das Heft zu lesen. The Blizzard habe ich nur einmal gekauft, obwohl die Ankündigungen zu den einzelnen Ausgaben oft genug ein Kaufanreiz sind. Auch hier gilt: Alles eine Zeitfrage. Nach Blogs wurde zwar nicht explizit gefragt, aber beim Thema Fußball und Finanzen sind die Texte von The Swiss Ramble in ihrer Detailtiefe nicht zu schlagen, und zwar über die Blogosphäre hinaus.

Für welchen Text, den du in den vergangenen Wochen gelesen hast, kannst du eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen?

Für den Beitrag „Wilhelmshaven und Pyro auf Kufen“, erschienen am 21. Januar im Blog „Magischer FC“. Es geht um die Paralleljustiz des DFB und anderer Sportverbände – und die Frage, inwieweit diese, die oft im krassen Widerspruch steht zur normalen zivilen Rechtsprechung, langfristig noch Bestand haben kann.

Wo und wie stößt du auf lesenswerte Texte?

Dank Twitter, Facebook, Flipboard, Tumblr, Instagram – ungefähr in dieser Wichtigkeitsrangfolge. Oder morgens beim Frühstück in der Süddeutschen Zeitung (Print-Abo), obwohl mir das Blatt immer dann, wenn es um das Thema Fußballfans geht, etwas neben der Spur zu sein scheint. Später am Tag stoße ich dann möglicherweise in der taz (regelmäßige Mittagstischlektüre) auf lesenswerte Texte.

Wie liest du – am Tablet/Smartphone, am großen Bildschirm oder bist du ein Internetausdrucker und Printliebhaber?

Immer öfter auf dem Tablet, selten auf dem Smartphone. Am großen Bildschirm dann, wenn die Texte mit einem Thema zu tun habe, an dem ich gerade arbeite. Ansonsten: Internetausdrucker? Tendenziell nein. Printliebhaber? Ja (siehe teilweise die Antworten zu 1 und 3).

Welches Fußballbuch kannst du besonders empfehlen?

Vorweg geschickt: Das Buch ist im Verlag der Werkstatt erschienen, der auch Bücher von mir veröffentlicht. Es geht um Arthur Heinrichs „Als Jude im deutschen Fußball. Die drei Leben des Martin Abraham Stock“. Der porträtierte Stock war, nachdem er unter anderem die KZs Sachsenhausen und Bergen-Belsen überlebt hatte, der erste Jude im Vorstand des DFB. Außerdem trug er als Spielausschuss-Obmann des Hamburger Fußballverbandes wesentlich dazu bei, dass in der Stadt der Ligabetrieb im Gang kam. Die Geschichte war völlig unbekannt, bis das „Als Jude im deutschen Fußball“ im vergangenen Herbst erschienen ist. Das Buch ist unglaublich materialreich, der umfangreiche Anmerkungsapparat dürfte beinahe jedem, der selbst mal ein Fußballbuch geschrieben hat, Respekt einflößen.

Schaust du noch die Sportschau, um dich über den Spieltag zu informieren?

Nein. Sporadisch das Sportstudio. Wobei man hinzufügen muss: Ich bin in erster Linie Stadiongänger (Altona 93, FC St. Pauli). Fernsehfußball spielt (nur noch) eine untergeordnete Rolle. Fußball im TV schaue ich nur manchmal unter der Woche, bei Live-Übertragungen im Free TV. Ein bisschen intensiver gucke ich nur dann, wenn es einen medienjournalistischen Anlass gibt (neue Formate oder Moderatoren, Sendungsjubiläen o.ä.)

Welche Website, welchen Podcast, welches Magazin kannst du abseits des Fußballs empfehlen?

http://logger.believermag.com, die Website des kanadischen Magazins The Believer, weil hier immer wieder Schriftstellern viel Raum gegeben wird, über ihre Arbeit zu reden. Und die Musikzeitschrift The Wire, weil ich hier immer Neuentdeckungen stoße, auf die woanders niemals stieße.

 


 Weiterlesen – unsere aktuellen Longreads:

Es war uns nicht einerlei

Liebe Leser*innen, im Dezember haben wir Euch an dieser Stelle darüber informiert, dass wir mit unserem Projekt sprichwörtlich in Klausur gehen. Am Wochenende haben wir uns in Wiesbaden zur Tagung… Weiterlesen

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Württembergische Revolution

Im Jahr 1984 warfen die Amateure des SC Geislingen den großen Hamburger SV aus dem DFB-Pokal. 35 Jahre später gewann Deutschland das WM-Halbfinale gegen Brasilien mit 7:1. Was hat das… Weiterlesen

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Die 60 wichtigsten Episoden der deutschen Fußballgeschichte, Teil 6

Fußball wird seit etwa 150 Jahren in Deutschland gespielt, das heißt, in den Grenzen des damaligen Kaiserreiches. Zunächst waren es vor allem englische Händler, Studierende und Touristen, die das ihnen… Weiterlesen

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Teaserbild: B O O K by RkRao via flickr – CC BY 2.0