Regionalliga – 120minuten https://120minuten.github.io Lange Texte. Über den Fußball. Fri, 30 Aug 2019 12:57:53 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.4.2 73012590 Dürfen Vereine sterben? https://120minuten.github.io/duerfen-vereine-sterben/ https://120minuten.github.io/duerfen-vereine-sterben/#respond Fri, 30 Aug 2019 12:56:47 +0000 https://120minuten.github.io/?p=6477 Weiterlesen]]> Widdewiddewitt, Tradition und Größe macht Anspruch, und Geld macht Erfolg!

von Hardy Grüne, dieser Text erschien zuerst in Ausgabe 15 des Zeitspiel-Magazins, das Heft mit dem Schwerpunkt “Überleben im Turbokapitalismus” kann hier bezogen werden.

350.000 Euro via Crowdfunding in Wattenscheid. Deren 120.000 Euro in Wuppertal. Über eine Million bei einer Fananleihe zur Rückzahlung einer Fananleihe in Kaiserslautern. Angeschlagene Fußballklubs lassen sich reihenweise von ihren Fans die, sorry, Ärsche retten. Denn „Tradition darf nicht sterben“.

Dafür bin ich auch. Schon aus persönlichen Erfahrungen. Mein Verein, der 1. SC Göttingen 05, starb 2003, nachdem über lange Zeit alljährlich händeringend Geld akquiriert worden war, um von Halbserie zu Halbserie zu kommen. Auch von Fans, die trotz ehrenamtlicher Arbeit brav Eintritt zahlten, ihr Bier bevorzugt im Klubhaus tranken („dann bleibt das Geld im Verein“) und eine Menge Geld für ein Stück Stoff in den Vereinsfarben ausgaben.

Bei Geld hört die Liebe auf, heißt es. Im Fußball gilt das nicht. Da fängt die Liebe bei Geld erst richtig an. Wattenscheid, Wuppertal und Kaiserslautern stehen für ein Dilemma, das sattsam bekannt ist: Große Ambitionen und hohe Risikobereitschaft treffen auf eine Fangemeinde, die ein „Wir müssen wieder groß werden“-Mantra pflegt und sich mit dem Tunnelblick des Schwerverliebten die Welt schön malt wie dereinst Pippi Langstrumpf: „Tradition und Größe machen Anspruch, widdewiddewitt, und Geld macht Erfolg! Wir machen uns die Welt, widdewidde, wie sie uns gefällt…“

Von der Last der Tradition

Um keinen Zweifel zu lassen: Der Tod eines Fußballklubs mit 100 Jahren Tradition ist eine bittere Sache. Es stirbt ein Stück Stadtgeschichte. Auch in Göttingen trauerte man 2003 und erinnerte sich wehmütig an die goldenen Tage. Dann gingen alle zur Tagesordnung über. Göttingen ist – außerhalb von WM und EM – schon lange keine Fußballstadt mehr, sondern eine Basketballstadt. Da tragen die Gegner Namen wie ratiopharm Ulm oder s.Oliver Würzburg. Lediglich eine Handvoll Fußballfans kehrte die Trümmer des 1. SC 05 zusammen und setzte sie in Verbund mit dem Vorstadtverein RSV Geismar als RSV Göttingen 05 wieder zusammen. Baute mit eigenen Händen eine Stehtribüne, opferte zig Stunden ehrenamtlicher Arbeit und freute sich, als es wieder aufwärts ging. Die Reise führte von der achtklassigen Bezirksklasse zurück in die Oberliga, wo man wieder auf das alte Problem traf, das schon den 1. SC 05 gekillt hatte: zu hohe Kosten, zu geringe Einnahmen. Ohne externe Geldgeber war die Liga nicht zu wuppen. Der ersehnte Geldgeber kam und gab das Motto „one team, one dream“ aus. Ziel: Regionalliga. Tatsächlich aber ging es zurück in die Bezirksliga, hinterließ das Engagement des Geldgebers, der nach einem knappen halben Jahr die Brocken hinwarf, verbrannte Erde und eine gespaltene Tradition. Heute gibt es in Göttingen zweimal 05 – den RSV 05 in der Kreisliga und den 1. SC 05 in der Landesliga. Bei letzterem bauten Fans übrigens kürzlich mit eigenen Händen in ihrer Freizeit eine Bratwurstbude.

In der Liebe wirkt Geld oft toxisch auf die Beziehungschemie. Eine Crux, die auch im Fußball auftritt. Gerade bei den so genannten „Traditionsvereinen“. Ein Begriff, der einst als Qualitätssiegel galt und heute als Kampfschwert zwischen Traditionalisten und Modernisten dient. Ein Traditionsverein blickt auf eine schillernde Vergangenheit zurück, steht oft in einer schwierigen Gegenwart und sieht sich in der heiligen Verpflichtung, zu „alter Größe“ zurückzukehren. In der Regel steht eine mehr oder weniger große Fan- und Zuschauerszene dahinter, die sich wehmütig an „früher“ erinnert und fordert, man müsse dorthin zurückkommen – notfalls eben mit Gewalt. Sprich mit Geld. Als die Meldung vom drohenden Finanzcrash aus Wuppertal kam, schrieb ein Anhänger der Bergischen an den Red-Bull-Konzern und warb um Unterstützung. In Kaiserslautern hoffte man derweil auf den Einstieg des russischen Geldadeligen Michail Ponomarew – was wiederum in Krefeld-Uerdingen Ängste auslöste; denn dort weiß man, dass der KFC 05 nicht halb so sexy ist wie der FCK. Und Ponomarews Liebe zum KFC sollte besser nicht auf eine harte Probe gestellt werden.

Vernunft (und Moral?) scheinen ausgeschaltet, wenn es um den finanziell angeschlagenen eigenen Klub geht.

Dazu passt die Kritik an den Warnern, denen zugeblafft wird, man müsse „jetzt erstmal zusammenstehen und den Klub retten, analysieren können wir später“. Wobei „später“ häufig „nie“ heißt, weil nach der wie auch immer gelungenen Rettung sofort die Forderung auftaucht, dass nun, wo es doch „endlich wieder läuft“, aber auch wirklich „die Rückkehr zu alter Größe“ folgen müsse. Unterdessen ist der Keim für die nächste Krise schon gelegt – beispielsweise weil man externen Geldgebern die Kontrolle über seinen Verein übergab, die damit ihre eigene Interessen verfolgen.

„Alle wollen an die fetten Fleischtöpfe“

Wirtschaftlich angeschlagene Traditionsvereine wecken das Mitgefühl von Fans im ganzen Land. So wurde die SG Wattenscheid 09 als wichtiger Traditionsverein gefeiert, der unbedingt zu retten sei, alleine für seine treuen Fans. Nun will ich Wattenscheid 09 nicht das Label als Traditionsverein absprechen und schon gar nicht den Fans der Schwarz-Weißen zu nahe treten, möchte aber doch daran erinnern, dass der Aufstieg des Klubs in die Bundesliga 1990 vor allem einem Geldgeber zu verdanken war und dass die SG 09 seit Menschengedenken dafür steht, nicht sonderlich viel Publikum anzulocken. In seinen Erfolgsjahren war der Verein die graueste Maus, die man sich nur vorstellen konnte.

Bei Tradition verklärt sich der Blick, wird die Debatte unscharf. Und geht es nicht eigentlich auch vielmehr um eine „Erinnerung“ an Fußball? Als Klubs wie Wattenscheid 09 oder der Wuppertaler SV noch „oben“ mitspielten? Stehen sie nicht stellvertretend für jene „gute alte Zeit“, als das Kapital (angeblich) noch kein Interesse am Fußball hatte und von Fußball spielenden Unternehmen wie Red Bull nichts zu sehen war? Es gibt ein ganzes Bündel von Vereinen, die in diesem Kontext leuchtende Augen auslösen: Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen, Kickers Offenbach, Waldhof Mannheim, SpVgg Bayreuth, Schweinfurt 05, Chemnitzer FC, Rot-Weiß Erfurt, VfB Oldenburg oder VfB Lübeck, um nur eine Handvoll zu nennen. Für jene Klubs ist die Existenz im Schatten des Eventfußballs doppelt schwer. Denn ihre Vergangenheit ist auch Last und sorgt für Handlungsdruck nahe der Unvernunft. Die Zugkraft des traditionsreichen Namens hilft zwar bei der Sponsorensuche, lockt aber zugleich Finanzhasadeure an, die das Blaue vom Himmel versprechen. Und die treue Fanszene garantiert einerseits das Überleben und verleitet andererseits zu waghalsiger Finanzpolitik, weil die Ungeduld zu groß ist. Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt?

Gejammert wird – gerne mit empörtem Verweis auf DFB, DFL oder überhaupt Kommerzfußball – über die Rahmenbedingungen. „Alle wollen an die fetten Fleischtöpfe“, sagte Christopher Fiori, Geschäftsführer von Kickers Offenbach, gegenüber „Sport1“. Während in der Regionalliga kümmerliche 90.000 Euro fließen, sind es in der 3. Liga gegenwärtig 1,1 Millionen und in der 2. Bundesliga gar zehn Millionen Euro. Fiori: „Das lässt den einen oder anderen in die Unvernunft abgleiten.“ Eine fatale Dynamik, denn die Klubpolitik wird einseitig an einer limitierten Zahl von Geldtöpfen ausgerichtet. Das war im Leistungsfußball natürlich schon immer so, doch derart unter Druck wie aktuell standen die Klubs selten. Zumal es kein Entrinnen gibt. Denn wer es durch das Nadelöhr Regionalliga tatsächlich in die 3. Liga schafft, kommt auch dort nicht zur Ruhe. Von 19 Drittligaklubs der Saison 2017/18 waren 15 mit durchschnittlich 662.000 Euro verschuldet. Ihre Hoffnung: der so genannten „Pleiteliga“ entgehen und in die 2. Bundesliga aufrücken, wo die wirklich üppigen TV-Gelder fließen. Dass die 3. Liga unter diesen Umständen zur Insolvenzmaschine wird (zuletzt VfR Aalen, FSV Frankfurt, Chemnitzer FC, Rot-Weiß Erfurt) darf nicht überraschen.

Zuspitzung der Ligapyramide

Nun ist unstrittig, dass die Rahmenbedingungen zwischen 3. Liga und den fünftklassigen Oberligen schwierig sind. Der ökonomische Druck aus dem Kommerzfußball kommt „unten“ an. Die vielen Tausend bestens ausgebildeten Fußballer, die im Profilager keinen Platz gefunden haben, sorgen für eine nie dagewesene spielerische Qualität, kosten aber auch ihren Preis. Die Infrastruktur ist teuer. Die Schnittstelle der Unvernunft liegt übrigens nicht in der 3. Liga, sondern in der Regionalliga, wo die unsägliche „Meister müssen aufsteigen“-Problematik erschwerend hinzukommt und dafür sorgt, dass sich Klubs erst mit hohem Risiko verschulden, um dann trotz Meisterschaft doch nicht aufzusteigen.

Dennoch ist die gebetsmühlenartige Wiederholung von Schlagwörtern wie „Überlebenskampf“, „Verantwortung des DFB“ oder „Wir brauchen mehr TV-Geld“ ermüdend. Denn schlussendlich ist es eine Systemfrage. Leistungsfußball ist ein kapitalistisches System, da macht man entweder mit und unterwirft sich den Regeln oder lässt es bleiben. Leider ist der Lerneffekt vor allem bei Traditionsvereinen (und auch deren Fans!) gering bis nicht existent. Tradition wird häufig als Berechtigungsschein für einen Platz im höherklassigen Fußball betrachtet. Doch höherklassiger Fußball hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Werfen wir mal einen kurzen Blick auf die Entwicklung der Ligapyramide. 1963 gab es in den beiden deutschen Staaten 100 Erst- und 200 Zweitligisten. 1981 schrumpften die Zahlen auf 32 Erst- und 56 Zweitligisten, seit 1994 sind es jeweils 18 Erst- bzw. Zweitligisten. Auf Drittligaebene sank die Zahl von 250 im Jahr 1981 auf aktuell 20, und selbst in der Viertklassigkeit sind heute nur noch 72 Teams vertreten. Es hat eine ungeheure Verdichtung des Leistungsfußballs in Deutschland gegeben.

Daraus ergibt sich die logische Konsequenz, dass eine Menge Vereine herausgefallen sind und auch nie zurückkehren werden. Die meisten wird man wohl nicht vermissen, oder weiß noch jemand, dass der SC Concordia Hamburg über Jahrzehnte zu den führenden Amateurvereinen in Norddeutschland zählte? Und selbst Traditionsklubs wie Schwarz-Weiß Essen fehlen wohl nur wenigen. Zur drastisch verschlankten Ligapyramide – noch einmal: von etwa 330 Erst- bis Drittligisten der späten 1980er-Jahre sind 2019 ganze 56 geblieben – gesellen sich neue Player wie RB Leipzig und Hoffenheim. Dazu kommen die üblichen Bewegungen innerhalb der Pyramide, drängten Klubs wie Mainz 05 oder FC Augsburg erfolgreich nach oben. Daraus ergibt sich ein Dominoeffekt, rutschten langjährige Bundesligisten wie VfL Bochum, 1. FC Kaiserslautern, MSV Duisburg und die Ostvereine (deren Schicksal freilich Spezialfälle sind) aus der Erstklassigkeit und kämpfen heute bisweilen in der 3. Liga ums Überleben.

Halten wir also fest: Das Geld ist knapp (war es immer), und die Ligapyramide ist schlanker geworden. Kosten für Spielergehälter, Infrastruktur und Umfeld explodierten im Zuge der Turbokapitalisierung des „großen“ Fußballs, dessen Effekte sich in sämtliche Nischen ausgedehnt hat. Ein traditionell am Sonntagnachmittag spielender Viertligist steht heute in Konkurrenz mit dem englischen Premier-League-Klassiker Liverpool gegen Manchester United, der für ein paar Cent im Klubhaus live verfolgt werden kann. Zugleich haben sich die großen Sponsoren vom kleinen Fußball abgewandt und konzentrieren sich auf die ganz großen Namen wie Cristiano Ronaldo oder Manchester City. Hinzu kommt der demografische Wandel. Mit den Ehrenamtlichen, die viele Vereine auch der alten dritten und vierten Ligen über Jahrzehnte zusammengehalten haben, verschwinden auch die typischen Kleinsponsoren aus dem Mittelstand, die mit ihren regelmäßigen Geldbeträgen zum Spielbetrieb beigetragen haben. Sie geben ihre Unternehmen auf oder versterben, und die Erbengeneration hat andere Interessen als den lokalen Fußballklub. Letzteres gilt auch für die Zuschauer, die sich längst nicht mehr mit einem Fingerschnipp aktivieren lassen, nur weil der Ball rollt und der Grill angeworfen wird. Alles in allem ein toxisches Gemisch, das bereits seit den 1980er-Jahren brodelt und immer größere Blasen bildet. Vor allem bei jenen Klubs, die innerhalb eines Systems, in dem quasi ausschließlich „viel Geld“ als Antrieb funktioniert, verzweifelt nach oben wollen.

Information
Dieser Text ist aus Ausgabe 15 des Zeitspiel-Magazins, welcher uns im Rahmen unserer Kooperation mit dem Magazin zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurde.

Bildnachweis: 

“Wuppertal – Stadion am Zoo 2008” by Ies is licensed under CC BY-SA 3.0

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Was hat dich bloß so ruiniert? https://120minuten.github.io/was-hat-dich-bloss-so-ruiniert/ https://120minuten.github.io/was-hat-dich-bloss-so-ruiniert/#comments Wed, 18 May 2016 09:45:34 +0000 https://120minuten.github.io/?p=2099 Weiterlesen]]> Rot-Weiss Essen. Ein klingender Name für Fußball-Traditionalisten. Deutscher Meister in 50er-Jahren. Von Helmut Rahn über Manni Burgsmüller bis hin zu Mesut Özil kann man eine ganze Reihe namhafter Fußballer aufzählen, die das RWE-Trikot übergestreift haben. Seit der Saison 2012/13 spielt RWE im nagelneuen Stadion Essen, einer reinen Fußballarena. Zu den Heimspielen kommen im Schnitt mehr als 7.000 Zuschauer. Im Verein scheint weit mehr Potential zu stecken, als es die aktuelle Platzierung in der viertklassigen Regionalliga West vermuten lässt.

Doch im bezahlten Fußball war Essen zuletzt vor zehn Jahren vertreten, musste sogar einmal hinab in die Untiefen der fünftklassigen NRW-Liga, ein Insolvenzantrag war vorausgegangen. Fünf Spielzeiten in Folge hängt RWE nun schon in der Regionalliga fest und lief dabei nie in der Nähe von Platz 1 ein, der einem ein Los für die Auftstiegslotterierelegation verschafft. Das Essener Schicksal teilen viele Vereine mit langer Geschichte und großer Fanbasis. RWE scheint sein Potential auf dem Platz nicht in Ergebnissen umsetzen zu können. In Liga 2 und 3 haben sich längst andere Vereine etabliert. Warum tut sich Essen so schwer in Liga 4? Die Antwort liefert ein genauerer Blick auf die jüngsten Ereignisse im Verein. Interne Interessenkonflikte und Querelen, wechselwillige Spieler, Inkonstanz auf dem Platz und an der Seitenlinie gipfelten im erneuten Nichtaufstieg. Die oft bemühte „Unruhe in Verein und Umfeld“ – in Essen ist sie hautnah erlebbar. Uwe muss als Fan der Essener das ganze Elend aus nächster Nähe erleben. Ein Erfahrungsbericht aus der Regionalliga.

Autor: Uwe Strootmann, imschattendertribuene.com

Wo fing es an?

Um die aktuelle Saison und sportliche Situation in Essen besser zu verstehen, gilt es meiner Meinung nach, einige Zeit zurückzublicken. Der Vorlauf für diese momentan so dramatische sportliche Situation beginnt im Februar bzw. März 2014. Nacheinander wurden mit Dr. Uwe Harttgen ein neuer Sportvorstand und kurze Zeit später mit Marc Fascher ein neuer Trainer verpflichtet. Der wurde nötig, da der bisher dienstälteste Trainer des RWE, Waldemar Wrobel (mit 3,5 Jahren Amtszeit), entlassen wurde. Sportliche Stagnation war der Grund. Die erste große Amtshandlung von Dr. Uwe Harttgen. Die zweite Kerbe in des Sportvorstands Gürtel war die Abschaffung der in Fankreisen überaus beliebten „Zwoten“. Die U17 und die U19 sollten stattdessen mehr im Fokus stehen und junge Spieler direkt den Weg in die erste Mannschaft gehen.

Uwe Harttgen
Uwe Harttgen - Quelle: jawattdenn.de

Uwe Harttgen – Quelle: jawattdenn.de

Uwe Harttgen: Ex-Bundesliga-Profi, danach überwiegend in der Nachwuchsarbeit, u.a. bei Werder Bremen, tätig. Von Januar 2014 bis März 2015 Sportvorstand bei RWE. Verlängerte den Vertrag mit Trainer Marc Fascher ohne Zustimmung des Aufsichtsrats und musste gehen.

Der Verein stellte sich also auf, um professionell den Weg in die Dritte Liga anzugehen. Was auch in der Herbstmeisterschaft 2014/15 mündete. Der Weg dorthin war sportlich jedoch ein zermürbender: der Stil, den Marc Fascher spielen ließ und die Außendarstellung von Dr. Uwe Harttgen erwiesen sich als bisweilen unansehnlich und unnahbar. Das Umfeld rund um die Hafenstraße war ob der beiden Protagonisten alles andere als erfreut. Die beiden (kühlen) Norddeutschen passten nicht in den (emotionalen) Pott, so der allgemeine Tenor. Lediglich der Tabellenplatz kittete immer wieder die stets größer werdenden Risse im Vereinsgebälk.

 

„Im Gegenteil. Ich habe eher den Eindruck, dass die vielen Negativerlebnisse der Vergangenheit ein Misstrauen hervorgerufen haben. Dieser Verein lebt auch deshalb seine Tradition so aus, weil die Hoffnung auf Erfolge in der Gegenwart und Zukunft nicht sonderlich ausgeprägt ist. Da fehlt es an der einen oder anderen Stelle an Zuversicht.“

UWE HARTTGEN IM INTERVIEW BEI 11FREUNDE IM FEBRUAR 2015

Die Mannschaft wurde von Marc Fascher zudem mit Argusaugen bewacht. Er hatte „seine Elf“. Komme was da wolle. Der Rest im Kader konnte sich auf dem Trainingsplatz noch so anbieten – in der Aufstellung spiegelte sich die Trainingsform nicht oder kaum wieder. Kein Wunder also, dass die Neuzugänge der vorletzten Winterpause vor der Verpflichtung des neuen Trainers eigentlich gar keinen Zugang in die Welt des Marc Fascher fanden und das Geschehen auf dem Platz meist von draußen mitansehen durften. Gift für eine jede Mannschaft.

Marc Fascher
Marc Fascher - Quelle: jawattdenn.de

Marc Fascher – Quelle: jawattdenn.de

Marc Fascher: im Alter von 32 Jahren startete Marc Fascher seine Trainerlaufbahn. Den Fünftligisten Concordia Hamburg führte er in die vierthöchste Spielklasse. Mit seinem nächsten Verein Kickers Emden gelang ihm ebenfalls der Aufstieg – diesmal in die dritthöchste Spielklasse. Der Defensiv-Spezialist war danach u.a. für Preußen Münster und Hansa Rostock tätig, bevor er bei RWE übernahm.

Weitere Stolpersteine im Saisonverlauf 14/15 waren der positiv getestete Cebio Soukou und die eigenmächtigen Handlungen nebst heimlicher Verhandlungen des Sportvorstandes. Die weiteren Folgen: Punktabzug und Sperre des Spielers Soukou. Absturz vom Tabellenthron bis hinunter auf Platz fünf. Fristlose Kündigung von Uwe Harttgen und kurz danach auch die Entlassung von Trainer Marc Fascher im März. Einmal also die ganze Palette dessen, was im Verlaufe einer Saison so alles schief gehen kann. Wenn Rot-Weiss Essen ins Klo greift, dann aber richtig!

Der Gewinn des Niederrheinpokals 2015 unter dem beliebten und erfolgreichen Jugendtrainer Jürgen Lucas und die damit verbundene Teilnahme an unser aller DFB-Pokal wirkte nochmal wie Balsam für die wunde Seele der großen RWE-Fangemeinde. Es galt also wieder einmal, nach einer Saison einen großen Haufen Scherben zusammenzufegen und zugleich für die bevorstehende Saison 2015/16 endlich die richtigen Personalentscheidungen zu treffen. Die sportliche Leitung übernahm mit Andreas Winkler der bisherige und ziemlich erfolgreiche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des RWE. Er konnte eine respektable sportliche Vita vorweisen und war zudem seit 2000 an der Hafenstraße in verschiedensten Funktionen auf und neben dem Feld tätig.

Andreas Winkler
Andreas Winkler - Quelle: jawattdenn.de

Andreas Winkler – Quelle: jawattdenn.de

Andreas Winkler: spielte in seiner Jugend beim FC Bayern und lief für eine ganze Reihe von Klubs in der 2. und 3. Liga auf, zuletzt 2002 für Rot-Weiss Essen. Ab 2003 leitete er Essens Nachwuchsleistungszentrum und schloss 2013 die Ausbildung zum Fußballlehrer beim DFB ab. Seit der Saison 2015/16 hat Winkler die Funktion des Sportvorstands bei RWE inne.

2015 sicherte sich RWE den Niederrheinpokal - Quelle: jawattdenn.de

2015 sicherte sich RWE den Niederrheinpokal – Quelle: jawattdenn.de

Die erfolgreiche Ausbildung zum Fußballlehrer absolvierte Andreas Winkler zeitgleich mit einem jungen Trainer namens Jan Siewert. Den DFB-Offiziellen gefiel Jan Siewert schon während seiner Ausbildung fachlich und menschlich so gut, dass er direkt einen unbefristeten Anschlussvertrag als Co- Trainer der DFB-Talente im Bereich U18 und U17 erhielt. Es war also quasi Beamtenstatus, den Jan Siewert zu Saisonbeginn 15/16 aufgab, um dem Werben von Rot-Weiss Essen nachzugeben. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es Andreas Winkler war, der sich seines Jahrgangskollegen erinnerte. Das neurotisch unruhige Umfeld rund um die Helmut-Rahn-Statue runzelte direkt erstaunt die Stirn. Jan..wer? Mit 32 Jahren war Siewert der jüngste Cheftrainer bei RWE seit fast 40 Jahren.

Dazu muss man wissen: Natürlich werden hier in Essen stets 99% aller Trainerverpflichtungen zunächst abgelehnt, hat ein jeder doch mindesten zehn eigene Favoriten auf dem Zettel. Und dann ist da noch der überhöhte Anspruch eines Umfelds, das Personalentscheidungen auf Zweitliganiveau erwartet – mindestens. Zudem darf es definitiv auch keiner vom Schalker Markt sein.

Jan Siewert
Jan Siewert - Quelle: jawattdenn.de

Jan Siewert – Quelle: jawattdenn.de

Jan Siewert: als Fußballer spielte er auf Oberliga-Niveau, beendete seine Laufbahn als Spieler aber bereits 2009 im Alter von 27 Jahren. Anschließend arbeitete er als Nachwuchskoordinator beim DFB, machte seine Fußballlehrerlizenz und war Co-Trainer der DFB U18 und U17. Zu Saisonbeginn 2015/16 übernahm er das Traineramt bei Rot-Weiss Essen.

Da aber Neutrainer Siewert vorab „Hafenstraßenfußball“ versprach, ohne diesen Begriff weiter zu definieren, schienen die notorischen Zweifler erst einmal beruhigt. Es war eigentlich ein guter Gedanke, es mit einem fachlich bestens ausgebildeten Trainer zu versuchen. Zudem jung an Jahren und gewillt, lange Zeit für Rot-Weiss Essen an der Seitenlinie zu stehen. Die fehlende Vereinserfahrung wich argumentativ der alljährlichen Vorfreude.

„Wer die Chance hat, einen Verein wie RWE zu trainieren, der muss einfach zugreifen. Das hohe Maß an Emotionalität, das diesen Klub auszeichnet, passt ausgezeichnet zu meiner Auffassung vom Fußball. Ich stehe für eine leidenschaftliche Spielweise und fordere von meinen Spielern Leidenschaft ein. Ich freue mich schon sehr darauf, mit meiner Mannschaft vor den fantastischen RWE-Fans aufzutreten.“

JAN SIEWERT IM INTERVIEW MIT DEM DFB IM JUNI 2015

Was ist passiert?

Die Kaderplanung wartete mit einigen Überraschungen auf, aber auch hier gilt die Essener Regel seit 1907: Jeder Neuzugang ist erst einmal ein schlechter Neuzugang und zig andere Spieler wären besser geeignet. Unter Vertrag waren natürlich auch noch viele Spieler von „Faschers Eleven“ und jene, die sich seiner nicht würdig erweisen konnten. Und dann war da ja auch noch der prominenteste Neuzugang, der eigentlich keiner war: Die Hoffnungen ruhten vor allem auf Cebio Soukou und seinem bisweilen ungestümen Drang Richtung Gegners Tor. Soukou wurde während der Verhandlungen seines Dopingfalls und der Sperre vom Verein über Gebühr unterstützt, ohne es jedoch zu müssen. Es war also Zeit für den Spieler, zurückzuzahlen. Die Trauben hingen wie immer hoch.

Cebio Soukou
Cebio Soukou - Quelle: jawattdenn.de

Cebio Soukou – Quelle: jawattdenn.de

Cebio Soukou: kam 2012 vom VfL Bochum II und wurde im Verlauf der Saison 12/13 zum Stammspieler und Leistungsträger. Im Dezember 2014 wurde Soukou positiv auf das leistungssteigernde Methylhexanamin getestet. Ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel soll Schuld daran gewesen sein. Rot-Weiss Essen unterstützt den Spieler, gibt eine Analyse des Nahrungsergänzungsmittels in einem unabhängigen Labor in Auftrag. Soukou wird für mehrere Monate gesperrt. Als er im Sommer wieder spielberechtigt ist, scheint er bereits Wechselabsichten zu hegen. Soukou forciert seinen Wechsel zu einem höherklassigen Team, RWE-Trainer Jan Siewert sagt im November 2015 über ihn: „Wenn man merkt, dass ein Spieler mit seinen Gedanken nicht voll dabei ist, muss man sich nach Alternativen umschauen“

Zudem stand und steht der Verein abseits des Platzes durch die Arbeit von Prof. Dr. Michael Welling als Vereinschef und seinen unglaublich engagierten und kompetenten Mitarbeitern auf finanziell gesunden Füßen. Die Vorfreude war groß, die Erwartungshaltung war klar: Ligameister und Aufstieg. Was kümmert uns diese unselige Flaschenhalspolitik des DFB, um langsam, aber sicher einen „Closed Shop“ der Profiligen zu installieren? ‚Nur der RWE!‘, so das Motto. Da aber Rot-Weiss Essen immer genau dann eine tragische Figur abgibt, wenn man sich schon der Abendsonne entgegen reitend wähnt, wurde direkt das erste Saison- und Heimspiel mit 0:3 gegen den SC Wiedenbrück verloren. Nicht nur die fest eingeplanten Punkte waren an jenem Tag weg; auch die bisherige Mannschaftshierarchie wurde von Jan Siewert umgekrempelt. Neuer Spielführer und eine neue „Achse“ auf dem Spielfeld also. Zudem eine neue Nummer 1 im Tor.

Michael Welling
Michael Welling - Quelle: jawattdenn.de

Michael Welling – Quelle: jawattdenn.de

Prof. Dr. Michael Welling: ist Wirtschaftswissenschaftler, arbeitete als Lehrbeauftragter an der Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und beim internationalen Sportrechtevermarkter Sportfive. Seit 2010 ist er geschäftsführender 1. Vorsitzender von RWE.

Das nächste Spiel war aber schon der Auftritt im  DFB-Pokal gegen den alten Westrivalen Fortuna Düsseldorf. Die Auftaktpleite war vergessen. Vor ausverkauftem Haus boten die Essener den Düsseldorfern einen leidenschaftlichen Kampf. Das Stadion Essen bebte. Raus mit Applaus. Erst danach begann die Saison so richtig und brachte neben einigen Enttäuschungen auch ein beinahe unglaubliches 9:1 gegen den TuS Erndtebrück. Und doch wurde immer offensichtlicher, dass es innerhalb der Mannschaft nicht stimmen konnte. Cebio Soukou wollte gar nicht zurückzahlen! Als Spieler mit mehr Beratern als Fußballschuhen wollte er seine Freigabe Richtung Erzgebirge Aue mit Lustlosigkeit erzwingen und setzte dem Verein so die Pistole auf die Brust. Ein Spieler demonstrierte hier eindrucksvoll seine Macht, wenn es darum geht, sich aus einem bestehenden Vertragsverhältnis zu befreien. Ebenso eindrucksvoll hat Cebio Soukou seine Undankbarkeit gegenüber Verein und Fans erwiesen.

trister Herbst: RWE lässt in der Hinrunde viele Punkte liegen - Quelle: jawattdenn.de

trister Herbst: RWE lässt in der Hinrunde viele Punkte liegen – Quelle: jawattdenn.de

Auch der im Vorfeld durchaus als problematisch eingeschätzte Neuzugang aus Aachen, Kevin Behrens, erwies sich seines Rufes würdig. Natürlich gehören immer zwei Seiten dazu, wenn Probleme im Miteinander auftauchen. Fakt ist jedoch: Mit Behrens und Soukou verließen zum Jahresende 2015 zwei Spieler die Hafenstraße, in die große Hoffnungen gesetzt wurden. Der verbliebene Rest wurde durch Jan Siewert in immer wieder veränderter Startaufstellung auf den Platz geschickt. Gab es für Marc Fascher nur die erste Elf, konnte Jan Siewert sich kaum für eine solche entscheiden. Die Folge dessen: Unsicherheit auf dem Feld und zunehmende Unzufriedenheit daneben. Auch auf der Tribüne herrschte durch die Auflösung der Ultras Essen eine Unruhe, die nicht förderlich war und ist. Viele neue Gruppen entstanden, sehr unterschiedlich in ihrer Ausrichtung. Unruhige Zeiten an der Hafenstraße.

In der Winterpause wurden dann weitere Neuverpflichtungen getätigt, was den Abgängen, vielen Verletzten und auch den vielen Enttäuschungen der Saison geschuldet war. Allerdings schlug nach der Winterpause kaum einer der neuen Spieler ein, konnte sich so manch einer noch nicht einmal beweisen, da verletzt. Rot-Weiss Essen fühlte sich als Verein der Arbeiter und Bergmänner deren Tradition nahe und fuhr ebenfalls ein: in den Tabellenkeller! Erstaunlicherweise genoss Jan Siewert dennoch weiterhin Kredit bei den Fans. Es hatte wohl kaum einer mehr Lust auf einen erneuten Trainerwechsel. Im Laufe der Rückrunde hielt sich der RWE gerade noch über dem ominösen Strich, auch wenn sich die lokale Sportzeitung kaum noch einkriegen konnte und sogar während eines laufenden Spieltages einen Artikel brachte, der RWE wäre justament auf einem Abstiegsrang gelandet.

Nach Abpfiff stand die Mannschaft zwar wieder knapp darüber, aber der Spieltag veranschaulichte die gefährliche Dynamik ziemlich trefflich. Denn auch die Beziehung zu eben jener Sportzeitung, dem RevierSport, ist beidseitig keine gute. Artikel können, geschickt lanciert, weitere Unruhe nach sich ziehen. Die Mannschaft als solche hatte den Kredit bei den Fans mittlerweile endgültig verspielt und auch Sportdirektor und Trainer waren zum verbalen Abschuss freigegeben. Als Folge dessen gab es gegen den SV Verl einen Teilboykott der Westtribüne. Teilboykott daher, weil die Fans hier gespaltener Meinung waren. Zu lustlos war der Auftritt fünf Tage zuvor in Düsseldorf.

Leider waren Teile des RWE-Anhangs mittlerweile nicht mehr in der Lage, Kritik konstruktiv an den „Mann“ zu bringen! Mannschaft, Trainer und Verantwortliche mussten sich vieles anhören, lesen und gefallen lassen, was , bei aller Enttäuschung, nichts mehr mit einem respektvollen Miteinander zu tun hatte. Zu verroht war der Ton in den „sozialen“ Medien, zu offen die Beleidigungen und die Androhung von Gewalt.

Die absolute Fassungslosigkeit und der Schmerz über den Saisonverlauf war verständlich, die Reaktionen nicht. Nicht nur, dass der angepeilte Aufstieg schon früh in der Saison nur noch Illusion war. Nun drohte, Anfang April 2016, sogar der erste sportliche Abstieg in die Fünftklassigkeit seit 1907. Gar nicht auszumalen, was dieser Absturz in die komplette Bedeutungslosigkeit für wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen würde. Diesen Weg würde gefühlt kaum mehr einer mitgehen. Zu lang war schon die Leidenszeit in der vierten Liga, zu groß immer wieder die Hoffnungen, zu bitter die sportlichen Enttäuschungen.

Doch zurück zur Mannschaft: Trainer Jan Siewert übte sich immer mehr in Durchhalteparolen und zeigte interne Stärke durch weitere temporäre Suspendierungen. Der Verein hielt noch am Trainer fest, sicher nicht nur die sportliche Belange im Kopf, sondern auch die wirtschaftlichen Konsequenzen bedenkend.

bittere Heimniederlage gegen SF Lotte Anfang April 2016 - Quelle: jawattdenn.de

bittere Heimniederlage gegen SF Lotte Anfang April 2016 – Quelle: jawattdenn.de

Das Umfeld jedoch hatte es einfach nur noch satt. Dem Sieg im „Boykottspiel“ gegen den SC Verl folgte eine weitere Niederlage bei der stets zu hoch gehandelten Kölner Viktoria und die nächste Schlappe ließ nicht lange auf sich warten: Die 0:2-Niederlage gegen die Sportfreunde Lotte am 2. April war nicht nur ein weiterer Dämpfer im Abstiegskampf und hatte einige hässliche Szenen nach dem Spiel zur Folge, sondern bedeutete auch das letzte Spiel für Jan Siewert als Trainer von Rot-Weiss Essen. Am nächsten Tag wurde er von seinen Aufgaben entbunden und freigestellt. Seine Papiere bekam er sinnbildlich durch den sportlichen Leiter Andreas Winkler überreicht. Dessen Ablösung fordern auch viele Fans, da sie (mich eingeschlossen) ihn für eine völlig verfehlte Einkaufspolitik im Vorfeld und Verlauf dieser Saison verantwortlich machen.

Für einen Tag übernahm wieder der schon anfangs erwähnte und hoch geschätzte Jugendtrainer Jürgen Lucas, ehe im Handumdrehen ein neuer Trainer präsentiert wurde: Sven Demandt soll es nun richten und den Abstieg verhindern. Im Spiel Eins nach Jan Siewert gelang das auch prompt (der Trainerwechsel und seine psychologische Wirkung). Das Überraschungsteam aus Ahlen wurde in Ahlen mit 2:1 bezwungen.

der Auswärtssieg in Ahlen sorgt für Erleichterung im Abstiegskampf - Quelle: jawattdenn.de

der Auswärtssieg in Ahlen sorgt für Erleichterung im Abstiegskampf – Quelle: jawattdenn.de

Um Ahlen herum aber bleibt wohl einmal mehr nur das Fehlverhalten einiger weniger im Gedächtnis – im RWE-Gästeblock war Pyotechnik abgebrannt und das Spiel daraufhin unterbrochen worden.  

Als Fazit bleibt folgende Erkenntnis: Der Misserfolg dieser Saison 2015/16 kann nicht losgelöst von der Ära Fascher und Harttgen betrachtet werden, die dem Verein Rot-Weiss Essen in seiner sportlichen Entwicklung zwei bis vier Jahre gekostet hat und kosten wird. So meine Einschätzung.


So steht Rot-Weiss Essen am Ende der Saison wieder mit leeren Händen da. Im besten Fall kann der Abstieg abgewendet und wiederum der Reset-Knopf gedrückt werden. Eine große Fanbasis, ein engagierter Präsident, ein drittligareifer Etat, ein Nachwuchsleitungszentrum, ein neues Stadion – auf dem Papier erfüllt der Fußballstandort Essen alle Anforderungen für Profifußball. Dennoch muss man sich an der Hafenstraße auf ein weiteres Jahr in der Viertklassigkeit einstellen, im Optimalfall. Der Verein tritt auf der Stelle. Das Beispiel aus Essen zeigt, was alles schief gehen kann, in einer Saison, in einem Verein. Die Verkettung von Fehlentscheidungen und unglücklichen Ereignissen hat einen Strudel erzeugt, der selbst einen haushohen Favoriten in den Abstiegskampf hinunterziehen kann, wo man mit Teams wie TuS Erndtebrück oder der SSVg Velbert ums Überleben kämpft.

Beitragsbild: Wir bedanken uns beim RWE-Fanzine jawattdenn, dessen umfassenden Bilderfundus wir zur Bebilderung dieses Texts nutzen durften.

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Gedopt. Gesperrt. Verheimlicht. Wie der DFB einen Dopingfall nicht veröffentlichte https://120minuten.github.io/gedopt-gesperrt-verheimlicht-wie-der-dfb-einen-dopingfall-nicht-veroeffentlichte/ Thu, 12 Nov 2015 19:01:55 +0000 https://120minuten.github.io/?p=1676 Weiterlesen]]> Doping im Fußball ist nicht unüblich auch wenn das Thema nur selten öffentlich thematisiert wird. CORRECT!V hat sich einen Dopingfall in der Regionalliga vorgenommen, der nicht publik wurde. Wollten die Verantwortlichen den Fall vertuschen oder den Dopingsünder schützen? 

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