Österreich – 120minuten https://120minuten.github.io Lange Texte. Über den Fußball. Thu, 25 Oct 2018 15:56:13 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.4.2 73012590 Episode 17: “99 Jahre Vorwärts Steyr” https://120minuten.github.io/episode-17-99-jahre-vorwaerts-steyr/ https://120minuten.github.io/episode-17-99-jahre-vorwaerts-steyr/#respond Mon, 22 Oct 2018 19:13:41 +0000  

In Ausgabe 17 des 120minuten-Podcasts spricht Alex Schnarr aus der Redaktion mit Moritz Ablinger und Thomas Großbichler über “99 Jahre Vorwärts Steyr”, die Titelgeschichte der Oktober-Ausgabe des österreichischen Fußballmagazins “ballesterer”. Zunächst geht es um den Verein an sich, seine Historie und seine Bedeutung für die Stadt und um die Frage, wie die ballesterer-Redaktion eigentlich entschieden hat, dem Club eine Titelgeschichte zu widmen. Anschließend diskutiert die Runde neue Entwicklungen im österreichischen Fußball, die auch die 2. Liga und damit auch die Vorwärts betreffen. Zum Abschluss geht es um Perspektiven für den Verein und Ihr erfahrt, warum man in Steyr unbedingt mal ein Fußballspiel gesehen haben muss.

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Der unbekannte Wettskandal: Manipulation – ein leichtes Spiel https://120minuten.github.io/der-unbekannte-wettskandal-manipulation-ein-leichtes-spiel/ Fri, 28 Jul 2017 18:01:55 +0000 https://120minuten.github.io/?p=3521 Weiterlesen]]> Spielmanipulationen finden oft abseits der großen Namen statt. Ein Spiel in einer kleinen Liga lässt sich viel einfacher verschieben. Auch Österreich hat seinen Manipulationsskandal. Ex-Profi Dominique Taboga war darin verwickelt. Der Merkur schildert, wie Taboaga sich am Matchfixing beteiligte und wie es funktionierte. Die Strukturen im österreichischen Fußball begünstigten den Betrug.

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Fußballtrainer Ernst Happel: Grantler, Lebemann, Genie https://120minuten.github.io/fussballtrainer-ernst-happel-grantler-lebemann-genie/ Thu, 12 Nov 2015 08:12:55 +0000 https://120minuten.github.io/?p=1685 Weiterlesen]]> Ernst Happel ist eine Trainerlegende. Seine Spielphilosophie war der Zeit voraus. Sein Charakter nicht immer einfach. Tim Jürgens porträtiert den Mann, der den HSV zum Europapokalsieger der Landesmeister machte.  

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Meanwhile in Österreich – Red Bulls Dominanz https://120minuten.github.io/meanwhile-in-oesterreich-red-bulls-dominanz/ https://120minuten.github.io/meanwhile-in-oesterreich-red-bulls-dominanz/#comments Thu, 15 Oct 2015 06:58:44 +0000 https://120minuten.github.io/?p=1610 Weiterlesen]]> Der österreichische Fußball schreibt seine eigenen Geschichten. Titel, Spielerpersönlichkeiten mit Legendenstatus, schillernde Vereinsmäzene, Abstürze und Abstiege – das alles gibt es auch in der Alpenrepublik. Marco Stein lässt die jüngere Geschichte des österreichischen Fußballs Revue passieren.

Zuerst Teil 1 lesen – 1997-2005

Autor: Marco Stein, cavanisfriseur.de

österreich

Der erste Teil dieser Reihe widmete sich vorrangig der Zeit von 1998 – 2004 und den Teams aus Graz, dem FC Tirol, dem FC Pasching und der Wiener Austria. Bis auf letztere kamen alle diese Klubs in arge finanzielle Schwierigkeiten und verschwanden vorübergehend oder komplett von der Bildfläche. Inmitten dieses Kommens und Gehens verschiedenster Vereine wurde ein neuer „gegründet“. Im April 2005 stieg Red Bull bei der finanziell schwankenden Austria Salzburg ein, die zuvor ihre letzte Hochzeit Mitte der 90er erlebt hatte. Unter Protesten vieler Fans wurden die Vereinsfarben zu Rot-Weiß und der Name zu FC Red Bull Salzburg geändert. Trainer wurde der aus Deutschland zurückgeholte Kurt Jara.

Während Salzburger Fans einen neuen SV Austria Salzburg gründeten wurde Red Bull Salzburg bereits in der ersten Saison, 2005/06, Vizemeister – was unter anderem 18 Neuzugängen zu verdanken war. Für Schlagzeilen sorgte der Verein bereits im Winter. Die Salzburger verpflichteten Andreas Ivanschitz von Rapid Wien für vier Millionen Euro. Die Rapid-Fans waren empört, der österreichische Fußball gespalten. Es gab kaum Spiele ohne Hassrufe gegen den Österreicher. Es dauerte viele Jahre bis der Ruf des Ex-Rapidlers wiederhergestellt war. Zwischenzeitlich musste der ehemalige Kapitän aus der Nationalmannschaft genommen werden, um ihn zu schützen. Der Druck und der Widerstand waren zu groß – im Sommer 2006 wurde Ivanschitz an Panathinaikos verliehen und kam nie wieder zurück.

Namhafte Spieler, Gezänk und Erfolg – Red Bull Salzburg

Beim Bankrott gegangenen FC Tirol, war Jaras Ziel, das beste Team mit so vielen Österreichern wie möglich zusammenzustellen. Die Geschäftsführung in Salzburg verfolgte einen anderen Ansatz. Man wollte exotischen Fußball – den Zuschauern Stars und Erfolg bieten. Also wurde Jara entlassen. Der Verein warf ihm “Ungereimtheiten bei Spielertransfers” vor – bei Spielerwechseln sollen von der FIFA nicht anerkannte Berater beteiligt gewesen sein. Beide Seiten überzogen sich mit Vorwürfen und einigten sich schlussendlich außergerichtlich.

Auf die Salzburger Trainerbank kamen die erhofften Exoten: Trapattoni und Matthäus. Red Bull Salzburg war erneut sehr aktiv auf dem Transfermarkt und wollte die Fans mit namhaften Spielern locken. So wurden unter anderem Christian Tiffert, Johan Vonlanthen und Niko Kovac verpflichtet. Die Mannschaft war gut unterwegs und scheiterte trotz ansprechender Leistung in der Champions League-Qualifikation an Valencia. Die Salzburger spielten eine hervorragende Saison, kassierten nur 25 Gegentore und wurden mit 75 Punkten Meister 2007.

Lothar Matthäus war da schon wieder weg vom Fenster. Die Zusammenarbeit mit Trapattoni war ein einziges Missverständnis, wie die FAZ im Juni 2007 feststellte. Matthäus wollte sich nicht mit der Assistentenrolle begnügen, krittelte an der defensiven Spielweise des Mister herum und sorgte mit öffentlicher Kritik an einem Transfer Trapattonis für seine Entlassung:

“Ich habe den Spieler nicht gesehen. Ich glaube auch nicht, dass ihn Giovanni Trapattoni spielen sah. Ich weiß nicht, ob der Spieler auch die Qualitäten zeigen kann, die auf einer DVD zu sehen sind.”

Doch auch der Italiener nahm kein Blatt vor den Mund. Aus seiner Zeit beim FC Bayern erinnern sich viele beim Namen Trapattoni an eine legendäre Pressekonferenz, Stichwort “Flasche leer”. In Salzburg reagierte Trapattoni mitunter ebenso impulsiv auf Kritik, was Journalisten nach dem Ausscheiden aus dem ÖFB-Pokal im Mai 2007 zu spüren bekamen:

„Wörter sind sehr einfach. Wer kann machen, machen. Wer kann nicht machen, sprechen. Wer kann nicht sprechen, der schreiben.“

TRAPATTONIS AUSRASTER

Im nächsten Anlauf wollte es mit einer internationalen Teilnahme wieder nicht klappen. Erneut lieferte man eine hervorragende Leistung ab, scheiterte aber knapp an Shahktar Donezk. Der interne Druck wurde größer, Dietrich Mateschitz war unzufrieden. So auch die Fans. Durchschnittlich besuchten 2.000 weniger Zuschauer die Heimspiele der Bullen und die Saison 2007/08 beendete man als Vizemeister.

Umdenken in der Jugendarbeit

In Kanada sorgte währenddessen Österreichs U20-Nationalmannschaft für Furore. Österreich landete bei der WM 2007 in Gruppe A mit Gastgeber Kanada, Kongo und Chile. Nach tollen Leistungen qualifizierten sich die Rot-Weiß-Roten mit 5 Punkten auf Platz 2 für das Achtelfinale. Dort besiegte man Gambia mit 2:1 und schaffte es sogar ins Viertelfinale, wo man auf die USA traf. Aber auch die wusste man auszuschalten. Noch nie hatte es eine österreichische U20 so weit gebracht, wie diese. Nicht mal, als man Spieler wie Toni Polster & Co. hatte.

Der U20-WM-Kader 2007
Was ist aus dem österreichischen U20-Kader der WM 2007 geworden?

Position Name Verein heute
Tor Bartolomej Kuru SKN St. Pölten
Tor Andreas Lukse SC Rheindorf Altach
Tor Michael Zaglmair Karriereende 2012
Abwehr Thomas Panny 1. SV Wiener Neudorf
Abwehr Daniel Gramann Ostbahn XI
Abwehr Sebastian Prödl FC Watford
Abwehr Markus Suttner FC Ingolstadt
Abwehr Michael Stanislaw SC Bad Sauerbrunn
Abwehr Siegfried Rasswalder TSV Hartberg
Abwehr Michael Madl SK Sturm Graz
Abwehr Thomas Pirker ASKÖ Dellach/Drau
Mittelfeld Veli Kavlak Besiktas Istanbul
Mittelfeld Zlatko Junuzović Werder Bremen
Mittelfeld Peter Hackmair Karriereende 2012
Mittelfeld Bernhard Morgenthaler SC Brunn/Gebirge
Mittelfeld Ingo Enzenberger TSV Neumarkt
Mittelfeld Tomas Šimkovič Tobol Qostanai
Mittelfeld Thomas Hinum LASK Linz
Angriff Martin Harnik VfB Stuttgart
Angriff Erwin Hoffer Karlsruher SC
Angriff Rubin Okotie 1860 München

Erst im Halbfinale scheiterte man an Tschechien mit 0:2. Im Spiel um Platz 3 verlor man gegen Chile – mit Spielern wie Alexis Sanchez oder Arturo Vidal – mit 0:1. Während Argentiniens Team um Angel di Maria oder Sergio Agüero das Finale gegen Tschechien mit 2:1 für sich entschied. Der Jubel über die Leistung der Österreicher war groß. Die Gazetta dello Sport wählte Sebastian Prödl sogar in die Elf des Turniers und ernannte ihn zum Verteidiger des Turniers. Vereine standen Schlange um Prödl, Hoffer, Harnik, Junuzovic, Okotie & Co.

Das gute Abschneiden war das Ergebnis neuer Ansätze in der Nachwuchsarbeit. Eine Entwicklung, die in Österreich um die Jahrtausendwende in Gang gebracht wurde. Nach deutschem Vorbild entstand ein Netz von Nachwuchsakademien. Eine der bekanntesten und erfolgreichsten ist inzwischen die Nachwuchsschmiede der Wiener Austria in Hollabrunn, die auch dank des Engagements von Magna bzw. Frank Stronach hervorragende Bedingungen bietet. Spieler wie Aleksandar Dragovic (heute bei Dynamo Kiew), Markus Suttner, Alexander Grünwald (beide Austria) und nicht zuletzt David Alaba haben dort das Fußballspielen gelernt. Der Fall David Alaba veranschaulicht aber auch ein Problem, dem sich die österreichischen Vereine ausgesetzt sehen: Noch bevor er ein Spiel für die 1. Mannschaft der Austria machen konnte, wechselte er nach München. Ein Muster, dass in Österreich immer wieder auftritt.

Auch soll nicht in allen Akademien vorbildlich gearbeitet werden – mancherorts soll es sehr autoritär zugehen, attestiert Mental-Coach Marcus Salhofer, der seit vielen Jahren in Österreich arbeitet:

“Manche Akademien wirken schlimmer, als das Militär. Die Spieler lernen über Jahre, dass sie gehorchen und Befehle ausführen sollen. Dann kommen sie in eine Kampfmannschaft und müssen plötzlich verantwortungsvoll agieren und Entscheidungen treffen.”

Nichtsdestotrotz, im österreichischen Nachwuchsfußball ist ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar, der dazu führte, dass sich 2015 gleich drei Teams für große Turniere qualifizieren konnten: für die U-17-EM, die U-20-WM und die U-19-EM. Wer sich für die Entwicklung der österreichischen U-Mannschaften interessiert, dem sei diese Zusammenfassung von Philipp Eitzinger empfohlen.

Eine EM der unerfüllten Erwartungen

2008 waren die Auswirkungen der verbesserten Nachwuchsarbeit im Profibereich noch nicht so stark zu spüren. Dennoch stand ein Großevent vor der Tür, das den ganzen österreichischen Fußball verändern sollte. Die EM in Österreich und der Schweiz.

Im Vorfeld war die einhellige Meinung zum UEFA-Turnier, dass Österreich davon in erster Linie wirtschaftlich profitieren könnte. Die Realität sah anders aus. Vor allem Stände vor den Stadien, Geschäfte, Hotels und die Wirte auf den Fanmeilen beschwerten sich immer wieder über den geringen Absatz, der weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch sportlich hatte man sich mehr erwartet. Während ÖFB-Trainer Josef Hickersberger in der Vorbereitung immer gegen große Gegner spielen ließ und – logischerweise – einige Niederlagen einstecken musste, hatte man eine gut eingespielte Mannschaft für die Europameisterschaft. Viele namhafte Spieler aus dem erweiterten Kader schafften es nicht ins EM-Aufgebot, wie beispielsweise Andreas Ibertsberger, Marc Janko und Stefan Maierhofer. Dafür standen mit Martin Harnik, Ramazan Özcan, Erwin Hoffer und Christian Fuchs viele Talente im Kader, die auch später noch Teil der österreichischen Nationalmannschaft sein sollten.

Im ersten Spiel gegen Kroatien trat man mit einer überraschenden Formation auf, und auch der Spielstil überraschte viele Zuseher. Großen Anteil hatte daran auch Fitnesstrainer Roger Spry. Das kolportierte Gehalt des Briten, der noch immer für den ÖFB arbeitet, soll angeblich bei 1 Million Euro monatlich liegen und lag definitiv über dem von Nationaltrainer Hickersberger. Aber: Spry war sein Geld wert. Er machte die Mannschaft zur fittesten des Turniers und verhalf dem Team zu einem fantastischen Mannschaftsklima. Die laufstarken Österreicher begannen mit viel Tempo und setzten schnell die Kroaten unter Druck. Pech nur, dass René Aufhauser gleich in der vierten Minuten ein Foul im Strafraum beging und den schnellsten Elfmeter einer Europameisterschaft verschuldete. Luka Modric erzielte so den Führungstreffer für die Favoriten. Aber Österreich ließ sich nicht unterkriegen. Vor allem der zur Halbzeit eingewechselte Ümit Korkmaz sorgte für Furore. Am Ende ging sich ein Unentschieden nicht aus, aber wäre nicht ganz unverdient gewesen.

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Public Viewing auf Österreichisch – Bergisel, Innsbruck, by Klaus Hagen (Self-photographed) [ CC BY-SA 2.0 de ] via Wikimedia Commons

Im zweiten Spiel gegen Polen kam es zu einigen Änderungen. Unter anderem rutschte Turnier-Überraschung Korkmaz in die Startelf. Es war ein Spiel mit vielen Chancen für Österreich, vor allem Martin Harnik hatte zwei Großchancen, mit denen er das Spiel bereits vorzeitig entscheiden hätte können (Anhänger des VfB Stuttgart werden beim Lesen dieser Zeilen seufzend Nicken). Aber es kam anders. Roger Guerreiro erzielte die 0:1-Führung für Polen aus Abseitsstellung, was dem Linienrichter jedoch erst später auffiel. In der 93. Minute kam es zu einer der bekanntesten Szenen des Turniers. Sebastian Prödl wird im Strafraum zu Fall gebracht, sein weißes Untershirt wird klar sichtbar, nachdem Mariusz Lewandowski ihn durch Trikotziehen hinderte. Ivica Vastic erzielte gewaltvoll – genauer gesagt mit 134 km/h – den Ausgleich für Österreich. Für viele war es ein eindeutiger Elfmeter, nicht so für die Polen. Die Emotionen kochten hoch, Schiedsrichter Howard Webb bekam Morddrohungen, sogar von Polens Ministerpräsident Donald Tusk:

Ich wollte jemanden umbringen, wie alle Polen. Jeder kann sich denken, wen ich meine.

Für die Österreicher reichte der Punkt nicht. Man hätte dieses Spiel gewinnen müssen. Ganz nach „hätt i, war i“ (österreichische Redewendung „Hätte, wäre, wenn“) hätte Österreich somit bereits schon vier Punkte haben müssen. Aber der Fußballgott wollte ein Entscheidungsspiel. Wie damals in Cordoba. Erneut Deutschland. 30 Jahre später.

Österreich kämpfte hart, so auch Deutschland. Beide Mannschaften hatten einige Chancen, aber das Spiel wurde durch einen Fehler von Torwart Jürgen Macho entschieden. Er stellte die Mauer nicht richtig und ermöglichte es so Michael Ballack seinen berühmt gewordenen, gewaltvollen Freistoß ins lange Eck zu knallen. Es sollte das einzige Tor des Spiels bleiben und erneut hätte man mehr aus dem Spiel machen können. Zurückblickend muss man sagen, dass fünf Punkte drin gewesen wären, am Ende war es jedoch trotzdem nur ein Punkt und ein Tor. Der einzige Gewinner war Torschütze Ivica Vastic, ältester EM-Teilnehmer mit fast 39 Jahren. Eine Brauerei, Sponsor der österreichischen Nationalmannschaft, garantierte jedem Spieler, der ein Tor bei der EM erzielte, Bier bis ans Lebensende. Aber auch die jungen Talente Österreichs, die durch das Projekt „Challenge 08“ – später „Projekt 12“ in Vorbereitung der EM 2012 – gefördert wurden, können sich als große Gewinner bezeichnen.

Dominanz ohne Konzept

Zurück zum Vereinsfußball: Es musste sich was ändern bei Red Bull, die Bullen sollten attraktiver spielen. “Mehr Offensivfußball wagen”, hieß die Devise. So wurde Co Adriaanse als neuer Trainer vorgestellt. Aber auch er schaffte es nicht die Bullen in die Champions League zu bringen, geschweige denn in die Europa League. In der Saison 2008/09 schaffte es kein einziger österreichischer Verein in den Europapokal. Mit dem Neutrainer kamen viele Holländer nach Salzburg und auch der Offensivfußball, von dem viele Spieler profitieren sollten – vor allem Marc Janko. Der großgewachsene Stürmer erzielte in den ersten 19 Spielen unglaubliche 30 Tore und stellte damit einen neuen Bundesliga-Halbzeitrekord auf. Am Ende reichte es zwar nicht für einen Torrekord, doch immerhin für beeindruckende 39 Saisontore. Trotz erfolgreichen und offensiven Fußballs und dem zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte wurde Co Adriaanses Vertrag nicht verlängert. Ersetzt wurde er durch Huub Stevens und darüber hinaus Dietmar Beiersdorfer als Sportdirektor verpflichtet.


Marc Janko | ALLE 39 TORE der Saison 2008/2009 von 1985bestyear

Defensive, Offensive, nun wieder Defensive. Es schien als würde den Salzburgern ein Konzept fehlen. Die Form mancher Spieler schwankte stark, was natürlich auch durch die unterschiedlichen Spielstile der Trainer bedingt war. Zudem hatte man viele polarisierende Charaktere wie Somen Tchoyi, Leonardo und Johan Vonlanthen im Kader, die eher abseits des Spielfelds für Schlagzeilen sorgten. Stevens war dennoch erfolgreich. Vielleicht lag das auch einfach daran, dass 2009/10 der Fußballgott dem österreichischen Fußball wohlgesonnen war. Die Saison 2009/10 war die Österreich-Saison schlechthin. Austria Wien qualifizierte sich für die Europa League nach einem 2:3-Sieg gegen Metalurg Donezk durch ein Freistoßtor aus 30 Metern von Emin Sulimani in der 115. Minute. Rapid Wien schlug Aston Villa aufgrund der Auswärtstorregel mit 2:2. Sturm Graz schlug Metalist Kharkiv mit 2:1 und Red Bull Salzburg scheiterte in der Champions League-Qualifikation an Maccabi Haifa. Vier österreichische Teams in der Europa League, eigentlich schon Überraschung genug, aber die vier schlugen sich auch noch richtig gut. Red Bull Salzburg und Rapid Wien brachen alle Zuseherrekorde des österreichischen Fernsehens. Rapid schlug am ersten Spieltag den HSV mit 3:0 und holte ein 1:1 gegen Celtic Glasgow, in Wien sogar ein 3:3-Unentschieden gegen Celtic. Am Ende schied man dennoch mit 5 Punkten am letzten Platz aus. Sturm Graz hatte mit Galatasaray, Panathinaikos und Dinamo Bukarest auch keine einfache Gruppe, aber auch sie wussten zu überzeugen und holten gegen Galatasaray ein Unentschieden und gewannen in Graz sogar mit 1:0 gegen die Türken. Am Ende landete man mit vier Punkten ebenso auf dem letzten Platz. Austria Wien hatte Werder Bremen, Athletic Bilbao und Nacional Funchal in der Gruppe. Während man gegen die Portugiesen noch einen Punkt holen konnte und auch gegen die Bremer trotz guter Leistung nicht mehr als ein 2:2 erreichte, schied man mit 2 Punkten wiederum als Gruppenletzter aus. Red Bull Salzburg hingegen war die Überraschung schlechthin. Die Salzburger wurden in der Gruppe mit Villarreal, Lazio Rom und Lewski Sofia Gruppensieger und stellten alle in den Schatten. Im Sechzehntelfinale war gegen Standard Lüttich jedoch leider Endstation. Ein Tausend-Gulden-Schuss von Igor de Camargo erlegte die Roten Bullen und brachte die Belgier ins Achtelfinale.

Es war klar, dass es nach einer solchen Saison viele Abgänge geben würde. Bei Red Bull Salzburg wechselte Marc Janko für 7 Millionen Euro zu Twente und Somen Tchoyi verließ die Bullen für 3 Millionen Euro zu West Brom. Bei der Wiener Austria wechselte Aleksandar Dragovic zum FC Basel und die Altstars Milenko Acimovic und Jacek Bak hängten ihre Schuhe an den Nagel. Bei Rapid wechselte Nikica Jelavic für 4,9 Millionen Euro zu den Rangers nach Schottland und Branko Boskovic zu DC United in die USA. Und bei Sturm Graz Jakob Jantscher zu Red Bull, Mario Sonnleitner zu Rapid und Daniel Beichler zur Hertha nach Berlin.

Aber auch die darauffolgende Saison war ein tolles Jahr für Österreich. Es war wie ein Déjà-vu. Red Bull Salzburg traf erneut auf einen israelischen Verein. Und erneut schied man aus der Champions League-Qualifikation aus und trat in der Europa League an. Es schien so, als solle es einfach nicht sein. Red Bull Salzburg war in der Saison 2010/11 nicht die einzige österreichische Mannschaft die sich für die Europa League qualifizieren konnte. Während die Austria mit Pech mit 2:1 an Aris Thessaloniki scheiterte, verlor Sturm Graz mit 1:3 gegen Juve. Ähnlich wie Red Bull Salzburg kam es auch für Rapid zu einem Déjà-vu. Wie bereits in der vorigen Saison trafen die Grün-Weißen auf Aston Villa, aber auch dieses Mal hatten die Wiener die Nase vorne und warfen die Engländer mit 4:3 aus dem Turnier. In der Gruppenphase war aber für beide Vertreter weniger zu holen. Red Bull traf mit Manchester City, Juventus Turin und Lech Posen auf sehr namhafte Gegner und schied mit nur zwei Punkten als Gruppenletzter aus. Auch Rapid, die es mit Porto, Besiktas und ZSKA Sofia zu tun hatten, strichen als Gruppendritter mit nur drei Punkten die Segel.

Trotz der nationalen und internationalen Erfolge der letzten Jahre wurde Huub Stevens bei Red Bull Salzburg entlassen. Jara, Trapattoni, Adriaanse, Stevens, nun Moniz – die Liste war lang, ein wirkliches Konzept nicht zu erkennen. Anfangs schien es, als würde man versuchen, den holländischen Fußball zu imitieren, was jedoch nie wirklich gut gelang. Hinzu kamen Querelen mit Problemkindern wie Leonardo, der sich immer wieder mit Spielern oder Trainern anlegte, nicht zu Trainingseinheiten erschien oder auf dem Spielfeld auffiel und deshalb immer wieder aus dem Kader geworfen wurde.

Roger Schmidt macht Red Bull salonfähig

2012 wurde einiges geändert. Ralf Rangnick wurde als neuer Sportdirektor vorgestellt und es wurde ein Trainer aus der 2. deutschen Bundesliga verpflichtet. „Einer von Paderborn …“. Die Erwartungen waren nicht unbedingt hoch. Einer von vielen. Man fühlte sich als Österreicher auch schnell bestätigt, spätestens nach der blamablen Niederlage gegen F91 Düdelingen. Roger Schmidt hatte nicht den besten Einstand. Für ihn und Ralf Rangnick war klar: Es fehlt an Qualität in der Offensive. Während alle eingesetzten Defensivspieler auch später unter Schmidt eine wichtige Rolle spielten (Schwegler, Ilsanker, Hinteregger, Ulmer) wurden bis auf Leitgeb alle Spieler im Mittelfeld und im Angriff ausgetauscht. Wenig später folgten die ersten Neuzugänge, Abgänge und Abänderungen. Das Spiel der Salzburger wurde komplett verändert, viel Geld wurde in den Kader investiert um den Traum „Champions League“ endlich wahr werden zu lassen.

Aber auch im nächsten Sommer wollte es nicht klappen. Nach einer tollen Führung gegen Fenerbahce Istanbul endete das Spiel mit Pech 1:1, im Rückspiel in der Türkei wurden die Salzburger mit 3:1 nach Hause geschickt. Wie 2009 wurde man ungeschlagen Gruppensieger in der Europa League und schaffte es ins Sechzehntelfinale, wo man Ajax Amsterdam mit einem Gesamtscore und der womöglich besten Leistung der gesamten Red Bull-Ära mit 6:1 ausschalten konnte. Im Achtelfinale wartete der FC Basel, denen man in der Schweiz ein 0:0 abknüpfen konnte. Das Spiel in Salzburg war jedoch ein großes Streitthema. Zuerst sah Suchy vom FC Basel in der 9. Minute eine Rote Karte, wodurch Red Bull Salzburg groß aufspielen konnte und wenig später auch in Führung ging. Doch dann kam es zu Ausschreitungen. Schweizer Fans zündeten Bengalos, warfen Gegenstände und bedrohten Fans. Das Spiel stand vor dem Abbruch, aber nach Unterbrechung wurde das Spiel fortgesetzt. Die Salzburger kamen aus dem Rhythmus und so nutzten die Schweizer ihre Chance für zwei schnelle Tore und drehten das Spiel. Red Bull Salzburg schied mit 1:2 aus.

Roger Schmidt wurde dennoch vom Fehlstart-Trainer zum heimlichen Star der Salzburger. Er wurde Sympathieträger der Fans, ein angesehener Mann in Österreich und trug zu einem besseren Ruf der Bullen und des österreichischen Fußballs bei. Er blieb bis Mai 2014 Trainer und holte das Double aus Meisterschaft und Pokal zusätzlich zum beachtlichen Abschneiden in der Europa League.

Seit der Übernahme durch Red Bull dominiert Salzburg den österreichischen Fußball – das Team sammelte seit 2005/06 sechs Meistertitel, vier 2. Plätze und drei ÖFB-Cups. Die Dominanz ist nicht verwunderlich, ob der finanziellen Möglichkeiten des Red Bull Teams. In der Saison 2013/14 investierte Salzburg 41 Mio. Euro für Personalkosten – das entspricht in etwa dem Schnitt in der Bundesliga in der gleichen Saison. Austria Wien, die Salzburg 2014 auf den 2. Platz verweisen konnten, gab lediglich 18 Mio. Euro für sein Personal aus.

Umdenken in Salzburg?

Doch die Bullen verspielten ihren Vorteil. Nach Sadio Mané verließen auch Kevin Kampl, Alan, Stefan Ilsanker, Andre Ramalho und die beiden geliehenen Massimo Bruno und Marcel Sabitzer den Verein. Bis auf Jonathan Soriano, der sich zu einem der Lieblinge der Liga entwickelte, verloren die Bullen ihre gesamte Offensive bis zum Start der laufenden Saison. Zwar nahm Salzburg dadurch auch viel Geld ein, aber sportliche Qualität ging spürbar verloren. Als Ersatz wurden keine Stars gekauft, sondern junge, talentierte Spieler.

Es scheint, als würde Red Bull Salzburg einen neuen Weg gehen wollen. Trainer Adi Hütter verließ seiner Aussage nach aufgrund dieser Neuausrichtung den Verein. Er wurde durch Liefering-Trainer (das Amateur-Team der Bullen) Peter Zeidler ersetzt. Von offizieller Seite ließ Red Bull nichts über ein neues Konzept verlautbaren, doch es scheint, als sollten sich die Spieler von nun an amortisieren: Spieler teuer verkaufen und durch talentierten Nachwuchs ersetzen.

Und tatsächlich. Die Bullen haben einige sehr gute Spieler in einem nahezu komplett neu zusammengestellten Team. Mit neuem Trainer und vielen jungen, unerfahrenen Teenagern konnten Kampl & Co. bisher nicht vergessen machen. Der Druck ist groß, die Aufgabe schwer – Red Bull Salzburg hat gravierende Startprobleme.

Nachdem man im Vorjahr in der Champions League-Qualifikation mit Pech an Malmö scheiterte, traf man auch dieses Jahr ironischerweise auf die Schweden. Zuhause konnten die jungen Salzburger die Schweden mit 2:0 besiegen, doch die unerfahrene Mannschaft verlor im Rückspiel die Nerven und musste sich mit einem 3:0 vom Traum „Champions League“ verabschieden.

Besser lief es indes in Wien. Rapid machte das Unmögliche möglich und besiegte in der Champions League-Qualifikation Ajax Amsterdam – um später doch knapp an Shahktar Donetsk zu scheitern, womit es für die Hütteldorfer in die Europa League ging. Großen Anteil an der positiven Entwicklung haben die jungen Louis Schaub und Philipp Schobesberger, Kapitän Steffen Hofmann sowie Stürmerstar Robert Beric, der die Wiener jedoch nach der gescheiterten Champions League-Qualifikation Richtung St. Etienne verließ.

Auch beim Rivalen Austria Wien, wo im Sommer Thorsten Fink das Ruder übernahm, hat man einen Umbruch gemeistert. Gott sei Dank muss man sagen, denn eigentlich wollten die Veilchen Felix Magath holen. Doch aufgrund zu hoher Gehaltsforderungen scheiterten die Verhandlungen. Zwar braucht die Austria noch etwas Zeit, doch man ist auf einem guten Weg wieder zu einem der Top-Vereine in Österreich zu werden.

Doch ein großes Problem macht den Österreichern Sorgen: Red Bull Salzburg, Austria Wien, Rapid Wien, Sturm Graz, Wolfsberger AC – das neue Aushängeschild Kärntens und Sympathieträger der Liga, die SV Ried mit einer fantastischen Jugend, Altach – die ein Konzept auf die Beine gestellt haben langfristig der beste Verein in Vorarlberg zu werden, die Admira mit Kultstatus, Aufsteiger Mattersburg mit einem tollen, jungen Kader und die Grödiger, die eigentlich keiner in der Liga haben will, aber derzeit fantastisch in Form sind… Die Liga bietet nur Platz für 10 Vereine, bis auf Red Bull und Rapid ist der Rest der Liga bisher im Mittelfeld, nach den Spitzenplätzen beginnt direkt der Abstiegskampf. Planungssicherheit sieht anders aus. Und selbst die nachkommenden Vereine – derzeit spielen Wacker Innsbruck und der LASK um den Aufstieg – sind traditionsträchtige Vereine mit vielen Anhängern, doch jährlich muss ein Team runter. Die Debatte um ein neues Ligasystem hält sich seit Jahren, doch weiterhin gibt es keine Änderungen.

Ein Achtungserfolg auf internationaler Ebene

Doch es gibt auch Grund zur Freude: Ohne eine einzige Niederlage und mit nur einem einzigem Unentschieden haben sich die Österreicher als Tabellenerster in ihrer Gruppe vor Russland und Schweden zum ersten Mal sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Das letzte Mal war Österreich 2008 bei einem Großevent vertreten, damals nur als Gastgeber. Zuvor hatte man sich zuletzt für die Weltmeisterschaft 1998 qualifiziert, 18 Jahre später wird man wieder nach Frankreich reisen. Den größten Anteil daran hat Teamchef Marcel Koller. Der Schweizer übernahm die Österreicher im November 2011 als die Nationalmannschaft zwischen Platz 70 und 80 der Weltrangliste herumgurkte. Im öffentlich-rechtlichen ORF gab es sogar einen runden Tisch mit „Experten“ die über die hitzige Trainer-Entscheidung debattierten.

Der Schweizer wurde zum Publikumsliebling, machte die Nationalmannschaft zu solch einem Trend, dass Länderspiele inzwischen binnen Minuten ausverkauft sind, verbesserte die Stimmung in der Mannschaft und stellte ein Team zusammen, dass seit 2014 ungeschlagen blieb.

Wenn da nicht das unnötige Testspiel gegen Brasilien gewesen wäre…Österreich landete deswegen nur in Topf 2 für die Auslosung zur WM-Qualifikation 2018 und ist deswegen auch nicht in den Top 10 der FIFA-Rangliste. Dennoch: Die Österreicher rangieren derzeit in ungeahnten Höhen und sind ein toller Tipp für die Europameisterschaft.

Marcel Koller - vom Klinkenputzer zum gefragten Trainer
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Marcel Koller, by Steindy | CC BY-SA 3.0 | via Wikimedia Commons

Marcel Koller war raus aus dem ständig rotierenden Trainerkarussell. Nach seiner Entlassung 2009 bei Bochum fand er keinen neuen Arbeitgeber. Er gab Einzeltraining, sein Berater telefonierte Klubs in Not ab. Bis das Angebot aus Österreich kam.

Die NZZ porträtiert Marcel Koller als Trainer und Spieler. 

Die letzten beiden Spiele gegen Montenegro und Liechtenstein konnte Österreich ebenfalls gewinnen und musste in den 10 Quali-Spielen letztendlich nur einen Punktverlust durch ein Unentschieden hinnehmen.

Doch der Erfolg bleibt niemandem verborgen. Marcel Koller wurde zum Objekt der Begierde für namhafte Vereine auf Trainersuche. Aber wenn Koller selbst seiner Schweizer Heimat inzwischen zweimal abgesagt hat, weil er sich beim ÖFB so wohl fühlt, bleibt zu hoffen, dass er auch anderen Versuchungen widersteht.

Die ÖFB-Auswahl steht damit so gut da, wie lange nicht mehr und hat Österreich, zusammen mit den vielen im Ausland aktiven und aus der verbesserten Jugendarbeit hervorgegangenen Jugendspielern wieder auf die internationale Fußballlandkarte gebracht.

Die heimische Bundesliga profitiert von diesen Entwicklungen kaum. Der Vereinsfußball liegt am Boden. Viele Vereine haben finanzielle Probleme, die infrastrukturelle Entwicklung kommt erst langsam in Gang und die Zuschauerzahlen sind weiterhin niedrig. Und das obwohl Wien nach Berlin auf Platz zwei der deutschsprachigen Städten mit den meisten Einwohnern liegt – weder Rapid noch Austria haben auch nur annähernd einen Zuschauerschnitt von 15.000 – 25.000. Die Vielzahl an Dorfvereinen bzw Neuvereinen in Österreich trägt nicht gerade zur Attraktivität der Bundesliga bei. Auch der wirtschaftliche Gedanke mit der Entwicklung junger Spieler Geld durch Transfererlöse zu verdienen, wurde erst vor wenigen Jahren “entdeckt”. Während man früher einen Starspieler so lange genoss, bis er ablösefrei den Verein verließ, werden sie nun an den Höchstbietenden verkauft. Doch die Entwicklung in den letzten 2-3 Jahren lässt uns Österreicher hoffen. Bei Rapid und Austria Wien werden die Stadien derzeit erneuert und damit zeitgemäße Infrastruktur geschaffen. Falls das Ligasystem reformiert wird, kann man womöglich schon bald in eine bessere Zukunft blicken.

Saison Meister Vize Torjäger Größter Transfer
97/98 Sturm Graz Rapid Wien Geir Frigård (23) Alex Manninger zu Arsenal (1,5 Mio.)
98/99 Sturm Graz Rapid Wien Edi Glieder (22) Vidar Riseth zu Celtic (2,5 Mio.)
99/00 FC Tirol Innsbruck Sturm Graz Ivica Vastic (32) Mario Haas zu Straßburg (3,1 Mio.)
00/01 FC Tirol Innsbruck Rapid Wien Radoslaw Gilewicz (22) Charles Amoah zu Sturm Graz (3,9 Mio.)
01/02 FC Tirol Innsbruck Sturm Graz Ronald Brunmayr (27) Francisco Rojas zu Sturm Graz (2,7 Mio.)
02/03 FK Austria Wien Grazer AK Axel Lawaree (21) Sigurd Rushfeldt zu Austria Wien (1,8 Mio.)
03/04 Grazer AK FK Austria Wien Roland Kollmann (27) Peter Kabat zu FC Kärnten (0,7 Mio.)
04/05 Rapid Wien Grazer AK Christian Mayrleb (21) Sebastian Mila zu Austria Wien (2,0 Mio.)
05/06 Austria Wien Red Bull Salzburg Sanel Kuljic/Roland Linz (15) Andreas Ivanschitz zu RB Salzburg (4,0 Mio.)
06/07 Red Bull Salzburg SV Ried Alex Zickler (22) Filip Sebo zu Glasgow Rangers (2,5 Mio.)
07/08 Rapid Wien Red Bull Salzburg Alex Zickler (16) Ibrahim Sekagya zu RB Salzburg (2,0 Mio.)
08/09 Red Bull Salzburg Rapid Wien Marc Janko (39) Sebastian Prödl zu Werder Bremen (2,5 Mio.)
09/10 Red Bull Salzburg Austria Wien Steffen Hofmann (20) Erwin Hoffer zu SSC Neapel (5,0 Mio.)
10/11 Sturm Graz Red Bull Salzburg Roland Linz (21) Marc Janko zu Enschede (7,0 Mio.)
11/12 Red Bull Salzburg Rapid Wien Jakob Jantscher/Stefan Maierhofer (14) Nacer Barazite zu Monaco (4,5 Mio.)
12/13 Austria Wien Red Bull Salzburg Phillipp Hosiner (32) Sadio Mane zu RB Salzburg (4,0 Mio.)
13/14 Red Bull Salzburg Rapid Wien Jonatan Soriano (31) Ante Roguljic zu RB Salzburg (2,0 Mio.)
14/15 Red Bull Salzburg Rapid Wien Jonatan Soriano (31) Sadio Mané zu Southampton (15 Mio.)
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Meanwhile in Österreich https://120minuten.github.io/meanwhile-in-oesterreich/ https://120minuten.github.io/meanwhile-in-oesterreich/#comments Fri, 08 May 2015 07:13:59 +0000 https://120minuten.github.io/?p=1085 Weiterlesen]]> Der österreichische Fußball schreibt seine eigenen Geschichten. Titel, Spielerpersönlichkeiten mit Legendenstatus, schillernde Vereinsmäzene, Abstürze und Abstiege – das alles gibt es auch in der Alpenrepublik. Marco Stein lässt die jüngere Geschichte des österreichischen Fußballs Revue passieren. Der Start einer mehrteiligen Reihe.

Autor: Marco Stein, cavanisfriseur.de

österreich

Cordoba. Einem jedem Österreicher ein Begriff. Der legendäre Tag als die kleinen Österreicher die großen, mächtigen Deutschen bei der Weltmeisterschaft 1978 schlugen. Jede Argumentation mit unseren deutschen Nachbarn kann scheinbar mit dem Begriff „Cordoba“ gewonnen werden. Heute erkennen viele, dass dies eher ein Armutszeugnis ist, immerhin ist dieser „Erfolg“ schon 35 Jahre her. Doch auch wenn ich in den ersten Zeilen über mein Vaterland scherze, so hatte der österreichische Fußball auch später große Zeiten.

Was in den 70er-Jahren Krankl, Prohaska und Koncilia waren, sind in den 90ern Polster, Vastic, Herzog und viele andere. Liest man sich den Kader der Weltmeisterschaft 1998 durch, so müsste jedem Österreicher warm ums Herz werden. Konsel, Wohlfahrt, Feiersinger, Pfeffer, Cerny, Herzog, Kühbauer, Pfeifenberger, Polster, Vastic, … Namen, die auch in Deutschland nicht ganz unbekannt sein dürften. In der WM-Qualifikation wurde Österreich Gruppensieger mit 25 Punkten. Einzig die Schotten machten den Rot-Weiß-Roten Probleme. Zum Auftakt gab es ein 0:0 in Österreich und Auswärts verlor man mit 2:0, die einzige Niederlage in der Quali.

In der WM-Qualifikation entschied ein Heimsieg gegen Schweden in Unterzahl über die Teilnahme der Österreicher an der WM 1998 – es sollte bis heute das letzte große Turnier, mit Ausnahme der Heim-EM, bleiben.

Solche Erfolge wollte man auch bei der Weltmeisterschaft in Frankreich feiern, aber mit Italien, Kamerun und Chile hatte man keine einfache Gruppe. Während man in den Spielen gegen Kamerun und Chile jeweils in den Schlussminuten ausgleichen konnte, verlor man gegen starke Italiener mit 2:1 und schied als Gruppendritter aus. Trotz bloß zweier Punkte ein Achtungserfolg. Es schien bergauf zu gehen mit dem österreichischen Fußball.

Die letzten WM-Fahrer
Was macht der österreichische WM-Kader von 1998 heute? Die meisten sind dem Fußball treu geblieben.

Position Name Verein 1998 Heute
Tor Wolfgang Knaller FK Austria Wien Torwarttrainer St. Pölten
Tor Michael Konsel AS Rom Coaching-Agentur
Tor Franz Wohlfahrt VfB Stuttgart Sportdirektor Austria Wien
Abwehr Wolfgang Feiersinger Borussia Dortmund Gastronom
Abwehr Martin Hiden Leeds United Trainer LASK Linz
Abwehr Walter Kogler AS Cannes zuletzt Trainer bei Rot-Weiß Erfurt
Abwehr Anton Pfeffer FK Austria Wien Sportkoordinator der niederösterreichischen Landesregierung
Abwehr Peter Schöttel SK Rapid Wien bis 2013 Trainer bei Rapid Wien
Mittelfeld Martin Amerhauser SV Austria Salzburg macht in Telekommunikation
Mittelfeld Harald Cerny TSV 1860 München Trainer in den U-Mannschaften bei Bayern München
Mittelfeld Andreas Heraf SK Rapid Wien Trainer der österreichischen U-16
Mittelfeld Andreas Herzog Werder Bremen Trainer der U-23 der USA
Mittelfeld Dietmar Kühbauer Real Sociedad Trainer Wolfsberger AC
Mittelfeld Roman Mählich SK Sturm Graz Trainer Austria Wien II
Mittelfeld Hannes Reinmayr SK Sturm Graz bis April 2015 Trainer bei Gleinstätten
Mittelfeld Markus Schopp SK Sturm Graz Trainer Strum Graz II
Mittelfeld Peter Stöger LASK Linz Trainer 1. FC Köln
Angriff Mario Haas SK Sturm Graz Coaching und Fußballcamps
Angriff Heimo Pfeifenberger Werder Bremen bis November ’14 Trainer bei Wiener Neustadt
Angriff Anton Polster 1. FC Köln Trainer Wiener Viktoria
Angriff Ivica Vastić SK Sturm Graz Trainer SV Mattersburg
Angriff Arnold Wetl SK Rapid Wien Trainer U-16 Sturm Graz

Aber mit der Jahrtausendwende fielen einige ehemalige Stars weg. Spieler wie Polster, Konsel, Pfeffer, Pfeifenberger und Mählich liefen zwar nicht mehr für die Nationalmannschaft auf, wurden jedoch durch ganz passable Kicker ersetzt. Doch je älter das Jahrtausend wurde, desto weniger Stars kamen nach. Zudem gab es scheinbar keinen Trainer auf der Bank, der die Ausfälle kompensieren konnte.

Der doppelte Ivica und ein Schuldenberg – SK Sturm Graz und der FC Tirol

Anders sah dies im Vereinsfußball aus: Ab 1998 sorgte vor allem der SK Sturm Graz für Furore, national wie international. Das magische Dreieck, bestehend aus Mario Haas, Ivica Vastic und Hannes Reinmayr sowie Trainerlegende Ivica Osim sorgten für Meistertitel, Cupsiege, sowie drei aufeinanderfolgende Champions League-Teilnahmen.

Ivica_Osim_-_SK_Sturm_(1999)

Ivica Osim 1999, By Radiofabrik Community Media Association Salzburg, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Ivica Osim, der mit Jugoslawien ins Viertelfinale der WM 1990 einzog, kam bereits zur Saison 94/95 nach Graz und veränderte den Verein nachhaltig. Bei seiner Ankunft war die Mannschaft als Kämpfertruppe verschrien. Er baute ein effizientes Team aus jungen Spielern auf und kultivierte das Kurzpassspiel. Hätte es in seiner ersten Saison bereits die 3-Punkte-Regel gegeben – er wäre auf Anhieb Meister geworden. Sein Auftreten gegenüber den Medien mit tiefgründigen Kommentaren, brachte ihm den Spitznamen “Philosoph” ein. Zeitgleich mit Osim kam Ivica Vastic vom MSV Duisburg in die Steiermark. Er spielte eine um die andere starke Saison, war der Schlüsselspieler des Trainers und hielt dem Verein viele Jahre die Treue. Bereits 1996 nahm er die österreichische Staatsbürgerschaft an, was auch durch die starke Konkurrenz im Kader Kroatiens bedingt war.

Vor allem die letzte Champions League-Teilnahme von Sturm Graz im Jahr 2000/01 ging in die Geschichtsbücher des österreichischen Vereinsfußballs ein. In einer Gruppe mit Galatasaray, dem AS Monaco und den Rangers wurde man mit zehn Punkten Gruppensieger. In der zweiten Gruppenphase wurde man Gruppendritter, hinter Valencia und Manchester United, doch vor Panathinaikos Athen. In der Liga landete man jedoch nur auf Platz Vier, womit man erstmals keinen internationalen Platz erreichte. Der Verein setzte ein letztes Glanzlicht in Europa – national spielten sich andere Teams in den Vordergrund.

RTL widmet Sturm Graz in der Saison 2000/01 einen Einspieler.

National machte ein Verein aus dem Westen Österreichs von sich reden:

Um das Jahr 2000 wurde der FC Tirol eine Großmacht im österreichischen Fußball. In der Saison 1998/99 übernahm Kurt Jara das Traineramt beim damals abstiegsbedrohten Team. Schon in der Folgesaison führte er die Innsbrucker zur Meisterschaft. Zwei weitere sollten folgen. Der letzte Meistertitel übrigens unter Jogi Löw, der das erfolgreiche Jara-Team nach dessen Wechsel zum HSV übernahm. Der Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld war Markus Anfang, der nie wieder so erfolgreich spielen sollte. In der Bundesliga blieb ihm der Durchbruch verwehrt. Nach eigener Aussage bekam er in Österreich nur die Hälfte des Gehalts, das er zuvor in Deutschland verdiente. Nach der 3. Meisterschaft des FC Tirol 2002 folgte jedoch der Lizenzentzug aufgrund eines Schuldenberges in Millionenhöhe. Über die Jahre hatten dem Verein unzählige Gläubiger Geld geliehen und die Ausgaben für Spielergehälter stiegen ins Astronomische, die Spieler, u.a. auch Anfang, sollen nach damaligen Verhältnissen fürstlich verdient haben.

Entlassung als Glücksfall
Die 1. Frage, die Jogi Löw nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft zu hören bekam: “War der Rauswurf bei der Austria die größte Ungerechtigkeit, die Ihnen je widerfahren ist?”

Die Austria war Löws 2. Station in Österreich. Zuvor hatte er 2001 den amtierenden Meister FC Tirol von Kurt Jara übernommen und zum 3. Titel in Folge geführt. Trotz Spielern, die ein halbes Jahr keine Gehälter bekamen. Am Ende der Saison stand der Meistertitel, der Konkurs und Löw ohne Verein da.

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2006 wurde Löw Cheftrainer beim DFB, Hansi Flick der neue Co-Trainer, by Tomukas – Thomas Holbach, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

2003 nahm ihn Austria Wien unter Vertrag, wo er und Frank Strohnach sich aneinander abarbeiteten. Der Vereinsmäzen saß am längeren Hebel und entließ Löw nach einer Niederlage beim Tabellenletzten. Sein Team stand zu diesem Zeitpunkt dennoch auf Platz 1 in der Meisterschaft. Am Ende der Saison sollte es für die Austria ohne Trainer Löw nur zur Vizemeisterschaft reichen.

Kurz nach der Entlassung in Wien wurde Löw Co-Trainer von Jürgen Klinsmann – von daher fiel seine Antwort auf der Weltmeister-PK relativ versöhnlich aus: “Nachbetrachtet war es nicht die größte Ungerechtigkeit, sondern das größte Glück.”

Doch könnte Sturm Graz nun wieder in die Fußstapfen der Tiroler steigen? Leider nicht. Mit Platz Vier und somit keiner Teilnahme an einem Europacup, mussten nach der Saison 2000/01  viele Stars abgegeben und durch Jugendspieler ersetzt werden. Der Umbruch im Team gelang 2001/02 mit der Vizemeisterschaft, doch sowohl Osim als auch Vastic verließen Graz 2002. Beide genießen bei Sturm noch heute Legendenstatus und zählen zu den prägenden Figuren des Vereins. Ihr Abgang markierte auch das Ende einer Ära. Es folgte eine sportliche wie wirtschaftliche Talfahrt. Der Vorzeigeverein wurde zu Mittelmaß, zudem plagten die Grazer finanzielle Probleme. Innerhalb kürzester Zeit verschwanden zwei Großmächte aus der Spitze des österreichischen Fußballs.

Austria Wien – nachhaltiger Erfolg dank Magna-Millionen

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Frank Stronach (2008), Steindy, CC BY-SA 2.0 de, via Wikimedia Commons

Anders sah das bei der Wiener Austria aus. Während die Violetten in den 90ern viele ihrer Stars abgeben mussten, kam zur Jahrtausendwende mit Frank Stronach einer der ersten modernen Mäzene in den österreichischen Fußball. Frank Stronach, geboren als Franz Strohsack, ist ein austro-kanadischer Industrieller und Besitzer der Firma Magna. Er soll im Alter von 20 Jahren mit nur 200 Dollar in der Tasche nach Kanada ausgewandert sein und dort erste Erfolge als Autozulieferer gefeiert haben. So große Erfolge, dass er sich heute Milliardär nennen darf. Der Austro-Kanadier setzte es sich zum Ziel, die Austria international groß aufspielen zu lassen, so investierte Stronach sein Geld in Stadion, Jugendakademie, Kader und verschiedenste Trainer. Rund 100 Mio. Euro soll er über die Jahre in den österreichischen Fußball und insbesondere in die Austria investiert haben.

Und tatsächlich, mit dem Einstieg von Magna folgten einige gute Spielereinkäufe. Aber Stronach war ein Unruhestifter, immer wieder kam es zu Problemen mit Spielern oder Vorstand. Dennoch konnte in der Saison 2002/03 unter Christoph Daum der erste Meistertitel seit zehn Jahren gefeiert werden. Der Meistertrainer ging zu Fenerbahce Istanbul und wurde von einem anderen Deutschen ersetzt: Jogi Löw, der wiederum nach nur acht Monaten entlassen wurde. Stronach unterstellte ihm, er sei einfach kein Siegertyp. Die Veilchen wurden in der gleichen Saison übrigens mit nur einem Punkt Rückstand Vizemeister. Meister wurde ein Grazer Verein, jedoch nicht Sturm Graz, aber dazu später mehr.

Der womöglich größte Erfolg der Wiener Austria war in der Saison 2004/05. Im UEFA-Cup bekam man Real Saragossa, den FC Brügge, den FC Utrecht und Dnipro Dnipropetrowsk zugelost. Mit zwei Siegen und einem Unentschieden landete man auf Platz 3 und qualifizierte sich somit für das Sechzehntelfinale. Dort schlug man Athletic Bilbao mit einem Gesamtscore von 2:1 und auch im Achtelfinale wusste man den nächsten spanischen Gegner auszuschalten. Die Austria feierte einen 3:3-Erfolg gegen Real Saragossa und erreichte aufgrund der Auswärtstorregel das Viertelfinale des UEFA-Cups. Erst dort war für die Wiener Schluss. Mit einem 1:1 zu Hause und einem 0:0 auswärts scheitere man knapp an der Auswärtstorregel gegen Parma. Auch in den nächsten Jahren zählte die Austria zu den großen Mannschaften der Liga, man bestach vor allem durch eine gute Mischung aus Stars und Eigenbauspielern, aber im Herbst 2005 gab Stronach seinen schrittweisen Ausstieg als Mäzen bekannt. Sein Unternehmen Magna zog sich als Hauptsponsor im Jahr 2008 zurück.

Das andere Graz – die nächste Pleite

Aber wer wurde nun Meister in der Saison 2003/04? Der GAK, Grazer Athletiksport Klub. Wird wohl wenigen bekannt sein, spielte jedoch im Schatten des Rivalen Sturm Graz und des FC Tirols immer eine erfolgreiche Rolle. Den meisten Lesern sagt der Vereinsname wenig, aber eventuell erinnert man sich noch an einen ganz speziellen litauischen Trainer, der quasi über Nacht das Traineramt beim GAK übernahm – Hape Kerkeling eroberte die Herzen der österreichischen Profis im Sturm.

Die Grazer feierten 2004 ihren ersten Meistertitel und bildeten zusammen mit der Wiener Austria die neuen Topmannschaften des Landes. Auch international wusste man zu überraschen. Ab 1996/97 war man fast zehn Jahre in Folge für den Europapokal bzw. dessen Qualirunden qualifiziert. In der Champions League-Qualifikation 2004/05 traf man auf Liverpool. Kaum einer hätte sich gedacht, dass der GAK an der Anfield Road mit 0:1 gewinnt, Schade nur, dass man im Hinspiel zuvor mit 0:2 verloren hatte. Dennoch ein großer Achtungserfolg für die Grazer, besiegte man immerhin den späteren Champions League-Sieger, die einzige internationale Heimniederlage der Reds der Saison übrigens. Dies entging auch nicht den Engländern. Emanuel Pogatetz, Leihgabe von Bayer Leverkusen, spielte gegen die Reds groß auf und spielte sich somit auf den Notizzettel einiger Scouts. Am Ende der Saison landete Mad Dog für rund 2,7 Millionen Euro schließlich bei Middlesbrough.

Doch von da an ging es auch für den nächsten Grazer Verein bergab. Im März 2007 meldete der GAK Konkurs an, die Gesamtschulden beliefen sich auf mehr als 15 Millionen Euro. Es folgten Punktabzüge (darunter ein rekordverdächtiger Abzug von 28 Zählern) und Abstiege bis in die Drittklassigkeit. Das erste Jahr in der Regionalliga Mitte beendete man mit Jugend- und Amateurspielern auf Platz Drei, trotz sportlichen Erfolges musste man jedoch erneut Konkurs anmelden. Im Jahr 2012 folgte der vierte Konkursantrag und man musste den Spielbetrieb einstellen. Fans kauften sich auf einer eigens eingestellten Homepage noch einmal alle letzten GAK-Gegenstände die es gab, seien es Trikots, Bälle, Trinkflaschen oder gar Kühlschränke. Zwei Monate später kam es zu einem Neuanfang, als ehemalige GAK-Mitglieder entschieden, einen neuen Verein namens GAC zu gründen. Dieser wurde später in FC Gratkorn, dann GAK², dann wieder FC Gratkorn, GAC/GAK und schließlich in GAK 1902 umbenannt. Im Frühling 2014 feierten die Grazer den Meistertitel in der 1. Klasse Mitte A, der achthöchsten Liga Österreich.

Der FC Tirol, Sturm Graz und der Grazer AK waren die spektakulärsten Pleiten im österreichischen Fußball. Immer wieder scheiterten in Österreich risikofreudige Klubchefs an ihrer Großmannssucht. Die europäische Königsklasse im Blick wurde ein ums andere Mal ein viel zu teurer Kader zusammengestellt, der im Hintergrund einen Schuldenberg wachsen ließ. Schillernde Persönlichkeiten wie der nie kleckernd immer klotzende Sturm Graz-Boss Hannes Kartnig wurden hofiert – auch von den deutschen Medien – der Spiegel widmete dem “Sonnenkönig” 2000 ein Porträt. Die Details der Machenschaften in den Bundesliga-Hinterzimmern kamen im Lauf der Jahre zutage – für die Bezahlung der Kicker wurden alle Möglichkeiten – legale und illegale – ausgeschöpft und in Erinnerung bleibt auch die Posse um die Verantwortlichen beim FC Tirol, die in ihrer Verzweiflung auf ein dubioses Angebot hereinfielen: in Erwartung eines Kredits überwiesen sie 750.000 € nach Übersee. Sie sollten ihr Geld nie wiedersehen. Die Schweizer Tageswoche fasst die Kapriolen lesenswert zusammen.

Umzug mit Hindernissen

Während viele Vereine Anfang des neuen Jahrtausends schwankten, machte ein Team aus Oberösterreich in der Zwischenzeit alles richtig. Mit der Hilfe des Sponsors Superfund, ein Investment-Unternehmen, wurde aus dem Dorfverein einer der bestgeführten Klubs Österreichs. Der FC Superfund Pasching verbrachte fünf Jahre in der Bundesliga und hätte womöglich noch so einige Jahre dort verbringen können, wenn da nicht…

So manchem Werder Bremen-Fan könnte der Verein aus der 7.000-Einwohner-Gemeinde noch in Erinnerung geblieben sein, denn die Paschinger schlugen Werder in der Saison 2003/04 im UI-Cup mit 4:0 – und scheiterte leider später an Schalke 04. Die Saison wurde zudem auf Platz Drei beendet, was die Mannschaft zur Teilnahme an der UEFA-Cup-Qualifikation berechtigte. Jedoch schied man bereits in der 2. Runde gegen Zenit St. Petersburg aufgrund der Auswärtstorregel aus. Die folgende Saison beendeten die Oberösterreicher auf Platz Vier. Das Spiel wiederholte sich: erneut 2. Runde, erneut Zenit, erneut die blöde Auswärtstorregel. 2005/06 war keine gute Saison für österreichische Vereine. In der 1. Runde – der Runde vor der Gruppenphase – schieden Austria Wien (2:2 (a) gegen Viking Stavanger) und GAK (0:7 gegen Racing Straßburg) aus.

 

In Pasching ließ man sich davon nicht aus der Ruhe bringen und erreichte Platz Drei in der Saison. Endlich hatte es geklappt: Fixplatz UEFA-Cup. Während es die Austria 2006/07 in die Gruppenphase schaffte (und dort mit null Punkten ausschied) scheiterte Pasching an Livorno mit einem Gesamtscore von 3:0. Die Saison beendeten die Paschinger auf Platz Fünf…und in einem anderen Bundesland.

Richtig verstanden. Die Oberösterreicher entschieden bei einer Generalversammlung den Umzug vom nördlichen Oberösterreich in den Süden nach Klagenfurt, Kärnten, wo kurz zuvor der FC Kärnten gestrauchelt war. Ganz nach amerikanischer Art sollte der Verein das Aushängeschild des Kärntner Fußballs werden und zudem das Spielzeug des Politikers Jörg Haider. Der SK Austria Kärnten wurde geboren. Wie kam es dazu? Ganz einfach: Jörg Haider, Politiker und Ex-Präsident des bereits aufgelösten FC Kärnten traf sich zu Verhandlungen mit Pasching-Präsident und –Geldgeber Franz Grad, nach kurzer – und völlig dubioser – Generalversammlung wurde beschlossen den FC Pasching nach Kärnten zu lotsen und komplett umzukrempeln.

Neues Logo, neue Vereinsfarben, neuer Name, neuer Sponsor, neues Stadion, neuer Vorstand. Geführt wurde der Verein von vielen Kollegen Haiders. Spendabel wurde ein neues, modernes Stadion gebaut. Dank der Bild-Zeitung kennen viele das Stadion womöglich als „Klagenfurz“ von der EM 2008. Das Wörthersee Stadion kostete 92 Millionen Euro, bietet für 32.000 Besucher Platz und wurde rechtzeitig mit dem Umzug der Paschinger fertig. Doch sportlich fand der Verein nie in die Spur, um das Stadion auch nur annähernd füllen zu können. Geplagt von vielen Trainerwechseln und finanziellen Problemen, folgte nach dem sportlichen Abstieg 2010 auch wenig später der finanzielle. Der Verein hatte mit Jörg Haiders Tod im Oktober 2008 sein Zugpferd verloren. Das Land war nicht bereit, für die Schulden des Vereins zu haften und so musste Austria Kärnten Insolvenz anmelden und fand sich in der Regionalliga Mitte wieder. Von da an stand das Stadion leer und fing zu bröckeln an. Vor wenigen Monaten wurde ein Vertrag ausgehandelt der das Stadion zumindest zum Austragungsort für die nächsten ÖFB-Cup-Finals macht.

Dieser Text markiert den Start einer kleinen Serie – Fortsetzung folgt…

Saison Meister Vize Torjäger Größter Transfer
97/98 Sturm Graz Rapid Wien Geir Frigård (23) Alex Manninger zu Arsenal (1,5 Mio.)
98/99 Sturm Graz Rapid Wien Edi Glieder (22) Vidar Riseth zu Celtic (2,5 Mio.)
99/00 FC Tirol Innsbruck Sturm Graz Ivica Vastic (32) Mario Haas zu Straßburg (3,1 Mio.)
00/01 FC Tirol Innsbruck Rapid Wien Radoslaw Gilewicz (22) Charles Amoah zu Sturm Graz (3,9 Mio.)
01/02 FC Tirol Innsbruck Sturm Graz Ronald Brunmayr (27) Francisco Rojas zu Sturm Graz (2,7 Mio.)
02/03 FK Austria Wien Grazer AK Axel Lawaree (21) Sigurd Rushfeldt zu Austria Wien (1,8 Mio.)
03/04 Grazer AK FK Austria Wien Roland Kollmann (27) Peter Kabat zu FC Kärnten (0,7 Mio.)
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Die Auferstehung der Anti-Bullen https://120minuten.github.io/die-auferstehung-der-anti-bullen/ https://120minuten.github.io/die-auferstehung-der-anti-bullen/#respond Wed, 28 May 2014 03:54:00 +0000 https://120minuten.github.io/?p=29 Weiterlesen]]> Traditionsklub Austria Salzburg wurde 2005 von Red Bull übernommen und komplett umgekrempelt. Mit neuem Namen und neuem Logo konnten sich einige Fans nicht mehr identifizieren und gründeten kurzerhand die Austria neu. Inzwischen steht der Verein, der auf viel Mitbestimmung setzt, an der Schwelle zur 2. Liga.

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