Interview – 120minuten https://120minuten.github.io Lange Texte. Über den Fußball. Thu, 07 Mar 2019 23:31:55 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.4.2 73012590 Frank Noack: “Erwarte keine Dankbarkeit vom Fußball” https://120minuten.github.io/frank-noack-erwarte-keine-dankbarkeit-vom-fussball/ https://120minuten.github.io/frank-noack-erwarte-keine-dankbarkeit-vom-fussball/#respond Thu, 07 Mar 2019 23:31:55 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5774 Weiterlesen]]> Seit 20 Jahren berichtet Frank Noack für die Lausitzer Rundschau über Energie Cottbus. Der Journalist hat den Verein in glamouröse Bundesligastadien begleitet, war aber auch auf besseren Bezirkssportanlagen in der Regionalliga und im Landespokal dabei. Einen festen Sitzplatz mit Stromanschluss weiß er deshalb sehr zu schätzen. Im Interview spricht er über Autorisierungen, veränderte Arbeitsaufgaben und neue Recherchemöglichkeiten.

Sportreporter Frank Noack berichtet über Energie Cottbus – auf Amateursportplätzen zum Teil auch unter widrigen Bedingungen.

120minuten.github.io | März 2019

Welche Rolle spielt Journalismus im Fußball?

Unsere Aufgabe hat sich gewandelt, weil viele Vereine durch eigene Kanäle einen Teil der Berichterstattung übernehmen. Doch gerade was die Bewertung und Einschätzung von Sachverhalten angeht, ist der Journalismus nach wie vor ganz wichtig, um nicht das Ungefilterte aus den Vereinen zu übernehmen.

Spieler und Vereine präsentieren sich zunehmend selbst auf Social-Media-Plattformen. Erleichtert oder erschwert das deine Arbeit?

Sowohl als auch. Das kann man nicht richtig mit ja oder nein beantworten. Natürlich geht ein Stück weit Exklusivität verloren, wenn zum Beispiel eine Pressekonferenz live im Internet übertragen wird oder die Vereine eigene Interviews mit Neuzugängen machen. Mit so etwas konnte man früher als Journalist punkten. Das ist heute deutlich schwerer.

Der Vorteil ist aus meiner Sicht, dass das Informationsangebot aber viel größer geworden ist. Weil die Vereine die Informationen verteilen, hat man viel mehr Quellen. Dazu kommt, dass auch die Spieler viel in den Netzwerken unterwegs sind. Für die Recherche hat man viel mehr Möglichkeiten.

Den Rhythmus der Zeitung gibt es nicht mehr. Wichtig ist, dass wir das Online-Angebot schnell bestücken. Es geht um Aktualität und darum, Informationen schnell rauszubringen. Da hat das Internet mittlerweile eine große Funktion.

Welches Verhältnis habt ihr bei der Lausitzer Rundschau zu den Pressesprechern von Energie, aber auch zu Pressesprechern allgemein?

Da kann ich in all den Jahren nur Positives berichten, egal ob erste, zweite oder dritte Liga. Klar, der Verein ist in der 3. Liga mehr auf unsere Berichte angewiesen, als er es zu Bundesligazeiten war. Weil der Fokus da ein anderer, deutschlandweiter war. Das ist jetzt nicht mehr so der Fall. Das Verhältnis zu den Pressesprechern war aber in all den Jahren immer gut. Selbst zu Erstligazeiten hatten wir keine Probleme, einen Zugang zur Mannschaft zu finden oder Interviews zu bekommen. Diese Hürde kenne ich in Cottbus nicht. Das ist sehr angenehm.

Das zeigt sich auch, wenn man den Vergleich sieht, als Cottbus und Dynamo Dresden auf Augenhöhe waren. Wenn man dann gesehen hat, wie die Begleitung der Mannschaften in den Trainingslagern abgelaufen ist. Da hatten wir es deutlich leichter als die Kollegen von der Sächsischen Zeitung. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Habt ihr Probleme mit Autorisierungen – insbesondere wenn ihr über frühere Energieprofis bei größeren Vereinen berichtet?

Von den Pressestellen wird sehr selten eingegriffen. Das beschränkt sich auf kleinere Korrekturen. Größere Dissonanzen gab es wirklich nur ganz selten – auch bei der Interview-Autorisierung. Letztlich ist es wichtig, das gesprochene Wort sauber und korrekt aufzuschreiben. Dann lohnt es sich auch, bei der Autorisierung dafür zu kämpfen

In anderen Sportarten sind die Akteure deutlich zugänglicher. Würdest du dir wünschen, dass es im Fußball auch wieder so ist?

Ich erwarte in dem Sinne keine Dankbarkeit vom Fußball. Am Ende ist es ein Geben und Nehmen. Wenn der Fokus größer ist als in anderen Sportarten, dann sind die Stückchen vom Kuchen für alle ein bisschen kleiner. Das ist normal.

Die Fragen stellte Oliver Leiste. Das Interview war Teil der Recherche für den Longread “Mehr Einordnung wagen: Warum Lokaljournalismus im Fußball weiter wichtig ist“.

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Im Interview: Die Ultras des 1. FC Magdeburg geben Einblicke https://120minuten.github.io/im-interview-die-ultras-des-1-fc-magdeburg-geben-einblicke/ https://120minuten.github.io/im-interview-die-ultras-des-1-fc-magdeburg-geben-einblicke/#respond Wed, 01 Aug 2018 07:00:04 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5187 Weiterlesen]]> Im Rahmen der Recherche für seinen aktuellen Longread „Ultras und Medien: Die ewige Ambivalenz“ auf 120minuten.github.io hat Autor Lennart Birth den Kontakt zur Ultraszene des 1. FC Magdeburg gesucht. Diese gibt seit 2003 im alten und seit 2006 im neuen Stadion des frisch gebackenen Zweitligisten das PlanetMD heraus, in dem etwa Spielberichte und Gegnervorstellungen zu lesen sind, in welchem sich die Fanszene aber immer wieder auch zu bestimmten vereinsinternen und sportpolitischen Themen positioniert.

Im Interview äußern sich die aktiven Fans zu ihrem journalistischen und ehrenamtlichen Engagement, sowie zum Verhältnis zwischen Fangruppierungen und Medienvertretern. Es sei die Ergänzung gestattet, dass es sich hierbei nur um ein regionales Beispiel handelt, sodass es durchaus Unterschiede zu anderen Gruppierungen geben kann. Dennoch sollen die Einblicke der Ultras als Ergänzung zum eigentlichen Text exemplarisch einen Eindruck vermitteln, wie sich aktive Fanszenen und Journalisten in Deutschland heute gegenüberstehen.

Zur Entstehung: Nach einem Vorgespräch Anfang Juni 2018 im Fanprojekt Magdeburg haben die Ultras des 1. FCM in Person zweier Fanzine-Redakteure die Fragen schriftlich beantwortet. Zentrale Passagen fanden Verwendung im aktuellen Text.

Die Ultras des 1. FCM im Jahr 2008: Das PlanetMD gab es da bereits fünf Jahre
(Foto: Sven Gebhard, wikipedia commons)

Lennart Birth – Hallo, danke, dass Ihr Euch bereit erklärt habt, meine Recherche zu unterstützen. Es ist bekanntlich keine Selbstverständlichkeit, dass sich Ultras so offen äußern. Umso schöner, dass Ihr es tut. Ihr schreibt für das Ultraheft PlanetMD und gehört der Fanszene in Magdeburg an. Könnt Ihr uns erklären, wieso Ihr als aktive Fans den Kontakt zu Medienvertretern eher meidet?

Vertreter des PlanetMD – Hauptaspekt ist sicherlich: Ultras sind schlichtweg Fußballfans, die ins Stadion gehen wollen, ihren Verein anfeuern und auch den Wettbewerb auf den Rängen gestalten. Ständige Medienarbeit gehört da einfach nicht wirklich dazu, es gibt also auch keine Pressesprecher oder ähnliches. Wenn Ultras den ständigen Kontakt zu Medien meiden, dann vor allem deshalb, weil sie keinen Bock auf eine entsprechende Zusammenarbeit haben.

Und: so pauschal die Berichterstattung über Ultras ist, so pauschal ist dann entsprechend auch die Gegenreaktion in Sachen Abwehrverhalten.

Worin begründet sich die kritische Distanz der Ultras zu Medien? Folgt man einem allgemeinen Trend der Medienskepsis (Stichwort:
 Glaubwürdigkeitskrise der Medien) oder fußt das Misstrauen auf 
jahrelangen Erfahrungswerten?

Aspekte, die zur Glaubwürdigkeitskrise der Medien beitragen, kritisieren Fanorganisationen schon lange. Beispielhaft sei hier nur das unkontrollierte Übernehmen von Polizei-, Verbands- oder Vereinsmeldungen zu nennen. Hier verstärken sich Erfahrungswerte und aktuelle Trends sicherlich gegenseitig. Und immer wieder auch: Ultras wollen Fußball gucken, ihre Mannschaft und den Verein anfeuern und nicht ständig Presse- oder Öffentlichkeitsarbeit leisten. Das nervt einfach in den weitaus meisten Fällen.

Vielleicht fehlt zu vielen Journalisten und ihren Lesern auch einfach das Verständnis für Ultras, ihre Kultur und ihr Verhalten?

Nicht mehr oder weniger als für andere Subkulturen.

Dann, wenn es doch Kontakte gibt, kann das durchaus von Vorteil sein. Profitieren aktive Fans und Journalisten voneinander, wenn
 beispielsweise über eine große Choreografie berichtet wird (mehr Aufmerksamkeit für die Fangruppe, viele Leser für den Journalisten)?

Das kann ein Effekt sein, muss es aber nicht zwangsläufig. Hier in Magdeburg hat sicherlich auch der ganze Presse-Hype rund um Aufstiege, Stimmung usw. das ganze Umfeld aktiviert und die Aufmerksamkeit ein Stück weit auch auf Fanthemen gelenkt.

Habt Ihr als Ultras denn überhaupt ein Interesse an „Öffentlichkeitsarbeit“? Wollt Ihr Eure Inhalte verbreiten, andere Fans einbeziehen, so wie das etwa bei der Ausgliederungsdebatte beim 1. FCM 2017 der Fall gewesen ist?

Die richtige Antwort auf diese Frage kann nur ganz klar lauten: Ja und nein! Ja, natürlich haben wir Interesse an Öffentlichkeitsarbeit, schließlich spielt sich der wichtigste Aspekt des Fan-Seins – und das sind wir ja – in der Öffentlichkeit, im Stadion ab und ist mit seinem performativen Charakter ja Öffentlichkeitsarbeit an sich. Der „Wettbewerb auf den Rängen“, der neben der eigentlichen Unterstützung der eigenen Mannschaft immer Teil des Fanlebens ist, kann nur über Öffentlichkeit funktionieren. Nicht umsonst diskutieren tausende Fans, nicht nur die Organisierten, Zuschauerzahlen, Auswärtszahlen, Choreographien, Stimmung usw. Deshalb wollen wir oftmals viele Menschen, in der Regel die Stadiongänger beim 1. FCM, erreichen, um uns in ganz vielfältiger Form zu unterstützen. In solchen Momenten versuchen wir die „FCM-Öffentlichkeit“ – wenn man alle nicht direkt bei uns organisierten Fans als solche bezeichnen möchte – über unsere Kanäle zu erreichen.

Und gleichzeitig auch nein, denn wir sind immer noch „nur“ Fans; unser Bezugsrahmen ist eben das Fan-Sein an und für sich. Wir haben keine Pressesprecher und wir müssen nicht jeden, der eine Meinung zu uns hat, aber sonst mit Fußball nichts am Hut, von uns und unseren Vorstellungen irgendwie überzeugen. Für uns würde das Fanleben auch ohne diese enorme öffentliche Aufmerksamkeit insbesondere von außerhalb der Fankurven gut funktionieren. Diese Öffentlichkeit ist deshalb eigentlich keine der Zielgruppen unserer Öffentlichkeitsarbeit.

Und grundsätzlich? Haben Ultras das Bedürfnis, sich einzumischen und mitzuteilen? Wollt ihr Debatten anregen und kontroverse Thematiken aufgreifen oder, um es provokant zu formulieren, euch gar profilieren? Welche Zielgruppen wollen Ultras dabei erreichen?

Wie wir eben bereits angedeutet haben: eigentlich sind das nicht die Kernanliegen von Fanszenen. Das Wort „eigentlich“ weist aber schon darauf hin, dass die Wirklichkeit oftmals eine andere ist. Mittlerweile nimmt Fußball in der öffentlichen Wahrnehmung eine solch dominante Rolle ein, dass alles, was rund um Fußball passiert, auch von öffentlichem Interesse zu sein scheint. Das verändert natürlich den Fußball und seine Vereine und damit auch das Fan-Dasein massiv. Und zwar in sehr komplexen und unterschiedlichen Dimensionen. Wenn wir uns einmischen, dann immer aus Sicht der aktiven Stadiongänger – und schon da werdet Ihr uns wohl zustimmen – dass es selbst unter denen nicht „die Sicht“ gibt. In der Regel teilen wir uns aber nur dann mit, wenn wir das Gefühl oder die berechtigte Befürchtung haben, dass auf dem Rücken der Stadiongänger Veränderungen stattfinden oder sich bestimmte Institutionen gar profilieren wollen. Hier sind wir ganz klar gezwungen, uns einzumischen. Wenn für Außenstehende das Gefühl entsteht, dass sich Ultras permanent einmischen, dann deshalb, weil sich der Fußball permanent und selten in ihrem Sinne verändert.

Seit wann schreibt Ihr eigentlich für die aktive Fanszene, wie
 strukturiert und teilt Ihr Euch die Arbeit beim Planet ein? Gibt es eine feste Kernredaktion?

Unser Heft gibt es seit 2003. Wir sind ziemlich stolz darauf, dass immer noch einige Macher der ersten Stunde am Heft mitarbeiten. Diese Personen haben teilweise auch schon vorher an anderen Fanpublikationen der Magdeburger Fanszene mitgewirkt, erinnert sei hier an die Hefte der „AG Stimmung“ bzw. Blue Generation, die um die Jahrtausendwende erschienen. Das heißt, wir blicken mittlerweile schon auf gut 20 Jahre Arbeit an Fanmagazinen zurück, was natürlich immer dann von Vorteil ist, wenn man nachrückende Jungredakteure an dieser Erfahrung teilhaben lassen kann. Aktuell gibt es einen festen Kreis an Redakteuren, die sich in unterschiedlichem Ausmaß um die einzelnen Rubriken des Heftes kümmern. Zusätzlich gibt es ein Kontroll-Leseteam, welches oftmals daran scheitert, dass viele Texte erst mit Redaktionsschluss eintrudeln und gar nicht mehr Kontrolle gelesen werden können, wir arbeiten eben ehrenamtlich. Und dann haben wir derzeit verschiedene Layouter, die sich letztlich um die Zusammenstellung des Heftes und seine grafische Gestaltung kümmern.

Beinhaltet Eure Arbeit für das PlanetMD Mechanismen der 
freiwilligen Selbstkontrolle und gibt es einen V.i.S.d.P.? Im Heft macht 
Ihr dazu keine ernsthaften Angaben.

Wir haben so etwas wie eine Redaktions-Konferenz, in der regelmäßig Themen und Texte besprochen werden und natürlich wird da so ein Heft dann auch längerfristig geplant. Da werden Texte dann auch schon mal kritisch diskutiert und mitunter auch gekürzt oder gestrichen. Unsere Hauptprämisse ist, dass unsere Texte entweder ganz direkt einen Bezug zu unserem Verein und seiner Fanszene haben müssen oder zumindest indirekt die Leute über Fanaspekte informieren, die sie und damit eben die ganze Fanbewegung in Magdeburg weiter nach vorne bringen.

Für Euch ist das Planet seit einiger Zeit explizit kein 
Stadionheft mehr. Könnt Ihr den Leserinnen und Lesern, die nicht alle mit dem FCM zu tun haben, Eure Beweggründe darlegen?

Dazu müssen wir kurz etwas ausholen bzw. einen Blick in die Historie des Heftes werfen: als wir 2003 das erste Mal erschienen sind, waren wir vom Selbstverständnis her ein reines Fanclub-Heft der damals noch jungen Blue Generation, was lediglich dazu gedacht war, die eigenen Leute und das direkte Umfeld über anstehende Auswärtsspiele, Feiern usw. zu informieren – in Zeiten ohne Whatsapp oder ohne SMS-Flatrates war das seinerzeit durchaus noch plausibel. Wie Verein und Fanszene hat das Heft in den Folgejahren einige Sprünge gemacht. Wir hatten kurz nach dem Umzug ins HKS (Heinz-Krügel-Stadion als inoffizieller Name für die 2006 erbaute MDCC-Arena, Anmerkung der Reaktion) sogar eine Zeit lang ganz explizit eine „Ultras! No Fans“-Phase, die sich auch auf die Inhalte des Heftes auswirkte. Mit dem kontinuierlichen Abstieg von Verein und Fanszene in den schweren Jahren nach 2008 änderte sich der Fokus der Fanszene erneut: es galt das Zusammengehörigkeitsgefühl der letzten Getreuen zu stärken, sich auf die Traditionen des Vereins und der Fanszene sowie seine eigentlichen Stärken zu berufen. Daraus sollte einerseits Kraft für die schwere Zeit gezogen werden und andererseits wollte man durch mehr Engagement den Verein in dieser Zeit auch voranbringen. Eine Komponente des Ganzen war eben auch, ein starkes Fanmagazin unter die Leute zu bringen, das sowohl über fanrelevante Dinge als auch über Entwicklungen rund um den Verein berichtete. Als der 1. FCM sein Programmheft dann zugunsten einer damals ggf. aus Vereinssicht sogar sinnvollen Billigvariante an die Volksstimme (Magdeburger Tageszeitung, Anmerkung der Redaktion) abgab, beschlossen wir die entstehende Lücke zu nutzen und bezeichneten uns als Stadionmagazin. Das Ganze durchaus mit Erfolg, unsere Auflagenzahl stieg und wir dachten, wir wären damit auf einem guten Weg.

Leider zeigte sich aber spätestens mit dem Aufstieg (gemeint ist der Aufstieg in die 3. Liga 2015, Anmerkung der Redaktion), dass es auch Schattenseiten des Booms gibt. Immer öfter blieben unsere Hefte, die wir immer noch kostenlos bzw. gegen Spende verteilten, nach dem Spiel achtlos auf den Plätzen liegen. Die weitaus größte Zahl dabei auf den Plätzen, von denen die im Vergleich geringsten Spenden kamen. Hier merkte man schon irgendwo eine Nichtachtung der Arbeit, die wir lange Zeit aber zugunsten einer von uns irgendwie imaginierten Informationspflicht ignorierten. Als im Zuge der Ausgliederung 2017 dann aber klar wurde, dass unsere Inhalte viele Leute gar nicht erreichen, unser Heft also in bestimmten Stadionbereichen wirklich maximal Lückenfüller zwischen Bier und Knoblauchbrot ist, entschieden wir uns nach einer kurzen Pause zum Ende der Spielzeit 2016/17 dazu, unser Profil wieder zu schärfen und uns ganz klar als Ultramagazin für Block U zu positionieren. Das Ganze läuft nun seit einem Jahr und funktioniert mal mehr, mal weniger gut. Aber wir sind mit diesem Einschnitt, der sich für Außenstehende insbesondere durch eine deutlich geringere Auflagenzahl äußert, bisher zufrieden.

Was muss ein Fan, der nicht in einer Fanszene aktiv ist, aus Eurer Sicht tun, um 
seine vermeintliche Medienblase zu verlassen und um Ultra-Standpunkte in Erfahrung zu
 bringen? Inwieweit spielt dabei das Internet eine Rolle?

Am einfachsten wäre es, ins Stadion zu gehen, sich in die Fankurve zu stellen, auswärts zu fahren. Geht das nicht, können Internetseiten der Fangruppen oder Fan-Foren sicherlich eine ganz interessante erste Anlaufstelle sein.

Und welche Rolle spielt das Internet bei Eurer Arbeit? Mein Eindruck ist, dass immer mehr Fanszenen eine eigene Webseite betreiben und dort direkt relevante Informationen verbreiten.

Natürlich haben viele Fans das Internet für sich entdeckt und nutzen es. Aber genauso gibt es viele Fanszenen, die sich dem Internet teils oder völlig verschließen, sei es aus „Stilgründen“, mangels entsprechender Kompetenz oder aus anderen Gründen.

Wie beurteilt Ihr in diesem Zusammenhang die Arbeit von Portalen 
wie turus oder Faszination Fankurve?

Wir wollen es uns nicht anmaßen, die Arbeit an solchen Portalen zu bewerten. Was man definitiv sagen kann, ist, dass sie auch die Medienarbeit von Fangruppen verändern. Positiv, wenn man ihre Reichweite für sich zu nutzen weiß. Negativ, wenn man die Kontrolle über die eigene Information zu verlieren glaubt.

Verlassen wir mal wieder die virtuellen Welten und kehren zum Ultraalltag zurück. Es ist nicht unüblich, dass es im Stadion auch mal kracht oder dass Dinge auf die Spitze getrieben werden. Greifen Fanszenen bewusst zu martialischen Mitteln, um in das
 Blickfeld der Aufmerksamkeit zu gelangen? Falls dem so ist: Liegt dies 
möglicherweise darin begründet, dass andere Wege der Generierung von
 notwendiger Aufmerksamkeit fehlen?

Das ist schwer pauschal zu beantworten, da muss man immer auf den konkreten Anlass gucken. Manchmal ist sicher einfach nur der Skandal gewollt, man nutzt die zu erwartende Aufmerksamkeit also bewusst aus.

Noch ein anderes Thema finde ich im Kontext der medialen Darstellung von Ultras und anderen Fans sehr interessant: Haben sich mit den Fanhilfen im ganzen Land in gewisser Weise 
Lobbyverbände für aktive Fans und Ultras entwickelt?

Es ist schwierig für uns als Fanzine-Macher, an dieser Stelle die Arbeit von Fanhilfen und deren Ausrichtung zu bewerten. Was man sicherlich auch aus relativer Distanz betrachtet sagen kann, ist, dass Fanhilfen sich in eigentlich allen Fällen vordergründig wegen konkreter Nachfrage an Rechtshilfe in den jeweiligen Szenen gegründet haben, da der Repressionsdruck gegen Fußballfans in den letzten Jahren doch merklich zugenommen hat und sich Staat und auch Verbände bzw. Vereine immer neue Maßnahmen einfallen lassen, mit denen Fans reglementiert werden sollen. Lobby- oder Öffentlichkeitsarbeit ergibt sich dann in der Regel aus der Organisationsstruktur der Fanhilfen, oftmals als Verein, die wie andere Vereine Öffentlichkeitsarbeit machen, um Mitglieder zu gewinnen oder die Vereinsziele zu erreichen.

Habt Ihr im Umgang mit der Presse Wünsche für die Zukunft? Wie
 kann der Kontakt zueinander besser gestaltet werden?

Der beste Kontakt wäre es, wenn kein Kontakt nötig wäre, sondern einfach objektiv berichtet würde. Berechtigte Kritik halten die meisten Fangruppen sicherlich aus.

Vielen Dank!

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