moderner Journalismus – 120minuten https://120minuten.github.io Lange Texte. Über den Fußball. Tue, 02 Jul 2019 08:09:59 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.4.2 73012590 13: Juli: 120minuten lädt zum Leser*innen-Treffen https://120minuten.github.io/13-juli-120minuten-laedt-zum-leserinnen-treffen/ https://120minuten.github.io/13-juli-120minuten-laedt-zum-leserinnen-treffen/#respond Mon, 01 Jul 2019 07:25:15 +0000 https://120minuten.github.io/?p=6323 Weiterlesen]]> Zum ersten Mal veranstaltet das Team von 120minuten ein Redaktions- und Leser*innentreffen. So ganz persönlich und außerhalb diesem Internet. Und ihr könnt mit dabei sein.

Blick über Leipzig

Leipzig. Gründungsort des DFB. Heimat des ersten Deutschen Meisters. Heldenstadt. Und nun auch Austragungsort des ersten Redaktionstreffens von 120minuten. Wir wollen uns mal außerhalb des Internets begegnen und die Strategie für die kommenden Monate besprechen. Und wir wollen unsere Leser*innen – also euch – kennenlernen und bei ein paar Kaltgetränken über Gott und die Welt und natürlich vor allem über Fußball quatschen.

Das ganze steigt am 13. Juli in Leipzig. Ab 14 Uhr findet zunächst der interne Teil statt. Gemeinsamen mit unseren Kooperationspartnern ballesterer und Zeitspiel werten wir zurückliegende Projekte aus und überlegen, was wir in Zukunft angehen wollen. Ab circa 18 Uhr gehen wir dann zum öffentlichen Teil über und würden uns freuen, die eine oder den anderen von euch begrüßen zu können.

Damit wir angemessene Restaurant- und Kneipenkapazitäten reservieren können, gebt Oliver doch mal bitte ein Hand- oder Rauchzeichen, wenn ihr dabei sein wollt. Entweder per Twitter oder per Mail.

Wir freuen uns auf euch!

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Episode 25: “Lokaljournalismus im Fußball” https://120minuten.github.io/episode-25-lokaljournalismus-im-fussball/ https://120minuten.github.io/episode-25-lokaljournalismus-im-fussball/#respond Mon, 04 Mar 2019 21:23:30 +0000  

In Ausgabe 25 des 120minuten-Podcasts spricht Alex Schnarr aus der Redaktion mit der Journalistin Valentina Hirsch und Redaktionskollege Oliver Leiste über die Frage, welche Rolle dem Lokaljournalismus in der Fußballberichterstattung zukommt bzw. zukommen sollte. Grundlage des Gesprächs ist Olivers Longread mit dem Titel “Mehr Einordnung wagen: Warum Lokaljournalismus im Fußball weiter wichtig ist”, der am 27. Februar 2019 auf 120minuten.github.io erschienen ist.

Zunächst gibt Oliver Einblicke in seine Herangehensweise an den Longread, bevor die Gesprächsrunde sich dann der Frage zuwendet, wie sich der Umstand, dass Fußballvereine inzwischen selbst Medien produzieren, auf die Arbeitsweise von Lokaljournalist*innen auswirkt. Es geht unter anderem um den Sinn und Unsinn von Pressekonferenzen, um mehr Mut in der Themensetzung, um die Rolle von Fan-Medien wie Blogs und Podcasts und um Innovationspotentiale, die die aktuelle Medienlandschaft im Fußball auch für die lokale Berichterstattung bietet. Schließlich werfen die Gesprächspartner*innen noch einen Blick voraus und überlegen, wie der fußballbezogene Lokaljournalismus der Zukunft aussehen kann.

Valentinas Blog findet Ihr unter valentinas-weblog.de.

Alles zum Rasenfunk gibt es auf rasenfunk.de.

Den “Brennerpass” findet Ihr u.a. auf bernimayer.de.

Wie immer freuen wir uns auf Euer Feedback zur aktuellen Folge und natürlich auch über eine angeregte Diskussion zum Thema auf Facebook, Twitter oder direkt unter dem Text.

Alle bisher erschienenen Folgen des 120minuten-Podcasts findet Ihr in unserer Episodenliste.

Um in Zukunft keine neue Folge zu verpassen, abonniere doch am besten unseren Podcast-Feed:

 

Und wo Ihr schon mal hier seid: Hört doch auch mal bei unserer neuen Podcast-Reihe “ballesterer in 120minuten” rein.

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Mehr Einordnung wagen: Warum Lokaljournalismus im Fußball weiter wichtig ist https://120minuten.github.io/warum-lokaljournalismus-im-fussball-weiter-wichtig-ist/ https://120minuten.github.io/warum-lokaljournalismus-im-fussball-weiter-wichtig-ist/#comments Wed, 27 Feb 2019 08:00:00 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5752 Weiterlesen]]> Um den Fußballjournalismus steht es nicht zum Besten. Die Vereine versuchen sich auf vielen verschiedenen Kanälen selbst darzustellen und damit vorzugeben, wie über sie berichtet werden darf. Technische Veränderungen eröffnen ihnen dabei neue Möglichkeiten. Doch sind die veränderten Arbeitsbedingungen für die schreibenden Journalist*innen wirklich ein Problem? Oder bieten sie auch Chancen? Welchen Weg kann der Lokaljournalismus im Fußball gehen, um weiter interessant zu bleiben? Eine Einordnung.

Kiebitze auf dem Trainingsgelände Lezama von Athletic, Quelle: Ronny Blaschke

Oliver Leiste, 120minuten.github.io | Februar 2019

Der Fußballjournalismus hat Probleme. Das legen zahlreiche Studien und Berichte der vergangenen Monate nahe. “Diese zentrale Bedeutung von kritischem Sportjournalismus schlägt sich […] nur unzureichend in der Praxis nieder”, stellt etwa Tonio Postel fest. Dieser hat sich in einem Report für die Otto-Brenner-Stiftung ausführlich mit der Situation des Journalismus im modernen Fußball beschäftigt. Er sieht die kritische Berichterstattung in Gefahr – auch wenn es einzelne, positive Ausnahmen gebe.

Die Probleme haben verschiedene Ursachen. Eine erhöhte Arbeitsbelastung der Journalist*innen gehört genauso dazu wie Konkurrenz durch neue Medienformate und die Vereine selbst. Außerdem nehmen  die Klubs zunehmend Einfluss auf die Berichterstattung.

Weniger Journalisten, größere Erwartungen

Eine Ursache für die veränderte Bedeutung des Journalismus im Fußball ist laut Postel die Arbeitssituation vieler Journalist*innen – insbesondere bei lokalen Medien. “Aufgrund schlechter Bezahlung und prekärer Arbeitsverhältnisse, aber auch aus Sorglosigkeit, vermischen viele (freie) Sportjournalisten Journalismus und Public Relations (PR).”1 Für die schlechten Arbeitsverhältnisse, insbesondere im Lokalbereich, gibt es zwei Gründe. Einerseits wurden die (Sport-)Redaktionen in den vergangenen Jahren stark verkleinert. Frei gewordene Stellen wurden oft nicht wieder besetzt. Nicht selten gab es auch Entlassungen. Für die verbliebenen Redakteur*innen erhöhte sich die Arbeitsbelastung dadurch automatisch.

In Postels Report erklärt etwa Jan Christian Müller von der Frankfurter Rundschau:

“Wenn ich auf meine Anfänge Mitte der 1980er Jahre zurückblicke, war es üblich, dass stolze, selbstbewusste Sportredaktionen mit 12 bis 15 Redakteuren einem Bundesligaverein, der mit nur einem Pressesprecher ausgestattet war, gegenüberstanden. Es hat sich erstmal das personelle Verhältnis geändert, weil viele Zeitungsredaktionen geschrumpft und die Pressestellen gewachsen sind.“

Heute sei man froh, wenn drei Redakteure im Büro säßen, so Müller. Tiefschürfende, längerfristige Recherchen, die früher einfacher waren, seien so kaum noch realisierbar, erklärt der Journalist.2

“Es geht um Aktualität”

Durch technische Veränderungen im Internet ergaben sich auch neue Möglichkeiten der Berichterstattung. Damit entstanden aber auch neue Aufgaben, die von den Reporter*innen “nebenbei” noch mit zu erledigen sind. “Den Rhythmus der Zeitung gibt es nicht mehr”, sagt Frank Noack, der als Sportredakteur für die Lausitzer Rundschau in Cottbus arbeitet:

“Wichtig ist, dass wir das Online-Angebot schnell bestücken. Es geht um Aktualität und darum, Informationen schnell rauszubringen. Da hat das Internet mittlerweile eine große Funktion.”

Das merkt man besonders an den Spieltagen. Viele Lokalmedien begleiten die Spiele ihrer besten Fußballvereine mit einem Liveticker. Ein fertiger Spielbericht bei Abpfiff einer Partie ist längst Standard. Hinzu kommen Stimmen zum Spiel, Spielernoten, erste Diagnosen bei Verletzungen und Randgeschichten. Alles in Form einzelner Texte, die innerhalb kürzester Zeit nach dem Spiel produziert werden müssen. Außerdem müssen die Journalisten noch verschiedene Social-Media-Kanäle betreuen. Teilweise kümmert sich ein Reporter während eines Spiels also um fünf verschiedene Dinge. Gleichzeitig. Oft folgen dann noch eine Analyse für die Zeitung und ein weiterer Artikel für den nächsten Tag. Kein Vergleich zu früheren Zeiten, als die Lokalberichterstattung zu einem Fußballspiel aus einem Spielbericht am nächsten Tag und vielleicht einem weiteren Text am Folgetag bestand.

Blogs und internationale Medien sorgen für Konkurrenz

Mit diesen und weiteren Elementen, etwa Videos, versuchen die lokalen Medien gegen eine Vielzahl von konkurrierenden Angeboten zu bestehen. Zunächst mal natürlich gegen überregionale Zeitungen und Fernsehsender. Doch diese Konkurrenten gibt es schon lange. Lokale und überregionale Medien sprechen in der Regel unterschiedliche Zielgruppen an, auch wenn sie im Internetzeitalter teilweise um die gleichen Nutzer buhlen. In den vergangenen Jahren hat sich die Medienlandschaft jedoch weiter gewandelt. Blogs und Onlineportale berichten ebenfalls tagesaktuell von den Entwicklungen im Fußball.

Mit der zunehmenden Vermarktung der Bundesliga im Ausland ist auch dort das Medieninteresse gewachsen. Und alle wollen das Gleiche: Interviews und exklusive Informationen. Deshalb ist zumindest bei den Topklubs der Bundesliga nahezu folgerichtig, dass die Zugänge der Medienschaffenden zu den Spielern eingeschränkt werden. Wenn viel mehr Parteien als früher etwas vom “Fußball-Kuchen” abbekommen wollen, werden die Stücken für jeden einzelnen Mitbewerber eben kleiner. Das hat auch Gianni Costa, Ressortleiter Sport bei der Rheinischen Post, beobachtet:

“Auf die Vereine im direkten Verbreitungsgebiet – Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen – haben wir schon noch ganz guten Zugriff. Aber wenn wir etwa bei Borussia Dortmund anfragen, müssen wir uns in eine lange Schlange einreihen.”

Diese werde immer länger, so Costa.

Denn es werden oft die bevorzugt, die den Fußballvereinen am meisten nutzen. Sprich: Die Fernsehsender, die mit ihren Millionen dafür sorgen, dass der Fußballzirkus in seiner heutigen Form überhaupt möglich ist. Selbst regionale Textmedien müssen da hinten an stehen.  

Vereine als Medienunternehmen

Auch die Vereine selbst sind mittlerweile zum Teil Konkurrenten lokaler Medien. Dabei sind eigene Fernsehsender der Klubs nur die Spitze der Entwicklung. Spielberichte, Interviews, den “Blick hinter die Kulissen” – all das findet man auf den Internetseiten der Fußballklubs, die zudem auf zahlreichen Social-Media-Plattformen aktiv sind. Es ist der Versuch, selbst zu bestimmen, wie das Bild des Vereins in der Öffentlichkeit aussieht. Im Report von Tonio Postel gibt etwa Christoph Pieper, Sprecher bei Zweitligist FC St. Pauli, zu, dass die Vereine “sozusagen in Konkurrenz mit den Medien stehen, weil wir selbst eine Art Medienunternehmen geworden sind, das seine Sicht der Dinge über die Webseite, Club-TV und soziale Medien verbreitet, um unseren Einfluss und Reichweite zu steigern.”3

Die exklusive Darstellung von Verein und einzelnen Spielern ist auch der Versuch, die Bindung zu den eigenen Fans zu stärken. Schon 2009 schrieb Markus Hörwick, der ehemalige Medienchef des FC Bayern:

“Während man früher auf die Veröffentlichung durch Journalisten angewiesen war, kann sich nun jeder Bundesliga-Verein selbst publizieren, und er wird dies natürlich in der für ihn bestmöglichen Darstellung tun.”4

“Müssen versuchen, Berichterstattung positiv zu beeinflussen”

Mit Autorisierungsprozessen versuchen die Vereine zudem, auch in nicht vereinseigenen Medien ihr Selbstbild durchzusetzen. Gedruckte Interviews und Zitate werden dabei vor der Veröffentlichung von Vereinsmitarbeitern überprüft und mit Änderungswünschen versehen. Für Pressesprecher Lars Töffling vom Halleschen FC ein ganz normaler Vorgang. Im MDR-Podcast “Der Badkurvenversteher” sagte Töffling jüngst:

Natürlich versuchen wir, das Ganze aber für uns so positiv wie möglich zu beeinflussen. Da muss ich nichts von Neutralität erzählen. Es ist meine Aufgabe, die Berichterstattung so positiv – oder zumindest brisanzfrei – wie möglich zu gestalten. Wenn es in meiner Macht liegt, greife ich da schon mal ein.”   

Wie sehr dann tatsächlich in die Texte eingegriffen wird, variiert aber stark. Töffling etwa setzt eher auf kleinere Formulierungsänderungen. “Wenn eine Aussage einmal in der Welt ist, kann ich sie ja nicht mit dem Lasso wieder einfangen”, sagt er. Frank Noack von der Lausitzer Rundschau hatte als Journalist noch nie große Probleme mit Autorisierungen – weder in Cottbus, noch bei Gesprächen mit Akteuren von Bundesligavereinen. Er sagt: “Von den Pressestellen wird sehr selten eingegriffen. Das beschränkt sich wirklich auf kleinere Korrekturen. Größere Dissonanzen gab es wirklich nur ganz selten auch bei der Interview-Autorisierung. Da sind wir in Cottbus vielleicht ein bisschen verwöhnt, aber Probleme gab es hier auch nie.”

Dass es auch anders geht, bewies vor einigen Jahren RasenBallsport Leipzig. Aus einem Interview, dass der Playboy mit Sportchef Ralf Rangnick führte, wurden ganze Passagen aus dem Text gestrichen. Glaubt man Schilderungen verschiedener Medienvertreter*innen, ist ein derartiges Vorgehen auch außerhalb von Leipzig kein Einzelfall.

Pressestellen verändern sich

In den vergangenen Jahren hat sich nicht nur die Arbeit der Journalist*innen verändert, sondern auch die der Pressesprecher, erzählt Lars Töffling. Früher koordinierte er die Medienarbeit bei Union Berlin und Energie Cottbus, seit 2016 ist er beim HFC aktiv:

Dieser Job hat sich generell extrem verändert. 2002 war das Kerngeschäft, die Presseanfragen zu koordinieren und zu begleiten. Das hat sich extrem gewandelt. Heute macht die Arbeit mit Journalisten nur noch zehn bis 20 Prozent aus. Damals gab es kein Facebook, Twitter oder YouTube. Das kam alles erst. Und so haben sich die Arbeitsbereiche verschoben.”

Der größte Unterschied: die Anzahl der Mitarbeiter. Während bei Borussia Dortmund oder Bayern München dutzende Mitarbeiter die Medienangebote der Vereine betreuen, ist Lars Töffling – von ein paar ehrenamtlichen Helfern abgesehen – beim HFC weitgehend auf sich allein gestellt.

Medienwandel bietet neue Recherchemöglichkeiten

Die Entwicklung bei den Vereinen erfreut Journalisten wie Frank Noack nur bedingt: “Natürlich geht ein Stück weit Exklusivität verloren, wenn zum Beispiel eine Pressekonferenz live im Internet übertragen wird oder die Vereine eigene Interviews mit Neuzugängen machen. Mit so etwas konnte man früher als Journalist punkten. Das ist heute deutlich schwerer.” Trotzdem kann der Reporter den Entwicklungen der vergangenen Jahre auch viel Positives abgewinnen:

“Der Vorteil ist aus meiner Sicht, dass das Informationsangebot viel größer geworden ist. Weil die Vereine die Informationen verteilen, hat man viel mehr Quellen. Dazu kommt, dass auch die Spieler viel in den Netzwerken unterwegs sind. Für die Recherche hat man viel mehr Möglichkeiten.”

Das sieht auch Daniel George so. Der 26-Jährige arbeitet als Fußballreporter für den Mitteldeutschen Rundfunk und ist durchaus begeistert von den Möglichkeiten, die ihm etwa Instagram bietet:

Das tägliche Scrollen durch den Feed gehört mittlerweile dazu. Die Kicker teilen sich über ihre Fotos mit. Sie kommentieren beispielsweise Beiträge von befreundeten Profis und liefern so Ansätze zur Recherche. Manchmal entdeckt man so auch kleine Skandale: Wenn sie krankgeschrieben sind, aber trotzdem fröhlich in Nachtclubs unterwegs sind und das auch noch in ihrer Insta-Story teilen.”

So ergeben sich für Journalist*innen neue Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen, an die man bisher nur schwer heran kam.

Werden Lokaljournalisten beim Fußball noch gebraucht?

Es ist anzunehmen, dass die Autonomiebestrebungen der Fußballvereine weiter zunehmen werden. Und auch, dass sie noch mehr als bisher versuchen werden, zu kontrollieren, was über sie geschrieben und erzählt wird. Braucht der Fußball also noch Lokalreporter, die sich mit ihm beschäftigen?

Ja! Denn trotz der beschriebenen Entwicklungen bleiben die lokalen Medien für den Fußball, die Klubs und seine Fans wichtig.

Die Vereine sind auch in Zukunft auf die Veröffentlichungen der lokalen Medien angewiesen, wollen sie nicht nur die eigenen Fans, sondern breite Bevölkerungsschichten ansprechen. Denn die neuen Möglichkeiten von sozialen Medien ersetzen “keinesfalls gänzlich die Bedeutung der Massenmedien für die PR. Vielmehr ergänzen sie – als eine Art Riepl´sches Gesetz in der PR – diese, denn über Social Media können Themen zwar enorme Reichweiten erzielen, doch damit eine tatsächlich weite Verbreitung in der gesamten Gesellschaft erreicht wird, sind nach wie vor Medien als Transmissionsriemen von Bedeutung.”5 Zudem unterliegen Botschaften, die nicht von einer Organisation selbst kommen, sondern die Rezipienten via Massenmedien erreichen, nach wie vor einer erhöhten Glaubwürdigkeit, analysiert Fabian Kautz in seiner Dissertation “Sport-PR 2.0”.6

Für Fans und Fußballinteressierte, die die Entwicklung ihrer Lieblingsklubs nicht nur durch die rosarote – wahlweise auch grün-weiße, schwarz-gelbe oder königsblaue – Vereinsbrille verfolgen wollen, ist guter Lokaljournalismus unverzichtbar. Denn in der Regel wohnt der Großteil der Anhänger eines Klubs auch in dessen Region. Wer könnte Dinge also besser beobachten und bewerten, als Reporter*innen, die ebenfalls vor Ort sind und die nicht nur Spiele oder Trainings beobachten, sondern sich mit den verschiedensten Akteur*innen im Umfeld eines Vereins austauschen können.

Mehr Wertung, weniger Werbung

Zeitungen und deren Online-Auftritte sind eigentlich nicht als Verlautbarungsorgan oder Chroniken für Fußballvereine vorgesehen. In der Vergangenheit haben die Medien diese Rolle jedoch zu oft übernommen. Mittlerweile können die Vereine viele Inhalte schneller und mitunter sogar besser präsentieren. “Leider geht die Bedeutung [der Medien] zurück, weil viele Vereine durch eigene Kanäle einen Großteil der Berichterstattung übernehmen”,  bedauert Frank Noack.

Für den Fußballjournalismus kann das auf lange Sicht aber sogar ein Vorteil sein. Denn so bleiben idealerweise mehr Kapazitäten für journalistische Inhalte frei, die der Allgemeinheit und nicht nur den Klubs nutzen. Auch Noack sagt:

“Gerade was die Bewertung von Sachverhalten angeht, ist der Journalismus nach wie vor ganz wichtig, um das nicht das Ungefilterte aus den Vereinen zu übernehmen.”

Kritische Beobachtung, hintergründige Berichterstattung und die Einordnung von Sachverhalten – all das können lokale Fußballreporter*innen besser als jeder andere leisten, wenn sie dafür Raum bekommen und sich nicht vornehmlich um das Verkünden von Terminen und Ergebnissen konzentrieren müssen. Oder kurz gesagt: weniger Werbung, mehr Wertung. Ein Spagat, der für Medien nicht immer einfach ist. Wobei sich Kritik und eine insgesamt wohlwollende Betrachtung ja keineswegs ausschließen.

“Kritische, mehrdimensionale Sportberichterstattung muss – genau wie Qualitätsjournalismus im Allgemeinen – als Notwendigkeit für die gesamte Gesellschaft gesehen werden”, heißt es in Postels Report. Und weiter: “Dieser kontrollierende Anspruch als Korrektiv zu wirken ist unabdingbar für jeden Journalismus und als normative Position auch unabhängig von Einschaltquoten, Verkaufszahlen, oder Fans (mit womöglich anderen Erwartungen an den Sportjournalismus) aufrechtzuerhalten.”7

Wenn diese Grundsätze künftig bei regionalen Medienunternehmen wieder mehr Berücksichtigung finden, können sie auch  gegen die Konkurrenz in einer globalen Fußballwelt bestehen. Guter Lokaljournalismus im Fußball hilft am Ende allen.

Weiterlesen

  • Grimmer, Christoph G.: Kooperation oder Kontrolle? : Eine empirische Untersuchung zum Spannungsverhältnis von Pressesprechern in der Fußball-Bundesliga und Journalisten. 1. Aufl.. Köln: Herbert von Halem Verlag, 2014.
  • Horky, Thomas ; Horky, Thomas ; Stiehler, Hans-Jörg ; Schierl, Thomas: Die Digitalisierung des Sports in den Medien. 1. Aufl.. Köln: Herbert von Halem Verlag, 2018.
  • Kautz, Fabian: Sport-PR 2.0 : Der Einsatz von Social Media in professionellen Sportvereinen am Beispiel von Facebook und Twitter. Berlin Heidelberg New York: Springer-Verlag, 2018.
  • Postel, Tonio: Zwischen Fanreportern und Spielverderbern : Fußballjournalismus auf dem Prüfstand. 1. Aufl.. Frankfurt/ Main: Otto Brenner Stiftung, 2018.

Fußnoten

In unserer Reihe zum Sportjournalismus sind außerdem erschienen:

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https://120minuten.github.io/warum-lokaljournalismus-im-fussball-weiter-wichtig-ist/feed/ 2 5752
Fußball und Fernsehen: Das Geld hat den Sportjournalismus versaut https://120minuten.github.io/fussball-und-fernsehen-das-geld-hat-den-sportjournalismus-versaut/ https://120minuten.github.io/fussball-und-fernsehen-das-geld-hat-den-sportjournalismus-versaut/#comments Wed, 23 Jan 2019 08:00:19 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5606 Weiterlesen]]> Jährlich überweisen Fernsehsender und andere Bewegtbild-Plattformen einen Milliardenbetrag für die Übertragung von Fußballspielen. Herauskommen sollen Produkte, die unterhalten und den Nutzern gefallen. Schließlich finanzieren die Konsumenten die Sendungen zu einem Großteil über ihre Beiträge. Doch wie vertragen sich Unterhaltung und kritischer Journalismus? Wie viel dürfen die Reporter tatsächlich fragen, wenn ihre Arbeitgeber den “Fußballzirkus” in seiner heutigen Form überhaupt erst ermöglichen? Und wie viel Distanz ist überhaupt möglich als Teil des Systems? Der Artikel geht der Frage nach, ob Fußballübertragungen und die Berichterstattung drumherum wirklich kritisch sein können. Und auch, ob sie es überhaupt sein müssen.

Von Jérôme Grad (@Mr_Degree)

Fieldreporter sind hautnah dabei und sorgen für erste Stimmen unmittelbar nach dem Spiel.

Fieldreporter direkt nach dem Spiel auf dem Feld / (CC BY 2.0) Victor Araiza

1.159.000.000 Euro, also 1,159 Milliarden Euro. Damit ließen sich fünf Produktionen des bislang teuersten Films der Geschichte, “Avatar”, realisieren. Oder die Autobahnstrecke von Dortmund nach Hamburg mit einer Stafette aus 500-Euroscheinen pflastern. Oder 27.720 Studierenden ein Jahr lang die Gebühren an der Harvard-Universität bezahlen. 1,159 Milliarden Euro – das ist auch mehr als das jeweilige Bruttoinlandsprodukt 2017 der 17 wirtschaftsschwächsten Staaten der Welt. Für diese Summe lässt sich aber auch deutscher Profifußball im deutschen Fernsehen zeigen. Denn das ist der Betrag, den SKY, Eurosport, ARD, ZDF und DAZN für die Bewegtbildrechte seit der Saison 2017/18 und noch bis 2020/21 bezahlen. Pro Saison.

Unabhängig von diesem zugegebenermaßen etwas polemischen Vergleich: Fußball im Fernsehen zu zeigen ist doch ein feiner Zug von SKY, Eurosport, ARD, ZDF und DAZN, oder? Fußball für alle ist doch eine tief demokratische Sache, nicht wahr? Bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts boten zunächst nur die Öffentlich-Rechtlichen Fußball im Fernsehen eine Plattform und ermöglichten den Fans einen ortsunabhängigen Zugang zum Sport. Doch wie verhält es sich, wenn nicht mehr nur 650.000 Deutsche Mark pro Spielzeit, wie 1965 von der ARD, für die Fußballrechte bezahlt werden, sondern 2,266 Milliarden Mark, also das knapp 3500fache?

“Wer nur Minderheiten bedient, kann nicht überleben”

Natürlich bedürfte es für eine umfassende Argumentation der Berücksichtigung der Inflation in Deutschland seit 1965, der weltweiten Vermarktungsmöglichkeiten des Fußballs heutzutage und auch der Summen, die mittlerweile in der Fußballbranche im Umlauf sind. Doch genau diese Aspekte beeinflussen auch die Arbeit derjenigen, die eigentlich kritisch auf solche Entwicklungen schauen sollten – die Sportjournalisten.

Um das gleich vorneweg zu sagen: Es ist legitim, dass Medienunternehmen bei Überlegungen der Aufbereitung eines Fußballspiels im Fernsehen den Aspekt der Refinanzierung eine nicht unwesentliche Rolle zukommen lassen und den Kunden in den Vordergrund stellen. Denn mit seinen monatlich regelmäßigen Zahlungen in Form eines Abonnements sorgt er, zusammen mit den Werbepartnern, für die Sicherung der TV-Rechte der Medienunternehmen. Den Kunden zufrieden zu stellen, damit er weiter für das Angebot zahlt, muss also das Ziel der Unternehmen sein. “Wer nur Minderheiten bedient, kann nicht überleben”, proklamierte einst der langjährige BR-Sportchef Werner Rabe mit Blick auf die Programmgestaltung.

Doch was bedeutet “den Kunden zufrieden stellen”? Kann kritischer Journalismus (ko)existieren, wenn Zufriedenheit erst durch die Vermittlung von Freude und Emotionen erzeugt wird? Wo ist dann noch Platz für einen Journalismus, der in erster Linie seriös, verlässlich und objektiv über das berichtet, dabei auch Hintergründe aufdeckt und hier und da zum Nachdenken anregt?

Infotainment für mehr Attraktivität

Natürlich kann kritischer Journalismus, wie man ihn aus anderen Medien, z.B. dem Printbereich, kennt, zum Unterhalten des Zuschauers vor dem Fernseher nicht taugen. Der Fernsehzuschauer schaltet die Glotze mit einer ganz anderen Intention an, als der Leser die Zeitung liest. Umgekehrt bedeutet das aber nicht, dass sich Journalismus und Unterhaltung ausschließen müssen. Für eine Sendung kann journalistisch sauber recherchiert und können Hintergründe beleuchtet worden sein. Anschließend wird der Zuschauer mit einem Informations-Mehrwert entlassen und sich dadurch unterhalten fühlen. Diverse Sendungen im Kulturbereich sind ein gutes Beispiel dafür.

Anders verhält es sich bei Fußballübertragungen und Live-Berichterstattungen, die mittlerweile zu großen Teilen im Privat- und Bezahlsendern gezeigt werden. Hier wird der kritische, hintergründige Sportjournalismus zugunsten der Attraktivität der Unterhaltung geopfert. Medienpädagoge Uli Gleich nannte das vor einigen Jahren bereits Infotainment. Die Informationen sollen leicht verdaulich präsentiert werden. Komplexe Zusammenhänge einfach darstellen – das ist doch ein Grundsatz von Journalismus, oder?

Halbzeitanalysen bei Sportübertragungen im Fernsehen

(CC BY 2.0) Ken Lund

Das Geld hat den Sportjournalismus versaut

In diesem Fall ist ein anderer Punkt wesentlich. Mit dem immer größer werdenden Pool an Mitspielern im Fußballbusiness, mit immer mehr Geld im Sport, hier sei vor allem an die Berichterstattung in den privaten Sendern gedacht, verschob sich die Achse von reiner Berichterstattung immer weiter Richtung Infotainment. Eine Entwicklung, die Gerhard Meier-Röhn, Dozent für Medien und Gesellschaft an verschiedenen Hochschulen, aufgreift: Damit sich die hohen Investitionen im Fußball lohnen, sei der Sport immer mehr zu einer Ware verkommen und deshalb im Fernsehen immer mehr inszeniert worden. “Geld hat den Sportjournalismus versaut”, so das Fazit des früheren DFB-Mediendirektors und langjährigen SWR-Sportchefs auf den Lokalrundfunktagen 2018 in Nürnberg

Die redaktionelle Freiheit, worüber man als Journalist sprechen kann, wird eingeschränkt. Nicht nur den Zuschauer gilt es zufrieden zu stellen, sondern auch die Interessen des Arbeitgebers, der viel Geld in die TV-Rechte investiert hat, sowie der (Werbe-)Partner und Sponsoren. Doch können Journalisten in einem Spannungsfeld überhaupt kritisch und unabhängig arbeiten, wenn ihre Arbeitgeber selbst Teil dieser immens gewordenen Fußball-Industrie sind?

Ein kritischer Beobachter wird nun anmerken, dass Werbeanzeigen schon seit langer Zeit in Zeitungen Einzug gehalten haben und ohne Sport die eine oder andere Zeitung kaum mehr überlebensfähig wäre. Dass die Print-Journalisten vom Erwerb der TV-Rechte für ihre Arbeit ebenfalls profitieren, steht außer Frage. Doch eine so enge Verzahnung wie bei den Bewegtbild-Anbietern mit den gezahlten Beiträgen für die Übertragungsrechte besteht nicht.

Wie viel Unterhaltung darf es denn sein?

Doch zurück zum Fernsehen, das in seinen Grundzügen mehr auf Unterhaltung ausgelegt ist als die Printmedien. Das Konzept von Fußball im Fernsehen soll dem Zuschauer vor der Mattscheibe oder dem Tablet den Fußball direkt ins Wohnzimmer bringen.

“Der Sport ist – aus der Sicht der Fans – zuallererst eine Unterhaltungsmaschine“, wie es Prof. Dr. Johannes Heil in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung formulierte. Diese Maschine beginnt bei der Übertragung selbst, durch die Fans nicht mehr ins Stadion müssen, um ihre Mannschaft live zu sehen. Und sie endet bei Interviews und Talks am Spielfeldrand, die in erster Linie eine explizite Stadion–Wohnzimmer-Nähe hervorrufen sollen. Ganz nach dem früheren Motto des Deutschen Sportfernsehen: “Mittendrin statt nur dabei”. An dieser Stelle kann kein kritischer Journalismus entstehen.

Und natürlich sind Bezahl-Sender (mehr als die Öffentlich-Rechtlichen) daran interessiert, ihr Produkt zu glorifizieren. Denn: Je mehr Menschen Fußball mögen, desto größer der potentielle Kundenkreis. Umgekehrt formuliert: Würde ein Bezahlsender, der auf Kundenabonnements und Einschaltquoten angewiesen ist, in wesentlich höherem Maße über Themen wie Doping und Korruption berichten, würde sich das unterhaltende Freude-Erlebnis beim Zuschauer wohl kaum einstellen. Es bestünde eine Gefahr der Anti-Popularisierung des Fußballs, die mit einer Schrumpfung des potenziellen Kundenkreises einhergehen würde.

Der Einfluss der Medien auf den Fußball

Betrachten wir ein einzelnes Fußballspiel, nehmen alle beteiligten Sender durch die Summen, die sie in das Fußballgeschäft pumpen, indirekt und mittelbar Einfluss auf die Qualität im deutschen Fußball. Die einfache Rechnung: Je mehr Millionen die DFL erhält, desto mehr kann sie davon an die Vereine weiterverteilen, die damit auf dem Transfermarkt bessere Argumente bei einer Verpflichtung eines Spielers haben. Im Übrigen auch eine Forderung von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der die Vereinsvertreter nach dem letzten Fernsehvertrag in die Pflicht nahm. Diese (theoretische) Macht der Sender gegenüber dem Fußball ist auch Thema beim Interview mit Kommentator Uli Hebel.

Dass mehr Geld aber nicht unmittelbar zu mehr Erfolg führen muss, zeigt der Blick nach England. Dort wird von 2016 bis 2019 für die TV-Rechte knapp 2,3 Milliarden Euro pro Spielzeit bezahlt, also knapp das Doppelte im Verhältnis zu Deutschland. Seit Ankündigung des neuen Vertrags im Februar 2015 schafften es 2015/16 Manchester City als einziger englischer Viertelfinalist ins Halbfinale der Champions League. 2016/17 war Leicester sogar der einzig verbliebene englische Verein im Viertelfinale. 2017/18 waren es mit Manchester City und Liverpool immerhin zwei Klubs unter den letzten Acht. Macht summa sumarum vier aus 24 in den vergangenen drei Jahren. Auch wenn drei Teilnahmen allein auf den FC Bayern München entfallen – aus Deutschland kamen in diesem Zeitraum fünf Viertelfinalisten.

Journalistischer Mehrwert – Fehlanzeige

Soweit die Sender und Plattformen. Kommen wir zum Journalisten als Einzelperson. Bei der Live-Übertragung wird der Kommentator zur Erzählfigur. Seine Aufgabe ist es, den Zuschauer während des Spiels vor dem Bildschirm mit Informationen zu versorgen, Zusammenhänge zu erläutern und das, was auf dem Spielfeld passiert, zu kommentieren. Dazu kommt je nach Format und Sender noch ein Experte dazu, der erklärt, warum etwas auf dem Feld passiert. Eine übersichtliche Auflistung der verschiedenen Protagonisten liefert Luca Schepers in “Der Fußball und das Fernsehen – Inszenierung des Fußballs im Fernsehen”.

Zusammen sollen sie einen unterhaltenden Mehrwert schaffen, der sich allerdings nicht nur auf die Glorifizierung des Sports beschränken sollte, wie Uli Hebel betont: “Ich glaube nicht, dass die Zuschauer während der 90 Minuten Fußball nur die heile Welt hören wollen.” Stattdessen sei es laut Hebel die Aufgabe des Journalisten in der Rolle des Kommentators zu sagen, “warum es [das Spiel] nicht gut war. Ich kann nicht sagen, Spieler X ist ein schlechter Spieler. Erstens ist er Berufsfußballer und kann nicht per se schlecht sein. Und Zweitens wäre das nicht fair.”

Der Moderator wiederum hat während der zahlreichen Talks vor und nach dem Spiel auch die Aufgabe der Einordnung von Aussagen. Das wäre der journalistische Mehrwert in einem unterhaltenden Bereich wie dem Fernsehen. Doch eine Auseinandersetzung mit den Hau-drauf-Sprüche der Experten für die nächste Schlagzeile und zur Unterhaltung, Instagram-Posts als Rechtfertigung für die schlechte Leistung – sie findet nur selten statt.

Und noch ein Aufreger: Statt in der Halbzeit einer Live-Übertragung entscheidende Szenen zu analysieren, wird bei Bezahlsendern Werbung für einen Spielfilm gemacht. Das mag unter dem Aspekt der Selbst-PR und Ankündigung legitim sein, hat aber eben nichts mit Fußball und Journalismus zu tun.

Kumpanei im Sportjournalismus – ein Teufelskreislauf?

Schlimmer noch als die offensichtliche Vermengung von Werbung und redaktionellem Inhalt der Sender ist die Kumpanei, der sich Sportjournalisten teilweise auch zu Recht ausgesetzt fühlen. Die mangelnde Distanz ist ein oft in Diskussionen über und unter Sportjournalisten hervorgebrachter Aspekt und war auch Thema des Vortrags von Meier-Röhn auf den Lokalrundfunktagen.

Ein erheblicher Teil der journalistischen Arbeit macht selbstredend die persönliche Pflege von Kontakten aus. Ein Journalist, der an keinerlei Interna gelangt, keine Hintergründe kennt oder inoffiziellen Gespräche führt, kann kein Verständnis entwickeln und wird keine Exklusivgeschichten zu berichten haben. Das gilt für Print wie Fernsehen gleichermaßen. Im Sport wie in der Politik. Nähe ist im Journalismus nun mal gängig.

Die Kehrseite: Durch zu viel Nähe zu Spielern machen sich Journalisten angreifbar. Einem nahestehenden Sportler stellen nur die wenigsten Journalisten unangenehme Fragen. Gerade der Fieldreporter muss sich mit seinem Interviewpartner gut stellen, kann öffentlich nicht immer die Fragen stellen, die ihm mitunter auf den Lippen liegen. So entsteht das, was Axel Balkausky einst “Erfüllungsjournalismus” nannte – Fragen um der Fragen Willen. Nur so geht er sicher, dass er bei der nächsten Interview-Anfrage nicht ignoriert wird.

Fieldreporter sorgen bei sportlichen Live-Berichterstattungen für das Hautnah-Erlebnis

Fieldreporter im Einsatz / (CC BY 2.0) Gareth Williams

Glaubwürdigkeit vs. Nähe zum Sportler

Das mag bei SKY, die sich durch den TV-Vertrag auch das Recht auf Interviews einkaufen, ein geringeres Problem sein als bei regionalen Fernsehsendern. Aber oftmals suchen Fieldreporter deshalb die Nähe der Sportler, die sie mit dem Duzen vor laufenden Kameras unterstreichen wollen. Doch dadurch wird der Vorwurf der mangelnden Distanz der Sportjournalisten zu ihrem Themenfeld eher gefördert und der Respekt vor ihrer unabhängigen Arbeit bei den Vereinsverantwortlichen nicht unbedingt größer.

In den Augen einiger Vereinsvertreter profitieren Journalisten ohnehin von einem erfolgreichen Fußball und sollen daher im Hurra-Stil Bericht erstatten. Kritische Themen und Entwicklungen sind seitens der Vereine und Verbände unerwünscht. Da wird auch mal mit Interview-Verbot oder Akkreditierungsentzug gedroht. Mario Rieker, Leitender Redakteur Bundesliga bei DAZN, kann die Überlegungen der Vereine bei überzogenen Berichterstattungen teilweise nachvollziehen und plädiert deshalb für einen guten Umgangston untereinander: “Wenn du nicht nur auf die Schlagzeile aus bist, sondern kritisch fair, merken es die Vereine und werden dir weitere Interviews erlauben.”

Wie sehr der einzelne für Interviews und Exklusiv-Informationen die Nähe der Sportler sucht, darf jeder Journalist mit Blick auf seine Glaubwürdigkeit selbst entscheiden.

Der Sportjournalist als Fan

Apropos Glaubwürdigkeit: Diese leide, wenn man Fan wäre, lautet ein weiterer Vorwurf. Stichwort Heldenverehrung. Aber macht ein gewisses Fan-Sein für Journalisten nicht sogar Sinn? Ist gute Berichterstattung nicht erst durch Nähe im Sport möglich?  Ein Kommentator, der bereits selbst im Verein gespielt hat und sich für diesen Sport begeistert, wird mehr Empathie und mehr Leidenschaft vermitteln können, als jemand, der noch nie gegen einen Fußball getreten hat. Und Fan eines bestimmten Vereins zu sein, kann förderlich sein: “Im Zweifel ist man als Fan sogar kritischer, als der neutrale Beobachter”, so Rieker, der gleich eine Handlungsanweisung gibt, wie man zu viel Nähe ausschließt: “Wenn ich das Gefühl habe, in meiner Arbeit zu subjektiv zu sein, prüfe ich die Dinge zwei bis dreimal. So wirke ich dem Vorwurf entgegen, nicht journalistisch gearbeitet zu haben.”

Überhaupt: Haben Wirtschaftsjournalisten nicht ein gesteigertes Interesse an Finanzfragen? Werden von Politik-Journalisten nicht Artikel nach Sympathien zu handelnden Personen geschrieben und veröffentlicht? Ist es also schlimm, wenn Journalisten gleichzeitig auch Fan sind? Nein, solange sie sich dessen bewusst sind. Und genauso verhält es sich mit dem Fußball im Fernsehen und den TV-Sendern. Richtig ist, dass ein im Fußballfernsehen arbeitender Journalist selten ohne Zwänge arbeitet, weil er selbst Teil des Systems ist.

Wozu noch Journalisten?

Aber dieses Phänomen existiert nicht nur im Sport, sondern überall dort, wo Geld in großem Maße in Projekte fließt, beispielsweise in der Filmindustrie. Man muss sich also von dem Gedanken verabschieden, dass ein Bereich, der so stark mit der Unterhaltungsindustrie verbandelt ist, noch eigenständig arbeiten und kritischer Geist sein kann.

Und dennoch braucht es Journalisten, die dieser zunehmenden Kommerzialisierung im Sport entgegenwirken – gerade in Zeiten von aufkommenden Netflix-Produktionen zu Juventus Turin oder der Amazon-Reihe zu Manchester City, die gute Beispiele für eine immer größere Unterhaltung und Vermarktung und den zurückgedrängten Journalismus sind. Diese Produktionen suggerieren den Fans den Blick hinter die Kulissen.

Solange der Fan das Bedürfnis nach dem Verein hat, wird er Bedürfnis nach Journalismus haben

Doch das Material wird vom Verein vor der Veröffentlichung auf Feelgood-Faktoren überprüft. DAZN-Redakteur Rieker macht sich dennoch wenig Sorgen um den kritischen Sportjournalismus: “Wenn etwas am Lieblingsverein kritisiert wird, wird sich der Fan vielleicht aufregen, aber er wird die Inhalte konsumieren. Und solange der Fan dieses Bedürfnis hat, wird er auch ein Bedürfnis nach Journalismus haben.”

Die Chance für Journalismus liegt also im Gegengewicht zur Vermarktung des Fußballs durch kritischen Journalismus. Kritischer Journalismus heißt jedoch nicht, immer Dinge schlecht zu machen und/oder nach der skandalträchtigsten und quotenbringendsten Schlagzeile zu lechzen. Sondern es soll heißen einzuordnen, Hintergründe zu liefern, Argumente zu analysieren und auszutauschen, mehrere Positionen zu präsentieren. Kritischer Journalismus sollte, kulturell und (teilweise) unabhängig von der Annahme betrieben werden, wie viele Leute sich dafür interessieren.

“Das [„Footballleaks“] ist der kulturrelevante Teil, den Sport eben auch hat. Und Kultur bedeutet immer auch Überforderung. Auch Überforderung kann unterhalten. Das darf jeder für sich entscheiden. Und gerne auch täglich neu.”  – Uli Hebel, Kommentator und Dozent an der Macromedia Hochschule München

Öffentlich-Rechtliche Sender frei vom Quotendruck?

Und genau ein solcher Journalimus – quotenunabhängig und mit kulturellem Beitrag – ist der Bildungsauftrag der Öffentllich-Rechtlichen. Denn ohne in die Details des komplizierten Verteilungsschlüssels für die GEZ einzutauchen, lässt sich festhalten, dass die Öffentlich-Rechtlichen über ein gesichertes finanzielles Einkommen und damit Planungssicherheit verfügen, die andere TV-Anstalten nicht haben. “Man kann den privaten Sendern nicht vorwerfen, dass sie unterhalten wollen, da sie es wegen der Refinanzierung auch müssen”, konstatiert der Blogger und Journalist Klaas Reese. Gleichwohl würde er sich mehr journalistische Inhalte wünschen. Uli Hebel geht sogar noch ein Stück weiter: “Meiner Meinung nach sollte man im Journalismus nicht nur mit Quote argumentieren, auch nicht als privater Sender. Die Öffentlich-Rechtlichen aber dürfen es noch nicht einmal.”

Doch statt als Gegenpol aufzutreten, hecheln die Öffentlich-Rechtlichen in ihrem Programm den privaten Sendern teilweise hinterher. Zumindest kann man diesen Eindruck gewinnen. Der Fokus auf Infotainment begann mit dem Aus der Sat1 Sportsendung “ran” und dem Wechsel von Reinhold Beckmann und Matthias Opdenhövel zur Sportschau, mit der eine neue redaktionelle Ausrichtung einherging. Zudem haben sich die Öffentlich-Rechtlichen vom Fußball abhängig gemacht. Sie, die ihn einst erst groß gemacht haben, unterwerfen sich dem Fußball, um Quote zu generieren. “Wenn neben Fußball andere Sportarten in höherem Maße im Fernsehen gezeigt würden, müsste man auch nicht jede Schlagzeile mitnehmen”, ist sich Reese sicher, dass bei einem ausgewogeneren Programm weniger Fokus auf das Drumherum beim Fußball, sondern mehr auf den Sport selbst gelegt werden könnte.

Mehr Diskussionsrunden zu Doping

Klar sind bei der Berichterstattung der ARD und des ZDF deutliche Unterschiede zu den anderen Medien erkennbar, auch bedingt durch den ihnen aufgetragenen Bildungsauftrag. Natürlich gibt es profilierte Sportjournalisten, Dunja Hayali im Sportstudio beispielsweise. Natürlich werden Themen wie Doping angesprochen. Auch unterhält die ARD mit Hajo Seppelt und seinem Team eine investigative Doping-Redaktion, wahrscheinlich eine der größten weltweit.

Allein die Frage muss erlaubt sein, warum solche Themen nur gestreift werden oder außerhalb der Primetime laufen. Selten noch wurde bei Live-Übertragungen vor einem Spiel Doping mit Hajo Seppelt besprochen, wurde statt über den Wechsel von Spieler X über Doping hintergründig mit Experteneinschätzung berichtet. Sinnvoll im unterhaltenden Mehrwert wäre hier doch die Frage, woher Doping kommt oder wie staatliche Strukturen Prozesse decken. Das kann natürlich nicht während einer Halbzeitpause passieren, aber ein Einspieler mit Hinweis auf die Sendung in der Mediathek sollte machbar sein.

Ideale Welt trifft harte Realität

In einer aus Autorensicht idealen Welt wären die Themen und Sendeplätze losgelöst(er) von der Quote. In dieser idealen Welt wäre die ARD in den 1990er nicht mit dem Sponsoring des Radteams Deutsche Telekom bereits eine sehr verfängliche Partnerschaft eingegangen, bei der sie laut Meier-Röhn als Gegenleistung Exklusiv-Interviews bekam. In einer idealen Welt würden die Öffentlich-Rechtlichen nicht mit den privaten Sendern um die Live-Übertragung und Berichterstattung des Fußballs wettbieten und sich somit in Erklärungsnot bringen, wenn sie mehr Infotainment und Schlagzeilen produzieren wollen statt ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden.

In einer idealen Welt stellen Journalisten nicht nur nette Fragen aus Angst vor dem Bedeutungsverlust ihrer Zunft. In einer idealen Welt haben Vereine etwas übrig für fair-kritische Journalisten. In einer idealen Welt werden gute, journalistische Arbeiten von Kommentatoren und Moderatoren nicht nur maximal nebenläufig erwähnt, sondern zitiert und so in die breite Öffentlichkeit gebracht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass hintergründige Themen wie Doping die große Mehrheit der Bevölkerung nicht interessiert, zumindest nicht unmittelbar vor einem Fußballspiel, dann nämlich, wenn man zum Feierabend unterhalten werden möchte. Quote ist zwar nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts. Jacques Reynaud, Executive Vice President Sports & Advertising bei SKY, unterstützt diese These im Gespräch mit Günter Klein auf merkur.de: “Wo weniger Zuschauer erreicht werden, kann man eher experimentieren. Wir wollen einem Millionenpublikum das beste Fernsehergebnis bieten.”

Der Blick in die Zukunft

Im Prinzip greift hier das antike Brot-und-Spiele-Konzept. Und dazu gehört für die Mehrheit offensichtlich der unterhaltende Aspekt im Fernsehen. Die von Uli Hebel postulierte Überforderung bleibt bei den Unterhaltungsformaten teilweise auf der Strecke. Für Fans, die nicht nur abgedroschene Phrasen hören, sondern z.B. Taktikfragen beantwortet haben wollen, eine ziemlich niederschmetternde Erkenntnis.

Exemplarisch für den unterhaltenden Aspekt sei die Frage erlaubt, warum der Frauenanteil bei Moderatorinnen (vor der Kamera) deutlich höher im Verhältnis zu Kommentatorinnen (hinter der Kamera) ist. Denn wenn Frauen als Moderatorinnen journalistisch arbeiten können, warum dann auch nicht als Kommentatorin?

Ob und inwieweit der Journalismus die Unterhaltung wieder zurückdrängen kann, bleibt abzuwarten. Mit DAZN und Eurosport sind neben dem Platzhirsch SKY zwei weitere Bezahlsender auf dem Markt getreten, die nachhaltig über Konsumentenverhalten auch das Angebot bei SKY verändern könnten. Auch wenn klar ist, dass SKY eine Mehrzahl seiner Kunden behalten wird, solange sie den Großteil der Lizenzen für die Live-Übertragungen der Fußballspiele besitzt.

Blick in die Zukunft des Sportjournalismus im Fernsehen

(CC BY 2.0) Jon Candy

Ob bei der nächsten Rechte-Vergabe der deutsche Markt im Zuge der internationalen Vermarktung der DFL überhaupt noch eine Rolle spielen wird, steht höchstens in den Notizbüchern von Christian Seifert und Co. Ob dort auch die zukünftige Rolle des Journalismus‘ im Fernsehen als Teil des Systems steht, ist nicht übermittelt. Daher soll der Text mit einem Blick in die Glaskugel abschließen:

Eine Zukunftsvision: Über die Verbandelung Medien – Sport – Wirtschaft wird regelmäßig diskutiert. Vereine begreifen Journalisten als Mitspieler auf Augenhöhe, die nicht stören, sondern mit ihrer Berichterstattung zu einem gelungenen gesamtheitlichen Bild beitragen. So verhindern die Vereinsverantwortlichen die Abkehr der Fans aufgrund der immergleichen Inhalte und dem Platzen der Fußballblase. Die Debatte darüber, wie man Teil des Systems sein kann und dennoch kritisch berichtet, wird wesentlich mehr in der Vordergrund gerückt.

Die Journalisten (der Öffentlich-Rechtlichen) hingegen begeben sich im Wettkampf um die beste Quote nicht mehr auf die Suche nach den skandalträchtigsten Zitaten. Der Bezahlsender wird zwar nicht zur Enthüllungsmaschinerie investigativen Journalismus‘, kooperiert aber mit den Öffentlich-Rechtlichen. Die Rollen sind dabei klar verteilt. Der Bezahlsender liefert den Live-Content, die Öffentlich-Rechtlichen Hintergründe. Nutznießer ist der Kunde, der sich sein Angebot zurechtlegen kann und dafür nur einen Flatrate-Preis zahlt.

Zweite Zukunftsvision: Es findet eine komplette Individualisierung des Sportangebots statt. Zukünftig bezahlt der Kunde lediglich für das, was er schauen möchte. Ein Live-Spiel – 5 Euro. Eine Halbzeit – 3 Euro. Eine Doku über Doping – 3 Euro. Einen Monat nur diesen Verein oder jene Liga – 10 Euro. Alle Spiele und Trainingseinheiten eines einzelnen Spielers – 15 Euro. Ein Vorbericht – 0,50 Euro. Blick in die Kabine: 2 Euro. Bewegtbild-Rechte werden auch nicht mehr ligaweit, sondern vom Verein vermarktet. Bei Sky bereits jetzt Realität: Das Sky Ticket für einen bestimmten Tag oder eine bestimmte Woche

Dritte Zukunftsvision: Die Doku von Manchester City auf Amazon ist erst der Anfang einer Reihe solcher Original Content Produktionen. Der Fan darf hinter die Kulissen blicken, wie es Journalisten nicht mehr dürfen. Die Vereine jubilieren über neue Verbreitungskanäle, die Fernsehgelder steigen weiter, 2030 sichert sich Amazon die Komplett-Rechte an der Bundesliga und schluckt damit die anderen Bezahlsender endgültig. Die Öffentlich-Rechtlichen haben sich da schon seit Jahren nur noch auf den Amateurfußball konzentriert.

Vierte Zukunftsvision: Die Medien besinnen sich darauf, dass sie den Fußball groß gemacht haben und rebellieren gegen die Verbände. Die Öffentlich-Rechtlichen zeigen explizit nur noch andere Sportarten, der Fußball versinkt im medialen Niemandsland – oder für Unsummen auf den Club-TVs . Stattdessen machen 2030, nach einer Hochphase des American Football, nun vor allem Trend- und Outdoorsportarten den meisten Anteil im Fernsehen aus.

Interview mit Uli Hebel

“Der Ball ist die Botschaft”

Uli, es werden immer größere Summen für die TV-Rechte zur Fußball-Übertragung bezahlt. Die Beträge müssen irgendwie refinanziert werden. Muss ein Sportjournalist im Fernsehen auch ein guter Verkäufer sein?

Hebel: Klar, zur Rolle des Journalisten ist gewissermaßen die des Verkäufers dazu gekommen. Die Grenzen zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten verschwimmen immer mehr. Diese sind aber zu trennen. Ich verkaufe aber, wenn du so willst, dem Zuschauer seinen Sport und dann und wann Programm des Senders. Ich bin Journalist und kein Testimonial oder Verkäufer. Plakativ gesprochen mindestens zu 95 Prozent. Das ist mein Anspruch.

Für eine gewisse Unterhaltung musst du auch noch sorgen, schließlich will der Kunde animiert werden…

Hebel: Das Wort Unterhalter wird oft mit dem Klassenclown gleichgesetzt. Unterhaltung kann auch aus einer dreistündigen Sendung bestehen, aus der du idealerweise mit mehr Wissen herausgehst. Mich unterhält Football Leaks mehr als ein langweiliges Fußballspiel, auch wenn es in dem Buch um das „Schlechte“ im Fußball geht. Das ist der kulturrelevante Teil, den Sport eben auch hat. Und Kultur bedeutet immer auch Überforderung. Auch Überforderung kann unterhalten. Das darf jeder für sich entscheiden. Und gerne auch täglich neu.

Der Vorwurf, Sportjournalisten seien mehr Unterhalter und keine richtigen Journalisten ist also falsch?

Hebel: Natürlich operieren wir nicht am offenen Herzen, wir beeinflussen auch nicht in dem Maße Menschenleben wie in der Politik oder Wirtschaft. Aber ich lasse es nicht zu, dass Sportjournalisten sagen, wir sind NUR Sportjournalisten. Wir machen einen großen Teil des gesellschaftlichen Lebens aus. Und egal über welches Thema du Journalismus betreibst: Du hast kritisch zu sein!

Kritisch sein, beißt sich das nicht mit den Interessen des Senders, der ein Produkt verkaufen will?

Hebel: Ich glaube einfach nicht, dass die Zuschauer während der 90 Minuten Fußball nur die heile Welt hören wollen. Es gehört zur Fußballberichterstattung dazu, alles anzusprechen. Das müssen wir den Zuschauern zutrauen und vor allem zumuten. Geht es dann um zu komplexe politische Themen, dann sage ich in der Sendung auch mal, das sollen andere machen. Ich spreche aber Dinge klar an, kann oder mag sie aber nicht einordnen und überlasse das Feld dann lieber einem Experten. Aussagen gegen Rassismus beispielswese wirst du von mir aber immer wieder mal hören.

Also noch nie Probleme mit dem Chef bekommen, weil du bei einem Spiel zu kritisch berichtet hast?

Hebel: Natürlich haben die Verantwortliche Angst, dass das Produkt kaputt gemacht wird. Aber DAZN traut uns die Abwägung zu. Ich würde mir das im Übrigen aber auch nicht verbieten lassen, etwas Kritisch anzumerken; dafür werde ich ja bezahlt. Meine Meinung wiederzugeben. Das Wichtigste ist: Du musst bei dir bleiben. Wenn du nicht versuchst, sozial erwünscht zu sein, dann wird es der Zuschauer verstehen.

Kannst du das an einem Beispiel fest machen?

Hebel: Angenommen die ersten 45 Minuten einer Partie waren totaler Dreck und du sagst das auch so: Dann wertest du dein Produkt natürlich ab und hast deinen Beruf nicht verstanden. Die Aufgabe des Journalisten ist es, zu sagen warum es nicht gut war. Ich kann nicht sagen, Spieler X ist ein schlechter Spieler. Erstens ist er Berufsfußballer und kann nicht per se schlecht sein. Und Zweitens wäre das nicht fair. Ich darf und soll kritisch sein, muss dabei aber respektvoll bleiben. Diesen Grundsatz sollten wir bedienen…

Häufig hört man, den Sportjournalisten fehle es an Distanz. Sie würden sich zu sehr mit Athleten rühmen wollen, eine Kumpelei stattfinden und kritische Fragen auf Sendung nicht stellen. Kann man diese Spirale überhaupt durchbrechen?

Hebel: Natürlich besteht die Gefahr, zukünftig keine Interviews mehr zu bekommen, wenn du kritisch über jemanden sprichst. Das muss sich das Fußballbusiness im Besonderen auch anschreiben lassen. Die Verantwortlichen denken, sie sind mit ihren Formaten nicht abhängig von Medien. Sie irren.

Inwiefern?

Hebel: Medien und Massensport leben von der Wechselwirkung. Die Medien sollten rigoroser sein und den Vereinen klarmachen: Ihr könnt eure Vereins-Formate behalten. Aber wenn ihr Geld von uns kassiert, müsst ihr uns Spieler für ein Interview anbieten und nicht alles exklusiv ausstrahlen. Wenn wir nicht mehr berichten würden, verlieren die Zuschauer den Zugriff und die Verbindung zwischen dem Fan und dem Sportler wird beschnitten. Das ist dann plötzlich ein zentrales Druckmittel, da ein Großteil der Vereinseinnahmen über die Fernsehgelder generiert wird.

Es gibt aber noch die Eintrittskarten, Merch-Artikel…

Hebel: Klar, aber wenn du nicht mehr gesendet wirst, findest du irgendwann nicht mehr statt. Das passiert nicht sofort, sondern erst über ein paar Jahre hinweg. Wenn du als Bayern München nicht mehr übertragen werden würdest, hättest du nur noch die Zuschauer in der Arena. Aber nicht die Abermillionen vor den Bildschirmen. Das sind ja die potenziellen Kunden für Vereinskanäle oder Fanartikel.

Im Konjunktiv weitergedacht: Als Bayern München würde ich entgegnen, dass du als Sender mit mir die höchsten Einschaltquoten in Deutschland generierst…

Hebel: Klar. Es wird immer jemanden geben, der sich die Rechte sichert, wenn du dieses Argument in die Realität umsetzen würdest. Ich diskutiere das Ideal. Und Ideal ist immer auch Utopie. Du kannst als Sender-Verantwortlicher dieses Argument in Verhandlungen nicht bringen, aber durchaus die Relevanz der Sender klar machen. Wir Medien sorgen für eine objektive Berichterstattung, daran sollte den Vereinsverantwortlichen auch gelegen sein. Wir schwimmen zwar nicht im selben Boot, aber auf selber See.

Stichwort Objektivität: Oftmals werden offensichtlich werbliche Inhalte von Journalisten im Fernsehen vorgetragen. Da wird ein Stadionname oder eine Marke genannt…

Hebel: Als Journalist lebe ich von meinem Wort, von meiner Glaubwürdigkeit. Ist es kein redaktioneller Beitrag, hat es mit Journalismus nichts zu tun. Ich stehe für best-mögliche Unabhängigkeit. Vereinen oder Waren gegenüber. Wenn ich Werbung mache, dann nimmt mich irgendwann keiner mehr ernst. Und die Verschmelzung von redaktionellen Inhalten und Werbung ist das größte Verbrechen der Medienlandschaft oder größer: die Meinungsfreiheit.

Wie sieht denn für dich perfekter Sportjournalismus aus?

Hebel: Fair, kritisch, auch positiv kritisch, reflektiert, sauber recherchiert, dann und wann meinungsstark und polarisierend. Aber ohne das hysterische, sozial erwünschte, von Klicks getriebene. Es gibt viele, die sich im Sportjournalismus selbst profitieren wollen, und das auf dem Rücken des Sportjournalismus‘ austragen. Das ist nicht der Sinn des Berufs. Der Ball ist die Botschaft.

In unserer Reihe zum Sportjournalismus sind außerdem erschienen:

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https://120minuten.github.io/fussball-und-fernsehen-das-geld-hat-den-sportjournalismus-versaut/feed/ 11 5606
Bildet Banden! https://120minuten.github.io/bildet-banden/ https://120minuten.github.io/bildet-banden/#comments Wed, 16 Jan 2019 08:00:23 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5494 Weiterlesen]]> Sportjournalistinnen in der Fußballberichterstattung

40 Prozent der Fans von Bundesligamannschaften sind weiblich, aber nur etwa 10 Prozent der im Fußballjournalismus Tätigen sind Frauen. Woran liegt das? Und wie blicken Sportjournalistinnen eigentlich selbst auf ihr Arbeitsfeld? Ein Text über Selbstvertrauen, Mut, Vorbilder und: Netzwerke.

© Arne Müseler / arne-mueseler.de / CC-BY-SA-3.0

Alexander Schnarr, 120minuten.github.io | Januar 2019

Welches Geschlecht hat der Fußball?

Als ich das erste Mal über diese Frage nachdachte, kam die Antwort ziemlich schnell und aus dem Bauch heraus. Sie lautete: Für mich ist der Fußball männlich. Grammatikalisch sowieso, klar, aber eben auch im übertragenden Sinne.

Die Gründe für diese spontane Antwort liegen, zumindest bei näherer Betrachtung meines eigenen Fußballkonsums, auf der Hand: Erstmal bin ich selbst ein Mann, der fast ausschließlich Männern bei dem Versuch zusieht, das Runde ins Eckige zu befördern. Und der sich lange überhaupt gar keine Gedanken darüber machte, warum mir der Sport nahezu ausschließlich von Männern näher gebracht wird. Dann kommt dazu, dass im öffentlichen Raum Einigkeit darüber zu herrschen scheint, dass per se die „Männerversion“ gemeint ist, wenn irgendwo der Begriff „Fußball“ fällt. Geht es um Kontexte, in denen Frauen dem runden Leder hinterher jagen, spricht man wie selbstverständlich von „Frauenfußball“. Gleichzeitig würde aber wohl kaum jemand auf die Idee kommen, beispielsweise die alle vier Jahre stattfindende FIFA-WM als „Männerfußball-Weltmeisterschaft“ zu bezeichnen. Außerdem hat meine spontane Zuschreibung des Fußballs als männlich möglicherweise viel damit zu tun, dass in der Berichterstattung über (Männer-)Fußball eben hauptsächlich Männer sichtbar werden. Gemeint sind hier nicht diejenigen, über die geredet wird, sondern diejenigen, die medienseitig für das Reden bzw. das Berichten verantwortlich sind.

Beispiele gefällig? Bei der (Männerfußball-)Weltmeisterschaft 2018 gab es mit Claudia Neumann genau eine Frau, die für das deutsche Fernsehpublikum Spiele kommentierte. Die Spielberichts-Einspieler in der Sportschau und im „aktuellen sportstudio“ werden von Männern gesprochen. Beim Streaming-Anbieter DAZN werden die Kommentatoren von ehemaligen Spielern als Experten und eben nicht die Kommentatorinnen von ehemaligen Spielerinnen als Expertinnen unterstützt. Das ist, nebenbei bemerkt, allein schon deshalb erstaunlich, weil die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen in den letzten Jahrzehnten deutlich erfolgreicher war als die der Männer. Man sollte also annehmen, dass es genug ehemalige Spielerinnen gibt, die kompetent und vor Fernsehpublikum über ihren Sport sprechen können. Vermutlich gibt es die auch, nur eben nicht im deutschen Fernsehen. Stattdessen erklären uns zum Beispiel Benjamin Lauth, Ralph Gunesch und Jonas Hummels bei DAZN das Spielgeschehen. Das tun sie auf fachlich hohem Niveau und das soll darum auch gar nicht als Kritik verstanden werden. Unter dem Strich bleibt aber der Eindruck: Männer erklären Männern, wie (Männer-)Fußball funktioniert.

Noch deutlicher als im Fernsehen fällt die Diskrepanz im Print-Bereich aus. Marcus Bölz forschte im Rahmen seiner Dissertation, die 2013 bei Springer VS erschien, zum Fußballjournalismus in Deutschland. Sein Zugang war ein ethnographischer, was bedeutete, loszugehen und mit denjenigen zu sprechen, die Fußballjournalismus betreiben. Eine Aussage aus dem sehr erhellenden Werk unter anderem: „Für den Sportteil [einer der untersuchten Regionalzeitungen, A.S.] arbeiten ausschließlich Männer. Auf Nachfrage, ob es denn eine freie Mitarbeiterin gebe, stutzen sie und erinnern sich erst nach einiger Zeit an den einen oder anderen Namen. Nur bei Randsportarten gibt es weibliche freie Mitarbeiter, und diese sind dann auch Teil der Mannschaften, für oder über die sie berichten. Jedoch haben sie eine Fotografin, die häufig und gerne für sie die Fotos von den lokalen „Top-Spielen” der Woche macht. Genauso wie bei [Regionalzeitung 3] waren auch bei [Regionalzeitung 1] und [Regionalzeitung 2] keine Frauen mit einer innerredaktionellen fußballjournalistischen Tätigkeit befasst.“ (Bölz 2013, 102) Das ist natürlich nur ein Schlaglicht, allerdings auch ein Befund, der während der Recherchen zu diesem Text von mehreren Akteur*innen bestätigt wurde.

„Stop, Moment mal“, mag der eine oder die andere spätestens jetzt einwenden, „zumindest im Fernsehen sind doch ständig Frauen in Sportsendungen zu sehen!“ Das stimmt natürlich: Katrin Müller-Hohenstein und Dunja Hayali moderieren beispielsweise „das aktuelle sportstudio“, womit 50 Prozent des Moderator*innen-Teams dort weiblich sind. Die Sportschau kommt auf eine Quote von knapp 30 Prozent, hier übernehmen laut Webseite Julia Scharf und Jessy Wellmer im Wechsel mit fünf männlichen Kollegen die Moderation. Auch im Pay-TV ist die Anzahl an Frauen vor der Kamera verhältnismäßig hoch. Trotzdem handelt es sich dabei statistisch gesehen um Ausnahmen: Frauen im Sportjournalismus machen schon seit Jahrzehnten nur 10 Prozent der in diesem Bereich Beschäftigten aus. Nimmt man jetzt noch ernst, dass sich über die Hälfte der Beiträge im deutschen Sportjournalismus um Fußball drehen, wie es der International Sports Press Survey 2011 erhob, wird auch anhand der Zahlen klar: Fußballjournalismus ist eine Männerdomäne.

Hier noch ein weiterer statistischer Fakt: Frauen in der Fußball-TV-Berichterstattung sind im Schnitt rund zehn Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen. Ob das bedeutet, dass Frauen im Fernsehen im Gegensatz zu Männern neben fachlicher auch so etwas wie optische Kompetenz mitbringen müssen, lässt sich bei einer so subjektiven Kategorie wie „Aussehen“ zwar nicht seriös feststellen. Das Nachdenken darüber lohnt sich aber allemal.

Bleibt noch die Frage, ob das alles denn überhaupt ein Thema ist. Es rennen doch eh nur Männer zum Fußball. Das letzte Refugium. Der Nachmittag oder die Tour mit den Jungs. Bier trinken, rumgrölen und ungestraft auch mal eine Träne verdrücken dürfen, wenn der Herzensverein vielleicht gerade in die nächst tiefere Spielklasse abgestiegen ist. Nun, auch hier offenbart der Blick in die Statistik ein ganz anderes Bild: Laut einer Erhebung im Jahr 2018 beträgt der Anteil an weiblichen Fußballfans unter denjenigen Menschen, die Interesse an mindestens einem Verein der (Männer-)Bundesliga haben, 40,3 Prozent.

Wenn 90 Prozent der Sportjournalisten männlich, aber mehr als 40 Prozent der Fans weiblich sind, verliert die Berichterstattung da nicht eine ziemlich große Zielgruppe aus dem Blick? Und woran liegt es, dass das Sportressort dasjenige ist, in dem die Wahrscheinlichkeit, eine Frau zu treffen, mit weitem Abstand zu allen anderen Journalismus-Bereichen am geringsten ist? Über diese und andere Fragen habe ich mit verschiedenen Akteur*innen aus dem Sportjournalismus gesprochen.

Es heißt ja auch nicht ‚Königin Fußball‘

Um einen Eindruck davon zu bekommen, ob mich mein Gefühl hinsichtlich der Frage, wer über Fußball schreibt, nicht vielleicht gänzlich täuscht, griff ich zunächst in das Regal der von mir abonnierten Monatszeitschriften. Neben „Socrates“ füllt dort der „ballesterer“ aus Österreich mittlerweile schon mehrere Stehordner. Spontan und wahllos mal elf Ausgaben durchgeblättert und siehe da: Sieben verschiedene Autorinnen sind dort (allerdings in sehr unterschiedlicher Quantität) mit Beiträgen vertreten. Bei „Socrates“ ist der Befund ein anderer: In zehn Ausgaben konnte ich drei verschiedene Autorinnen zu Fußballthemen finden, sechs der von mir betrachteten Hefte enthielten keine Fußballtexte von Frauen. Allerdings muss man natürlich dazu sagen, dass bei „Socrates“ eine ganze Bandbreite an Sportarten Raum bekommt, was das Ergebnis möglicherweise verfälscht. Stichprobenartig schaute ich mir zusätzlich noch die „SportBild”, die „11Freunde“ und den „kicker“ an und fand meine Vermutung dort deutlich bestätigt: Über Männerfußball schreiben vor allem Männer.

Warum das beim „ballesterer“ etwas anders ist, erklärt mir die stellvertretende Chefredakteurin Nicole Selmer so: „Wir suchen zwar nicht explizit nach Frauen, aber die Leute sehen schon, dass bei uns eben auch Texte von Frauen erscheinen. Vielleicht gibt es dadurch eine größere Offenheit.“ Wenn es darum geht, Autor*innen für Themenschwerpunkte zu finden, spielt das Geschlecht zwar nicht primär eine Rolle, aber: „Mir fallen auch Frauen ein, weil ich natürlich selbst Frauen-Netzwerke habe“, so Selmer. Generell bestätigt sie den Umstand, dass im Sportressort und gerade im Fußball vor allem Männer für die Produktion von Beiträgen verantwortlich zeichnen. Weil wenige Frauen da sind, kommen eben auch wenige Frauen nach und das liegt möglicherweise daran, dass sich in diesem Bereich schon sehr früh Männernetzwerke bilden. Selmer dazu: „Man spielt zusammen, man guckt zusammen und irgendwann schreibt man vielleicht auch drüber.“ Schließlich heißt es ja auch nicht ‚Königin Fußball‘.

Das Thema „Netzwerke“ spricht auch Stefanie Opitz an, deren Diplomarbeit 2001 den Titel „Allein unter Männern. Berufssituation von Sportjournalistinnen“ trug und die heute sowohl in der Journalist*innen-Ausbildung an der TU Dortmund als auch in der Redaktion des „aktuellen sportstudios“ tätig ist. Auf die Frage, wie sich die Situation ihrer Wahrnehmung nach seit 2001 verändert hat, fällt die Antwort deutlich aus: „Generell sind die Redaktionen stark männlich geprägt, die Zahlen zeigen das ja auch. Es gibt viel zu wenig Frauen im Sportressort, mit Ausnahme vielleicht im Fernsehbereich. Im Print-Bereich hat sich da wenig bewegt, wenngleich es einfacher geworden ist, als Frau im Sportjournalismus Fuß zu fassen. Dadurch, dass der Bereich stark männlich besetzt ist, was die Kommunikatoren und die Medieninhalte betrifft, ist er für Frauen nicht so interessant. Viele Männer finden ja auch den Weg in den Sportjournalismus über den Sport an sich. Da mehr Männer als Frauen Fußball spielen, landen auch mehr Männer in diesem Ressort, die dann dort ihre Netzwerke haben. Es fehlt an Vorbildern.“

Dieses Phänomen stellt sie auch in ihrem eigenen journalistischen Arbeitsbereich fest: „Zu uns in die Redaktion kommen eher Hospitanten als Hospitantinnen.” Ähnlich äußerte sich auch Sportredakteur Andreas Rüttenauer von der Tageszeitung taz: „Jede Frau, die sich in den vergangenen Jahren bei uns um ein Praktikum beworben hat, haben wir auch genommen. Es waren insgesamt vier.“

Denkt man an mögliche weibliche Vorbilder im Sportjournalismus, könnte einem die bereits genannte Katrin Müller-Hohenstein einfallen. Das „aktuelle sportstudio“ moderiert Müller-Hohenstein bereits seit 2006, neben Länderspielen der deutschen (Männer-)Fußball-Nationalmannschaft begleitet sie für das ZDF regelmäßig auch andere Sport-Großereignisse. Auf die Frage, wie sich der Sportjournalismus heute für Frauen darstellt, antwortet sie so: „Ganz ehrlich? Ich kann die Frage nach der Frau in der Männerdomäne nicht mehr hören. Das klingt für mich jedes Mal so, als seien wir irgendwelche bedauernswerten Exoten. Was ist denn das ‘Feld für Frauen’? Gibt es auch das ‘Feld für Männer?'”.

„Ja, klar!“ ruft mir die Statistik entgegen, wenngleich Müller-Hohenstein in ihrer Antwort darauf verweist, dass eben die Diskussion um den Gegenstand der Berichterstattung stärker im Vordergrund stehen sollte als die Frage, welches Geschlecht diejenigen haben, die diesen Gegenstand bearbeiten. Darüber hinaus bezieht sich Katrin Müller-Hohenstein hier vor allem auf ihre eigenen Erfahrungen in ihrem Arbeitsgebiet, die sie als durchweg positiv beschreibt (das ganze Kurzinterview gibt es in der Klappbox am Ende dieses Textes).

„Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt“

Eigene positive Erfahrungen in der Branche schildert auch Jana Wiske, die viele Jahre als Redakteurin beim kicker gearbeitet hat und inzwischen als Professorin an der Hochschule Ansbach lehrt. Für sie war immer klar, im Sportjournalismus arbeiten zu wollen, “weil es einfach ein spannender Bereich ist”. Auf die Frage, wie sie selbst ihre Tätigkeit als Sportjournalistin erlebt hat, antwortet sie so: „Ich habe mich immer sehr wohl und sehr gut aufgehoben gefühlt“. Gleichwohl weiß sie auch um das Image des Berufsfeldes: „Die Branche hat ihren Ruf weg und wenn das so ist, ist das auch in der Berufswahl schwierig. Selbstverständlich arbeitet man viel mit Männern zusammen und braucht dann auch jemanden, der einen fördert. Das ist in den letzten Jahren aber besser geworden, weil inzwischen bewusst gefördert wird.“

Die taz und die Idee eines 'feminineren Sportjournalismus'

Eine ganz eigene, progressive Idee zur Förderung von Frauen im Sportjournalismus verfolgt die taz, wie mir Sportredakteur Andreas Rüttenauer erklärte. Im eigenen Haus führte man vor zwei Jahren eine Evaluation durch und stellte fest: „Wir haben im Prinzip überall 50 Prozent Journalistinnen, nur nicht im Sport. Die Sportredaktion hat sich irgendwie so entwickelt, dass es eben nur Männer sind und klar, das kann man natürlich auch kritisieren. Bei drei Mannsbildern in der Redaktion fällt es nicht immer leicht, die feminine Perspektive mitzudenken.“ Als Reaktion auf die hausinterne Evaluation kam unter anderem der Gedanke auf, sich in Form eines eher niedrigschwelligen Zugangs (angehende) Sportjournalistinnen direkt ins Haus zu holen. „Im Prinzip war das so eine Girls’-Day-Variante“, so Rüttenauer. „Wir holen uns die Nachwuchsjournalistinnen her, lernen sie besser kennen und bilden sie dann gegebenenfalls auch für unsere Redaktion aus.“ So entstand unter anderem zusammen mit der taz Panter Stiftung zur (Männer-)Fußball-Weltmeisterschaft 2018 der Workshop „Frauen und Fußball“, in dem sich zehn Journalistinnen dem Thema „Nähe“ widmeten.

Eine andere Reaktion war die, sich im Sportbereich so ein bisschen von der (Männer-)Bundesliga zu entfernen, wobei Rüttenauer auch verdeutlicht, dass die taz ohnehin keine Verlaufs-, sondern eher eine “Spotlight-Berichterstattung” mit einer Seite am Tag bzw. zwei Seiten am Wochenende macht. Die Themensetzung richtet sich dann auch danach, wer verschiedene Themen gut bearbeiten kann; die Bundesliga kann da schon mal den Kürzeren ziehen. „Wenn wir eine Frau haben, die über das Thema „Turnen“ etwas schreiben kann, dann bringen wir das eben auch.“

Allerdings verweist er im Gespräch auch auf zwei interessante Probleme: „Alles, was wir machen, führt dazu, dass die Leute noch mehr von uns wollen. Beispiel Frauenfußball: Wenn wir da was bringen, dann sagen die Leute: Die machen ja doch nur Geschichten, aber keine kontinuierliche Berichterstattung darüber.“ Und, um beim Beispiel Frauenfußball zu bleiben: „Wenn man Frauensport so ernst nimmt wie Männersport, dann muss man auch so darüber schreiben, trifft dann dort aber auf eine Szene, die darauf gar nicht vorbereitet ist.“ So war für Manuel Neuer, Jerome Boateng, Timo Werner und Co. vielleicht absehbar, welches mediale Echo ihr Ausscheiden in der Vorrunde der letzten WM auslösen würde. Die Kritik der taz an der Frauenfußball-Nationalmannschaft nach deren WM-Aus wurde dort, so Rüttenauer, deutlich expliziter wahrgenommen als üblicherweise bei den männlichen Kollegen.

Auf die Frage, was „femininerer Sportjournalismus“ aus taz-Perspektive insgesamt bedeutet, antwortet Andreas Rüttenauer so: „Es geht dabei vor allem um frauenbestärkende Initiativen, die Suche nach best practice und eben auch um den Schritt weg von der klassischen Sportberichterstattung. Letztlich ist die Frage der Berichterstattung ja auch Teil einer Emanzipationsgeschichte. Eigentlich geht es eher darum, andere, „weiblichere“ Themen zu setzen, als Frauen zum Beispiel über Männerfußball berichten zu lassen. Das kann bei uns auch bedeuten, dass wir drei Männer auch mal einen Schwerpunkt zum Frauensport gestalten.“

Interessant ist beim Ansatz der taz auch noch ein anderer Punkt, der wieder zum eigentlichen Thema dieses Textes zurückführt. Die Zeitung fördert Frauen aktiv, will dem Thema „Frauen in der Sportberichterstattung“ viel Platz einräumen (so berichtet z.B. Alina Schwermer für die taz über den Lokalsport in Berlin) und auch Entwicklungsmöglichkeiten geben. Die Erfahrung ist allerdings: „Wenn wir gute Leute ausbilden, kann es uns passieren, dass die schnell wieder weg sind.“ Eigentlich logisch in einem Bereich, in dem Frauen deutlich unterrepräsentiert sind. Damit bleibt auch für die taz das Thema „Förderung und Entwicklung“ ein durchaus ambivalentes.

2015 führte Jana Wiske eine Vollerhebung unter Sportjournalist*innen durch, die den Befund verschiedener anderer Studien hinsichtlich der Geschlechterverteilung bestätigte und weitere interessante, empirische Einblicke in das Berufsfeld bietet. So konnte sie unter anderem ermitteln, dass das Durchschnittsalter der Sportjournalist*innen 2015 bei 48 Jahren lag, 62,8 Prozent der 1006 Befragten fest angestellt waren und 41,1 Prozent ihre Haupttätigkeit bei der Zeitung hatten (vgl. Sportjournalist 5/2017, S. 15). Auch den eingangs geschilderten Befund zur TV-Berichterstattung kann Wiske empirisch untersetzen: „So arbeiten anteilig deutlich mehr Frauen beim Fernsehen (14,8 Prozent) als generell im Sportjournalismus (9,5 Prozent). Hier dürfte das optische Erscheinungsbild eine wichtige Rolle spielen, oftmals verleihen Frauen als Moderatorinnen den Fußballübertragungen Leuchtkraft“ (ebd., S.17).

Die Gründe dafür, dass der Anteil an Frauen im Sportjournalismus über die Jahrzehnte hinweg konstant niedrig ist, sieht Jana Wiske im Gespräch mit 120minuten auch in den Arbeitsbedingungen: „Es gibt im Prinzip kein Wochenende, da ist es mit sozialen Kontakten dann schwierig. Es ist große Flexibilität gefordert, vor allem auch, was den Zeitplan der Sportler angeht. Ich hatte beim kicker mal am Montag ein Gespräch mit meinem Chefredakteur und saß dann am Dienstag direkt im Flugzeug nach L.A..“

Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist auch für Erich Laaser, den Präsidenten des Verbandes Deutscher Sportjournalisten, ein Punkt, der Frauen möglicherweise von einem Einstieg in den Sportjournalismus abhält. Im Gespräch mit Juliane Schiemenz vom journalistinnenbund sagt er dazu Folgendes: “Die Vereinbarkeit ist natürlich schlecht, man muss wissen, worauf man sich einlässt, wenn man das macht. Wenn man mit Kollegen spricht, Ü 40, die eine Familie haben, die verheiratet sind – da ist das alles arrangiert. Aber in den Zwanzigern, wenn man grad erst anfängt in dem Job, da einen Partner zu finden, der sagt: ‘Okay, dann machen wir das so, das funktioniert schon’ – das halte ich für schwer.“

Auch Jana Wiske berichtet davon, dass es gerade als Frau im Fußballkontext nicht immer einfach ist. „In Deutschland heißt Sportjournalismus ja vor allem Journalismus rund um den Fußball und das ist das Liebste, was die Männer haben. Da muss man es als Frau abkönnen, dass man da nicht immer auf große Gegenliebe stößt. Es wird einem unter Umständen wenig zugetraut und ja, man kann es leichter haben im Leben.“ Andererseits: „Ich habe mich damals bewusst dafür entschieden und dann gilt es auch, nicht zu jammern.“

Das Thema „Geschlecht“ sieht auch Nicole Selmer vom ballesterer ambivalent, wenn es um die eigenen Erfahrungen in der Fußballberichterstattung geht: „Manchmal spielt es schon eine Rolle, dass ich eine Frau bin, obwohl ich dazu sagen muss, dass wir beim ballesterer natürlich keinen klassischen Tagesjournalismus machen. Was mich manchmal ärgert, ist, dass ich schriftlich als „Herr Selmer“ angesprochen werde, weil die Leute im Fußballjournalismus offenbar automatisch denken, ich wäre ein Mann. Mitunter glaube ich auch, dass Menschen mir Dinge erklären, die sie Männern nicht erklären würden. Das ist aber nicht unbedingt schlecht, weil man so eben mehr Infos bekommt. Und: Die Leute erinnern sich an mich, das ist dann natürlich auch gut – und gleichzeitig auch schwierig, wenn man Fehler macht.”

„Wichtiger als das Geschlecht ist es, Qualitätsjournalismus im Sportressort zu machen”

Was braucht es nun aber, um als Frau in der Männerdomäne Fußballberichterstattung Fuß zu fassen? Eine Quote, so zumindest Jana Wiske und Stefanie Opitz, jedenfalls schon mal nicht: “Ich möchte nicht für einen Job ausgewählt werden, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich etwas kann“, so Wiske. „Eine Quote würde den extremen Kritikern doch in die Karten spielen, weil es dann heißen würde: ‘Die hat den Job nur wegen ihres Geschlechts.’ Leistung und Kompetenz müssen sich durchsetzen und nichts anderes. Dass heutzutage eine gewisse Hilfestellung da sein muss, verstehe ich, gleichzeitig will ich diese Hilfestellung aber nicht. Das ist durchaus ein Dilemma.”

Kompetenz und Qualität sind die Themen, die auch Stefanie Opitz betont: „Das Sportressort hat ja mehr zu bieten als nur Ergebnisberichterstattung. Man sollte grundsätzlich über die Qualität kommen, auch mal hintergründige Sachen machen und sportpolitische Themen wie Korruption, Doping etc. stärker aufgreifen. Wichtiger als die Frage des Geschlechts ist es, Qualitätsjournalismus im Sportressort zu machen und auch in der Ausbildung für kritische Sportberichterstattung zu motivieren.“ Opitz fehlen vor allem alternative, inhaltliche Konzepte, insbesondere in der Lokalsport-Berichterstattung. “Man ist nicht mutig genug, auch mal auf andere Zielgruppen zu fokussieren, da wünsche ich mir tatsächlich mehr Mut in den Redaktionen. Gegebenenfalls würde sich auch die Themensetzung bei der Berichterstattung verändern, wenn mehr Frauen Sportthemen machen.“ Gleichzeitig weiß Stefanie Opitz aber auch: „Frauen müssen immer unter Beweis stellen, dass sie Ahnung haben. Männer haben es da leichter.”

Das unterstellte Kompetenzdefizit hebt auch Medienjournalistin Diemut Roether im Gespräch mit dem journalistinnenbund hervor und thematisiert dazu noch einen weiteren interessanten Punkt: “Eine Untersuchung in Österreich zeigte, dass die befragten Sportjournalistinnen sowohl fachlich als auch journalistisch besser ausgebildet waren als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem sahen sie sich häufig mit dem Vorurteil konfrontiert, dass Frauen nicht die notwendige Kompetenz für das Sportressort mitbringen und mussten mehr leisten als die Männer, um sich zu behaupten. In der Befragung wurde häufig über ein schlechtes Arbeitsklima in den Sportredaktionen geklagt. Dennoch sprachen sich die befragten Frauen mehrheitlich dagegen aus, mehr Frauen einzustellen. […] Offensichtlich hatten die Sportjournalistinnen große Angst vor weiblicher Konkurrenz. Auch die ZDF-Sportreporterin Claudia Neumann sprach sich kürzlich in einem Interview mit dem Journalist gegen Frauenquoten im Sportjournalismus aus. ‘Bitte nicht’, sagte sie, ‘ich bin für ein glasklares Leistungsprinzip. Wenn es gute Frauen gibt, werden die sich auch im Sportjournalismus durchsetzen. Die ganze Quotendiskussion ist überflüssig.‘”

Bildet Banden!

Der Fußball als des Mannes liebstes Spielzeug, familienunfreundliche Arbeitszeiten (die aber für Sportjournalisten genauso gelten), Männernetzwerke, die Frauen möglicherweise von einem Einstieg in den (fußballbezogenen) Sportjournalismus abhalten, wenige weibliche Vorbilder – auf diese Punkte ließen sich über alle Gesprächspartner*innen hinweg die Gründe zusammenfassen, die zu einer 10-zu-90-Prozent-Verteilung zwischen Frauen und Männern in der Sport- und Fußballberichterstattung führen. Trotzdem, da waren sich alle interviewten Journalistinnen einig, sind Sportjournalismus und insbesondere der Fußball spannende Arbeitsfelder. Was also ist ihr Rat für Frauen, die über diesen Bereich als mögliches Tätigkeitsfeld nachdenken?

„Selbstbewusst auftreten!“ ist die Antwort von Stefanie Opitz auf diese Frage. „Frauen sollten in die Redaktionen gehen, sich zeigen und deutlich machen: ‚Das ist mein Ding, hier will ich arbeiten.‘ Von männlichen Netzwerken sollte man sich nicht abschrecken lassen, sondern sich gegebenenfalls eine Nische suchen, dort starten und dann eben eigene Netzwerke aufbauen. Wenn man einmal drin ist, kann man sich gut auch woanders ins Gespräch bringen.“

In eine sehr ähnliche Richtung argumentiert auch Nicole Selmer: „Zunächst sollte man sich erst einmal klar machen: Was sind meine Themen, was interessiert mich überhaupt, worüber kann und will ich schreiben? Dort sollte man sich dann ein eigenes Netzwerk schaffen. Vielleicht sollte man auch einfach gar nicht so viel darüber nachdenken, dass man als Frau in einer Männerdomäne arbeitet. Andererseits kann das aber natürlich auch gut sein, weil man als Frau zum Beispiel Geschlechterdifferenzen eher sieht und für Dinge, die Männern selbstverständlich erscheinen, eventuell noch mal einen anderen Blick hat.“

Das Thema „Motivation“ spricht auch Katrin Müller-Hohenstein an: „Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam. Aber ich würde Frauen als erstes raten, ihre Motivation zu überprüfen. Ist es tatsächlich das Thema, das sie interessiert? Oder geht es ihnen in erster Linie darum, sich selber zu präsentieren. Dann sind sie hier falsch. Sie brauchen ein ehrliches Interesse an der Sache, große Einsatzbereitschaft – und manchmal auch ein dickes Fell.“

Auch Jana Wiske plädiert für Mut, Selbstbewusstsein und eben: Netzwerke. „Man sollte als Frau auf jeden Fall versuchen, in dem Bereich Fuß zu fassen, aber man sollte es auch gut versuchen. Das bedeutet, seine Hausaufgaben zu machen, Netzwerke zu bilden und eben auch fachlich kompetent zu sein. Angst ist fehl am Platz, stattdessen hilft ein selbstbewusstes Auftreten. Und man sollte sich nicht entmutigen lassen, wenn mal ein Missgeschick passiert.“

Die Frage, wie mehr (sichtbare) Frauen in der Fußballberichterstattung dessen inhaltliches Erscheinungsbild verändern könnten, muss selbstverständlich (vorerst) eine hypothetische bleiben. Dennoch gibt es natürlich bereits erste Tendenzen, die eine größere Themenvielfalt, andere Schwerpunktsetzungen und viele spannende Geschichten zumindest andeuten. Im Übrigen kann sich auch die 120minuten-Redaktion von einer ziemlich einseitigen, nämlich einer männlichen, Perspektive auf den Fußball nicht freisprechen; bisher sind auf 120minuten.github.io erst ganze vier Texte von Autorinnen erschienen. Und ja, es ist im Jahr 2019 durchaus Zeit, das zu ändern.

Bleibt noch die Überlegung, ob der fußballbezogene Sportjournalismus nicht eine größere Zielgruppe, die der weiblichen Fans nämlich, aus dem Blick verliert, wenn vorwiegend Männer über (Männer-)Fußball reden und schreiben. Hier konnten meine Gesprächspartner*innen für diesen Beitrag ebenfalls nur spekulieren. Möglicherweise ist das aber auch noch einmal eine ganz eigene Geschichte, die ein andermal erzählt werden wird.

Interview mit Katrin Müller-Hohenstein

Was waren Beweggründe dafür, in den Sportjournalismus zu gehen und wie verlief der Einstieg?

Ich habe vor meinem Engagement beim ZDF viele Jahre beim Radio gearbeitet. Ich hatte dort eine tägliche Magazinsendung, in der alles thematisiert wurde, was aktuell und relevant war. Von Politik über Gesellschaft bis hin zu Sport. Und am Wochenende habe ich die Fußballsendung am Samstagnachmittag moderiert. Das hat mir mit am meisten Spaß gemacht. Der Sport war also immer schon da, wenn auch nicht ausschließlich. Das aktuelle Sportstudio habe ich schon als Kind geschaut und bereits damals meinen Eltern mitgeteilt, dass ich diese Sendung irgendwann einmal moderieren werde. Ich wollte nur diese Sendung – keine andere. Der Einstieg lief dann allerdings ein wenig anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Nach zehn Jahren wieder die erste Frau zu sein, die diese Traditionssendung moderiert, war offenbar ein riesiges Thema. Entsprechend war das Medienecho. Ich weiß noch heute, wie ich mir damals gedacht habe: Was wollen die denn alle, ist doch nur eine Fernsehsendung. 🙂

Wie stellt sich das Feld für Frauen aus ihrer Perspektive dar und wie hat es sich seit dem Berufseinstieg ggf. auch verändert?

Ganz ehrlich? Ich kann die Frage nach der Frau in der Männerdomäne nicht mehr hören. Das klingt für mich jedes Mal so, als seien wir irgendwelche bedauernswerten Exoten. Was ist denn das „Feld für Frauen“? Gibt es auch das „Feld für Männer“? Ich kann Ihnen nur meine Perspektive schildern – und die ist durchweg positiv. Ich habe noch nie auch nur ansatzweise Vorbehalte bei Spielern, Trainern oder anderen Verantwortlichen aus der Welt des Sports gespürt. Ein einziges Mal hatte ich sogar einen erkennbaren Vorteil. Das war, als ich Louis van Gaal im Sportstudio zu Gast hatte. Der meinte, es sei schon clever vom ZDF gewesen, ihm eine Frau da hinzusetzen. Da sei er gleich viel freundlicher gewesen. Zum Glück gibt es in den letzten Jahren immer mehr Frauen im Sportjournalismus. Da hat sich das Thema hoffentlich bald von alleine erledigt.

Über 40 Prozent der Stadiongänger*innen sind Frauen, aber nur etwa 10 Prozent der Sportjournalisten sind weiblich. Verliert der Fußballjournalismus da nicht eine wichtige Perspektive? Inwiefern würde sich die Berichterstattung über Fußball aus ihrer Sicht verändern, wenn mehr Frauen in den Redaktionen arbeiten würden?

Sie glauben gar nicht, wieviele Frauen beim ZDF in der Sportredaktion arbeiten. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mal an einem Samstagnachmittag in Mainz in der Redaktion saß – um mich herum nur Frauen – und ich mir damals dachte: Das musst Du Dir jetzt aber echt merken, wenn mal wieder so eine Frage kommt. Dass es noch nicht genug sind, steht außer Frage. Aber daran können vor allem die Frauen selber etwas ändern.

Was würden sie angehenden Journalistinnen raten, die über den (fußballbezogenen) Sportjournalismus als Arbeitsfeld nachdenken?

Das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam. Aber ich würde ihnen als erstes raten, ihre Motivation zu überprüfen. Ist es tatsächlich das Thema, das sie interessiert? Oder geht es ihnen in erster Linie darum, sich selber zu präsentieren. Dann sind sie hier falsch. Sie brauchen ein ehrliches Interesse an der Sache, große Einsatzbereitschaft – und manchmal auch ein dickes Fell.

Weiterlesen:

Beitragsbild: © Arne Müseler / arne-mueseler.de / CC-BY-SA-3.0

In unserer Reihe zum Sportjournalismus sind außerdem erschienen:

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https://120minuten.github.io/bildet-banden/feed/ 4 5494
Zielkonflikte, Schulterzucken und die Suche nach der Wahrheit https://120minuten.github.io/zielkonflikte-schulterzucken-und-die-suche-nach-der-wahrheit-investigative-recherchen-im-fussball/ https://120minuten.github.io/zielkonflikte-schulterzucken-und-die-suche-nach-der-wahrheit-investigative-recherchen-im-fussball/#respond Wed, 09 Jan 2019 08:00:26 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5509 Weiterlesen]]> Investigative Recherchen im Fußball

Doping, Steuerhinterziehung und sportpolitische Missstände im Fußball zu enthüllen, sind eine Herausforderung für die Sportberichterstattung. Wie funktioniert das investigative Arbeiten im Sport? Wir sprachen darüber mit den Journalisten Hajo Seppelt, Ken Bensinger und Jonathan Sachse.

120minuten.github.io | Januar 2018

Investigativer Journalismus gehört nicht zum Tagesgeschäft der Sportberichterstattung. Doch Enthüllungen wie rund um die Football Leaks zeigen, welche Wirkung Veröffentlichungen im Sportbereich entfalten können. Bei Recherchen dieser Art geht es darum, gesellschaftlich oder strafrechtlich relevante Sachverhalte mit Hilfe exklusiver Quellen aufzudecken und die Öffentlichkeit über Missstände zu informieren. In den Ressorts Politik und Wirtschaft sind Investigativrecherchen weiter verbreitet als bei Sportthemen. Der Zündstoff, der Enthüllungen über die Machenschaften wichtiger Politiker, global agierender Konzerne oder potentieller namhafter Steuersünder innewohnt, ist meist von größerer Tragweite als die Irrungen und Wirrungen im Fußballkosmos. Doch je mehr Geld und Macht im Fußball steckt, desto relevanter wird auch die Sportpolitik. Fußballer sind Promis mit Vorbildfunktion, die jedes Jahr Millionen verdienen und viele Fußballvereine verstehen sich schon längst selbst als international agierende Unternehmen. Steuerhinterziehung, Sportpolitik und sonstige Hinterzimmermachenschaften von Spielern, Vereinen und Beratern und nicht zuletzt Doping sind daher weit mehr als Bagatelldelikte, die “nur” einen sportlichen Wettstreit beeinflussen. Mit der wachsenden Bedeutung des Sports in den vergangenen Jahrzehnten steigt auch die Dringlichkeit, Fehlentwicklungen aufzudecken.

“The football world is at a tipping point. The football associations have weakened themselves through corruption and bureaucracy. The biggest clubs have reached unprecedented power and might just decide to start their own revenue-driven show, neglecting years of tradition and what is called football culture.”

Christoph Winterbach, beteiligt an den Veröffentlichungen des Spiegel zu den Football Leaks via Reddit

Wie funktioniert investigatives Arbeiten – insbesondere im Fußball?

Investigatives Arbeiten ist zunächst eine Frage der Ressourcen. Quellen aufzutun, zu analysieren und zu prüfen erfordert Zeit. Gegenstand dieser Form der Berichterstattung sind zwangsläufig unangenehme Angelegenheiten. In der Fußballbranche redet kaum ein Akteur freiwillig über unerlaubte Leistungssteigerung oder krumme Deals, denn Spieler, Verbände, Berater und Vereine sind aufeinander angewiesen.

Jonathan Sachse arbeitet als Journalist seit 2014 für das gemeinnützige Recherchezentrum CORRECTIV. Dort recherchiert er auch zu Sportthemen. Schon länger widmet er sich dem Thema Doping. Sein Fokus liegt dabei auf Leistungsmanipulation
(u.a. fussballdoping.de).

Bei Fällen wie den durch die Football Leaks aufgedeckten sehr konkreten und intransparenten Planungen zu einer Super-Liga möchte man meinen, dass sich andere Vereine als eindeutig Benachteiligte kritisch dazu äußern oder die beschuldigten Vereine sich inhaltlich mit den Vorwürfen auseinandersetzen. Genau das bleibt aber aus bzw. unsichtbar für die Öffentlichkeit. Investigative Stücke zu Fußballthemen müssen damit für sich stehen können und Quellen in einem so verschlossenen Umfeld aufzutun, bedarf Zeit. Jonathan Sachse arbeitet bei Correctiv, einer seiner Schwerpunkte ist die Berichterstattung zu Doping im Fußball und anderen Sportarten – er fasst es zusammen:

“Quellen müssen aufgebaut werden. Wer etwas aus dem Inneren erfahren möchte, muss Vertrauen bei seinem Gegenüber aufbauen. Das geht nicht mit einem Telefonat. Die Profis in den großen Sportarten sind zudem maximal abgeschirmt. Allein der Weg zum ersten Anruf oder einen ersten Kontakt per E-Mail kann ein weiter Weg sein. Zudem reicht es nicht mit drei oder vier Personen zu sprechen. Nehmen wir an, dass ich herausfinden möchte, ob in der Bundesliga systematisch gedopt wird. Dann muss ich mit mindestens 50 Fußballern in Ruhe ohne Pressesprecher oder Berater im Hintergrund gesprochen haben.”

Jonathan Sachse, Correctiv

Ken Bensinger, der im Sportbereich schon mit mehreren investigativen Recherchen für Aufsehen gesorgt hat und den Korruptionsprozess gegen ranghohe Fußballfunktionäre in den USA intensiv begleitet, durchkämmt öffentliche und nicht-öffentliche Verzeichnisse auf der Suche nach Informationen. Der richtige Umgang mit solchen Quellen und das Wissen um Auskunftsrechte gegenüber Journalisten können ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung von Recherchen sein, sind aber für die alltägliche Sportberichterstattung wenig relevant:

“As a reporter, I rely very heavily on different databases of public and court records. Some of them are free and can be accessed by anyone, but others require a subscription and I’m fortunate that my employer, BuzzFeed News, provides me access to those critical tools, such as PACER, which is for looking up U.S. federal court files, or Nexis, for looking up news articles and running background checks on individuals.”

KEN BENSINGER, BUZZFEED NEWS

In anderen Fällen haben es Journalisten mit riesigen Datenbergen zu tun, die gesichtet werden müssen und nach relevanten Inhalten und Querverbindungen durchkämmt werden müssen. Die so genannten Leaks sind Datenhalden bestehend aus Abermillionen Dokumenten – die Football Leaks, aber auch die Paradise und die Panama Papers, um zwei sportfremde Beispiele zu nennen, basieren auf solchen Datenlecks.

“First we do a broad brush through the data, then we concentrate on particular issues, topics, names that we came across and found interesting. We have a special investigation software that’s been used by financial auditors who also have to look through massive amounts of data.”

Christoph Winterbach via reddit

Die Geschichten hinter den Dokumenten liegen nicht auf der Hand, sondern müssen mühsam zusammengesucht und rekonstruiert werden. Dafür kommen spezifische Arbeitstechniken und Software zum Einsatz, die in Sportredaktionen ansonsten eher keine Verwendung finden.

Seit 2017 ist Hajo Seppelt Chefautor bei EyeOpening Media und übernimmt im Auftrag der ARD die Berichterstattung über Doping und Sportpolitik.

Das Handwerkszeug für investigatives Arbeiten gehört nicht zum Arbeitsalltag von Sportjournalisten. Fußball ist für seine Konsumenten ein Zeitvertreib und genau genommen Unterhaltung.

So liegt es nahe, dass sich Berichterstattung oft um eben diese Unterhaltung und die damit einhergehende Einordnung der Ereignisse auf dem Platz dreht.

“95% der Fußballreporter konzentrieren sich auf das Spiel, Vereinswechsel, Trainer oder Taktik.”

Hajo Seppelt

Diejenigen, die tagtäglich über Spieler, Vereine und die neuesten Entwicklungen berichten sollen und am nähsten an den Akteuren dran sind, verfügen selten auch über die Kompetenzen und die Ressourcen, langwierige Recherchen umzusetzen. Ken Bensinger beschreibt es so:

“There is some expectation that sports beat reporters should be conducting months-long investigations of corruption in sports while still attending to the daily grind of covering a team, league, etc. It’s a bit unfair, I think. We don’t ask that of political campaign reporters who are chasing politicians around the country as they run for office, for example. They have enough on their plates already! But I think sports reporters are held to a bit of a higher standard on this because there is a feeling that they are forced to play the access game to do their jobs and thus are disinclined to be critical of those that give them access. It’s true that sports reporters depend on access (to the players, coaches, etc) to do their jobs, but I think it’s unfair to suggest that they would avoid good stories just to protect that access.”

Ken Bensinger

Ein Transfergerücht (und sei es noch so belegbar) zu verbreiten ist keine investigative Enthüllung – ihm fehlt schlicht die eingangs geschilderte gesellschaftliche, also moralische oder strafrechtliche, Relevanz. Im Fußball sind solche heiklen Themen eher an der Schnittstelle von Sport und Politik bzw. Wirtschaft zu finden. Das erfordert einen ganz anderen Fokus und eine andere Arbeitsweise.

“Für mich ist Journalismus immer eine Dienstleistung gegenüber der Öffentlichkeit, bei der ich für die Allgemeinheit interessantes Verborgenes an die Öffentlichkeit bringe, wozu sich diese dann verhalten kann. Für andere ist Sportjournalismus einfach nur Unterhaltung. Wenn ich meine Definition als Grundlage nehme, glaube ich, dass noch viele Sportjournalisten handwerkliches lernen können, ja. Ich sollte auch als Sportjournalist das 1×1 der Auskunftsrechte lernen. Ich sollte wissen, wie ich Informationen aus Registern erhalte. Wie ich mir Quellen über längere Zeit aufbaue. Und gerade im Sport, wann und wie ein Undercover-Einsatz als Recherchemethodik funktioniert.”

Jonathan Sachse

Wie wenig Berührungspunkte es im Sportjournalismus mit heiklen Themen gibt, zeigt eine Studie der TU München aus dem Jahr 2012, bei der 875 Journalisten zum Thema Dopingberichterstattung befragt wurden. Die Ergebnisse bestätigten den Eindruck vom fehlenden Handwerkszeug: drei von vier der befragten Sportjournalisten fühlen sich nicht ausreichend ausgebildet und über 60% halten sich für „nicht kompetent“ genug, was Dopingfragen betrifft.

Hajo Seppelt, der mit seinen Recherchen immer wieder Missstände im Sport enthüllt und Praktiken wie das staatlich organisierte Doping in Russland aufdeckt, stellt fest:

“Unter Journalisten sind etliche Sportfans, die mit klassischem Journalismus nicht viel am Hut haben, Teile des Sportjournalismus sind ein Armutszeugnis bezüglich des intellektuellen Niveaus.”

Hajo Seppelt

Auch andere kontroverse Themenfelder sind nur bedingt im Fokus der täglichen Berichterstattung, die von rein sportlichen und oder unterhaltenden Themen dominiert wird. “Der Sportjournalismus hat strukturell ein Riesenproblem, aber es ist nicht so, dass es keinen interessiert,” stellt Hajo Seppelt fest. Er sieht ganz klar, dass es eine ganze Reihe von Redaktionen und Kollegen gibt, die investigative Themen ernst nehmen und weist gleichzeitig darauf hin:

“Von der Sportberichterstattung kann man, wenn sie Randthemen bearbeitet, nicht gleichzeitig erwarten, dass sie dieselbe Aufmerksamkeit bekommt wie die Liveübertragung eines Fußballspiels.”

Hajo Seppelt

Ein Aspekt, der bei investigativen Recherchen Ressourcen beansprucht, ist die rechtliche Absicherung. Das Hinzuziehen einer Rechtsabteilung und dir Durchführung eines Faktenchecks sind gängige Praxis, um Regressforderungen oder sonstigen rechtlichen Schritten vorzubeugen. So werden Veröffentlichungen des Spiegel im Rahmen der Football Leaks behandelt:

“We check if the information in the documents is plausible, we have a fact-checking department at Der Spiegel who look at literally every single word of a story before publishing it. If we don’t have convincing sources for our claim, they cut it out of the article. So we do make very sure that we report is accurate.”

Christoph Winterbach via reddit

Eine sehr mühsame aber wohl notwendige Praxis, um nicht Gefahr zu laufen, dass ein aufwändig recherchierter Text angreifbar ist oder Formulierungen über den eigentlichen Sachverhalt hinausgehen. Im Fall der Football Leaks kann sich der Spiegel zudem immer auf konkrete Dokumente berufen, falls es hart auf hart kommen sollte.

Das Versprechen der Spiegel-Dok

Der Fall Relotius hat in den vergangenen Wochen nochmal ein anderes Licht auf die Abteilung Dokumentation beim Spiegel geworfen, die verspricht, jedes Wort und jede Zahl zu verifizieren. Dieser lesenswerte Twitter-Thread gibt einen Einblick in die Arbeit der Dokumentare und dieser Thread schildert die Gepflogenheiten bzgl. fact checking bei US-Magazinen. Medienjournalist Stefan Niggemeier hat einige Zeit für den Spiegel gearbeitet und sich bei Übermedien damit befasst, wie es sein kann, dass bei Claas Relotius Reportagen nicht Wort für Wort geprüft wurde. Mit Bezug auf die Football Leaks hat die Redaktion des Spiegel festgestellt: “Bei heiklen investigativen Recherchen, die auf einer Fülle von Daten und schriftlichem Material beruhen, wie etwa bei den Enthüllungen zu “Football Leaks”, ist die Arbeit der Dokumentare paradoxerweise einfacher als bei Reportagen, die von Beobachtungen und Empfindungen des Redakteurs leben.”

Das Win-Win-Dilemma

“Die Sportlobbyisten haben in der Regel immer das gleiche Interesse – sie wollen das Produkt Leistung verkaufen. Athleten betrügen sich zwar vom Grunde her gegenseitig, wenn sie dopen, aber irgendwie geschieht es oft zugleich im stillschweigenden Einvernehmen. Entscheidend für das Kalkül aller daran Beteiligten: Doping an sich erhöht den Wert des Produktes Leistung im Hochleistungssport, so lange keiner weiß wie die Leistung zu Stande gekommen ist.”

Hajo Seppelt

Es gibt einen Zielkonflikt bei der Enthüllung unangenehmer Details über den Fußball: jeder, der wirtschaftlich vom Fußball profitiert, hat ein Interesse daran, dass dieser unbefleckt ist. Ob dies explizit oder nur implizit dazu führt, dass seltener über Skandale berichtet wird, ist nicht messbar, aber das Spannungsfeld liegt auf der Hand. Grundsätzlich nehmen die Medien im Sport eine andere Position als in anderen Themenkomplexen ein. In Wirtschaft und Politik steht der Erfolg oder Misserfolg eines Mediums selten in direkter Verbindung zur Reputation des Gegenstands der Berichterstattung. Aber vor allem TV-Übertragungsrechte stellen eine Investition für Medienhäuser dar, deren Rentabilität durch negative Berichterstattung beeinflusst werden könnte.

“Es liegt nicht nur daran, dass [kritische Berichterstattung] nicht gewünscht ist, das ist das eine. Man sucht Leute, die Sport als Produkt attraktiv verkaufen.”

Hajo Seppelt

Nicht zu vergessen sind die nationalen und internationalen Fußballverbände und andere Interessengenmeinschaften wie die European Club Association. Sie gerieren sich als Gatekeeper, Regelhüter und moralische Instanzen des Fußballs, erlassen Regeln, die Missständen vorbeugen und diese auf lange Sicht beseitigen sollen. Allein, vielen dieser Instanzen fehlt die Integrität, ihrem hehren Anspruch gerecht zu werden. Sie profitieren ebenfalls, wenn das Hochglanzprodukt Profifußball frei von Kratzern bleibt, da sie Rechtepakete zur Vermarktung an den Höchstbietenden verkaufen. Verbände und auch Vereine verfügen selten über eine in anderen Bereichen der Wirtschaft ausgeprägte und praktisch umgesetzte Corporate Governance oder Transparenz nach außen. Über Jahrzehnte hinweg hat sich im Fußball eine Kultur der Hinterzimmerdeals entwickelt und bis in die heutige Zeit erhalten. Anstatt Spieler und Vereine zu Transparenz zu verpflichten und Vorwürfe aufzuklären, hebeln Verbände sogar eigene Regeln aus, wie im Fall der Verstöße von Manchester City und PSG gegen das Financial Fair Play oder sie setzen eigene Ziele nur halbherzig um und in der Praxis bleibt alles beim Alten. Die eigene Verstrickung der Verbände in zahlreiche Skandale und Enthüllungen macht aus ihnen keine Advokaten für Aufklärung und Transparenz im Sport, sondern zu weiteren Akteuren, die etwas zu verbergen haben und an der Integrität des Sports zweifeln lassen.

Vereine, Verbände, Berater und Medien, insbesondere Rechteinhaber – sie alle möchten erfolgreiche Sportler sehen und ein Unterhaltungsprodukt vermarkten, dem negative Schlagzeilen nur schaden und dessen Wert die Aufdeckung struktureller Missstände und krimineller Machenschaften nur schaden kann.

Das Schulterzucken der Öffentlichkeit

“Es besteht für die Fans überhaupt kein Grund für einen Aufschrei. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: Sogar der Aufschrei der Fans gehört zum Geschäftsmodell des Fußballs. Der Sport ist – aus der Sicht der Fans jedenfalls – zuallererst eine Unterhaltungsmaschine. Die Moralität der Akteure, zumal der Akteure im Hintergrund, spielt dabei überhaupt keine Rolle.”

Prof. Johannes Heil im Interview mit der Stuttgarter Zeitung

Man möchte meinen, dass Enthüllungen über krumme Deals und Doping der Reputation des Fußballs nachhaltig schaden. Bei jeder neuen Geschichte ist da dieses latente Gefühl, dass Fans und die Öffentlichkeit sich nun endgültig vom Sport abwenden könnten, angeekelt von den Auswüchsen des Profifußballs. Der große Aufschrei scheint aber ein ums andere Mal auszubleiben. Für die meisten Konsumenten steht das im Vordergrund, was auf dem grünen Rasen passiert – die Unterhaltung. Negative Berichterstattung geht im Medienrauschen zwar nicht unter, aber sie bedient eine Nische. Der gemeine Fan interessiert sich eher weniger für Sportpolitik. Ken Bensinger sieht sogar eine gewisse Ignoranz bei einem Teil der Sportfans:

“I find that while there is a definite appetite for big investigative stories among sports audiences, that hunger isn’t universal and some sports fans seem to actively not want to know about such things. It’s puzzling: some stories that one would think would be huge and explosive get very little traction, yet they are as difficult to report and write as articles in the realm of politics or business.”

Ken Bensinger

Ken Bensinger schreibt seit 2014 für BuzzFeed News und hat u.a. die Ermittlungen im Fifa-Korruptionsprozess intensiv begleitet und zu diesem Themenkomplex das Buch “Red Card” geschrieben, Photograph courtesy of BuzzFeed News

Wussten wir denn nicht alle schon immer, dass der Fußball korrupt und die Sportler gedopt und notorische Steuerhinterzieher sind? Hat sich die Öffentlichkeit nicht schon längst eine Meinung gebildet und jubelt den Sportlern dennoch um der guten Unterhaltung willen zu? Investigative Recherchen können den feinen Unterschied machen, sie können vage Vermutungen mit Fakten belegen und so zu handfesten Problemen für die beschuldigten Akteur*innen machen. Diesen Unterschied herauszuarbeiten, ist eine Gratwanderung. Publikationen müssen die entscheidenden Puzzelstücke, meist Details, so kommunizieren, dass Konsument*innen diese wahrnehmen und den größeren Kontext verstehen sowie gleichzeitig ausreichend Aufmerksamkeit generieren, um die aufwändigen Recherchen zu rechtfertigen.

Die Grenze zwischen Indizien und handfesten Beweisen, zwischen moralisch verwerflichem Verhalten und Straftatbeständen ist dabei fließend. Werden die Regeln eines ohnehin als nicht besonders integer geltenden Verbandes gebrochen oder ist die Recherche für Gerichte relevant?

“Wir als Journalisten haben der Rechercheleistung auch immer die Aufgabe komplexe Sachverhalten so zu erzählen, dass sie möglichst viele Menschen verstehen. Mit der Herausforderung haben investigative Enthüllungen im Wirtschaftsbereich, was den Sport ja auch unmittelbar betrifft, ebenso zu kämpfen. Da gibt es genügend Beispiele von Geschichten, die das erfolgreich gemeistert haben und aufwühlende Geschichte geschrieben haben, obwohl der Kontext reiner Steuerbetrug war.”

Jonathan Sachse

Die Enthüllungen des Spiegel zur geplanten europäischen Super-Liga kann man bei oberflächlicher Betrachtung als bereits lange umherwaberndes Thema mit bedingtem Neuigkeitswert wahrnehmen. Worauf es ankommt, sind die Details: anhand der Aussagen und Kommunikation der Vereinsverantwortlichen im zeitlichen Ablauf und der Aufdeckung von konkreten Vorbereitungen beweist der Spiegel nicht nur, dass es die Pläne zu einer solchen Liga gibt. Der Mehrwert ist der Detailgrad der Planungen, die konkreten Absprachen der Vereine und das gleichzeitige Vorspiegeln anderer Tatsachen gegenüber der Öffentlichkeit, außenstehenden Vereinen und Verbänden. Durch die Enthüllung wird Sportpolitik transparent und das Abhängigkeitsverhältnis und die damit verbundenen Zugeständnisse der UEFA an die großen Klubs verständlicher.

Der Spiegel betitelte diese Enthüllung in der ihm typischen Weise etwas boulevardesk mit “Der Verrat”.

Investigative Recherchen müssen Aufmerksamkeit erregen, um in der täglichen Berichterstattung wahrgenommen zu werden. Teils wird der Fußball im Zuge dessen mit einer moralischen Fallhöhe versehen, die an die Ideale des Amateursports erinnert und Profisportler mit einer Vorbildfunktion auflädt, die sie nicht erfüllen können. Diese Heroisierung ist ein generelles Manko der Sportberichterstattung, kann dazu führen, das Standards an Fußballer und Verbände angelegt werden, die unrealistisch sind:

“Die Grenze zwischen Steuerbetrug und der bürgerlichen List der Steuervermeidung wird in diesem Buch (Football Leaks) immer wieder verwischt. Meist werden gerade legale Methoden der Steuervermeidung als noch perfider und bösartiger beschrieben als die dreisten illegalen. Allein die Tatsache, dass Vereine sich mit Leuten einlassen, die ein wirtschaftliches Interesse am Fußball haben, gilt hier als Skandal. Hohe Spielergehälter werden mit der gleichen Empörung verurteilt wie Korruption. Recht und Unrecht sind hier moralische Begriffe.”

Autor Mischa in seinem 120minuten-Text “Ein positiver Begriff von Fußball” 

Das Einordnen von Themen und das Aufladen mit einer gewissen Bedeutung ist einerseits verständlich angesichts des moralischen Vakuums, das undurchsichtige Sportverbände entstehen lassen und spiegelt zum Teil auch die öffentliche Wahrnehmung wieder. Andererseits schmälert es die Relevanz der Enthüllung, wenn eine Abgrenzung zwischen moralisch fragwürdigem Verhalten, das auf unverbindlichen Wertvorstellungen basiert, potentiell strafrechtlich relevanten Vorgängen und der Verletzung von zivilrechtlich belanglosen Verbandsregeln schwer fällt.

“It might be a thin line between “just” FFP breaches and misrepresentation of annual accounts, which also might result in tax issues. Additionally, we found hints for contracts being backdated. But these stories have just now come to life, so to say, and it’s the job of other, more, journalists and the general public to keep asking questions and demanding a proper investigation. Ultimately, it’s the authorities’ job to judge if there were laws broken.”

Christoph Winterbach via reddit

Aufmerksamkeit ist die Währung, in der oft der Erfolg von Veröffentlichungen gemessen wird und Zuspitzung ist nötig, um mehr Interesse zu wecken oder die Öffentlichkeit aufzurütteln. Medien und Journalisten müssen sich dabei ein ums andere Mal die Frage stellen, was die vorliegenden Fakten hergeben und an welchem Punkt die Interpretation einsetzt oder gar überhandnimmt. Wenn die Berichterstattung sachlich bleibt und Leser*innen komplexe Sachverhalte einfach zugänglich gemacht werden, können Recherchen gelingen, obwohl es selbst ein Journalist wie Ken Bensinger mit langjähriger Erfahrung schwer findet, vorherzusagen, was funktioniert und was nicht:

“I find it’s very hard to predict ahead of time what will succeed in the realm of public outrage and for me it becomes a fool’s errand to try to work with that in mind. I’m better off focusing on what interests me and my editors and what we think is important, and hopefully the public will agree after the fact.”

Ken Bensinger

Die Wirksamkeit von Enthüllungen durch Journalisten, auch wenn sie nur einen kleinen Teil dessen ausmachen, was täglich publiziert wird, sollte man nicht unterschätzen. Gerade im Fußball, wo sich viele Interessen überschneiden und Akteur*innen lieber dementieren oder ablenken, anstatt auf Transparenz zu setzen, ist kritischer Sportjournalismus ein wichtiges Korrektiv, welches Missstände aufzeigen und komplexe Vorgänge begleiten und einordnen kann:

“Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Behörden aus anderen Kontinenten mehr Hebel nutzen über Missstände in Europa zu berichten. Vielleicht haben sie die notwendige kritische Distanz. Ich denke an die FIFA-Untersuchungen oder den Armstrong Fall, der durch US-Behörden angestoßen wurde. Ich finde, dass das nicht unbedingt am Journalismus liegt. Klar würde ich mir wünschen, wenn mehr Recherche im Sport passiert und weniger Field Interviews oder Pressekonferenzen begleitet werden. In Deutschland gibt es aber eine Reihe von kritischen Kolleginnen und Kollegen, die hervorragende Arbeit abliefern. Ich denke
an den Spiegel mit der Football-Leaks-Berichterstattung, das ganze ARD-Doping-Team rund um Hajo Seppelt, freie Journalistinnen wie Grit Hartmann und Anne Armbrecht. Die Autoren der SportInside-Sendung im WDR, Kollegen bei der Süddeutschen Zeitung und noch einige weitere, die ich hier in wenigen Zeilen nicht alle aufgezählt bekomme.”

Jonathan Sachse

Den Integrität des Profifußball wiederherstellen und erhalten ist letztendlich Aufgabe der Institutionen und Akteur*innen, die ihm vorstehen und ihn nach außen hin vertreten. Kritische Berichte reichen oft nicht aus, um bei diesen Institutionen etwas in Gang zu bringen.

“It’s pretty clear that international sports organizations such as FIFA, the IOC, etc, have over the past four or five decades developed an attitude that they are beyond accountability and disinterested in transparency. I think, sadly, they provide an example of institutions that are often able to ignore pressure from the media in a way that politicians or corporations are not. There were nearly two decades of exposés in the European and South American press about corruption in FIFA, yet other than vigorous denials, it’s hard to see that the organization took any serious action to change things. Ditto with the IOC, which operated with absolute impunity. For both institutions, what finally created change was criminal investigations by government law enforcement. […] Which isn’t to say that journalists should stop looking into the problems at these outfits. Not at all! But until FIFA, IOC, etc, are really open to the public and truly responsive to their millions of constituents, they can simply deny and ignore negative coverage, unfortunately.”

Ken Bensinger

Investigative Recherchen können den Leidensdruck auf Verbände und andere Akteur*innen jedoch erhöhen und Öffentlichkeit herstellen in einer Branche, die sich in der Regel gern bedeckt hält. Dem Fußball kann es nicht schaden, wenn engagierte Journalisten regelmäßig den Scheinwerfer auf die dunklen Ecken richten und uns genauer erklären, wie das zustande kommt, was wir im Stadion und am Bildschirm ganz selbstverständlich und oft unbedarft konsumieren.


Beitragsbild: Photo by AbsolutVision on Unsplash

 

In unserer Reihe zum Sportjournalismus sind außerdem erschienen:

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https://120minuten.github.io/zielkonflikte-schulterzucken-und-die-suche-nach-der-wahrheit-investigative-recherchen-im-fussball/feed/ 0 5509
Zwischen Field-Interview und Whistleblowing: Braucht der moderne Fußball modernen Journalismus? https://120minuten.github.io/zwischen-field-interview-und-whistleblowing-braucht-der-moderne-fussball-modernen-journalismus/ https://120minuten.github.io/zwischen-field-interview-und-whistleblowing-braucht-der-moderne-fussball-modernen-journalismus/#respond Tue, 08 Jan 2019 15:16:37 +0000 https://120minuten.github.io/?p=5552 Weiterlesen]]> Die 120minuten-Textreihe zum Jahresauftakt

Wer über Fußball schreibt und sendet, der muss sich auch mit Aspekten beschäftigen, die uns alle etwas angehen. Es werden Milliarden verdient und von A nach B geschoben. Doping, Steuerhinterziehung und Korruption verleihen dem Hochglanzprodukt Profifußball einen faden Beigeschmack. Der Sport und seine Protagonisten haben eine Vorbildfunktion und befeuern Debatten, die weit über das Sportliche hinausgehen. Es braucht integere Journalist*innen, die sich ihrer Rolle bewusst sind.

Sportjournalist*innen müssen sich noch immer mit dem Stereotyp des Fans, der es über die Absperrung geschafft hat, herumschlagen. Fehlt in der Fußballberichterstattung die Distanz zwischen Sportler*in und Journalist*in? Lassen sich Journalist*innen vom Sport vereinnahmen und sind nicht kritisch genug? Journalist*innen lokaler Medien sehen sich immer wieder diesem Vorwurf ausgesetzt. Und auch die Berichterstattung der TV-Rechteinhaber wird immer wieder kritisiert: wirtschaftliche Interessen der ausstrahlenden Sender stehen vielleicht der Objektivität der Reporter*innen im Weg.

Sportjournalismus muss dem Anspruch gerecht werden, auch das zu erklären, was nicht offensichtlich ist. Doch der Zugang zu Informationen wird schwieriger. Spieler und Vereine verstehen sich als eigene Medien und Marke, und dosieren sehr genau, was nach außen dringt. Kommuniziert wird immer öfter über Social Media anstatt über die Medien.

In fünf Longreads wollen wir uns mit dem Status quo und zukünftigen Herausforderungen in der Fußballberichterstattung befassen. Dafür hat sich die Redaktion eine ganze Reihe von gestandenen Sportjournalisten ins Boot geholt, die ihre Erfahrungen mit euch teilen werden.

Ab dem 9. Januar erscheint wöchentlich ein Longread zu einem Themenschwerpunkt. Wir sind gespannt auf das Feedback und hoffen, mit den Stücken Debatten in Gang zu bringen. Bisher sind im Themenschwerpunkt erschienen:

13: Juli: 120minuten lädt zum Leser*innen-Treffen

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https://120minuten.github.io/zwischen-field-interview-und-whistleblowing-braucht-der-moderne-fussball-modernen-journalismus/feed/ 0 5552